Seewölfe - Piraten der Weltmeere 359. Roy Palmer
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Название: Seewölfe - Piraten der Weltmeere 359

Автор: Roy Palmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere

isbn: 9783954397563

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      Schwül war die Nacht, auch die Dunkelheit vermochte die Hitze des Tages nicht zu schlucken. Honduras gehörte wie die Karibik zum Bereich der tropischen Regenklimate. Hier war es ständig heiß, ein jahreszeitlicher, Wechsel trat kaum in Erscheinung.

      Buisson hielt pausenlos nach den nahenden Schiffen Ausschau. Bald entdeckte er sie. Es war, wie Viles gesagt hatte: Sie segelten von Ostnordost auf, der Schimmer ihrer Bordlaternen schob sich unaufhaltsam näher heran. Zunächst liefen sie vor dem aus Nordosten einfallenden handigen Wind, dann schienen sie etwas abzufallen und auf Kurs Südwest zu gehen.

      „Ausgezeichnet“, zischte Buisson. „Sie gehen uns genau in die Falle und sind höchstens noch drei, dreieinhalb Meilen entfernt. Sie ahnen nichts von dem, was sie erwartet.“

      „Was mag ihr Ziel sein?“ fragte einer der Männer hinter Buissons Rücken. Buisson kauerte im Bug der Pinasse und hielt seinen Blick auf die Schiffe gerichtet.

      „Vielleicht El Triunfo“, erwiderte Buisson leise. „Vielleicht planen sie einen Überfall auf unsere Siedlung, wer weiß. Möglicherweise sind sie sogar Spanier.“

      „Das wäre mir nur recht“, sagte Viles mit verkniffenem Gesicht. „Je mehr ich von den Dons vor die Klinge bekomme, desto lieber ist es mir.“

      „Ja. Wir werden siegen“, murmelte ein anderer Mann.

      „Gott steh uns bei“, sagte der Mann neben ihm auf der Ducht.

      „Beidrehen jetzt“, sagte Buisson. „Wir warten ab, bis sie auf eine halbe Meile heran sind, dann gehen wir auf Parallelkurs. Alles klar soweit?“

      „Alles klar“, brummten die Männer.

      Keiner von ihnen wußte, ob er den nächsten Tag noch erleben würde.

      Die Angriffstaktik, deren Georges Buisson sich bediente, war ebenso simpel wie wirkungsvoll. Auch auf Hispaniola und anderswo in der Karibik wurde sie von Freibeutern angewendet. Je kleiner die dabei benutzten Schiffe waren, desto besser war es.

      Klein, wendig und schnell war die Pinasse von Georges Buisson, so schnell, daß sie bei einem Überfall in den meisten Fällen unbemerkt unter den ausgerannten Geschützen einer Galeone herangleiten und längsseits gehen konnte. Bei nächtlichen Unternehmungen waren die Kanonen des Gegners oftmals gar nicht ausgerannt, keiner bemerkte die Piraten, und wenn die Deckswache endlich Alarm schlug, war es meist zu spät.

      Dann befand sich die Pinasse längst in Enterposition, und kein Schuß zur wirksamen Verteidigung konnte vom Gegner abgegeben werden. Während er die Handfeuerwaffen holte, enterten Buisson und die Meute an Bord, und ein wildes Handgemenge, Auge um Auge, Zahn um Zahn, entbrannte.

      Die Methode hatte sich bewährt. Die Pinasse führte an ihrem Mast lediglich ein Lateinersegel, das von der Fläche her jedoch erstaunlich groß war. Die Pinasse war sehr wendig und hatte ausgezeichnete Am-Wind-Eigenschaften. Um aber noch schneller zu sein, benutzten die Männer zusätzlich die Riemen, so auch in dieser Nacht. Als die Schiffe nah genug heran waren, ging Buisson auf Kurs und jagte mit hoher Geschwindigkeit in Lee auf sie zu.

      Es handelte sich um zwei Dreimastgaleonen, wie sich beim näheren Heranpirschen herausstellte. Buisson beobachtete sie aus scharfen Augen. Noch hatten die Deckswachen nichts bemerkt, und auf beiden Schiffen schien der Ausguck zu schlafen.

      Die Galeonen segelten in schräg versetzter Dwarslinie. Die erste, die im spitzen Winkel auf die Pinasse zuschnitt, war ein Zweidecker, wie Buisson registrierte, bei der anderen imponierte in erster Linie die Größe, die er auf über vierhundert Tonnen schätzte.

      Hervorragend armiert waren die beiden Galeonen, aber die Geschütze nutzten ihnen nichts bei der Art von Kampf, wie die Freibeuter ihn der Besatzung aufzuzwingen gedachten. Das Überraschungsmoment würde ein Weiteres tun. Buisson hatte es auf seiner Seite. So gesehen, hatte er einige Chancen, daß ihm der Coup gelang, auch wenn sein Plan ein Wahnsinnsunternehmen zu sein schien.

      Die Hecklaternen der Galeonen verbreiteten dämmriggelbes Licht, Einzelheiten ihrer Aufbauten und ihrer Takelung waren zu erkennen. Doch sie führten beide keine Flagge, und es gab auch sonst nichts, was auf ihre Nationalität hinwies. Nur bei der zweiten Galeone war sich Buisson fast sicher, daß es sich – der Bauweise nach – um einen spanischen Kriegssegler handeln mußte.

      Nun, er gedachte den Zweidecker zu überfallen. Gelang es ihm, die Mannschaft zu überrumpeln und den Kapitän gefangenzunehmen, dann würde er die Besatzung des zweiten Schiffes ganz einfach erpressen, falls diese das Feuer eröffnen wollte. Durch Geiselnahme konnte man viel erreichen. Auch das wußte Georges Buisson. Er hatte viele Schiffe geentert und kannte sich in allen Taktiken aus.

      Die Pinasse glitt auf den Zweidecker zu, die Distanz schrumpfte rasch zusammen. Fast auf gleicher Höhe befanden sich die ungleichen Schiffe. Die Pinasse wirkte neben dem wuchtigen, drohend aussehenden Dreimaster wie ein kleiner Pfeilhecht neben einem Wal.

      Buisson gab seinen Kerlen ein Zeichen, und sie brachten den Einmaster noch näher an die Galeone heran. Nichts schien sich drüben zu regen, fast war es, als würde das Schiff von Geisterhand manövriert.

      Jetzt ging die Pinasse längsseits, und geschickt lenkten die Männer sie unter den Bug der Galeone. Enterhaken krallten sich an dem schweren Stockanker, an der Ankertrosse und an der Galionsfigur fest. Ein Klirren und ein dumpfer Laut ertönten – und dann war plötzlich der Teufel los.

      An Bord der Galeone klang ein schriller Pfiff auf. Jemand fluchte, dann polterten Schritte über die Planken, und ein Mann schrie: „Alarm! An die Waffen! Überfall!“

      Auch auf der zweiten Galeone wurde es jetzt lebendig. Rufe hallten von Schiff zu Schiff. Doch nichts konnte Georges Buisson aufhalten. Er sprang als erster von der Pinasse auf die Galionsplattform des Zweideckers, kletterte mit katzenhafter Gewandtheit zur Back hinauf und warf sich den ersten Kerlen entgegen, die ihn erblickten und mit Säbeln angriffen.

      Viles und die sechs anderen Freibeuter folgten ihrem Anführer. Als erstes feuerten sie ihre Pistolen ab. Scharf knallten die Schüsse, feurige Lanzen stachen zur Back der Galeone hinauf. Zwei Besatzungsmitglieder brachen mit ersticktem Gurgeln zusammen, einer fiel Buisson vor die Füße.

      Buisson hieb mit seinem Entermesser zwei Widersacher nieder, dann drang er zur Kuhl vor. Doch dort wimmelte es von Gestalten, und plötzlich erwiderten die Überfallenen das Pistolenfeuer. Es krachte an mehreren Stellen des Hauptdecks, und im Aufblitzen der Mündungsfeuer vernahm Buisson auch schon das Heransirren der Kugeln. Er duckte sich. Heiß strichen sie über ihn hinweg. Dann stöhnte hinter seinem Rücken jemand auf.

      Viles – er war getroffen. Buisson gewahrte nur durch einen raschen Blick über die Schulter, wie er blutüberströmt zusammensank. Buisson schwang sich über die Querbalustrade der Back und landete mitten zwischen den Gegnern auf der Kuhl. Hier ließ er sein Entermesser kreuz und quer durch die Luft pfeifen und trieb eine Bresche in die Masse von Leibern, die ihn umringte. Sie quittierten es mit wütendem Geheul und droschen mit den Blankwaffen auf ihn ein. Die Pistolen konnten sie jetzt nicht benutzen, sie hätten sich gegenseitig gefährdet.

      Doch Buisson war unglaublich schnell. Schon war er am Großmast, fegte einen Gegner zu Boden und arbeitete sich weiter nach achtern – zum Achterdeck; dort lag sein Ziel, dort würde er den Kapitän überwältigen und als Geisel nehmen. Der Kampf hatte begonnen, er mußte zu Ende geführt werden.

      Buisson wußte nicht mehr, wie es seinen anderen Kumpanen erging. Sie waren hinter ihm in heftige Kämpfe Mann gegen Mann verwickelt. Er konnte sich nicht um СКАЧАТЬ