Название: Briefe über den Yoga
Автор: Sri Aurobindo
Издательство: Автор
Жанр: Эзотерика
isbn: 9783963870583
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8. Der Jivatman wird durch eine Macht in der individuellen Natur hier verkörpert; diese Macht ist der Purusha, der die Prakriti aufrechterhält, zentral in der Seele und mehr instrumental im mentalen, vitalen und physischen Wesen und deren Natur. Man kann daher diese Purushas oder jeden einzelnen von ihnen als Jiva ansehen. Dennoch muss ich eine Unterscheidung machen, nicht allein des klaren Denkens wegen, sondern weil Erfahrung und integrale dynamische Selbsterkenntnis eine Notwendigkeit sind, ohne die es schwer ist, in diesem Yoga durchzuhalten. Es ist nicht unbedingt notwendig, sich all dies mental darzulegen, die Erfahrung genügt, und solange man ein klares inneres Wahrnehmungsvermögen besitzt, genügt es, vorwärtszuschreiten dem Ziel entgegen. Dennoch ist es für den Sadhak dieses Yoga leichter, wenn das Mental geläutert ist, ohne dass es dabei in mentale Starre oder in Irrtum verfällt. Plastizität muss vielmehr bewahrt werden, denn ohne Plastizität besteht die Gefahr eines systematischen, intellektuellen Formalismus. Man muss in die Sache selbst hineinblicken und sich nicht von einer Idee einengen lassen. Nichts von alledem kann wirklich verstanden werden, außer durch die tatsächliche spirituelle Erfahrung.
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Ich habe die Worte Jiva und Jivatman in diesem und allen anderen Abschnitten in genau dem gleichen Sinn gebraucht, es ist mir nie aufgefallen, dass da ein Unterschied bestehen könnte. Wäre dies meine Absicht gewesen, hätte ich, da die beiden Worte einander ähnlich sind, sehr deutlich unterschieden und sie nicht der Mutmaßung überlassen.
In dem betreffenden Abschnitt des Kapitels über die drei Zustände des Supramentals beschrieb ich, wie das Supramental, als eine Kraft der höchsten Selbst-Bestimmung des Göttlichen wirkend, dieses in drei Zuständen manifestiert; und ferner, welcher Art das Bewusstsein des Jivatman in einer supramentalen Schöpfung ist. Eine Behauptung, der Jivatman existiere allein auf der supramentalen Ebene, ist nicht gemacht worden; wäre dies der Fall, dann könnte der Mensch sein individuelles Selbst, seinen Spirit nicht erkennen, bevor er sich zur supramentalen Ebene erhebt; er könnte vorher zu keiner Erfahrung des Selbstes gelangen, wohl aber das Gefühl der Auflösung seines Egos in etwas Universalem haben. Tatsächlich aber kann er lange zuvor sein ungeborenes, sich nicht entwickelndes Selbst als Zentrum des Göttlichen Bewusstseins wahrnehmen; das Selbst, ob kosmisch oder individuell, wird lange vor dem Aufstieg zum Supramental erfahren. Wäre dies nicht so, dann wäre spirituelle Erfahrung von so hoher Art dem mentalen Menschen nicht zugänglich, seine Befreiung wäre unmöglich; er müsste zuerst ein supramentales Wesen werden. Was den Purusha anbelangt, so gibt es ihn auf allen Ebenen; es gibt einen mentalen Purusha, manomaya, der Leben und Körper lenkt, wie die Upanishad es ausdrückt; und es gibt einen vitalen und eine physischen Purusha; es gibt das seelische Wesen oder den Chaitya Purusha, der gleichsam alle anderen aufrechterhält und trägt. Man könnte sie auch als Projektionen des Jivatman bezeichnen, dazu bestimmt, die Prakriti auf den verschiedenen Ebenen des Wesens aufrechtzuerhalten. Auch die Upanishad spricht von einem supramentalen und seligen Purusha; würde nun diese supramentale und Selige Natur in der Erd-Evolution geformt werden, dann könnten wir erkennen, wie sie die Bewegungen hier stützt.
Was nun das seelische Wesen anbelangt, so tritt es in die Evolution ein, gelangt bei der Geburt in den Körper und verlässt ihn bei seinem Tod; doch der Jivatman, wie ich ihn verstehe, ist ungeboren und ewig, obwohl er die manifestierte Persönlichkeit von oben her aufrechterhält. Das seelische Wesen kann, wenn du so willst, als ein Jivatman beschrieben werden, der in die Geburt eintritt, doch wird diese Unterscheidung nicht gemacht, dann verzerrt sich das Bild des Atman, und es entsteht ein Durcheinander. Es ist eine notwendige Unterscheidung für metaphysisches Wissen und für etwas, das in spiritueller Erfahrung sehr wichtig ist. Das Wort Atman wird ähnlich wie Spirit im Englischen auf alle möglichen Arten gebraucht, doch sowohl für spirituelles als auch für philosophisches Wissen ist es notwendig, im Gebrauch der Ausdrücke klar und genau zu sein, um Verwechslungen von Gedanken und innerer Schau durch das Durcheinander der benutzten Worte zu vermeiden.
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Der Jiva wird als das individuelle Selbst, als Atman, verwirklicht, als das zentrale Wesen über der Natur, ruhig, von ihren Bewegungen unberührt, doch ihre Evolution aufrechterhaltend, obwohl er nicht in sie verstrickt ist. Durch diese Verwirklichung werden Stille, Freiheit und Weite, die Meisterung und Reinheit zur normalen Erfahrung sowie ein Gefühl der Universalität im Individuum als ein Zentrum der göttlichen Universalität. Die Seele wird als der Purusha hinter dem Herzen erkannt. Sie ist nicht universal wie der Jivatman, sondern stützt als individuelle Seele von ihrem Sitz hinter dem Herz-Zentrum die mentale, vitale, physische Evolution des Wesens in der Natur. Ihre Verwirklichung bringt bhakti, Selbstgeben, Hingabe und lenkt alle Regungen zu Gott; sie bringt die Unterscheidung sowie das Wählen von allem, was der Göttlichen Wahrheit, dem Guten, der Schönheit angehört, und die Zurückweisung von allem, was falsch und übel, hässlich und misstönend ist; sie bringt die Einung durch Liebe und Hinwendung zum ganzen Dasein, das Offensein für die Wahrheit des Selbstes und die Wahrheit des Göttlichen.
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Im Bewusstsein des Atman zu leben, heißt in der Ruhe zu leben, im Einssein und in jenem Frieden, der über den Dingen und von der Welt getrennt ist, selbst wenn er diese durchdringt. Doch für das seelische Bewusstsein gibt es zwei Dinge, die Welt und sein eigenes Wirken in der Welt. Der Jivatman ist nicht in die Welt herabgekommen, er steht darüber, immer unverändert, die verschiedenen hier wirkenden Wesen, das mentale usw., aufrechterhaltend. Die Seele dagegen ist herabgekommen – ihre Aufgabe ist es, alle Dinge dem Göttlichen zur Umwandlung darzubieten.
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Das wahre Wesen kann in einem der zwei Aspekte oder in beiden verwirklicht werden – dem Selbst oder Atman und der Seele oder Antaratman, dem seelischen Wesen oder Chaitya Purusha. Der Unterschied besteht darin, dass das eine als universal gefühlt wird, das andere als individuell, Mental, Leben und Körper stützend. Verwirklicht man zuerst den Atman, dann empfindet man ihn als von allen Dingen verschieden, in sich selbst bestehend und losgelöst – für diese Verwirklichung mag das Bild der ausgetrockneten Kokosnuss zutreffen; verwirklicht man das seelische Wesen, dann ist es anders, denn dies bringt das Gefühl der Einung mit dem Göttlichen, der Abhängigkeit von Ihm und der ausschließlichen Weihung an das Göttliche allein; es bringt ferner die Macht, die menschliche Natur zu ändern und das wahre mentale, das wahre vitale und das wahre physische Wesen in sich zu entdecken. Beide Verwirklichungen sind in diesem Yoga notwendig.
Das „Ich“ oder das kleine Ego wird von der Natur geformt und ist gleicherweise ein mentales, vitales und physisches Gebilde, dazu bestimmt, das nach außen gerichtete Bewusstsein und die nach außen gerichtete Tat zu zentralisieren und zu individualisieren. Sobald das wahre Wesen entdeckt wird, ist der Zweck des Egos erfüllt, und dieses Gebilde muss verschwinden – an seiner Stelle wird das wahre Wesen gefühlt.
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Der Spirit ist das Bewusstsein über dem Mental, der Atman oder das Selbst, das sich immer im Einssein mit dem Göttlichen befindet – ein spirituelles Bewusstsein ist jenes, das immer in der Einung mit dem Göttlichen oder zumindest immer in Kontakt mit ihm ist.
Die Seele ist ein Funke, der vom Göttlichen stammt und der sich in allen Dingen befindet, und in dem Maße, wie die Individualität sich entfaltet, wächst er in ihr und manifestiert sich als seelisches Wesen – als Seele, die immer das Göttliche, die Wahrheit sucht, und auf sie reagiert, wann immer sie dem Göttlichen und der Wahrheit begegnet.
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