Drei Historische Liebesromane: Das 1500 Seiten Roman-Paket Sommer 2021. Alfred Bekker
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СКАЧАТЬ angefertigt wird, auch seine hinreichende Notwendigkeit hat!“

      „Sprich nicht so laut, dass uns die ganze Straße hört!“

      „Warum? Ist ein Ritter und Edelmann im Lehensdienst des Kaisers Otto von Magdeburg kein standesgemäßer Umgang für eine fleißige Papierkrämerin, zu der du geworden bist?“

      Sie sah ihn an und sagte dann: „Wenn die Regeln, nachdem sich der Adel gegenüber den Bürgern verhält im Regnum von Kaiser Otto nicht völlig verschieden von den Gepflogenheiten hier sind, dann wäre das höchstens umgekehrt der Fall!“

      Bevor sie aus dem Raum gehen konnte, war er aufgestanden und hatte sie am Arm festgehalten – und sie ließ sich gerne halten. Allein diese Berührung reichte schon auf, um das unstillbare Begehren wieder in ihr aufflammen zu lassen.

      „Ich möchte das du eins weißt, Li...“

      „Was?“

      „Dass mir die Dinge, von denen du gerade gesprochen hast, vollkommen gleichgültig sind.“

      Ihre Blicke verschmolzen erneut einen Augenblick miteinander, während es an der Tür abermals klopfte.

      „Daran habe ich nie gezweifelt, Arnulf“, sagte sie.

      Die Stimme von Christos rief auf die ihr nur allzu gut bekannte Weise ihren Griechen-Namen. „Evangelia! Seid Ihr da?“

      Arnulf zog sie noch einmal an sich und küsste sie. Dann löste sie sich endgültig von ihm und lief wenig später die Treppe hinunter.

      Als Li die Tür öffnete, stand wie erwartet der Blinde Christos davor.

      „Die Spiele sind vorbei – aber ich rechne nicht damit, dass irgendeiner der anderen heute noch bei Euch auftauchen wird, um seine Arbeit zu verrichten“, erklärte der Blinde.

      „Das ist nicht so schlimm“, sagte Li – und auf Christos Stirn erschien eine Falte, die wohl seine Verwunderung darüber zum Ausdruck brachte, welcher Sinneswandel in dieser Sache bei seiner Herrin festzustellen war.

      „Ansonsten habt Ihr immer darauf wert gelegt, dass sofort nach dem Ende der Spiele mit der Arbeit fortgefahren wird“, sagte er. „Und es ist ja auch tatsächlich noch viel zu tun. Wenn die Blätter mit dem Goldfadenrand noch morgen Abend...“

      Li machte ein paar schnelle Schritte. Sie öffnete die Geldbörse, die sie auf dem Tisch abgelegt hatte, nahm eine Münze heraus und drückte sie Christos in die Hand. „Ich brauche deine Dienste heute nicht mehr“, sagte sie, „aber das soll dein Schaden nicht sein.“

      „Wie Ihr meint, Herrin.“

      „Morgen Früh geht es hier weiter!“

      „Es ist nur so...“

      „Ja?“

      „Ach, nichts“, meinte Christos. „Es steht mir nicht zu, Euch danach zu fragen, warum Ihr keine Schuhe tragt!“

      ––––––––

      Li ging wieder hinauf in ihre Kammer. Dort hatte sich Arnulf inzwischen seine Beinkleider übergestreift. Er stand mit freiem Oberkörper am Fenster und schob vorsichtig das Alabaster etwas zur Seite, mit dem die Fensteröffnung verhängt war. Er konnte vermutlich von seinem Standpunkt aus beobachten, wie Christos die Straße entlang ging.

      Sie sahen sich an und allein schon die Erinnerung an das Geschehene ließ ihre Sehnsucht erneut aufkeimen. Vielleicht war diese Begegnung die einzige, die ihnen blieb. Wer konnte schon sagen, wann die Umstände sie wieder auseinanderreißen würde und sie sich vielleicht nie wieder sahen.

      Er ging auf sie zu, strich ihr über das Haar und die Schultern. Dann schmiegte sie sich an ihn. „Mit so zerzausten Haaren sollte sich eine Herrin nur dann an der Tür zeigen, wenn sie sicher ist, dass es ein Blinder ist, der klopft“, flüsterte er.

      „Ja, aber ich hätte Schuhe anziehen sollen!“, erwiderte sie und stellte sich dann auf die Zehenspitzen, um ihn zu küssen.

      Arnulf hob sie hoch und sie ließ sich bereitwillig von ihm auf das Lager betten. Dabei küssten sie sich immer wieder voller Leidenschaft. Ihre zweite Vereinigung war wilder und heftiger als die erste. Der letzte Vorbehalt war nun fort, die letzten Hemmungen von ihnen abgefallen und als sie dem Gipfel ihrer Lust entgegenstürmten, hatte Li einige Augenblicke das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Noch eine ganze Weile, nachdem sie sich dann in vollkommener Erschöpfung in den Armen lagen, rang sie nach Atem.

      Es hatte seit ihrer Verschleppung aus Xi Xia nicht viele Momente vollkommenen Glücks gegeben, aber auf diesen Augenblick traf die Bezeichnung ohne Einschränkung zu. Es war ein Traum und so realistisch sie auch ansonsten in ihrer Art zu denken war, so weigerte sie sich einfach, an das Erwachen zu denken.

      „Man sollte den Bulgaren dankbar sein, dass sie Thracien überrannt haben und die Stadt belagern...“

      „Wie kommst du darauf, Li?“

      In ihren dunklen Augen blitzte es, als sie ihn ansah. „Weil es dir dann auf absehbare Zeit zumindest auf dem Landweg unmöglich sein wird, die Stadt zu verlassen!“

      „Und das ist in deinem Sinn?“

      „Es ist mein größter Wunsch.“

      Er erwiderte ihren Blick auf eine Art und Weise, die sie einen Moment vermuten ließ, dass er ihr eigentlich noch etwas hätte sagen wollen. Aber was es auch sein mochte, es hätte jetzt nur ihren Traum gestört und der würde vermutlich kurz genug sein. Er öffnete die Lippen und bevor er das erste Wort hervorbringen konnte, hatte sie ihn bereits erneut geküsst.

      „Li...“

      „Nicht jetzt, Arnulf. Was es auch sein mag, ob du bald ein Schiff besteigst, dein Kaiser dir irgendeinen hochgefährlichen Auftrag übermitteln ließ oder vielleicht dir zu Hause in Magdeburg vielleicht eine Braut von Adel versprochen wurde... Erzähl es mir ein anderes Mal! Denn jetzt will ich um nichts in der Welt, dass das Glück dieses Augenblicks durch irgendetwas geschmälert wird!“

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