Seewölfe - Piraten der Weltmeere 71. Roy Palmer
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Название: Seewölfe - Piraten der Weltmeere 71

Автор: Roy Palmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere

isbn: 9783954393886

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СКАЧАТЬ ihr Zuhause, Schlachten und Abenteuer ihre Welt. Aber hier, im Palast, fühlten sie sich etwa so wie ein Schwarm Raben in einer Pfauenkolonie.

      Hasard brauchte nicht nachzugrübeln, er fällte seine Entscheidung sofort.

      „Sir“, erwiderte er. „Sie dürfen mir auf keinen Fall übelnehmen, was ich jetzt sage. Ich spreche für meine Mannschaft wie für mich selbst, aber natürlich bitte ich jeden vorzutreten, der sich anders entschließen will.“ Er sandte einen Blick zur Mannschaft hinüber. Ernst nickten ihm die Männer zu.

      „Ich bin sehr stolz auf Ihr Angebot“, sagte Hasard. „Ich weiß es zu würdigen, das dürfen Sie mir glauben. Ich würde Ihren Vorschlag auch gern annehmen, Sir. Viele Männer wünschen sich nichts sehnlicher als eine Chance wie diese. Und doch – ich muß leider ablehnen. Ich kann kein Malteserritter werden, nicht jetzt, nicht in meiner derzeitigen Lage. Es gibt einige zwingende Gründe, die dagegensprechen.“

      Der Großmeister hob die weißen Augenbrauen etwas an. „Glaubensgründe?“

      Ihre Blicke verfingen sich ineinander. Hasard mußte unwillkürlich lächeln, denn sie schienen wieder beide die gleichen Gedanken zu haben. Hasard entsann sich einiger Berichte über Heinrich VIII. von England, der von 1509 bis 1547 König gewesen war, ein typischer Herrscher der Renaissance – brutal, selbstherrlich und prachtliebend. Als ihm vom Papst die Trennung seiner kinderlosen Ehe von Katharina von Aragon verweigert worden war, hatte Heinrich sich kurzerhand durch Thomas Cranmer, den Erzbischof von Canterbury, scheiden lassen. 1533 war das gewesen. Heinrich hatte wieder nicht lange gefackelt und Anne Boleyn geheiratet. Diese Anne gebar ihm schließlich eine Tochter – Elisabeth, die königliche Lissy, die heute auf Englands Thron saß.

      Nach dem Bruch mit Rom und der Errichtung der anglikanischen Kirche hatte Heinrich, dieser unverbesserliche Querkopf, dann das königliche Supremat über die Kirche und darauf die Einziehung der Klöster durchgesetzt. Die Stabilisierung des Anglikanismus’ auf dem Grund des protestantischen Glaubensbekenntnisses wurde unter seinem Nachfolger, Eduard VI., vollzogen.

      Eduard VI. war jedoch nur ganze sechs Jahre lang Herrscher über die Insel. Heinrich VIII. war da aus anderem Holz geschnitzt gewesen, irgendwie erinnerte er Hasard an seinen Pflegevater, den Schnapphahn zur See Sir John Killigrew, diesen Erzhalunken.

      Und was hatte Anne Boleyn das Ganze eingebracht? Heinrich hatte ihren Kopf rollen lassen, als er ihrer überdrüssig geworden war. Elisabeth I. endlich, seit 1558 Königin, hatte die Staatskirche unter Schonung der Katholiken wiederhergestellt. Anfangs hatte ihr dies die Freundschaft Philipps II. von Spanien eingetragen, der ihre Exkommunikation verhinderte und sie zunächst gegen Maria Stuart deckte. Inzwischen standen die Dinge zwischen England und Spanien jedoch anders, völlig anders. Francis Drakes Beutezüge in der Neuen Welt, die dauernde Kaperung spanischer Schiffe, Neutralitätsverletzungen – das alles hatte längst eine tiefe Kluft zwischen den beiden Ländern geschaffen.

      Hasard ahnte, daß es Krieg geben würde. Es war nur noch eine Frage der Zeit.

      Er schüttelte – immer noch zu Jean de la Vallette-Parisot gewandt – den Kopf. „Nein, Sir. Wir Seewölfe sind keine religiösen Fanatiker. Ich glaube, wir haben eine sehr gesunde Auffassung von Gott und der Welt. Nein, mich bewegen andere Dinge. Der Entschluß, dem Orden beizutreten, würde mich und auch meine Männer in einen großen Konflikt mit uns selbst bringen. Wir müßten Ihnen gegenüber doch ein Gelübde ablegen, nicht wahr?“

      „Das ist richtig.“

      „Eben, und das würde uns binden. Wir wären dann keine Korsaren mehr. Gewiß, wir würden gegen die Piraten im Mittelmeer kämpfen. Aber wir könnten nicht mehr gegen die Spanier vorgehen, wie wir uns das vorstellen.“

      „Was haben Sie vor, Hasard?“ erkundigte de la Vallette sich ruhig.

      „Unsere Herzen schlagen nach wie vor für England, Sir, wenn wir dort auch niederträchtig behandelt worden sind. Aber alle Intrigen, so glaube ich, gingen nicht von der Königin, sondern von den Hofschranzen, Emporkömmlingen, Intriganten und Neidern aus. Wir kämpfen nach wie vor für Englands Sache. Man nennt mich den Bastard, und wahrhaftig, ich bin weder ein richtiger Engländer noch Spanier noch Deutscher. Aber drüben in Cornwall bin ich aufgewachsen – dort hat meine Wiege gestanden, wenn Sie so wollen. Es wird Krieg zwischen England und Spanien geben, Sir, und wir Männer der ‚Isabella‘ wollen zumindest zum massiven Widerstand gegen eine Invasion beitragen.“

      Die Miene des Großmeisters war ernst, aber sie spiegelte keine abweisenden Empfindungen.

      „Ich verstehe Sie, Hasard“, erwiderte er.

      „Dafür bin ich Ihnen aufrichtig verbunden, Sir.“

      „Sie werden in die Karibik zurückkehren, nicht wahr?“

      „So bald wie möglich.“

      „Es ist gut, diese Dinge zu klären, bevor Mißverständnisse entstehen – und daraus fatale Schritte.“

      Hasard räusperte sich. „Ein Seewolf ist eine seltsame Kreatur. Nicht gerade vogelfrei, nein – ganz bestimmt nicht. Aber doch ungebunden und selbständig in seinen Entscheidungen.“ Er drehte sich seiner Crew zu, diesen zwanzig hartgesottenen, in hundert Schlachten erprobten Männern. „Ist jemand anderer Meinung als ich? Bitte, ihr habt die Wahl. Ihr wißt, daß ich keinen zwinge, bei mir zu bleiben.“

      Keiner trat vor.

      Wieder hatte sich Schweigen ausgebreitet, doch diesmal hatte es beinahe etwas Beklemmendes an sich.

      Jean de la Vallette-Parisot löste die Spannung, indem er lächelte und sagte: „Großartig, wie diese Mannschaft hinter Ihnen steht, Philip Hasard Killigrew. Ich beglückwünsche Sie zu dieser Crew. Und ich spreche Ihnen meinen Segen aus. Möge Gott Sie auf all Ihren Fahrten begleiten. Ich bedaure, daß Sie nicht die Nachfolge Ihres Vaters Godefroy von Manteuffel antreten, sehe aber ein, daß Sie nichts, aber auch gar nichts halten kann und darf. Nur eins sollen Sie noch wissen: Was immer geschieht, hier auf Malta, beim Orden der Kavaliere, finden Sie stets Zuflucht und brüderliche Freundschaft. Wir werden nie vergessen, daß Sie und Ihre Männer die Insel vor einem vernichtenden Schlag der Gegner bewahrt haben.“

      Hasard wollte etwas erwidern, aber in diesem Augenblick wurde von außen gegen die Doppeltür geklopft. Die Wache öffnete – Henrik Argout, der Hafenkapitän, betrat den Thronsaal.

      „Verzeihung, Hoheit“, sagte er zu de la Vallette. „Ich will nur die Heimkehr der Schiffe melden, die heute von Sizilien zurückerwartet wurden. Sie haben sich unseren zwei Galeassen und vier Galeonen angeschlossen und suchen den Schauplatz des Gefechts nach Überlebenden ab.“ Er blickte zu Hasard. „Meine Güte, mit welchem Tempo Sie diese Piratenschiffe zum Sinken gebracht haben! Dabei hatten Sie nur drei Schiffe, Killigrew.“

      „Das war keine Frage der zahlenmäßigen Stärke“, erwiderte Hasard. „Wir haben die Überrumpelungstaktik angewandt. Ich bin nur heilfroh, daß keiner meiner Männer und auch von den zwölf Maltesern niemand verwundet worden ist.“

      Argout lachte. „Die Aradschys haben die Abreibung ihres Lebens erhalten. Barud hat sich nach Nordwesten verzogen, als säßen ihm sämtliche Teufel der Hölle im Nacken. Unsere Flotte hat von einer Verfolgung abgesehen.“

      „Ja“, sagte Hasard. „Vorerst haben die Piraten die Nase voll. Und Humun Aradschy und Lorusso? Sind sie gefunden worden?“

      „Soviel ich weiß, noch nicht. Aber sicherlich befinden sie sich unter den Schwerverletzten oder gar unter den Toten, СКАЧАТЬ