Das Rauschen der Stille. Heidi Cullinan
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Название: Das Rauschen der Stille

Автор: Heidi Cullinan

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783958236943

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      Die Kein Augenkontakt-Sache war nur halb so schwierig wie der Wortschwall, den er mir entgegenschleuderte. Ich gab mein Bestes, sie nach der Frage zu durchsuchen. Wollte ich mit ihm auf der Veranda sitzen? Ja, aber es dauerte eine Minute, bis ich antworten konnte. »Ja, danke.«

      »Wenn du zu ängstlich bist, können wir auch auf deiner Veranda sitzen. Aber meine Mom hat Bananenbrot gebacken. Glutenfrei, kein Zucker. Wir benutzen Stevia. Der Einfluss von Gluten auf ASS ist unbegründet, aber es schadet nicht, darauf zu verzichten, für den Fall, dass es versteckte Nebenwirkungen gibt. Zucker wirkt entzündungsfördernd und ist schlecht für das Gehirn und den Körper. Gesundheit ist wichtig und Essen ist Gesundheit. Mein Dad nimmt mich aber trotzdem manchmal zum Eisessen mit, weil er sagt, dass Spaß auch wichtig für die Gesundheit ist.« Er hielt inne und wippte erneut. »Ich glaube, dass ich dir zu viele Informationen gebe. Es tut mir leid. Ich bin nervös. Es fällt mir schwer, daran zu denken, was ich dir nicht sagen soll.«

      Das hier, seine Unverblümtheit, hatte mich gestern zu ihm hingezogen und heute zog es mich noch genauso an. Zu sagen, Emmet wäre ehrlich, war eine ebenso große Untertreibung wie die Aussage, dass die Oberfläche der Sonne warm war.

      Außerdem war er süß und ich konnte ihn anstarren, weil er mich nicht ansah. Seine Lippen waren nicht zu dünn und nicht zu voll und hatten einen leicht rosigen Schimmer. Aber mehr als alles andere gefiel mir sein Hals. Die Sehnen, die Mulden seines Schlüsselbeins, seine glatte Haut. Ich machte mir Sorgen, ob es in Ordnung war, ihn als süß zu bezeichnen. Ich machte mir sehr große Sorgen, ob es mich zu einem Perversling machte, für ihn zu schwärmen. Dann machte ich mir Sorgen, dass es unverschämt war, ihn nicht lüstern anzustarren, da er mehr als deutlich gezeigt hatte, dass Autismus keine geistige Behinderung darstellte.

      So, das bin ich, kurz zusammengefasst. Ich sorge mich um all die Regeln und breche schließlich in Panik aus, weil es keine eindeutige Antwort auf alles gibt.

      Ich hatte ihm noch nicht geantwortet. Aber er war nicht wütend oder aufgeregt. Er wartete einfach.

      Tief einatmend antwortete ich. »Ich bin ängstlich, aber das bin ich immer. Setzen wir uns auf eure Veranda. Das Bananenbrot hört sich gut an.«

      Er entspannte sich. »In Ordnung. Gehen wir.« Er ging in Richtung Haus, redete aber weiter und drehte den Kopf ein wenig, damit ich ihn verstehen konnte. »Sie macht zwei Sorten. Eine mit Walnüssen und eine ohne. Ich mag keine Walnüsse im Essen. Die Konsistenz ist zu seltsam. Du kannst aber das Brot essen, das du möchtest. Aber sie wird wahrscheinlich darauf bestehen, dass wir Wasser trinken.«

      Ich nickte, stellte jedoch schnell fest, dass er es nicht sehen konnte, weil er mich nicht wirklich ansah, also sagte ich: »In Ordnung.«

      Emmet redete weiter und erklärte die Zutaten des Bananenbrots und wie unterschiedlich sich die Aromen beim Backen verhielten, dann die Bindungsfähigkeiten von Eiern im Vergleich zu Gluten und ich hörte einfach nur zu, obwohl ich größtenteils nachdachte. Ich hatte noch nie jemanden wie Emmet getroffen. Er erinnerte mich an einen Jungen aus unserer Klasse, Kyle, der eine Zerebralparese hatte. Manchmal gab es bei ZP Hirnschäden und manchmal nicht, aber die körperlichen Beeinträchtigungen machten ihn anders. In der Mittelschule waren Kyle und ich Freunde, aber er zog in der neunten Klasse um. Kyle war nicht dümmer als ich. Aber man vergaß leicht, dass sein bellendes Lachen, die seltsamen Geräusche, die er von sich gab, und die fuchtelnden Gesten nicht sein Innerstes widerspiegelten.

      Mit mir ist es ebenso. Ich bin still und es fällt mir sehr schwer, meine Gefühle auszudrücken, aber ich fühle sehr viele Dinge und ich möchte Freunde haben. Mit Emmet war es jedoch ein bisschen knifflig. Normalerweise beobachtete ich die Menschen, um auf Zeichen zu warten, wie ich mich in ihrer Nähe zu verhalten hatte, und Emmet gab mir keines dieser Zeichen. Ich wünschte mir, ihn mehr über Autismus fragen zu können, aber ich hatte Angst, dass es unhöflich war. Ich wollte seine Gefühle nicht verletzen.

      Als wir an der Veranda ankamen, deutete Emmet auf einen Stuhl. »Du sitzt hier. Ich stelle den Sonnenschirm auf und sage meiner Mom, dass wir bereit für einen Snack sind.«

      Er drehte die Kurbel am Sonnenschirm, bis sich das Segeltuch über uns ausbreitete. Er beobachtete die Kurbel beim Drehen und ich glaubte, ihn einmal kurz summen zu hören. Als er fertig war, ging er jedoch nicht ins Haus. Er zog sein Handy hervor, schrieb etwas, legte das Telefon auf den Tisch und setzte sich schließlich.

      »Ich lasse das Handy draußen, aber ich werde nur antworten, wenn es meine Mom ist. Sie hat vielleicht Fragen. Oh. Welche Art Brot möchtest du? Mit Walnüssen oder ohne?«

      Einen Moment lang überkam mich Panik, während ich versuchte zu entscheiden, welche die richtige und welche die falsche Entscheidung war, aber es war schwer, nervös zu sein, wenn Emmet so harmlos war. Außerdem mochte ich auch keine Walnüsse. »Ohne, bitte.«

      »Alles klar. Ich sage es ihr.« Er schrieb eine weitere Nachricht, dann schob er das Handy zur Seite. Er saß auf der Stuhlkante und ich hatte das Gefühl, dass er mit Absicht versuchte, nicht hin und her zu wippen. »Worüber sollen wir reden?«

      Es war eine einfache Frage, aber es fühlte sich wie eine Landmine an, oder eher wie eine schnelle Rutsche, die mich einen Fluss hinunter in Gewässer schickte, die ich nicht kannte. Ich wusste nicht, worüber wir reden sollten. Das tat ich nie. Dieser Nachmittag würde ein Desaster werden. Ich schwitzte und fühlte mich unwohl und wollte nach Hause gehen. Dann fühlte ich mich schrecklich, weil ich so fühlte. Die dunklen Gewässer zogen mich tiefer hinab.

      »Deine Schultern sind angespannt. Du bist ängstlich. Hab ich etwas Falsches gesagt?«

      Seine Frage zog mich weit genug aus dem Morast, um überrascht zu blinzeln. »Was? Nein. Ich… Es tut mir leid. Ich bin nicht gut darin.«

      Emmet richtete seinen Blick auf die Sonnenschirmkurbel. »Das ist nicht konkret. Das Wort darin ist ein Adverb, aber du hast mir kein Bezugswort genannt. Worin bist du nicht gut?«

      Er war so intensiv. Ich wusste nicht, was ich tun oder sagen sollte. »Ich bin nicht gut in vielen Dingen. Es fällt mir schwer, mit Menschen zu reden.«

      Emmet nickte. »Mir auch. Ich möchte mit Menschen reden, aber sie verstehen mich nicht. Sie werden oft böse. Oder sie werden gemein, was noch schlimmer ist. Das liegt an meinem Autismus, warum ich es nicht verstehe. Ich kann Gesichtsausdrücke nicht deuten und die Leute sagen verwirrende Dinge. Du hast gesagt, ich bin nicht gut darin, aber du hast mir nicht gesagt, was darin ist, also verstehe ich dich nicht. Ich versuche, eindeutig und genau zu sein, wenn ich spreche, aber manchmal ist das schlecht. Mit Menschen zu sprechen, ist knifflig für mich. Was ist für dich schwer?«

      Es dauerte eine Sekunde, bis ich verdaut hatte, dass er so zwanglos über seine Behinderung gesprochen hatte wie über einen Mückenstich. Außerdem hatte er mir so viele Informationen über sich gegeben, hilfreiche Informationen. Intensiv und direkt. Ganz ehrlich, es war erfrischend.

      Ich fragte mich, ob ich es wagen konnte, ebenso zu sein.

      »Wenn ich etwas Falsches sage, tut es mir leid«, sagte Emmet. »Wenn du mir sagst, was schlecht war, werde ich es nicht mehr zu dir sagen.«

      Ich zwang mich, ihm ins Gesicht zu sehen, als ich antwortete. »Es ist in Ordnung. Ich versuche nur, die richtige Antwort zu finden. Das ist einer der Gründe, warum es mir so schwerfällt, mit Menschen zu sprechen. Ich mache mir Sorgen, dass ich das Falsche sagen könnte und manchmal bedeutet das, dass ich überhaupt nichts sagen kann. Ich brauche sehr lange, bis ich auf eine Frage antworten kann.«

      Emmets Gesicht hellte sich auf. »Deswegen können wir СКАЧАТЬ