Höllen-Lärm. Ian Christe
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Название: Höllen-Lärm

Автор: Ian Christe

Издательство: Bookwire

Жанр: Изобразительное искусство, фотография

Серия:

isbn: 9783854454137

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СКАЧАТЬ aus der Generation der Beatles. Das neue umkämpfte Publikum bestand aus den Kindern der Babyboomer. Das war eine andere Generation als die der Siebziger, die ihren Beziehungsschmerz mit den Folk­songs von James Taylor und Carly Simon verarbeitet hatte. Die Heavy-Metal-Fans waren selbst oft Scheidungskinder, die im überzogen pathetischen Aus­druck menschlicher Gefühle Orientierung suchten.

      Schon bald reagierten die weniger prestigeträchtigen Teenrock-Zeitschrif­ten Circus und Hit Parader auf die vom Rolling Stone im Stich gelassenen Leser. Circus hatte einige Verwandlungen durchgemacht und in den Siebzigern eine Zeit lang als Circus Weekly firmiert – damals ein Vorgänger von Teen People, das Porträts von Stars wie Miss Piggy und Clint Eastwood brachte. Hit Parader schürte bereits seit den Tagen von Teenidolen wie Elvis und Fabian pubertäre Passionen. Diese Zeitschriften bauten ihre Metal-Berichterstattung immer mehr aus, bis die Pat-Benatar-Interviews, Robert-Plant-Poster und REO-Speed-wagon-Songtexte schließlich ganz verschwunden waren.

      Die beiden Zeitschriften (später kam Rip dazu) überschütteten amerika­nische Supermärkte und Drugstores mit übergroßen Titelfotos von Mötley Crüe, den Scorpions und Iron Maiden. Dankenswerterweise waren die Prio­ritäten der Herausgeber den Vorlieben der Metal-Fans verpflichtet und nicht den kurzfristigen Bedürfnissen der Plattenfirmen. „Circus stützte sich auf die Wunschlisten der Leser“, sagt Ben Lie­mer, damals geschäftsführender Her­ausgeber. „Die ganzen Promotionleute fragten: ‚Was muss ich machen, damit ich auf die Titelseite eurer Zeitschrift komme?‘ Ich antwortete dann stets: ‚Du kannst überhaupt nichts tun, wenn der Name deiner Band nicht in diesem klei­nen Kasten da auftaucht.‘ Und in dem stand: ‚Bitte nennt uns die Namen der fünf Bands oder Künstler, über die wir ausführlicher berichten sollen.‘ Wir haben gemacht, was die Leser wollten.“ Voll gestopft mit verschwitzten Livefotos funktionierten die Metal-Fan­zeitschriften wie Verlängerungen des Konzerterlebnisses für zuhause, sie ver­öffentlichten Tourdaten und Neuig­keiten über riesige Bühnenshows, die gerade entwickelt wurden. Obwohl die homogenisierende Wirkung von MTV auf die Musik beunruhigend war, wurde in vierundzwanzig Stunden Videos täglich nur die Spitze des Metal-Eisbergs gezeigt. „Es gab sowieso nie genug Metal auf MTV, um die Metalheads wirklich zufrieden zu stellen“,sagt Liemer.„Die spielten sowieso dauernd Michael Jack-son und kitschige norwegische Popbands.“

      Mit einer monatlichen Auflage von zirka vierhundertfünfzigtausend (Cir­cus) und zweihundertfünfzigtausend Exemplaren (Hit Parader) stellten diese Metal-Hochglanzzeitschriften eine Versorgungsplattform dar, die das noch immer einflussreiche, aber spezialisiertere Importprodukt Kerrang! schließlich übertrumpfte. Der Schlüssel lag nicht darin, ein möglichst breit gefächertes Spektrum an Heavy-Metal-Bands abzudecken, sondern über die Größten immer wieder und unaufhörlich zu berichten. „Wir standen neuen Bands sehr viel weniger offen gegenüber, als man glauben sollte“, sagt Liemer. „Sie mussten sich erst einmal selbst ihren Weg in die Popularität bahnen. Ich kann mich erin­nern, dass Dokken 1983 in Gebieten, wo sie nicht im Radio gespielt wurden und es kein MTV gab, Platten verkauften, und ihr Label, Elektra, schrieb das der Berichterstattung von Zeitschriften wie Circus und Hit Parader zu, die Monat für Monat über sie berichteten. Wir hatten da draußen definitiv eine ungeheure Wirkung – ein Grund, weswegen wir Gold- und Platin-Schallplatten geschenkt bekamen.“

      Durch gut besuchte Tourneen, Kabelfernsehen und überregionale Monats­zeitschriften waren die Metal-Fans schließlich nicht mehr unsichtbar, sondern stellten eine boomende Subkultur mit einem zunehmend öffentlichen Gesicht und einer Menge vorwärts gerichteter Schubkraft dar. Für Fans, die den Auf­stieg des Metal vom Capitol-Records-Parkplatz bis zur landesweiten Bericht­erstattung miterlebt hatten, schien nun alles möglich. So sagt beispielsweise Blackie Lawless von W.A.S.P. – deren Debütsingle von 1984, „Animal (F**k Like A Beast)“, wegen ihrer Anstößigkeit von ihrem Label in den USA erst gar nicht veröffentlicht werden sollte, die aber später durch MTV doch noch zu Stars wurden: „Es ist erstaunlich. Man hätte meinen können, wir wären für MTV ein bisschen zu extrem gewesen, aber die waren jung, das waren Freigeister, und sie waren bereit, es drauf ankommen zu lassen.“

      Dennoch, die Unterstützung für härtere Bands auf MTV beschränkte sich auf den einen oder anderen Clip oder ein Konzertspecial. Iron Maiden und Judas Priest gingen weiterhin extrem ausgiebig auf Tournee und spielten an den meis­ten Abenden des Jahres direkt vor den Fans. MTV war in der Lage, einer Mode­erscheinung Auftrieb zu geben, aber eine junge Band wie Metallica – denen das Teenie-Idol-Aussehen von Ratt fehlte und die es auf einen möglichst tiefgrün­digen Sound abgesehen hatten – musste sich den ersehnten Erfolg anderweitig erarbeiten. Als die Beliebtheit des Heavy Metal einen zuvor ungeahnten Höhe­punkt erreichte, drängte die neu entdeckte Macht der Headbanger in andere Richtungen – egal, ob der Rest der Welt dafür bereit war oder nicht.

      VIDEO-METAL

      Heavy Metal war ein Komplettpaket, das aus rasantem Tempo und

      einer fantastischen Bildsprache bestand. 1983 nahm sich der ums

      Überleben kämpfende Kabelkanal MTV des Heavy-Metal-Looks in

      großem Stil an. Von den frühen Bands, die in den Achtzigerjahren

      Platin-Schallplatten erhielten, hatten dies viele unter anderem der

      Überzeugungskraft ihrer Videos zu verdanken.

      Videografie:

      Def Leppard, Pyromania (1983)

      „Rock Of Ages“, „Photograph“, „Foolin’“,

      „Rock Rock ’Til You Drop“

      Dokken, Tooth and Nail (1984)

      „Tooth And Nail“, „Alone Again“

      Mötley Crüe, Shout at the Devil (1983)

      „Looks That Kill“, „Too Young To Fall In Love“

      Quiet Riot, Metal Health (1983)

      „Metal Health“, „Cum On Feel The Noize“

      Ratt, Out of the Cellar (1984)

      „Round And Round“, „Wanted Man“

      Scorpions, Love at First Sting (1984)

      „Rock You Like A Hurricane“, „Still Loving You“

      Twisted Sister, Stay Hungry (1984)

      „I Wanna Rock“, „We’re Not Gonna Take It“,

      „The Price“

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      Bruce Dickinson und Eddie von Iron Maiden (Todd Nakamine)

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      Eine ganze Bande Eddies: Iron Maidens Alter Ego (Castle Records)

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      John Bush von Armored Saint (Todd Nakamine)

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      Apple-Erfinder Steve Wozniak mit den Van Halens (Dan Sokol)

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