Seewölfe - Piraten der Weltmeere 196. Roy Palmer
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Название: Seewölfe - Piraten der Weltmeere 196

Автор: Roy Palmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere

isbn: 9783954395323

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СКАЧАТЬ zu den beiden Schiffen hinüber. Ja, die fast ausgelassene Heiterkeit und Begeisterung der Männer des Flaggschiffes war wie ein Funke auch auf die Besatzungen der anderen beiden Segler übergesprungen.

      Von Unmut und Verschwörung, gärendem Haß und dem Drang zur Rebellion konnte jetzt nicht mehr die Rede sein. Ausgelöscht war jeder Gedanke daran, das Interesse der Männer galt nur noch dem fremden Land, das im Osten unter klarem blauen Himmel auf sie wartete.

      Don Lucas senkte das Spektiv, schob es wieder halb zusammen und betrachtete die Menschenmenge, die sich auf der Kuhl zusammengeballt hatte. Einzelne Gestalten lösten sich aus der Masse und hangelten katzengewandt in den Wanten hoch, um einen besseren Ausblick auf das Land zu erhaschen. Andere beugten sich weit übers Schanzkleid, so weit, daß sie über Bord zu fallen drohten.

      Don Lucas war ein Kommandant, dem es an der nötigen Umsicht nicht mangelte. Er wußte, daß er die Männer jetzt gewähren lassen mußte. Wenigstens im ersten Sturm der überschwenglichen Freude tat er gut daran, wenn er ihre Disziplinlosigkeit duldete.

      Später konnte er sie immer noch zur Ordnung rufen.

      Nur Ramon de Mesonero, dem Bootsmann, winkte er zu.

      Dieser bahnte sich sofort einen Weg durch die Männer und steuerte quer über die Kuhl auf die Back zu, erstieg sie über den Steuerbordniedergang und blieb vor seinem Comandanten stehen.

      „Zur Stelle, Don Lucas“, sagte er. „Sie haben mich gerufen?“

      Don Lucas maß ihn mit einem kalten, zurechtweisenden Blick. De Mesonero ertrug es, ohne eine Miene zu verziehen, ja, er schien völlig gelassen zu sein.

      Die beiden Männer waren von völlig unterschiedlichem Naturell, nichts verband ihre Charaktere miteinander. Don Lucas el Colmado zeichnete sich durch Eisenhärte, Entschlußkraft und Unnachgiebigkeit aus, Eigenschaften, die für eine Aufgabe wie die seine unabdingbar waren. Kompromißlos, hart gegen sich selbst und gegen seine Mannschaften, verfolgte er die Ziele, die er im Auftrag seiner Befehlsgeber in Manila abgesteckt hatte. Er war hochgewachsen und von massiver Statur, sein breites, glattrasiertes Gesicht mit den stechenden blauen Augen hatte eine fast nordische Prägung. Dies war auf seine Herkunft zurückzuführen, denn er stammte weder aus dem Zentrum noch aus dem Süden Spaniens. Seine Heimat war die baskische Hafenstadt Bilbao.

      Ramon de Mesonero war genauso groß wie sein Vorgesetzter, jedoch viel schlanker. Sein Haupthaar war ebenso dicht und schwarz wie sein gepflegter Knebelbart, seine Augen groß und dunkel, seine Lippen breit und etwas aufgeworfen, die Farbe seiner Gesichtshaut olivfarben. Er war ein waschechter Andalusier. Doch nicht nur sein Äußeres war so grundlegend anders als das des Kommandanten. Er stellte immer wieder gern unter Beweis, daß er dienstbewußt und der spanischen Krone treu ergeben seine Arbeit verrichtete. Er war sozusagen ein Musterbeispiel von Disziplin und Ehrenhaftigkeit. Und doch ahnte Don Lucas, daß es anders war. Der Bootsmann war im Grunde seines Herzens ein geborener Intrigant und Opportunist, einer, auf den man stets ein waches Auge haben mußte. Wenn die Lage es erforderte, würde er jederzeit mit einer gegnerischen Seite paktieren und – nur auf seinen persönlichen Vorteil bedacht – seine Fahne nach dem Wind hängen.

      Don Lucas wußte, daß dies im Falle einer Meuterei fatale Folgen haben konnte. Ein Schiffsoffizier auf der Seite eines aufwieglerischen Haufens konnte genügen, und die Partie war für den Comandante verloren.

      „Bootsmann“, sagte Don Lucas, „ich verbitte mir, daß Sie voreilige Schlüsse ziehen. Sie haben eben gerufen, daß wir das Südland vor uns hätten. Dabei wissen wir doch noch gar nicht, ob es der gesuchte Kontinent ist.“

      „Senor Comandante, angesichts der Position, in der wir uns befinden, kann es doch nur der südliche Erdteil sein.“

      „Widersprechen Sie mir nicht“, sagte Don Lucas um einen Ton schärfer. „Und überlassen Sie alle Schlußfolgerungen mir, verstanden?“

      „Si, Senor.“

      „Wir gehen jetzt direkt auf Ostkurs und laufen das Land an. Der Wind hat gedreht und weht günstig für uns aus Westen. Das müssen wir ausnutzen. Wir setzen den letzten Fetzen Zeug, den wir zur Verfügung haben. Am frühen Nachmittag will ich vor der fremden Küste vor Anker gehen.“

      „Si, Senor“, sagte der Bootsmann noch einmal. Dann wandte er sich mit einer Drehung auf dem Stiefelhacken ab und kehrte auf die Kuhl zurück, um die Order weiterzuleiten. Seine Miene war unverändert, wie Don Lucas mit einem raschen Blick feststellte. Doch der Kommandant hätte nur allzu gern gewußt, was hinter Ramon de Mesoneros Stirn vorging.

      Natürlich konnte der Mann mit seiner Annahme recht haben, soviel mußte Don Lucas ihm zugestehen. Doch der Baske wollte sich erst die Gewißheit verschaffen, daß er tatsächlich einen ganzen Erdteil und nicht nur eine Insel vor sich hatte. Erst dann würde er in sein Logbuch eintragen: „Heute haben wir das sagenhafte Südland entdeckt.“

      Rein theoretisch konnte es möglich sein. Sie waren mit ihrem Verband weit nach Süden vorgedrungen, so weit, daß Don Lucas und die Kapitäne der beiden anderen Schiffe fast Furcht vor der eigenen Courage bekommen hatten. Sie befanden sich jetzt nahezu im Gebiet der berüchtigten „Brüllenden Vierziger“, der Sturmregionen jenseits des vierzigsten Breitenkreises.

      Enttäuscht von der Erfolglosigkeit ihres Unternehmens, hatte Don Lucas el Colmado vor drei Tagen schon nach Westen abdrehen wollen, um ein paar Tagesreisen weit in jener Himmelsrichtung weiterzusuchen. Doch der starke Wind aus Südwesten hatte sie weiter nach Südosten gedrückt. Sie hatten es nicht geschafft, mit den beiden Galeonen und der Karavelle dagegen zu kreuzen.

      Heute war Don Lucas froh über diese Entwicklung. Sie schien wirklich eine Fügung des Himmels zu sein. Mit einemmal rückten all die Ziele, die er anstrebte, wieder in greifbare Nähe.

      Er sollte neues Land entdecken und erforschen, wenn schon nicht das legendäre Südland, von dem alle Wissenschaftler und Seefahrer träumten, dann doch wenigstens neue Inseln. Er sollte Pflanzen und Früchte sammeln, fremdartige Tiere erlegen und Wilde einfangen – letztere nicht nur als Exemplare, die den Gelehrten für ihre Studien dienen würden, sondern auch als Sklaven, die in ganz Ostindien für den Ausbau der spanischen Niederlassungen dringend gebraucht wurden.

      Darüber hinaus war es Don Lucas’ Pflicht, auch nach dem verschollenen Don Mariano José de Larra zu forschen. Dieser war im Frühjahr des Jahres 1590 mit der Galeone „Hernán Vortés“ von Manila aus in See gegangen, um ebenfalls nach dem südlichen Kontinent zu suchen. Nie wieder hatte man von de Larra und seiner Mannschaft gehört, keine Nachricht über das Schicksal der Männer hatte je wieder die Philippinen erreicht. War die „Hernán Cortés“ in einem der vielen Wirbelstürme, die Jahr für Jahr die Südsee peitschten, gesunken? Oder hatte de Larra, der ein verwegener Abenteurer und Glücksritter war, gar den Erdteil entdeckt – ein Land, in dem es Gold und Silber geben sollte und in dem nach den Behauptungen der kühnsten Träumer „Milch und Honig flossen“?

      Don Lucas blickte wieder voraus.

      Die „San Rosario“ segelte jetzt mit achterlichem Wind und lief mehr Fahrt. Die „Sebastian Guma“ und die „San Biasio“ hatten mitgezogen. Mit hohen, rauschenden Bugwellen liefen die drei Schiffe auf das unbekannte Land zu, das über der östlichen Kimm jetzt mehr und mehr zu einem schwarzen Schattenriß wurde.

      Don Lucas ahnte nicht, daß dort bereits eine stolze dreimastige Galeone vor Anker gegangen war und deren Kapitän vor einiger Zeit mit eben jenem Don Mariano José de Larra eine höchst dramatische Begegnung gehabt hatte.

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