Seewölfe - Piraten der Weltmeere 117. Roy Palmer
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Название: Seewölfe - Piraten der Weltmeere 117

Автор: Roy Palmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere

isbn: 9783954394418

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СКАЧАТЬ zu Ferris Tucker, weil ihm ein Verdacht gekommen war.

      „Mister Tucker!“ rief er. „Sehen Sie mal, was ich gefunden habe – vielleicht hat Nakamura auch so einen Dolch!“

      Ferris wandte den Kopf, sah auf die spitze Waffe und drehte sein Gesicht dann wieder dem Ufer zu.

      Nakamura hatte es irgendwie fertiggebracht, unter Wasser den lästigen Ischang abzustreifen. Er war an Land gelaufen, nur mit einer kurzen Hose bekleidet, und hetzte geduckt auf das nächste Gebüsch zu. Er schien etwas zwischen den Händen verborgen zu halten – jetzt wußte Ferris, was es war.

      Gary, Stenmark und Will waren mit dem Boot gelandet; Sie waren ins Flachwasser der Bucht gesprungen und stürmten an Land.

      „Aufpassen, der Kerl hat noch seinen Dolch!“ brüllte Ferris ihnen nach. Er wußte aber nicht, ob sie ihn verstanden hatten.

      2.

      Gary Andrews hatte im Laufen seine Pistole gezückt. Er wollte einen Warnschuß über Nakamuras Kopf jagen, aber der Japaner schlüpfte bereits in dichtes Gestrüpp und entzog sich seinem Blick.

      Ferris Tucker brüllte irgend etwas, aber der Wind blies von Süden her gegen ihn an und trug seine Worte dem Nordufer zu. Die Verfolgung indes fand am südlichen Ufer des Jinzhonghe statt.

      „Was will Ferris?“ rief Stenmark im Dahinhetzen.

      „Keine Ahnung!“ rief Will Thorne keuchend zurück. „Er hat wohl Angst, dieser Schweinehund entwischt uns.“

      Das war zwar eine Fehldeutung, aber sie schien durchaus der Wirklichkeit zu entsprechen. Gary gelangte als erster ans Gebüsch und drang ein, aber er konnte den Japaner im Inneren des Dickichts nicht mehr entdecken.

      „Verflucht und zugenäht“, wetterte er. „Los, schwärmen wir aus und versuchen wir, ihn in die Zange zu nehmen.“

      Ohne auch nur eine Sekunde Zeit zu verlieren, bahnte er sich einen Weg durch das Verfilzte, fast undurchdringliche Gesträuch. In den Niederungen der Provinz Hohpeh, die sich in die Große Ebene fügten, wurden nicht nur Reis und Sojabohnen angebaut, hier gedieh jede Art von Pflanzenwuchs üppig. Es gab zwar keinen Dschungel – dazu lag die Gegend in zu nördlichen Breiten –, aber auch in einem ausgedehnten Dickicht wie diesem konnte man sich durchaus verirren und steckenbleiben.

      Gary fluchte leise vor sich hin. Er schaute sich nach allen Seiten um – der Schwede und der Segelmacher waren jetzt auch nicht mehr zu sehen. Rundum erhob sich der Wildwuchs der fremden Pflanzen und Sträucher.

      Gary arbeitete sich noch ein Stück vor, dann verharrte er und lauschte. Hinter ihm war verhaltenes Rascheln. Das mußten Stenmark und Will Thorne sein. Aber vor ihm – war da auch etwas, oder bewegte sich der japanische Pirat so geräuschlos wie eine Schlange voran?

      So angestrengt Gary auch lauschte, er vernahm nichts. Nakamura schien vom Erdboden verschluckt worden zu sein.

      Es war ausgeschlossen, daß er die Flußniederungen kannte. Aber vielleicht existierten in seiner Heimat, drüben im geheimnisvollen Zipangu, ähnliche Landschaften, und er hatte es gelernt, geschickt darin zu schleichen.

      Auch die Ureinwohner der Neuen Welt und die Bewohner gewisser Inseln, die Gary Andrews während der Fahrten der „Isabella“ kennengelernt hatte, verfügten über ähnliche Fähigkeiten.

      Gary wurmte es in diesem Augenblick mächtig, daß er nicht als Buschmensch aufgewachen war. Das war eben der Nachteil, wenn man zu fest mit den Schiffsplanken verwachsen war! Gary ahnte, daß er dem Japaner kein Schnippchen mehr schlagen konnte. Der Schurke war wie ein Reptil, das ihm aus den Fingern entschlüpfte.

      Trotzdem gab Gary nicht auf.

      Er drückte Geäst und schlüpfrige Blätter zu den Seiten weg, orientierte sich flüchtig und wandte sich nach Süden. Die Pistole steckte er nicht weg, er hatte beschlossen, dem vertrackten Spiel ein Ende zu bereiten, indem er Nakamura in die Beine feuerte, sobald er ihn sichtete.

      Zum Teufel mit der Fairneß, dachte Gary, wütend.

      Nakamura war praktisch erledigt gewesen, und doch hatte er Reißaus nehmen können. Damit dies nicht noch einmal geschah, wollte Gary auf den Warnschuß verzichten und gleich auf seine Waden halten, schließlich hatte seine Steinschloßpistole nur den einen Lauf.

      Bäume ragten plötzlich auf. Sie schienen aus dem Nichts herauszuwachsen. Das Gebüsch blieb so dicht wie vorher, es rankte an den Stämmern empor, als wolle es die stummen Riesen erdrosseln und vertilgen. Gary fluchte wieder los, als er beinahe in einem Dornengestrüpp hängenblieb. Er riß sich los, schrammte sich gehörig den rechten Arm und verdammte innerlich China, die Zopfmänner und all den Schlamassel, in den sie hier geraten waren.

      Vor ihm regte sich etwas – ganz unvermittelt.

      Gary duckte sich und brachte die Steinschloßpistole in Anschlag.

      „Stehenbleiben!“ rief er, erst auf spanisch, dann auf portugiesisch. „Halt, oder ich schieße!“

      Zumindest ein paar Brocken mußte Nakamura verstehen, denn er war ja auf de Romaes’ Piratengaleone gefahren. Wenn der Portugiese auch meistens chinesisch mit seiner Meute gesprochen hatte – einige Worte seiner Muttersprache hatte er ihnen doch sicherlich beigebracht.

      Ob Nakamura davon etwas behalten hatte, blieb dahingestellt. Für den Bruchteil einer Sekunde war sein Gesicht in einer Buschlücke zu erkennen – eine Fratze des Hasses. Etwas Blinkendes stach von ihm weg.

      Nakamura warf sich herum, flüchtete und scherte sich den Teufel um Gary Andrews’ Warnungen.

      Gary zielte auf den Bereich, in dem sich Nakamuras Beine befinden mußten, aber in diesem Moment erreichte ihn der Dolch. Wie glühendes Eisen fraß er sich in seinen Arm, ausgerechnet in den rechten. Gary stöhnte auf und biß die Zähne zusammen. Er hatte die Geistesgegenwart, die Steinschloßpistole in seine linke Hand zu befördern, dann drückte er ab.

      Der Schuß raste krachend in den Wald, aber die Kugel grub sich wirkungslos in den weichen Boden. Nakamura setzte seine Flucht unversehrt fort. Vielleicht hatte die Kugel nur zwei, drei Schritte hinter ihm gesessen, aber diese kurze Distanz rettete ihm das Leben.

      Gary tobte fast vor Wut.

      Stenmarks Stimme ertönte links hinter ihm, dann meldete sich auch Will Thorne, und zwar von rechts achtern, etwas weiter entfernt als der Schwede.

      „Hast du ihn?“

      „Wo steckt der Bastard, Gary?“

      Gary preßte die Zähne so fest zusammen, daß sie knirschten. Seine Lippen waren ein dünner, blutleerer Strich. Mit äußerster Selbstbeherrschung packte er den Griff des Dolches. Als die Finger seiner linken Hand die im Arm stekkende Waffe nur sanft berührten, raste schon eine neue Schmerzweile durch den Arm.

      Gary stöhnte und sah wogende Schatten und rote Kreise vor seinen Augen. Er wurde fast ohnmächtig, bezwang sich aber, kämpfte gegen Schmerzen und Übelkeit – und riß sich den Dolch mit einem Ruck aus dem Arm. Er würgte heftig, als er sein Blut fließen sah. Die Knie wurden ihm weich, Hölle, er konnte einfach nichts dagegen tun.

      Er sank hin.

      Stenmark СКАЧАТЬ