Название: Wörterbuch alttestamentlicher Motive
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Издательство: Автор
Жанр: Религия: прочее
isbn: 9783534724758
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1 Baum der Erkenntnis
Gott ließ im → Garten Eden allerlei Bäume aus dem Boden wachsen. Als mitten im Garten stehend, werden der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse und der Lebensbaum erwähnt (Gen 2,9). Gott verbietet jedoch dem Menschen von ersterem zu essen. Wenn er dieses Gebot übertrete, müsse er sterben (Gen 2,17). Dieser Baum bezeichnet die konstitutive Schöpferweisheit Gottes, deren Usurpierung zum Ausschluss vom Baum des Lebens führt (Gen 3,22). Auffallend ist, dass nie eine botanische Spezifikation des Baumes genannt wird, sondern er nur immer mit einer Um- bzw. Beschreibung, wie „mitten im Garten“, „der Baum“ oder „der Baum, von dem ich dir gebot, du sollst nicht davon essen“, bezeichnet wird. Erst auf altchristlichen Sarkophagen wird er zum Feigenbaum (nach Gen 3,7), später auch zum Weinstock oder zur Palme. Als Apfelbaum tritt er erstmals bei Cyprian von Gallien auf (Heptateuch I,66–106). Möglicherweise geht diese Vorstellung auf die Vulgata zurück. Der Gleichklang von malus „der Apfel“ und malum „das Böse“ könnte eine Rolle gespielt haben. Die Menschen essen davon und übertreten das Gebot Gottes, worauf die Vertreibung aus dem Garten Eden erfolgt. Gott bleibt vorbehalten, zu wissen, was gut und böse ist. Die Frucht des Baumes zu essen ist daher eine Anmaßung des Menschen, der durch diese Übertretung wie Gott geworden ist und teilhat an der konstitutiven Schöpferweisheit Gottes (Gen 3,22). Obwohl nach diesem Ereignis der Mensch die Unterscheidungsfähigkeit von Gut und Böse besitzt, bittet Salomo um ein Herz, das hört, um unterscheiden zu können, was gut und böse ist. Diese Bitte findet Gefallen bei Gott und ihre Erfüllung wird gewährt (1 Kön 3,9.10.12). Die Ereignisse um den Baum der Erkenntnis spielen hier keine Rolle mehr. Noch im Buch Jesus Sirach (24,12–17) vergleicht sich die Weisheit mit Bäumen wie der Zeder, dem (wilden) Ölbaum, der Palme, der Platane, der Terebinthe und dem Weinstock.
2 Baum des Lebens
In Gen 2,9; 3,22 und 24 wird der Baum des Lebens in enger Verbindung mit dem Baum der Erkenntnis erwähnt. Von seinen Früchten zu essen wird jedoch nicht untersagt (Gen 2,17 und 3,3). Auch für ihn wird nirgends eine botanische Spezifikation gegeben, nur gesagt, dass er „mitten im Garten Eden“ steht (Gen 2,9). Erst nach dem Sündenfall wird den Menschen verboten, von ihm zu essen, damit sie nicht ewig leben, und es wird ihnen zusätzlich der Zugang zu ihm verwehrt. Das Motiv des Erlangens der Unsterblichkeit wird auch im Adapa-Mythos thematisiert. Sowohl im babylonischen wie im biblischen Mythos ist die Unsterblichkeit für die völlige Göttlichkeit unabdingbar. Bemerkenswert ist, dass in Gen 2,24 der Weg zum Lebensbaum grundsätzlich begehbar bleibt. Dies verdeutlicht, dass der Baum des Lebens wie auch Eden ihre Bedeutung für den Menschen behalten. Als Bild zur Umschreibung eines sittlich gelungenen Lebens isst der Gerechte von ihm (Spr 11,30), und er wird mit einem Baum an Wasserbächen verglichen, der seine Frucht zur rechten Zeit bringt und dessen Blätter nicht welken (Ps 1,3). Im Buch der Sprüche wird der Baum des Lebens noch mehrmals als Metapher verwendet. In Spr 3,18 ist er die Gottesfurcht, in Spr 13,12 die Lehre des Weisen und unter „den Augen des Herrn“ und in Spr 15,4 „eine sanfte Zunge“, d.h. eine aufrichtige Rede, die er symbolisiert. Auch im NT gewährt das Essen vom Baum des Lebens ewiges Leben (Offb 2,7). Bäume des Lebens, die zwölfmal Frucht tragen, stehen für die aufgrund der Schöpfungs- und Geschichtsplanung in Aussicht genommene Daseinsfülle in einer vollendeten Welt (Ez 47,12; Offb 22,2, vgl. Num 20,5). In ihren Monaten spenden sie ihre Früchte, und ihre Blätter dienen der Heilung der Welt. Diese Symbolik klingt bereits in den altägyptischen „Baumgartenliedern“ an, wenn der Granatapfelbaum von sich sagt, dass alle Pflanzen außer ihm vergehen, er aber zwölf Monate im Jahr steht, denn „fällt eine Blüte ab, spriesst eine Knospe hervor…“ (SCHOTT 1950, 58). Die Vorstellung eines Baumes bzw. einer Pflanze, die ewiges Lebens schenkt, ist ursprünglich im Alten Orient und in Ägypten geläufig. Im Gilgamesch-Epos (XI,268ff.) wird ein Gewächs erwähnt – dem Stechdorn ähnlich –, mit dem Gilgamesch ewiges Leben finden kann. Obwohl es ikonographisch nicht als Vorbild gedient haben kann, ist doch die geistige Beziehung auf diese Legende naheliegend. Auf zahlreichen Rollsiegeln und Bildern aber finden sich Lebensbäume als Motiv, die darüber hinaus oftmals auch die Funktion eines Weltenbaumes besitzen. Dieser Weltenbaum ist parabolisch durch Kombination zweier Vorstellungen (Herr der Tiere und Lebensbaum) zustande gekommen, welche die das Leben fördernde und schützende Macht einer Königsherrschaft (→ König, Gott als König) beschreiben. Der Lebensbaum ist häufig eine stilisierte Palme, aber bereits in Sumer wurde auch der Weinstock als Lebensbaum angesehen. Meist lagern sich im Schatten dieses Baumes Tiere oder sie richten sich an seinem Stamm auf. Der Granatapfelbaum galt im Alten Orient als der Lebensbaum schlechthin. Diese Vorstellung belegen z.B. Elfenbeineinlagen aus → Assur, die zwei Granatapfelbäume zeigen, die den Paradiesberg flankieren, von dem vier Ströme ausgehen. Auch ein göttlicher geflügelter Stier, der zwischen Palme und Granatapfelbaum steht, weist auf diese Vorstellung hin. Eine Wandverkleidung aus dem 9. Jh. v. Chr. im „Fort Salmanassar“ zeigt den Palmetten-Lebensbaum mit Granatäpfeln, flankiert von Stieren. Solche Kompositbäume gelten als Zeichen der Göttlichkeit. In Ägypten erscheint der Granatapfelbaum erstmals im sog. botanischen Garten von Thutmosis III. im Tempel von Karnak. Bald wird er in ägyptischen Liebesliedern angesprochen (vgl. Ez 47,12; Offb 22,2). Sehr wichtig war vor allem seine Frucht, die als Aphrodisiakum und Fruchtbarkeitssymbol (→ Fruchtbarkeit, menschliche) galt und im Hohen Lied (Hld 4,3; 6,7) zur Beschreibung von Schönheit verwendet wird.
Dem Lebensbaum könnten jedoch auch genuin ägyptische Vorbilder zugrunde liegen. Die Baumgöttin, die meist einer Sykomore entwächst, seltener in einer Dattelpalme dargestellt wird, spendet dem vor ihr knienden Grabherrn und seiner sehr häufig beigesellten Gemahlin Speise und Trank. Gerne wird die Baumgöttin auch mit der Himmelsgöttin Nut in Verbindung gebracht wird (Totenbuch Spruch 59 s. HORNUNG 1979). Diese gebiert jeden Morgen die Sonne neu und verkörpert damit den unendlichen Lebenszyklus. Symbolhaft steht diese Szene für das zweite ewige Leben nach dem Tode im „Gefilde der Seligen“, das dem religiös und moralisch integren Menschen nach dem irdischen Leben verheißen ist. Der Tote ist wohlversorgt in ihrem Schutz. War es ursprünglich nur der Herrscher, der nach dem Tode als „Osiris NN“ weiterlebte, so wird es nach dem Ende des Alten Reiches jeder Verstorbene. Das bedeutet, Göttlichkeit und ewiges Leben – die Überwindung des Todes – hängen bereits in Ägypten wie auch im Alten Orient zusammen, und der Lebensbaum spielt dabei eine bedeutende Rolle.
3 Zwei Bäume
Zwei Bäume stehen im Paradies, und zwei Bäume sind auch im Alten Orient und in Ägypten geläufig, wo der Dualismus in religiösen und kosmischen Vorstellungen nahezu omnipräsent ist. Von daher ist es naheliegend, dass angleichend auch in der Genesis von zwei Bäumen die Rede ist. Die beiden eng zusammengehörenden Bäume des Gartens Eden wurden auf ein Vorbild im Adapa-Mythos und auf den Text eines Zylinders von Gudea zurückgeführt. Nach diesen Interpretationen sei Adapa nicht als Einzelpersönlichkeit zu verstehen, sondern als „Menschheit“ anzusehen, und der Baum der Erkenntnis wäre nicht mit dem meist genannten Gott Ningišzida gleichzusetzen, sondern sei als Gišzida zu lesen, was Baum der Wahrheit bedeute, wohingegen Tammuz den Lebensbaum bedeuten soll. Wenn dieser sich hinwegbegibt, stirbt alles Leben auf Erden. Beide Bäume hätten ihre Beziehungen zu den Bäumen des AT. Aber der Baum der Wahrheit wäre der einzige Vorläufer des biblischen Baumes der Erkenntnis. Über den Baum der Erkenntnis führt der Weg zum Lebensbaum. Liegt die Gottgleichheit in der Bibel in der Unterscheidungsfähigkeit von Gut und Böse, so äußert sie sich in Babylon in Kenntnissen und Macht im Raum des Kosmischen. Das Leben ist eine in sich ruhende göttliche Größe. Die Möglichkeit des ewigen Lebens ist gewöhnlichen Menschen verwehrt. Anders verhält es sich aber im AT und NT, wo es der Inbegriff der Daseinsfülle ist, die Gabe, die Gott im Verlauf seiner heilsgeschichtlichen СКАЧАТЬ