Название: Vom blauen Dunst zum frischen Wind
Автор: Cornelie C Schweizer
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
Серия: Hypnose und Hypnotherapie
isbn: 9783849782832
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2.5.5Schädlichkeit des Passivrauchens
Deutschlands Raucher exhalieren jährlich 7.500 Tonnen Kohlenwasserstoffe. Wer neben einem Raucher sitzt, atmet zwar nur 1 % der giftigen Stoffe ein, die ein Raucher inhaliert, dafür liegt aber die Konzentration vieler Gifte im Rauch, der ohne Umweg direkt in die Luft strömt, erheblich höher als im Rauch, den der Raucher selbst inhaliert.
Bei Passivrauchern sind innerhalb der ersten beiden Stunden nach der Exposition bereits erste Veränderungen an den Endothelzellen, Blutplättchen und Neutrophilen feststellbar. Beim chronischen Passivrauchen verdoppelt oder verdreifacht sich das Risiko für die Ausbildung einer koronaren Herzkrankheit, von arteriosklerotischen Veränderungen und Apoplexiehäufigkeit (Haustein 2001). Nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts in Berlin sterben in Deutschland jährlich 3.000 bis 5.000 Menschen an durch das Passivrauchen verursachten Erkrankungen (dpa, 12. 10. 2000). Ein Großteil dieser Todesfälle geht dabei auf Krebserkrankungen zurück. Untersuchungen zufolge besteht für Passivraucher ein um 40 % erhöhtes Krebsrisiko, Ehefrauen, deren Partner mehr als eine Schachtel täglich konsumieren, sollen sogar ein dreifach gesteigertes Lungenkrebsrisiko aufweisen (Deutsche Krebshilfe 1996).
2.6Nikotinabhängigkeit
2.6.1Rauchen: Gewohnheit oder Sucht?
Noch 1957 bewertete das Experten-Komitee der WHO selbst starkes Rauchen als Gewohnheit und nicht als Sucht. Die damals angeführten Argumente, wie zum Beispiel fehlende Beweise für eine nikotininduzierte körperliche Abhängigkeit im Tierversuch, oder die Annahme, dass die beobachteten Symptome nach Beendigung des Zigarettenkonsums keine Entzugssymptome sind, gelten heute als überholt.
Von der Tabakindustrie wurde firmenintern die suchterzeugende Wirkung von Nikotin bereits 1968 erfasst, jedoch der Öffentlichkeit gegenüber geleugnet (Haustein 2001). Da Nikotin im Gegensatz zu Alkohol und Heroin kaum psychotoxisch wirksam ist, zeigen auch stark abhängige Raucher – zumindest solange sie ausreichend mit Nikotin versorgt sind – nur geringe soziale Auffälligkeiten. Dieser Umstand trug sicherlich dazu bei, dass die Nikotinabhängigkeit erst seit 1978 von der WHO aufgeführt wird, 1980 nahm die American Psychiatric Association (APA) sie im DSM-III auf.
Tatsächlich sind viele der mit dem Rauchen zusammenhängenden Phänomene besser auf der Basis eines Sucht- oder Abhängigkeitskonzepts zu verstehen als auf der einer lieb gewordenen Gewohnheit. Fragt man z. B. einen Raucher nach dem Grund für sein Tun, so wird die Antwort in den wenigsten Fällen lauten: »Ich rauche gern«; in Befragungen geben über 80 % der Raucher an, nicht gern zu rauchen, aber nicht aufhören zu können. Die meisten von ihnen haben denn auch mehrere erfolglose Versuche, abstinent zu werden, hinter sich; im Jahr 2000 haben Schätzungen zufolge fast 8 Millionen Raucher versucht, das Rauchen zu beenden – größtenteils erfolglos.
Einleuchtend ist in diesem Zusammenhang eine Notiz im Schwäbischen Tagblatt vom 27. 06. 1999: »Angesichts von immer mehr Randalierern in Flugzeugen hat die Pilotenvereinigung Cockpit eine Lockerung des Rauchverbots auf Langstreckenflügen gefordert, denn 566 dieser Vorfälle mit sogenannten ‚unruly passengers’ seien auf das strikte Rauchverbot zurückzuführen.« Bloßer Verzicht auf eine Gewohnheit scheint ein solches »unruly« Verhalten nur unzureichend zu erklären, Sucht schon eher!
Inzwischen gibt es wissenschaftliche Argumente, die am Vorhandensein einer physischen Nikotinabhängigkeit keinen Zweifel mehr lassen. Versuchspersonen drückten zum Beispiel einen Hebel häufiger, wenn dadurch eine Nikotininfusion ausgelöst wurde, als eine Vergleichsgruppe, welcher eine Salzlösung verabreicht wurde (Henningfield 1983). Und in Rattenversuchen wurde nachgewiesen, dass zumindest ein Teil der Tiere eine Abhängigkeit entwickelt, die durch die schnelle Anflutung des Alkaloids im Gehirn erzeugt zu werden scheint (Haustein 2001).
Um das Vorhandensein einer Nikotinabhängigkeit diagnostisch zu belegen, wurden unterschiedliche Kriterien entwickelt.
2.6.2Kriterien der Nikotinabhängigkeit
Kriterien der Nikotinabhängigkeit sind nach Stumpfe (1992):
•Der Raucher hat meist einen Zigarettenvorrat zu Hause.
•Wenn er nicht rauchen kann, bekommt er Entzugsbeschwerden: Das ist die körperliche Abhängigkeit.
•Ohne Tabak verspürt er bald ein unbezwingbares Verlangen danach: die psychische Abhängigkeit.
•Die Beschwerden verschwinden nach dem Rauchen einer Zigarette.
•Der Raucher raucht regelmäßig seine Zigaretten, zum Beispiel jede halbe Stunde eine, ganz gleich, ob er arbeitet oder sich ausruht.
•Er raucht den ganzen Tag über, ungefähr 20 bis 30 Zigaretten. Dadurch hält er in seinem Körper einen gleichmäßigen Nikotin-Blutspiegel.
•Trotz körperlicher Beschwerden und Krankheiten, die das Rauchen verursacht, rauchen viele Betroffene weiter. Nur etwa die Hälfte aller Raucher kann bei einer lebensgefährlichen Krankheit, die mit dem Rauchen zusammenhängt, aufhören.
•Der Raucher hat schon mehrfach versucht, mit dem Rauchen aufzuhören.
•Wenn der Raucher einmal längere Zeit nicht geraucht hat, wird er bereits nach einer Zigarette wieder rückfällig.
Kriterien nach der ICD-10:
Tabakabhängigkeit ist in der ICD 10 unter Störungen durch psychotrope Substanzen (F 1) kodiert. Während des vorangegangenen Jahres müssen mindestens drei der nachstehenden Kriterien jeweils gleichzeitig vorhanden gewesen sein (Dilling 1993).
Kriterien nach der ICD-10 (F 17):
1) ein starker Wunsch oder eine Art Zwang, die psychotrope Substanz zu konsumieren
2) verminderte Kontrollfähigkeit bezüglich des Beginns, der Beendigung und der Menge des Konsums
3) ein körperliches Entzugssyndrom bei Beendigung oder Reduktion des Konsums
4) Nachweis einer Toleranz
5) fortschreitende Vernachlässigung anderer Vergnügen oder Interessen zugunsten des Substanzkonsums; erhöhter Zeitaufwand, um die Substanz zu besorgen
6) anhaltender Substanzkonsum trotz des Nachweises eindeutig schädlicher Folgen
Kriterien nach dem DSM-IV:
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