Seewölfe Paket 9. Roy Palmer
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Название: Seewölfe Paket 9

Автор: Roy Palmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere

isbn: 9783954394982

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СКАЧАТЬ Wahrheit beichten? Sampedro fragte sich, welchen Wert es hatte. Keiner weinte dem Geschwader-Zahlmeister de Bobadilla eine Träne nach, auch de la Torre nicht. Gestand der Koch aber, so war der Offizier gezwungen, seinem Kapitän darüber Meldung zu erstatten und Sampedro bestrafen zu lassen.

      Juan Flores saß hinter Sampedro und blickte auf den Rücken des Mannes, während er sich mit dem Riemen abmühte. Der Koch war sein bester Kamerad geworden, und er, Juan, würde sich lieber totschlagen lassen, als den Mann zu verraten.

      Ein Baske hatte seinen ganz besonderen Stolz und Dickschädel. Juan hatte sich selbst ‚amor proprio“ geschworen, das Gesetz der Selbsterhaltung bis zur äußersten Konsequenz, weil Francisco Sampedro es von ihm verlangte. Nie wieder würde er versuchen, seinem Leben selbst ein Ende zu setzen, aber er wußte, daß er es für den Koch und die anderen Kameraden opfern würde, falls das erforderlich sein würde. Was immer er tun konnte, um ihnen zu helfen – er würde es tun.

      Die Jolle gelangte in den Dunstschleiern, die noch zäh über weiten Bereichen der Bucht hingen, ans Ufer. De la Torre stieg als erster aus und blickte sich mißtrauisch nach allen Seiten um. Seine sechs Begleiter zogen unterdessen die Jolle an Land.

      „Ich glaube, weiter im Süden stehen Häuser“, sagte er plötzlich. „Juan, das Spektiv bitte.“

      Juan Flores reichte ihm das Rohr. Der Erste hob es vors Auge und spähte durch die Optik. „Eine Stadt“, stellte er fest. „Mit einem Hafen. Wir schleichen uns etwas näher heran und versuchen, Genaueres auszukundschaften. Ich möchte zumindest feststellen, ob in der Stadt zivilisiertere Menschen leben als auf der Insel, ehe ich an sie herantrete und mit Verhandlungen beginne.“

      „Gott gebe, daß wir diesmal Glück haben“, sagte Francisco Sampedro.

      Sein Wunsch ging nicht in Erfüllung. Keine halbe Stunde später wurden sie zwei Meilen nördlich von Westport von Uniformierten gestellt, die als Reiterpatrouille des Gouverneurs Bingham einen Routineausflug unternommen hatten – und nun fündig wurden. Acht Mann, die ihre Musketen auf die Spanier richteten …

      „Die Waffen weg“, befahl ihr Anführer, ein Leutenant der Stadtgarde, der von Sir Richard Bingham bezüglich „umherschweifender irischer Rebellen und spanischer Bastarde“ seine präzisen Anweisungen erhalten hatte.

      De la Torre und seine sechs Männer befolgten den Befehl, denn sie hatten nicht die geringste Chance, sich mit ihren Säbeln und Schiffshauern gegen die Schußwaffen der Engländer zu behaupten.

      De la Torre beherrschte die englische Sprache recht gut. Er verstand nicht nur die barschen Rufe, mit denen die Reiter sie jetzt in die Stadt trieben, er begriff etwas später auch fast jedes Wort von dem, was der fette Mann in dem größten Gebäude Westports, der Stadtkommandantur und Verwaltung, zu ihnen sagte.

      Sir Richard Bingham – er betrachtete die sieben Jammergestalten mit angewiderter Miene und bedeutete den Gardisten, sie ja nicht zu nah an sein Pult heranzudirigieren.

      „Spanisches Lumpenpack, heruntergekommene Bastarde“, urteilte er. „Wer, zum Teufel, hat euch die Erlaubnis gegeben, hier frei herumzulaufen? Von welchem Schiff stammt ihr? Himmel, man muß diese stinkenden Hunde untersuchen lassen, denn es könnte sein, daß sie uns die Cholera nach Westport bringen. Wer seid ihr? Was wollt ihr?“

      De la Torre war nicht so dumm, ihm auf englisch zu antworten. Er erkundigte sich vielmehr in seiner Muttersprache: „Versteht hier jemand Spanisch?“

      „Lieutenant“, sagte Bingham. „Offenbar ist keiner von diesem Gesindel unserer Sprache mächtig. Holen Sie sofort einen Dolmetscher – und den Arzt, verdammt noch mal. Und daß mir sonst keiner in die Kommandantur kommt, verstanden?“

      „Ja, Sir.“

      Bingham wollte auf keinen Fall von diesem Killigrew, diesem Ribault oder einem ihrer Männer gestört werden, denn er rechnete damit, daß sie ihm kräftig ins Handwerk pfuschten, wenn sie erst einmal mitansahen, wie er mit solchen Gefangenen wie diesen umzuspringen pflegte. Obwohl er gegen die Spanier kämpfte, sollte dieser Seewolf ein ritterlicher Typ sein, und es konnte gut möglich sein, daß er und seine Kameraden mit so rüden Methoden, wie Bingham sie anwandte, nicht einverstanden waren. Killigrew, so schätzte der Gouverneur, war glatt in der Lage, ihm diese sieben Gefangenen wegzunehmen.

      Bingham hatte keine Skrupel, diese Burschen einzeln über die Klinge springen zu lassen, aber erst, wenn er von ihnen erfahren hatte, wo sich ihr Schiff befand und was es an Bord mitführte.

      Die Garde hatte zu berichten gewußt, daß weiter nördlich eine Jolle auf dem Ufer der Clew Bay liege, die nicht aussah wie eine englisches oder irisches Boot. Zweifellos waren die sieben spanischen Strolche mit dieser Jolle eingetroffen.

      Während der Lieutenant unterwegs war, um den Dolmetscher und den Arzt zu holen, wandte de la Torre sich an seine Begleiter.

      „Jetzt können wir noch reden, da hier ja niemand Spanisch versteht“, sagte er. „Kameraden, ich habe den Eindruck, wir sind vom Regen in die Traufe geraten. Meine Menschenkenntnis sagt mir, daß der dicke Kerl dort hinter dem Pult uns nur ausplündern will. Wir dürfen ihm nicht verraten, wo unser Schiff liegt – um keinen Preis.“

      „Ruhe!“ rief Bingham. „Ich dulde nicht, daß ihr Hunde miteinander tuschelt!“

      „Senor“, sagte Francisco Sampedro zu seinem ersten Offizier. „Der Fettwanst scheint seiner Uniform nach den englischen Besatzungstruppen in Irland anzugehören. Der wird auch nicht davor zurückschrecken, uns ins peinliche Verhör zu nehmen, schätze ich.“

      „Hast du Angst davor?“

      „Nein, ich nicht.“

      „Madre de Dios“, stammelte Juan Flores.

      „Ruhe!“ brüllte Bingham. „Bringt diese Bastarde zum Schweigen!“

      „Sir“, entgegnete ein Mann der Garde. „Sie verstehen uns doch nicht.“

      „Legt mit den Musketen auf sie an, dann werden sie’s schon kapieren!“ schrie der sehr ehrenwerte Sir Bingham, der mittlerweile bedenklich rot im Gesicht geworden war.

      Die Stadtgardisten hoben ihre Musketen und zielten auf die Köpfe der Spanier. Das wirkte. De la Torre, Sampedro, Flores und die anderen vier verstummten tatsächlich.

      Bingham musterte sie aus schmalen, wäßrigen Augen, Vielleicht hatten sie ihn hereingelegt. Vielleicht verstand einer von ihnen ja doch die englische Sprache. Aber auch das würde er bald herausfinden. Sehr schnell würde er sie zum Sprechen bringen. Oh, sie würden noch froh sein, ihm alles über sich und ihr Schiff beichten zu dürfen.

      Der Lieutenant kehrte mit dem Dolmetscher, einem hageren Asketen namens Harris, und dem Arzt von Westport, Doc Wheeler, zurück. Sir Richard Bingham gab den Männern knappe Anweisungen. Die Stadtgardisten hatten die Musketen inzwischen wieder sinken lassen, und der Arzt begann mit einer kurzen Untersuchung der Gefangenen, wobei Harris seine Worte übersetzte – beispielsweise: „Mund auf und Zunge ’raus!“

      „Diese Männer leiden an Unterernährung und sind halb verdurstet“, verkündete Doctor Wheeler dann seine Diagnose. „Einige von ihnen sind dem Skorbut sehr, sehr nahe, aber Anzeichen von Cholera und anderen schweren Ansteckungskrankheiten kann ich nicht entdecken.“

      De la Torre hatte auch dies verstanden und folgerte im stillen daraus, daß der Feldscher der „Gran Grin“, der seine Befürchtungen СКАЧАТЬ