Todesluft. Thomas L. Viernau
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Название: Todesluft

Автор: Thomas L. Viernau

Издательство: Автор

Жанр: Триллеры

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isbn: 9783967525144

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СКАЧАТЬ der direkte Anblick, der brachte ihn immer wieder ins Grübeln, ob das wirklich der richtige Beruf für ihn sei.

      Hainkel bemerkte die Veränderung in Linthdorfs Gesicht. Was er denn darüber denke, zumal wie seltsam die beiden Toten dalagen. Beide auf dem Rücken. Also rückwärts vom Fels gefallen, oder vielleicht doch gestoßen?

      Normalerweise würde ein selbst ungeübter Kletterer niemals rückwärts auf einem frei stehenden Felsen herumturnen. Ob sie sich während des Sturzes gedreht haben könnten?

      Eher unwahrscheinlich, dafür war der Felsen nicht hoch genug. Nur knapp fünfundzwanzig Meter würde er an dieser Stelle hinaufragen. Zu wenig für einen Dreher während des Sturzes.

      Was denn die Frau für Schuhwerk getragen habe?

      Sneaker? Ach! Und der Mann? Ebenfalls.

      Nicht gerade typische Kletterschuhe. Zumal die dünne Laufsohle sehr glatt und rutschig sei. Völlig ungeeignet für das Felsenklettern.

      Linthdorf nickte. Irgendetwas war an dem Vorfall wirklich seltsam. Ein Unfall, wie die Thüringer Kollegen etwas voreilig postuliert hatten, schien das nicht zu sein. Jedenfalls nicht im herkömmlichen Sinne. Vielleicht hatte es jemand wie einen Unfall aussehen lassen wollen. Möglich wäre es.

      Ob Linthdorf etwas dagegen habe, wenn Hainkel ihn am Wochenende mit nach Rudolstadt nehmen würde. Dort wäre der Sitz der Thüringer Schlösserstiftung. Vielleicht erführen sie ja etwas über das geheimnisvolle Medaillon.

      »Rudolstadt? Wo liegt das denn?«

      Hainkel winkte ab. Alles keine großen Entfernungen in Thüringen. Rudolstadt liege östlich des Thüringer Waldes, schon im Saaletal am Rande des Schiefergebirges. Wäre wohl auch eine Residenzstadt ähnlich Schmalkalden.

      »Ach?«

      Hainkel erklärte wieder etwas umständlich die Regionalgeschichte. Dort residierten die Schwarzburger, auch ein uraltes Fürstenhaus.

      Schon seit den Ludowingern in Thüringen ansässig. Die Schwarzburger waren in diverse Linien aufgeteilt. Rudolstadt war eines der Schwarzburger Fürstentümer mit Besitzungen quer durch ganz Thüringen. Der Kyffhäuser gehöre wohl dazu und das Schwarzatal und große Teile des Ilmtals. Die Heidecksburg, eines der größten, gut erhaltenen Barockschlösser Thüringens beherberge heute den Sitz der Stiftung.

      »Und was ist aus den Fürsten geworden?«

      Hainkel zuckte mit den Schultern. »Die haben alle 1918 ihren Hut nehmen müssen. Abgedankt. Wir sind doch damals eine Republik geworden.«

      Natürlich, Linthdorf erinnerte sich. Novemberrevolution, Weimarer Republik. Auch die Hohenzollern verschwanden damals.

      »Wie lange fahren wir?«

      »Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder die schnelle, also Autobahn, oder die bequemere und sehenswertere Route, quer durch den Thüringer Wald über Ilmenau, Neuhaus und das Schwarzatal. Es lohnt sich.«

      Einem solch abwechslungsreichen Angebot konnte Linthdorf nicht seine Zusage verwehren. Zumal er sowieso Autobahnen nicht mochte.

      »Also, dann starten wir Sonnabend früh. Ich telefoniere noch mit den Leuten von der Stiftung. Die kennen mich schon.«

      Linthdorf war zufrieden. Ihm graute vor den Wochenenden. Nichts tun war er nicht gewöhnt. Still in seinem Zimmer liegen, naja, drei Stunden hielt er bestimmt durch. Aber gleich zwei volle Tage? Man konnte auch in den kleinen Tierpark, oder ein Café besuchen, aber auf diese tolle Idee kamen auch die übrigen Kurpatienten.

      Davor grauste es Linthdorf noch mehr. Sein Gesundheitszustand wurde durch den Anblick der vielen Siechen und Versehrten nicht besser, es bedrückte ihn, Teil dieser stillen Menge zu sein. Er kam sich stets fehl am Platz vor. Dann lieber mit dem Indianer durch den Thüringer Wald tuckern, auch wenn es etwas beschwerlich war, in dem kleinen Hyundai zu sitzen.

      Außerdem begann sich Linthdorf langsam für die Angelegenheit zu interessieren. Monsieur Dachs und Madame Fuchs stürzen vom Felsen eines einsamen Berges, hinterlassen ein geheimnisvolles Medaillon, dazu die Einbruchsserie in den Thüringer Schlössern. Linthdorf spürte, dass mit einfachen Erklärungen nichts zu bewegen war. Der Journalist hatte da schon recht. Er würde zwar ohne sein gewohntes Netzwerk auskommen müssen und auch seine Mobilität war eingeschränkt, aber mit Routine und einer sensiblen Spürnase würde er es sich schon zutrauen, etwas Licht in das Dunkel zu bringen.

      Linthdorf sah auf seine Uhr. Es war kurz nach Drei. Hainkel schlug ihm noch vor, das Schloss zu besichtigen, zumal er selbst Mitglied des Fördervereins »Freunde der Wilhelmsburg« sei und damit jederzeit Zutritt habe. Ein guter Bekannter würde außerdem als Schlossführer arbeiten und ihnen etwas zu den gestohlenen Objekten erzählen können. Er habe zwar schon ein paar Mal mit seinem Bekannten über das Thema gesprochen, aber jetzt habe er ja einen Profi im Schlepptau. Dabei zeigte er wieder seine blitzend weißen Zähne und grinste.

       Ich heiß‘ ein Ritter und hab im Sinn,

       dass ich aufzusuchen reite

       einen Mann, der mit mir streite,

       der gewappnet sei, wie ich,

       das preisset ihn, erschlägt er mich.

       Wenn ich’s ihm aber angetan,

       so hält man mich für einen Mann

       und steig‘ ich dadurch an Wert.

       Drum, wenn du irgendwas gehört,

       von solchem Wagnis hier im Walde,

       dass melde du mir also balde,

       und führe mich zur Stelle hin,

       denn nichts Anderes hab‘ ich im Sinn.

       Hartmann von Aue: Iwein mit dem Löwen (Mittelalterliches Epos)

      IV

      Schloss Wilhelmsburg in Schmalkalden

      Mittwochnachmittag, 9. Mai 2007

      Der Aufstieg aus der Altstadt war kurz und unkompliziert. Linthdorf hatte noch ein paar Schwierigkeiten, sich inmitten der Fachwerkpracht zurechtzufinden, aber Hainkel geleitete ihn sicher über den Lutherplatz den Schlossberg hinauf.

      Die Schlossanlage war größer als gedacht. Auf der rechten Seite erblickte Linthdorf einen kunstvoll mit Buchsbaumhecken ornamentierten Renaissancegarten. Hainkel nannte ihn den Rosengarten. Von den Rosen war jetzt im Mai noch nicht so viel zu sehen.

      Vorbei an einer kleinen, schlichten Plastik, die an einen Minnesänger erinnerte, der wohl vor vielen Jahrhunderten auf der Vorgängerburg Wallraf zu Gast war, Linthdorf erinnerte sich, dass Hainkel ihm etwas von uralten Wandmalereien erzählt hatte, die aus dieser Zeit stammten.

      Es sollten Illustrationen zum »Iwein« sein, einem Epos СКАЧАТЬ