Название: Big Ideas. Das Psychologie-Buch
Автор: Маркус Уикс
Издательство: Bookwire
Жанр: Зарубежная психология
Серия: Big Ideas
isbn: 9783831082568
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In den 1980er-Jahren entdeckten Psychologen und Neurologen ein neues Feld: die Bewusstseinsforschung, die sich mit den Bewusstseinsinhalten sowohl gesunder als auch hirngeschädigter Menschen befasst. Zu Letzteren zählen z. B. Patienten im Wachkoma, bei denen alle höheren Gehirnfunktionen ausgefallen sind. Bei beiden Gruppen ging und geht es den Wissenschaftlern darum, herauszufinden, wie sich das Bewusstsein so objektiv wie möglich beurteilen lässt. Deshalb suchen sie nach Möglichkeiten, die ihm zugrunde liegenden physiologischen und psychologischen Mechanismen zu verstehen.
Die moderne Neurologie hat gezeigt, dass es Bewusstseinsmechanismen gibt. Ende des 20. Jahrhunderts behauptete der britische Molekularbiologe und Biophysiker Francis Crick, dass das Bewusstsein in einem bestimmten Hirnareal verankert sei – im präfrontalen Kortex, der an Denkprozessen wie Planen, Problemlösen und Verhaltenssteuerung beteiligt ist.
Gemäß dem kolumbianischen Neurologen Rodolfo Llinás hängt das Bewusstsein mit den Aktivitäten des Thalamus zusammen. Der Thalamus, ein Teil des Zwischenhirns, ist verantwortlich für die Regulierung von Wellen, die innerhalb des Gehirns in bestimmten Frequenzen auftreten. Werden diese regelmäßigen Rhythmen unterbrochen, etwa durch eine Infektion oder aufgrund einer genetischen Disposition, können laut Llinás neurologische Erkrankungen wie Epilepsie oder die Parkinson’sche Krankheit sowie psychische Krankheiten wie Depression die Folge sein.
Pierre und Marie Curies Erkenntnisse bewirkten, dass frühere Theorien modifiziert wurden. Ganz ähnlich werden laut James unsere Grundannahmen durch neue »Wahrheiten« verändert.
Bis heute ist es niemandem gelungen, das Bewusstsein genau zu definieren. Der amerikanische Neurologe António Damásio z. B. definiert es als Wissen, das auf Sinneseindrücken beruht. Bewusstsein zeigt sich für ihn darin, dass ein Organismus sich seiner selbst und seiner Umgebung gewahr ist.
Nachwirkungen
James’ Theorien haben bis heute viele Psychologen und andere Wissenschaftler beeinflusst. Seine pragmatische Herangehensweise an Fakten – die Konzentration auf das, was zu glauben uns nützt, statt auf das, was »wahr« oder »vermeintlich wahr« ist – hat der Psychologie sehr geholfen. Denn sie konnte damit philosophische Fragestellungen bezüglich der Trennung von Geist und Körper hinter sich lassen und eher anwendungsorientiert arbeiten, indem sie sich z. B. mentalen Prozessen wie Aufmerksamkeit, Erinnerung, logischem Denken, Imagination und Intention zuwandte. James war fest davon überzeugt, dass sein Ansatz Philosophen und Psychologen dabei unterstützen könne, von Abstraktionen, festen Prinzipien, geschlossenen Systemen, vorgegebenen Absolutheiten und Ausgangspunkten Abstand zu nehmen, um sich Tatsachen und Handlungen zuzuwenden. Sein Beharren darauf, Ereignisse in ihrer Ganzheit zu betrachten und dabei auch die Auswirkungen des Umfelds einzubeziehen, statt sie in kleine Einzelheiten zu untergliedern wie die Strukturalisten, hat unser Verständnis von Verhalten mitgeprägt.
Magnetresonanztomografien des Gehirns halfen bei der Identifizierung von Hirnarealen, die offenbar mit dem Bewusstsein zu tun haben. Beispiel: der Thalamus (hier im Zentrum).
Als James 1875 in Harvard zu lehren begann, war die Psychologie an vielen US-Universitäten noch kein eigenständiges Fach. Das änderte sich: 20 Jahre später hatten 24 amerikanische Universitäten und Hochschulen sie als eigenständige wissenschaftliche Disziplin anerkannt. Auch drei psychologische Fachzeitschriften waren entstanden und 1892 wurde die American Psychological Association (der nordamerikanische Fachverband für Psychologie) gegründet.
James brachte die experimentelle Psychologie nach Amerika, obwohl er von sich behauptete, experimentelles Arbeiten regelrecht zu hassen. Er hatte erkannt, dass Theorien sich am besten mit Versuchen beweisen oder widerlegen ließen. Dennoch schätzte er die Introspektion, vor allem zur Klärung psychischer Prozesse. Dass sich die Psychologie nach außen hin von einer »finsteren« Randerscheinung, wie James es nannte, zu einer höchst nutzbringenden Disziplin mausern konnte, verdankt sie ihm zu einem großen Teil. David Krech, emeritierter Professor der Psychologie an der University of California, bezeichnete William James in einer Rede zum 75-jährigen Jubiläum der American Psychological Association als »Vater der Psychologie«.
»Jedes persönliche Bewusstsein erscheint uns unmittelbar als kontinuierlich.«
William James
William James
William James wurde 1842 in New York geboren. Er entstammt einer wohlhabenden Familie und besuchte Schulen in Europa und den USA. James zeigte früh künstlerisches Talent und strebte zunächst eine Karriere als Maler an. Doch sein wachsendes Interesse an der Wissenschaft führte ihn schließlich 1861 an die Harvard University. 1864 begann er an der Harvard Medical School ein Medizinstudium. 1869 machte er seinen Doktor in Medizin, jedoch praktizierte er nie als Arzt.
Ab 1873 war James in Harvard als Dozent für Anatomie und Physiologie tätig, 1876 wurde er Assistenzprofessor für Psychologie. Er hielt die ersten Lehrveranstaltungen für experimentelle Psychologie in den USA und spielte eine Schlüsselrolle bei der Etablierung der Psychologie als wissenschaftliche Disziplin. 1910 starb er in New Hampshire.
Hauptwerke
1890 Psychologie
1892 Psychology: The Briefer Course
1897 Der Wille zum Glauben
DIE ADOLESZENZ IST EINE NEUGEBURT
G. STANLEY HALL (1844–1924)
IM KONTEXT
ANSATZ
Entwicklungspsychologie
FRÜHER
1905 Sigmund Freud bezeichnet in seinen Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie die Teenagerjahre als »genitale Phase«.
SPÄTER
1928 Die amerikanische Anthropologin Margaret Mead schreibt in Kindheit und Jugend in Samoa, dass die Adoleszenz nur in westlichen Gesellschaften als eigenständige Entwicklungsphase gilt.
1950 Erik H. Erikson beschreibt die Adoleszenz als Zeit des Konflikts von »Identität versus Identitätsdiffusion« und prägt den Begriff »Identitätskrise«.
1983 Derek Freeman befasst sich in Liebe ohne Aggression. Margaret Meads Legende von der Friedfertigkeit der Naturvölker mit deren These, die Adoleszenz sei eine gesellschaftlich konstruierte Vorstellung.
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