Seewölfe - Piraten der Weltmeere 259. Roy Palmer
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Название: Seewölfe - Piraten der Weltmeere 259

Автор: Roy Palmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere

isbn: 9783954395958

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СКАЧАТЬ immer wieder die rechte Hand und den Arm des vermeintlichen Hafenbeamten. Er ließ sich dabei nichts anmerken, doch auch seine Gedanken wanderten zurück zu dem Zwischenfall in der sarazenischen Kneipe. Natürlich entsann er sich dieser Szene noch ganz genau, wie der bucklige Wirt plötzlich eine blutende Hand gehabt und die zuvor die weggeklappte Barthälfte an die Wange gedrückt hatte.

      Die rechte Hand!

      Merkwürdige Zufälle, dachte er, auch unser Freund Ashmun hier ist ausgerechnet an der rechten Hand verletzt.

      Doch seine Bedenken schwanden im Verlauf des nun einsetzenden Gesprächs, denn Othman Mustafa Ashmun wußte in seinem einzigartigen Sprachgemisch aus Spanisch und Englisch glaubwürdig die Ursache für seine Verletzung zu erklären – wie er gestrauchelt und gestürzt war, wie er dabei versucht hatte, sich abzurollen, dies aber kläglich mißlungen war. Auf höchst unglückliche Weise war ausgerechnet seine Rechte verletzt worden, ein furchtbarer Schmerz hatte ihn durchzuckt, und auch den Arm hatte es gleich in Mitleidenschaft gezogen.

      „Wenn Sie wollen, Ashmun, kann ich Ihren Arm und die Hand von unserem Feldscher untersuchen lassen“, sagte Hasard.

      „O nein, vielen Dank, auch wir Türken haben sehr gute Ärzte“, sagte der andere lächelnd. „Es ist alles gut verbunden und geschient worden, und der Schmerz hat heute morgen nachgelassen, während er mich heute nacht noch geplagt hat. Allah sei gepriesen, Allah ist groß.“

      Hasard hörte nicht auf, Othman Mustafa Ashmun zu beobachten, während dieser sprach. Er haderte mit sich selbst, war immer noch etwas kritisch und wußte dabei doch nicht, warum er eigentlich so mißtrauisch war.

      Schließlich war es jedoch die Persönlichkeit Ashmuns selbst, die ihn beruhigte, denn der Mann blieb so gelassen und sachlich, wie es ein Mann, der aus irgendeinem Grund ein schlechtes Gewissen hätte haben müssen, nicht hätte sein können.

      Old Donegal Daniel O’Flynn und die Zwillinge verhielten sich jedoch weiterhin abweisend dem Hafenbeamten gegenüber. Hasard und die anderen Männer der „Isabella“ hingegen zeigten volles Vertrauen zu Ashmun, und so verlief der weitere Fortgang der Unterhaltung auf dem Achterdeck in einer Atmosphäre der Gelöstheit und Zuversicht.

      „Allerdings habe ich noch einige Fragen an Sie, Mister Ashmun“, sagte der Seewolf, nachdem sie sich außer über den Arm noch über ein paar Belanglosigkeiten unterhalten und Höflichkeitsfloskeln ausgetauscht hatten. „Bevor wir unsere Reise fortsetzen, muß ich dies und jenes wissen, das werden Sie hoffentlich verstehen.“

      Othman Mustafa Ashmun alias Ali Abdel Rasul lächelte verständnisinnig. „Nur zu, fragen Sie, ich werde jede Ihrer Fragen wahrheitsgetreu beantworten.“

      „Zunächst einmal: Weshalb ist diese Route ins Rote Meer so wenig bekannt? Sie stellt doch eine ungeheuer wichtige Entdeckung dar. Haben Sie sich das noch nie vor Augen gehalten?“

      Ashmun-Rasul wies auf die Karte mit den verwirrenden Linien, die Ben Brighton inzwischen entfaltet hatte, und erwiderte: „Diese Linien hier – sie stellen das komplizierte Bewässerungssystem mit den unzähligen Kanälen dar. Sie wissen ja sicher selbst, daß schon die alten Pharaonen dieses Prinzip entwickelten, um das Delta und die Niederungen des Nils so fruchtbar wir möglich zu gestalten.“

      „Ja“, sagte Hasard.

      Aber nicht immer verstand er, was der Mann ihm nun erklärte, und so rief er bald die Zwillinge zu sich herauf, die Wort für Wort übersetzten, was der falsche Hafenbeamte auf türkisch verdeutlichte.

      „Manche von diesen Kanälen“, fuhr Ashmun-Rasul fort, „führen nur wenig Wasser, andere wieder sind sehr schmal, und zu manchen Zeiten trocknen sie aus. Einem Unkundigen muß es als viel zu riskant erscheinen, sie überhaupt zu befahren.“

      „Da ist also der Haken“, sagte Big Old Shane.

      „Aber wir haben unseren Lotsen“, sagte Hasard.

      Ashmun-Rasul nickte eifrig, als er dies vernahm. „Ja, Sie können mir getrost vertrauen“, sagte er zu Hasard. „Ich kenne mich dort aus wie ein Otter, der schon seit ewigen Zeiten dort im Wasser der Kanäle lebt.“

      Der Seewolf lächelte. „Ein interessanter Vergleich.“

      Seelenruhig erläuterte Ashmun-Rasul, der sich nun in seiner Rolle bestätigt fühlte, noch einmal den Kurs: „Ein paar Meilen hinter Kairo beginnt der seichte Kanal der Ptolemäer, in dem das Segeln sehr schwierig ist. Er ist jedoch so breit, daß sich zwei Schiffe wie die ‚Isabella‘ dort ohne weiteres begegnen können.“

      „Also muß dort getreidelt werden?“ fragte Ben Brighton.

      „Eventuell, ja. Doch nun weiter: Es folgt der Kanal der Pharaonen, den Sesostris I. in der zwölften Dynastie angelegt hat. Danach werden wir auf den Kanal des Necho aus der 26. Dynastie stoßen, der sogenannten zweiten Dynastie von Sais.“

      „Diese ganzen Namen interessieren mich nicht besonders“, sagte Ferris Tukker leise. „Ich kann sie sowieso nicht behalten.“

      Hasard warf ihm einen tadelnden Blick zu. Ferris schwieg. Der vermeintliche Othman Mustafa Ashmun schien jedoch nichts von dem, was der rothaarige Riese gesagt hatte, gehört zu haben.

      „Wir werden in der Nähe von Zagazig vorbeisegeln, das auch Az Zaqaziq genannt wird“, erläuterte Ashmun-Rasul den weiteren Kurs. „Dort befindet sich auch das legendäre Bubastis, jenes Tell Basta, das wegen seines unerklärlichen Geheimnisses und des Fluches, der auf ihm lasten soll, gemieden wird.“

      „Gut so“, brummte Shane. „Mit alten Tempelruinen und Mumiengräbern haben wir sowieso nichts mehr im Sinn.“

      Auch dies überhörte Ali Abdel Rasul, er sprach weiter: „Nach Zagazig kreuzen wir dann das Wadi Tumilat, und schließlich geht es in die Bitterseen, den Großen und den Kleinen, wobei wir den Timsâh-See im Norden liegen lassen. Wir gehen am Wadi el Ashara, am Wadi el Watan und am Wadi Abu Rimth vorbei, ohne sie zu berühren, segeln nach Süden und erreichen sodann das Rote Meer.“

      Er unterbrach sich für kurze Zeit, und die Männer der „Isabella“ sahen sich an. Othman Mustafa Ashmun schien sich wahrhaftig hervorragend auszukennen, daran gab es gar keinen Zweifel.

      Nur die Zwillinge blieben nach wie vor skeptisch, und auch Old Donegal Daniel O’Flynn blickte von der Kuhl zum Achterdeck hoch, als wolle er sagen: Zum Teufel, was soll der ganze Kram, warum hauen wir nicht einfach ab und schicken die Türken und die Ägypter zur Hölle?

      Ashmun-Rasul verneigte sich kurz und preßte seine Handflächen gegeneinander.

      „Sir“, sagte er zu Hasard. „Wenn Sie Bedenken haben, führen wir diese Reise natürlich nicht durch. Ich will Sie zu nichts verleiten, was Sie am Ende vielleicht bereuen könnten.“

      Der Seewolf maß ihn mit einem langen Blick. Wenn es jetzt noch ein Zurück gab, dann war der Augenblick gekommen, die endgültige Entscheidung zu treffen.

      Doch es gab keinen Widerruf, kein Zögern, dies alles war viel zu verlokkend und zu verheißungsvoll, um auch nur einen Aufschub zu dulden. Hasard dachte nicht im Traum daran, die Expedition zum Roten Meer wegen der Widrigkeiten, die sich ihm bieten konnten, zu unterlassen – genausogut hätte Ashmun ihm vorschlagen können, die „Isabella VIII.“ gleich hier, im Hafen von Kairo, zu versenken.

      Natürlich hatte Ali Abdel Rasul, das Schlitzohr, mit einkalkuliert, daß der Seewolf seinen СКАЧАТЬ