Seewölfe Paket 6. Roy Palmer
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Название: Seewölfe Paket 6

Автор: Roy Palmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere

isbn: 9783954394951

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СКАЧАТЬ Drache“ war mit seinen vier Masten ein außergewöhnlich schnelles Schiff. Und das gemeinsame Ziel stand fest: der geheimnisvolle Westen, jene unbekannten Inseln inmitten der endlosen Wasserwüste zwischen der Westküste der neuen Welt und Siri-Tongs Heimat.

      Die Rote Korsarin stand aufrecht auf dem Achterkastell und ließ ihr langes schwarzes Haar im Wind flattern. Ab und zu wanderte ihr Blick zu der riesenhaften, in Felle gekleideten Gestalt des Wikingers am Kolderstock.

      Thorfin Njal trennte sich – genau wie Eike, Arne, Olig und der Stör – auch in der schlimmsten tropischen Hitze nicht von seiner gewohnten Kleidung. Und seinen alten, zerbeulten Kupferhelm abzunehmen, wäre ihm erst recht nicht eingefallen.

      Im Augenblick steuerte er einen Kurs, bei dem das Kielwasser wie mit dem Lineal gezogen wirkte. In seinen mächtigen, schwieligen Fäusten nahm sich der Kolderstock wie ein Kinderspielzeug aus. Der schwarze Segler lief wie Samt und Seide. An Deck war es ruhig. Nur ab und zu unterbrachen knappe Segelkommandos die Stille, die Schreie der Seevögel, das Plätschern der Wogen gegen den Schiffsrumpf.

      Auf der Kuhl döste Mißjöh Buveur vor sich hin, eine Flasche in der Faust, aber da er Freiwache hatte, verzichtete Siri-Tong darauf, ihn wegen der Sauferei zusammenzustauchen.

      Dafür begann plötzlich Cookie, der Koch, lautstark zu lamentieren.

      Wie eine Wildkatze fuhr er auf Mißjöh Buveur zu und versuchte, ihm die Flasche zu entreißen. Der untersetzte Mann wehrte sich. Binnen Sekunden war ein wildes Gerangel im Gange, das erst Siri-Tongs scharfer Zuruf stoppte.

      „Er hat geklaut!“ zeterte der schmierige, dickliche Koch. „Er hat den Kokosnuß-Schnaps aus der Kombüse …“

      „Kokosnuß-Schnaps?“ fragte die Rote Korsarin.

      Cookie schluckte erschrocken. In seiner Aufregung fuhr er sich mit allen fünf Fingern durchs Haar – und dieses Haar war fast einen halben Yard lang und mit Öl von rechts nach links an den Schädel geklebt, um eine kahle Stelle zu verdecken. Rod Bennet, genannt Cookie, sah in Sekundenschnelle aus, als habe ihm jemand einen Eimer Algen über den Kopf gekippt.

      „Das – das ist ein Rezept von den Eingeborenen“, stotterte er. „Man – man bohrt Löcher in die Kokosnüsse, damit Luft an die Milch dringt. Dann stopft man die Löcher wieder zu. Na ja, und dann wird mit der Zeit eben Schnaps daraus.“

      „So“, sagte Siri-Tong.

      Cookie sagte gar nichts, sondern fuhr fort, seine Haarpracht zu verwirren. Er wußte genau, was jetzt folgen würde.

      „Kannst du dich vielleicht noch entsinnen, warum wir die Kokosnüsse in den Laderaum gepackt haben, Mister Bennet?“ fragte die Rote Korsarin gefährlich sanft.

      „Als – als Verpflegung, Madam!“

      „Nicht, damit du dir deinen Privatschnaps daraus herstellst?“

      „N-nein, Madam!“

      Siri-Tong atmete tief durch. Ihr Gesicht wirkte steinern. Sie überlegte noch, wozu sie den Sündenbock verdonnern sollte, da wurde sie unterbrochen.

      „Deck!“ ertönte Hilos Stimme aus dem Großmars. „Mastspitzen Backbord voraus!“

      „Ho!“ brüllte der Wikinger. „Das muß die alte ‚Isabella‘ sein! Kannst du sie erkennen?“

      Hilo sah im Augenblick nur drei Mastspitzen, haarfeine Nadeln über der Kimm, und es würde auch noch eine Weile dauern, bis er mehr erkennen konnte. Siri-Tong wollte sich wieder dem Koch zuwenden, der sich an den Vorräten vergriffen hatte, aber der war inzwischen verschwunden.

      Dafür drang gedämpftes Wehgeschrei durch das geschlossene Kombüsenschott.

      Siri-Tong wandte sich ab. Sie gab vor, nichts zu hören, aber sie wußte, was jetzt passierte, genau wie die Wikinger, der Boston-Mann und der Rest der Crew, die sich eins grinsten.

      Der Koch wurde gebraucht.

      Man konnte keine der üblichen Disziplinarstrafen über ihn verhängen, ohne daß die gesamte Mannschaft darunter litt. Aber die rauhen Kerle hatten da im Laufe der Zeit ihre eigene Methode entwickelt.

      Dazu brauchten sie nichts weiter als die heiße Herdplatte in der Kombüse.

      Und danach wurde meist sogar das Essen, das der Koch zustande brachte, etwas besser. Allerdings nur für eine Weile. Ungefähr genauso lange, wie Cookie auf dem Bauch schlief und es sorgfältig vermied, sich hinzusetzen.

      Das Geschrei verstummte allmählich.

      Dabei polterte es – vermutlich flogen Töpfe und Pfannen durch die Kombüse. Ein paar Minuten später war auch das vorbei, und die Männer, die leicht zerrauft auf die Kuhl zurückkehrten, widmeten ihre Aufmerksamkeit nun ebenfalls dem Schiff, das der Ausguck gesichtet hatte.

      Nur Cookie ließ sich nicht sehen.

      Er heulte fast vor Wut. Am liebsten hätte er sich mit einer Kakerlaken-Suppe oder etwas ähnlichem revanchiert, aber dafür hatte ihm die Herdplatte als Sitzplatz denn doch zu wenig gefallen.

      Für den Bruchteil einer Sekunde hatte in der Vorpiek der „Isabella VIII.“ eine Stille geherrscht, wie man sie im Zentrum, im „Auge“ eines Wirbelsturms findet.

      Esmeraldos Aufschrei und die Art, wie sich Pepe le Moco jählings herumwarf, wirkten als Signal. Dann ging alles so schnell, daß die Männer des Bretonen es im einzelnen erst viel später begriffen.

      „Arwenack!“ schrie Dan O’Flynn, obwohl er an Händen und Füßen gefesselt war und überhaupt nichts unternehmen konnte.

      „Arwenack!“ brüllten Batuti, Stenmark und Big Old Shane im Chor, und die Piraten erhielten endgültig den Eindruck, als habe die Hölle selber ihre Dämonen ausgespuckt.

      Vier Mann wollten sich gleichzeitig zur Flucht wenden.

      In dem engen Durchlaß des Schotts war das etwas schwierig. Für einen Moment behinderten sich die Kerle gegenseitig, und der erste, der handelte, war Big Old Shane.

      Wie ein angreifender Stier senkte er den Schädel und stürmte einfach in die schwankende Front seiner Gegner.

      Die beiden mittleren Kerle torkelten zurück wie von einem Rammsporn getroffen. Einer von ihnen stieß einen gurgelnden Schrei aus und klappte zusammen. Der zweite ruderte verzweifelt mit den Armen, um nicht zu fallen. Dabei ließ er die Öllampe los, die er getragen hatte. Im Bogen flog sie durch den kleinen Laderaum unter dem Vordeck der „Isabella“, knallte auf den Boden und ging in Scherben.

      „Feuer!“ kreischte einer der Piraten entsetzt. „Feuer! Feu …“

      Er verstummte, weil Ben Brighton ihm die Faust in die Zähne geschlagen hatte.

      Dem letzten Mann, der noch völlig verdattert im Schott stand und nicht wußte, wie ihm geschah, verpaßte Stenmark ein Ding in die Magengrube.

      „Uuuiiie“, gurgelte der Kerl. Dabei quollen ihm fast die Augen aus den Höhlen. Den Weg gab er erst frei, als Stenmark ihn am Kragen packte und kurzerhand in die Vorpiek beförderte.

      „Was soll das denn?“ schrie Dan O’Flynn aufgebracht, als der СКАЧАТЬ