Название: Das Rauschen der Stille
Автор: Heidi Cullinan
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783958236943
isbn:
Warum nicht?, schrieb er zurück.
Es gefällt ihnen nicht, wenn ich die Karten zähle, aber es macht mich nervös, wenn ich spiele, ohne zu zählen.
Hm. Na ja, ich weiß sowieso nicht, wie man Poker spielt. Ich spiele ein paar Computerspiele. Aber ich mag die alten, wie Pharao.
Ich legte das Handy zur Seite und googelte Pharao Computerspiel. Man muss das Computerspiel mit eingeben, weil Google sonst alles über das alte Ägypten anzeigt. Ich sah mir ein paar Spielebilder an und las einige der Bewertungen, dann schrieb ich Jeremey zurück. Ich hab es online gefunden. Sieht aus, als würde es Spaß machen.
Möchtest du morgen rüberkommen und es dir ansehen?
Wieder eine schwere Antwort. Ja, ich wollte, aber ich wurde nervös, wenn ich daran dachte, Jeremeys Haus zu betreten. Es wäre mir lieber, wenn er hierher kommen würde. Aber Pharao war ein PC-Spiel und ich habe nur Apple-Produkte, weil sie besser sind. Ich summte und wippte, während ich darüber nachdachte, was ich tun sollte.
Jeremey schrieb erneut, bevor ich antworten konnte. Oder wir gehen zu dir.
Sofort fühlte ich mich besser. Aber ich erinnerte mich daran, dass Jeremey Panikattacken hatte. Wirst du Angst haben, hierher zu kommen?
Ja, aber ich habe immer Angst.
Der Gedanke, dass Jeremey immer Angst hatte, machte mich traurig. Sein Hirnoktopus musste schlimm sein. Ich wollte sagen, dass wir in sein Haus gehen konnten, damit er keine Angst haben musste, aber ich glaubte nicht, dass ich es konnte. Wir steckten fest. Ich wollte nicht wieder dahin zurückkehren, ihn nur zu beobachten, wenn er den Rasen mähte. Wenn es nicht regnete, mähte er nur einmal die Woche und das nie nach einem geregelten Zeitplan, also verpasste ich ihn manchmal.
Dann hatte ich eine Idee.
Wir könnten uns an den Gleisen treffen. Wer am wenigsten Angst hat, geht in das Haus des anderen.
Nach dreißig Sekunden schrieb Jeremey zurück. Das könnte funktionieren. Wann wollen wir uns treffen?
Ich öffnete den Kalender, um meinen Zeitplan zu überprüfen. Er war immer voll, aber die Ereignisse waren farblich markiert. Rote Ereignisse konnten nicht geändert werden. Wie Schlafenszeit. Gelbe Ereignisse musste ich mit meiner Mom besprechen, bevor ich sie änderte. Aber grüne Ereignisse waren in Ordnung und ich konnte sie ganz ohne Nachfrage ändern. Ich hatte grüne Ereignisse um neun, zehn, elf, dreizehn, vierzehn, fünfzehn und sechzehn Uhr. Ich wollte vielleicht mehrere Ereignisse nutzen, um mit Jeremey zusammen zu sein. Also würde ich einen frühen Termin auswählen. Aber ich wusste nicht, ob es Vormittag oder Nachmittag sein sollte.
Stehst du früh auf oder schläfst du aus?, fragte ich ihn.
Normalerweise schlafe ich lang, aber ich kann mir den Wecker stellen.
Der Gedanke, dass er seinen Schlafrhythmus für mich ändern würde, löste ein angenehmes Gefühl in mir aus. Obwohl er es nicht tun sollte. Schlaf war wichtig. Treffen wir uns um dreizehn Uhr. Passt das in deinen Zeitplan? Ich habe bis siebzehn Uhr Zeit. Ich wollte erklären, dass ich um siebzehn Uhr mit Althea zum Einkaufen ging, aber das war eine zusätzliche Information und die meisten Leute wollten es nicht unbedingt wissen. Außerdem würde ich auch Althea erklären müssen und das war nicht immer einfach.
Um eins klingt super. Wir treffen uns an den Gleisen.
Ich lächelte. Ich hatte ein Date. Mein erstes Date. Aber dann dachte ich an den Zug.
Manchmal kommt um dreizehn Uhr ein Zug. Sie haben einen unregelmäßigen Fahrplan, aber manchmal kommt einer zu unserer vereinbarten Zeit. Warte in deinem Garten, wenn ein Zug kommt, und wir treffen uns, wenn er vorbeigefahren ist. Du solltest nicht zu nah an Züge herangehen. Es können Unfälle passieren.
Okay. Ich halte nach dem Zug Ausschau. Und nach dir.
Meine Mom klopfte an der Tür – vier Klopfzeichen, damit ich wusste, dass sie es war. »Schlafenszeit, Liebling.«
Sie hatte recht. Mein einundzwanzig Uhr fünfzig Alarm würde bald losgehen, damit ich wusste, dass es Zeit war, meine Zähne zu putzen, den Schlafanzug anzuziehen, die Sachen für morgen rauszulegen und ins Bett zu gehen. Ich schrieb Jeremey zurück. Ich muss mich jetzt zum Schlafen fertig machen. Ich sehe dich morgen.
Okay. Gute Nacht. Danke, dass du mit mir geredet hast.
Jeremey brachte mich so oft zum Lächeln. Das Lächeln dehnte mein Gesicht, als ich ihm antwortete. Wenn du willst, kannst du mir morgen Früh schreiben, falls du nicht zu lange schläfst. Ich kann um zwölf nicht schreiben, weil da Mittagszeit ist, aber ich habe einen Vibrationsalarm für dich und werde immer wissen, wenn du mir schreibst. Ich werde antworten, es sei denn, ich bin an einem Ort, wo es unangemessen ist, auf eine Nachricht zu antworten.
Ich wollte ihm von der Heartbeat-Vibration erzählen, aber das war eine zusätzliche Information. Außerdem würde es bedeuten, dass ich erklären müsste, dass ich sein fester Freund sein wollte. Selbst ich wusste, dass es zu früh war, das laut auszusprechen. Manchmal mussten Gefühle warten.
Jeremey schrieb zurück. Danke. Vielleicht schreib ich dir.
Gute Nacht, Jeremey.
Gute Nacht, Emmet.
Kapitel 4
Jeremey
Niemand hat mich je gefragt, wie es ist, unter Depressionen zu leiden. Nicht Bart, nicht der Vertrauenslehrer der Schule, nicht unser Arzt, nicht meine Eltern. Alle behandelten mich wie einen Irren und schrieben mich ab.
Alle, bis Emmet kam.
Als wir uns um eins treffen wollten, fuhr tatsächlich ein Zug vorbei, aber ich konnte sehen, wie er im Garten wartete, auf den Fersen wippte und mit den Fingern auf seinem Bein tippte, während die Waggons vorbeirollten. Er sah mich nicht an, was sich noch immer seltsam anfühlte, aber um ehrlich zu sein, fühlte ich mich manchmal überfordert und musste wegsehen, wenn Menschen mich anstarrten.
Ich fragte mich, ob er auch überfordert war oder ob es mit Autismus etwas anderes war.
Ich überlegte, ob ich ihn danach fragen konnte.
Als der Zug vorbeigefahren war, stieg ich in den Graben hinab zu den Gleisen und er tat es mir nach. Er begegnete noch immer nicht meinem Blick, obwohl er ab und zu in meine Richtung sah. Ein winziges Lächeln umspielte seine Lippen.
»Siebenundsiebzig Waggons, drei Lokomotiven. Eine am Ende.« Emmet schlang die Arme um seinen Körper und stand stocksteif da, während sich sein Blick auf etwas über meiner Schulter fixierte und er leicht auf den Fersen wippte. »Es tut mir leid. Das war eine unhöfliche Begrüßung. Hallo, Jeremey. Es ist schön, dich wiederzusehen.«
Lächelnd schlang ich die Arme um meinen eigenen Körper, wodurch ich seine Haltung spiegelte. »Es ist auch schön, dich zu sehen.«
Er schien aufgeregt zu sein, aber als er sprach, war seine Stimme klar und deutlich. »Es ist ein schöner Tag. Fünfundzwanzig Grad, nur siebzig Prozent Luftfeuchtigkeit. Keine Regenwahrscheinlichkeit. Ich mag Regen, aber heute freu ich mich, dass es keinen gibt. Es ist sonnig, СКАЧАТЬ