Seewölfe - Piraten der Weltmeere 71. Roy Palmer
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Название: Seewölfe - Piraten der Weltmeere 71

Автор: Roy Palmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere

isbn: 9783954393886

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СКАЧАТЬ Worte schwebten im Raum und klangen in der Ergriffenheit und Stille aus, die die Szene beherrschte.

      Ben Brighton, Ferris Tucker, Big Old Shane, Carberry, Old O’Flynn und die anderen Männer seiner Crew hatten die Schatztruhe hereingetragen und auf dem glänzenden Steinfußboden des Thronsaales abgesetzt. Jetzt standen sie rechts seitlich von ihrem Kapitän und traten etwas verlegen von einem Fuß auf den anderen.

      Henrik Argout erschien an der Spitze von sechs Malteserrittern. Alle trugen die bekannte Montur mit dem weißen Kreuz auf rotem Grund. Den Männern folgten die befreiten Gefangenen der Piraten: die Ritter Giuliano Salce, David, Ronald, Maynard, Dario, Heinrich und Arthur sowie die Muschelfischer Fausto, Samuele, Alof, Tobias und Felice. Sie traten links von Hasard vor den Thron des Großmeisters – ausgemergelte, bis auf die Knochen abgezehrte Gestalten und doch bereits wieder glückliche, vor Freude und Begeisterung über den Sieg strahlende Männer.

      Rasch würden sie sich von den Strapazen erholen, die sie unter der Knute des Sizilianers hatten durchstehen müssen. Bereits während der Schlacht hatten sie den Seewölfen auf der „Isabella“ und der Karavelle des Humun Aradschy geholfen, die Geschütze zu laden, zu richten und abzufeuern. Trotz ihres körperlichen Zustands war ihr alter Kampfgeist nicht versiegt. Im Gegenteil, er war neu und wie nie zuvor aufgelodert, als es gegolten hatte, den Piraten die Zähne zu zeigen.

      Giuliano Salce trug die Schiffskatze Micia auf dem Arm, und niemand nahm Anstoß daran. Die Seewölfe hatten auch Arwenack mitbringen wollen, aber das Vorhaben war an dem massiven Widerstand des Schimpansenjungen gescheitert. Arwenack hatte sich unter Deck der „Isabella“ versteckt und war nicht mehr erschienen. Er war beleidigt und eifersüchtig, denn er fühlte sich zurückgesetzt, seit Micia an Bord war.

      Noch fünf Ritter betraten nach den befreiten Geiseln den Saal, dann wurde die Flügeltür verschlossen.

      Jean de la Vallette-Parisot, der Großmeister, siebenundachtzig Jahre alt und immer noch rüstig, geistig frisch und von unbeugsamem Widerstandsgeist gegen die feindlichen Piraten – er saß auf seinem Thron und begegnete dem Blick des Seewolfes.

      Seine Hände hielten die Knäufe der hölzernen, geschnitzten Armlehnen umschlossen, sein Rücken bedeckte einen Teil der hohen, mit schwarzem Samt bespannten Rücklehne. In ihrem Zentrum wurde die Lehne von dem Wappen des Ordens beherrscht. Drei breite Stufen führten zum Thron hinauf, flankiert wurde der Thron auf seinem Podest von zwei Ritterrüstungen, den rotweiß gefärbten Schilden der Ritter des Heiligen Johannes von Jerusalem sowie zwei großen schmiedeeisernen Standleuchtern.

      Der Großmeister-Palast war fast gleichzeitig mit der Kathedrale des Heiligen Johannes errichtet worden, nachdem 1565 nach viermonatiger Belagerung ein großer Angriff der Türken zurückgeschlagen worden war. Jean de la Vallette-Parisot war der Gründer der Stadt Valletta. Vor ein paar Jahren, 1574, hatte er die von Gerolamo Cassar konstruierten Prachtbauten der Stadt vervollständigen lassen.

      Giuliano Salce hatte Hasard diese Dinge während der Überfahrt von Santorin nach Malta erzählt. Der Thronsaal wie viele andere Säle des Palastes war mit kunstvollen Wandteppichen geschmückt, die Szenen aus der Geschichte des Ordens wiedergaben. Es existierte auch eine Waffenkammer der Ritter, ein beachtlich langer Saal, in dem die Waffen und Rüstungen vergangener Jahrhunderte und der Jetztzeit zu betrachten waren. Unter den Rüstungen befand sich auch eine germanische, die, so hieß es, von Garzes getragen worden war.

      Der greise Großmeister stand auf und hob die rechte Hand.

      „Bitte, Philip Hasard Killigrew“, sagte er in akzentfreiem Englisch. „Treten Sie zu mir, ich möchte Ihnen die Hand schütteln.“

      Hasard nahm die Stufen des Podestes. Ohne Zögern und irgendwelche Beklemmungen schritt er auf diesen großen alten Mann mit dem schlohweißen Haar zu, streckte die Rechte aus, ergriff die ihm dargebotene Hand und drückte sie. Es war erstaunlich, über welche Kraft und Energie de la Vallette auch im hohen Alter noch verfügte – sein Händedruck vermittelte etwas davon. Und in diesem Augenblick fühlte Hasard sich wieder an seinen Vater Godefroy von Manteuffel, den Malteserritter, erinnert. Ja, es bestand eine unverkennbare Ähnlichkeit zwischen beiden, weniger in der Physiognomie als vielmehr in den Charakterzügen.

      De la Vallette hatte graue Augen, keine eisblauen wie Hasards Vater. Es gab da viele Unterschiede – und doch erschien es Hasard so, als habe er den Großmeister schon früher gekannt, als sei dies mehr als ein Wiedertreffen zweier guter, alter Freunde.

      Das lag an der humanen Ausstrahlung, die von diesem Mann ausging. Hasard empfand tief in seinem Herzen äußerste Verbundenheit mit ihm. Hier hatte er einen gefunden, der seine Ziele teilte und seine Ideale verstand. Er wußte es, ohne daß sie darüber gesprochen hatten.

      Aber da war noch mehr. Hasard hielt nichts von großen Floskeln und ausschweifenden Dankesreden. Dennoch erfüllte ihn dieser Empfang mit Genugtuung, denn auf Malta erhielt er endlich die Anerkennung, die ihm in England versagt gewesen war. Dort hatte er der Königin seine immensen Schätze überbracht und nur Neid, Haß und Verachtung geerntet. Hier bekundete ihm der Großmeister der überall geachteten Ritter des „Ordens der Kavaliere“, daß auch ein Bastard Respekt und Ehre verdiente.

      „Ich danke Ihnen, Hasard“, sagte Jean de la Vallette-Parisot schlicht. „Ich habe von Giuliano Salce vernommen, daß Sie der Sohn von Godefroy von Manteuffel sind.“

      „Ja, das habe ich ihm gesagt.“

      „Ritter Godefroy ist bei Algier gefallen?“

      „Auf der Galeere des Uluch Ali. Als ich ihn gerade von dem Joch des Rudersklaven befreit hatte. Sein Mörder war ein gewisser Salvador de Coria. Er hat mit dem Tod für seine Tat bezahlt.“

      De la Vallette nickte. „Ich habe davon vernommen. Es werden die tollsten Geschichten über den Kampf verbreitet, aber Uluch Alis Vernichtung beweist, daß er endlich seinen Bezwinger gefunden hat. Ihnen, Hasard, steht der Ruhm zu, das Mittelmeer von einem seiner gefährlichsten, blutrünstigsten, grausamsten Piraten befreit zu haben.“

      „Ein zweifelhafter Ruhm. Meiner Familie hat er nichts eingebracht“, entgegnete Hasard bitter. „Ich habe nicht nur meinen Vater, sondern auch meine Frau Gwendolyn und meine beiden erst ein Jahr alten Kinder Philip und Hasard verloren. Aber, verzeihen Sie bitte, Sir, das gehört nicht hierher.“

      „O doch“, sagte der Großmeister. „Ich will die Ereignisse nicht in Ihre Erinnerung zurückrufen und Ihre seelische Qual vergrößern. Ich will Ihnen nur meine Hochachtung aussprechen, daß Sie trotzdem nicht verzagt haben und Ihren Weg weitergegangen sind. Giuliano Salce hat mir soeben, kurz vor Ihrer Ankunft, eine Menge über Sie berichtet. Ihr Verhalten, nachdem Sie den Schatz des Ordens an Bord Ihres Schiffes gebracht hatten, war beispielhaft. Ich will keine großen Kommentare dazu abgeben. Sie scheinen mir nicht der Mann zu sein, der Wert darauf legt. Aber ich möchte Ihnen einen Vorschlag unterbreiten.“ Ein Lächeln glitt über die faltigen Züge des Alten, als Hasard ihn überrascht anblickte.

      „Einen Mann wie Sie, Philip Hasard Killigrew“, fuhr Jean de la Vallette fort, „nehme ich ohne die üblichen Prüfungen, ohne Wartezeit und ohne das allgemeine Zeremoniell in den Orden des Heiligen Johannes von Jerusalem auf. Als sein bedeutendster Ehrenritter.“ Er vollführte eine Gebärde zu der „Isabella“-Crew hin. „Und diese Männer würden wir als Adepten in unsere Reihen eingliedern, sie anlernen, prüfen und dann ebenfalls zu Rittern ernennen. Der Orden braucht Zuwachs. Und bessere Anlernlinge als euch Seewölfe gibt es nicht.“

      Carberry hustete. Shane, immer noch als Pirat kostümiert, kratzte sich in seinem grauen Bartgestrüpp. Matt Davies und einige andere hätten sich gern irgendwo verkrochen, und Batuti СКАЧАТЬ