Название: Seewölfe Paket 17
Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
isbn: 9783954397754
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In der großen Jolle saßen Hasard und Dan O’Flynn neben den anderen schweigenden Seewölfen. Pausenlos suchten ihre Blicke die See und den Strand ab.
„Wir segeln von hier aus in langen Suchstreifen nach Osten“, sagte Hasard. „Wir gehen unter Land, um jede Möglichkeit auszuschöpfen.“
„Hoffentlich ist er irgendwo an Land gegangen und hat es geschafft“, meinte Dan inbrünstig.
Auch die Jolle Arne von Manteuffels setzte jetzt Segel, um den Küstenstreifen ostwärts abzusuchen. Die zweite Jolle bewegte sich unter Ferris Tucker weiter draußen auf See. Es blieb nur so viel Platz zwischen ihnen, daß ihren Augen nichts entging, was eventuell in der See trieb.
Hasard sah das ebenfalls besorgte Gesicht seines Vetters, der persönlich an der Suche teilnahm. Die beiden Männer nickten sich schweigend zu.
Die Jollen segelten los. Unzählige Augenpaare blickten angestrengt über das Wasser. Alle Kieker, die es an Bord gab, waren mitgenommen worden.
„Noch weiter unter Land“, sagte Hasard nach einer Weile. „Dort vorn gehen wir an den Strand. Wenn er es geschafft hat, dann müssen im Sand auch Spuren sein.“
„Wir werden ihn finden“, sagte der Profos zuversichtlich. „Gary ist ein guter Schwimmer, der hat es geschafft.“
Er sagte nicht, wie es ihm gerade auf der Zunge lag: Gary war ein guter Schwimmer, aber man hörte doch heraus, daß der Profos trotz aller Zuversicht selbst kaum noch daran glaubte, daß Gary es geschafft hatte. Insgeheim befürchtete er, daß sie bald seine Leiche auf dem Wasser finden würden – wenn überhaupt.
Die große Jolle lief auf den Strand zu. Hasard und Dan sprangen heraus und wateten durch das flache Wasser dem Strand entgegen.
„Segelt langsam weiter!“ rief er den anderen zu. „Wir steigen später wieder ein, wenn wir den Strand abgesucht haben.“
Dan O’Flynn blickte zuerst zurück nach Westen. Aber da war der Strand glatt und ohne Spuren. Hin und wieder fand sich etwas angeschwemmter Seetang, ein paar Muscheln, halbvertrocknete Quallen und ein paar kleine Krebse. Auch kleinere Holzstücke und Angeschwemmtes fanden sich, Dreck, eine verweste Möwe.
Menschliche Spuren jedoch, wie sie ein aus dem Wasser gestiegener Mann hinterließ, fanden sich nicht. Der Strand war glatt, nur mit ein paar kleinen Steinen besät.
„Ich kann es nicht glauben“, sagte Hasard. „Es erscheint mir einfach unwahrscheinlich, daß Gary ertrunken sein soll.“
„Noch haben wir nicht alles abgesucht, Sir“, sagte Dan voller Zuversicht, doch auch die war gespielt.
„Du glaubst doch auch nicht mehr daran“, sagte Hasard.
Dan O’Flynn gab keine Antwort. Starr blickte er in den Sand. Seinen scharfen Augen entging nichts, selbst wenn sich die Spuren weit voraus befunden hätten.
Niemand ahnte, daß sie gerade jetzt die Stelle passierten, wo Gary Andrews an Land gewatet war. Stanislaus hatte die Spuren so sorgfältig verwischt, daß man nichts mehr sah.
Und er hockte in seinem Versteck zwischen den Dünen in nur ein paar Yards Abstand von ihnen, und auch Gary befand sich in unmittelbarer Nähe.
Der Pole lag im Sand, verborgen zwischen Strandhafer und yardhohem Gras, und belauerte sie. Fasziniert starrte er auf die Boote, die dicht unter der Küste ostwärts segelten, aber noch mehr faszinierten ihn diese beiden Männer.
Da kann ich mich nur beglückwünschen, die Spuren rechtzeitig verwischt zu haben, dachte er, denn sonst hätten sie mein Versteck gefunden und natürlich meinen Gefangenen.
Piraten waren das also, englische Piraten. Er hörte, daß sie miteinander in einer Sprache redeten, von der er noch nie ein einziges Wort gehört hatte.
Er starrte ihnen mit großen Augen nach, als sie weitergingen und immer wieder den Strand absuchten. Dann kicherte er leise vor sich hin, weil sie die kritische Stelle längst überschritten und nichts entdeckt hatten.
Ein paar Augenblicke spielte er mit dem verrückten Gedanken, diese beiden Männer ebenfalls gefangenzunehmen. Die Belohnung der polnischen Behörden würde so großzügig ausfallen, daß er bis an sein Lebensende von morgens bis abends Schnaps trinken konnte.
Diese Vorstellung erregte ihn immer mehr, aber er sah auch ein, daß sie bloßes Wunschdenken war. Die beiden Kerle waren groß und sehr kräftig, und selbst wenn er mit ihnen fertig werden sollte, dann waren da immer noch die anderen in den Booten, denen das nicht entgehen würde.
Aber herrlich auszuspinnen war dieser Gedanke, und er stellte sich vor, wie er mit drei gefangenen englischen Piraten nach Gdingen segelte und sie dort bei der polnischen Kommandantur der Miliz auslieferte.
Wie einen Helden würden sie ihn feiern, und sein Name würde in aller Munde sein. Und der Schnaps würde überreichlich fließen. Natürlich nicht der einfache Rübenschnaps, das müßte dann schon ein erlesenes Wässerchen sein, etwa aus Roggen gebrannt, eins, das er sich sonst nicht leisten konnte und das immer nur die hohen Herren soffen.
Berauschend war diese Vorstellung, aber leider undurchführbar, denn so verrückt, die Männer anzugreifen, war er dann doch nicht.
Er verwarf diesen prächtigen Gedanken widerwillig, eben weil er nicht in die Tat umzusetzen war. Er hatte nicht einmal eine Waffe, jedenfalls keine richtige, mit der man etwas anfangen konnte.
Ein paar Wortfetzen, die der Wind herüberwehte, vernahm er noch, ohne etwas davon zu verstehen.
Peronnje, ein Jammer war das. Aber eins stand für ihn fest:
Dieser Pirat, der jetzt gefesselt in seinem Erdloch lag, gehörte zu den suchenden Kerlen. Er war einer von ihnen, und er würde ihn hüten wie seinen Augapfel.
Er blieb reglos liegen und kroch erst auf allen vieren wieder zu seiner Behausung zurück, als er die Männer nur noch ganz klein und sehr weit entfernt am Strand sah.
Hasard ließ immer noch weitersegeln. Während er mit Dan am Strand verzweifelt weitersuchte, segelten die Boote die gesamte Nordküste der Halbinsel Hela und das dazugehörende Seegebiet ab.
Die Suche wurde immer verzweifelter, immer angestrengter, doch von Gary Andrews fand sich keine Spur.
Mittlerweile war es Mittag geworden, die letzte Hoffnung war zunichte.
Hasard setzte sich in den Sand, stützte das Kinn in beide Hände und starrte über das Meer. So blieb er schweigend eine ganze Weile sitzen. In seinem Gesicht erschienen Falten, die sonst nicht dagewesen waren. Seine Lippen waren hart verkniffen.
Nach einer Ewigkeit stand er auf und wischte sich mit einer resignierenden Bewegung über die Augen. Seine Stimme klang rauh und heiser.
„Wir kehren um, Dan. Sage das den anderen. Wir segeln zurück und grasen noch einmal in langen und weiten Kreuzschlägen das Gebiet ab. Weiter östlich werden wir nichts finden, wir sind längst über den Punkt hinaus.“
Dan O’Flynn schluckte hart, seine Antwort bestand ebenfalls nur aus einem unverständlichen Gemurmel.
Er hob müde den Arm und gab den Booten Handzeichen. СКАЧАТЬ