Höllen-Lärm. Ian Christe
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Название: Höllen-Lärm

Автор: Ian Christe

Издательство: Bookwire

Жанр: Изобразительное искусство, фотография

Серия:

isbn: 9783854454137

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СКАЧАТЬ style="font-size:15px;">      Queensryche, Queensryche EP (1983)

      Saxon, Power & The Glory (1983)

      Scorpions, Blackout (1982)

      Während im Radio nur der Diätrock von toupierten Gestalten wie Journey, Foreigner und Asia gespielt wurde, ignorierten Heavy-Metal-Bands die Playlists und gediehen in einer abgeschiedenen Sphäre, der Konzerthalle. Ronnie James Dio, der inzwischen in den USA zum Publikumsmagneten geworden war, insze­nierte die Dramatik seiner neuzeitlichen Madrigale auf den geräumigen Büh­nen der Sportarenen. „Ich begann in den Dimensionen großer Bühnen zu den­ken, nachdem ich das erste Alice-Cooper-Konzert gesehen hatte“, sagt Dio. „Ich sah die erste Show, wo sie ihn gehenkt haben. Bei der nächsten Show kam Alice auf den elektrischen Stuhl. Bei der nächsten hackten sie ihm den Kopf ab. Ich war im Publikum ungeheuer beeindruckt davon, dass ich sehr viel mehr bekam, als ich erwartet hatte – nicht nur die Musik, sondern auch so eine Art Disneyland.“

      Das visuelle Flair und das Geprotze passten zu den großen Arenen, und Heavy-Metal-Bands bildeten Gewinnerteams an den Konzertkassen. Als sie 1981 das erste Mal mit Judas Priest durch Amerika tourten, spielten Iron Maiden bereits in größeren Hallen vor achttausend Zuschauern. Im Sommer 1983 kehr­ten sie als Headliner mit der gigantischen Piece Of Mind-Show zurück, zu der Filme aus dem Zweiten Weltkrieg und eine nachgestellte Gehirnoperation an einem knapp zwei Meter großen Zombie gehörten. Zwei Veteranen der NWOBHM folgten im Schlepptau: Fastway, gegründet von ehemaligen Motör­head- und UFO-Mitgliedern, und Saxon, deren neue, millionenfach verkaufte LP Power & The Glory den Höhepunkt ihrer Karriere markierte. Für Iron Mai­den ging es währenddessen immer weiter aufwärts – ihre Powerslave-Tour führte 1985 durch ganze fünfundzwanzig Länder. Dabei hatten sie ein ägyptisch gestal­tetes, riesiges Bühnenbild von Broadway-Ausmaßen im Gepäck, für das sie eine Beleuchtungsanlage mit über siebenhundert Scheinwerfern benötigten. Auf dem Höhepunkt seiner Popularität, während seiner Sacred Heart-Tour 1986, ver­

      wendete Ronnie James Dio eine Burgenkulisse. Die Konzerte begannen damit, dass ein Bild von Dio auf eine gigantische, über der Menge schwebende Kris­tallkugel projiziert wurde. Gegen Ende der Show kämpfte der Sänger mit leuchtendem Laserschwert gegen einen Drachen. Dafür waren sechs Sattel­schlepper, eine ganze Flotte von Bussen und eine kleine Armee von fünfzig Crewmitgliedern nötig – darunter vier Lasertechni­ker und ein Drachendompteur – die sich alle auf eine zweijährige Expedition rund um den Globus begaben. „Das war ein ziemlicher Wanderzirkus“, meint Dio.„Aber so konnten wir den Kids etwas mehr bieten.Sie bekamen einen Dra­chen, sie konnten zwei Stunden in eine Fantasy-Welt eintauchen und hatten eine Möglichkeit, dem Alltag zu entfliehen. Wir fanden das wichtig.“

      Die Arbeit mit ausgetüftelten Bühnenbildern war teuer und das Reisen anstrengend, aber Radiopromotion war auch nicht billig, und kostenlose Sen­dezeit fiel für Heavy Metal selten ab. Auf Tour fingen die Bands die Kosten für Licht und Laser mit dem Umsatz aus dem Verkauf ihrer umfangreichen Mer-chandise-Produkte auf, mit Tourprogrammen, Schals und dem offiziellen schwarzen Pflicht-Konzert-T-Shirt, dessen Rückenteil die Daten der jeweiligen Tour zierten. Im Vergleich mit den Einnahmen aus Plattenverkäufen nahmen die Bands hier einen größeren Anteil an den Profiten mit nachhause – und die authentische Aura, die diese Konzertsouvenirs ausstrahlten, machte sie zu einer Art Metal-Uniform für die Fans. Larry Lalonde von Possessed erinnert sich an die Junior High School in einer kalifornischen Vorstadt: „Ich musste unbedingt am ersten Tag in der siebten Klasse mein Iron-Maiden-T-Shirt anziehen.“

      Prächtig bedruckte Tour-T-Shirts waren fantastische Promotion, welche die Bildwelt des Heavy Metal aus den Plattenläden hinaus auf die Straßen trug. Iron Maiden, die im Bereich Produktdesign federführend waren, gehörten 1982 bereits zu den größten drei Merchandise-Kräften in Amerika. Im selben Jahr gründete der Grafikdesign-Student Carlton Ridenhour alias Chuck D die ein­flussreiche Rapgruppe Public Enemy. Er erinnert sich, dass er die Illustrationen von Iron Maiden beeindruckend fand. „Dass Public Enemy Konzepte für ihre Alben entwickelten, war eigentlich eine Idee von mir und dem Produ­zenten Hank Shocklee – wir waren fasziniert davon, wie Gruppen wie Iron Maiden mit ihren Album­covers eine ganze Reihe von Kon­zepten transportierten, die zeigten, wie wichtig Grafik für sie war.“

      Das Iron-Maiden-Logo an sich hatte der Bassist Steve Harris ent­worfen, ein ausgebildeter Zeichner, und es zierte hunderte von LPs, Singles und T-Shirts. Beinahe alle waren gleichzeitig mit Bildern des bekannten Iron-Maiden-Maskott­chens „Eddie“ (ein Kosewort für „Headbanger“) geschmückt, einer Kreation des Künstlers Derek Riggs. „Eddie habe ich ungefähr einein­halb Jahre, bevor ich Iron Maiden kennen lernte, entworfen, noch bevor die überhaupt einen Platten­vertrag hatten“, erinnert sich Riggs. „Das war während der englischen

      Punkbewegung der späten Siebziger und frühen Achtziger. Ich experimentierte mit Symbolen, die ich in Bilder einbaute, damit man sie wie eine Erzählung lesen konnte. Ich habe über die Philosophie der Zeit nachgedacht und über die Vorstellung, dass die damalige Jugend von der Gesellschaft auf den Hund gebracht wird. Ich habe diese Idee der ‚verschwendeten Jugend‘ genommen und in Eddie personifiziert.“

      Eddie, diese schaurige Ikone des Verfalls, starrte die Fans zum ersten Mal 1980 aus lidlosen Augen vom Cover von Iron Maiden an, auf dem er als jugend­licher Messerstecher unter einer elektrischen Straßenlaterne stand. „Eddie war ursprünglich für ein Punkalbumcover entworfen worden, deshalb waren seine Haare kurz,orange und standen ab“,sagt Riggs.„Bei seinem Aussehen hatte ich mich von einem Foto inspirieren lassen, das einen vertrockneten und verwesen­den Kopf zeigte, den man auf einen Panzer gesteckt hatte, ein Bild, das sowohl im Zweiten Weltkrieg als auch im Vietnamkrieg zu Propagandazwecken benutzt wurde. Ich gab meiner Figur diesen Kopf, zog ihr ein T-Shirt an und platzierte sie dann in einer städtischen Kulisse – man sollte ihr jederzeit ganz normal auf der Straße begegnen können, so, als lebte sie um die Ecke, nicht Millionen von Meilen entfernt. Die Band bat mich, der Gestalt ein bisschen mehr Haare zu geben, damit sie besser in die Metal-Szene passte, und dieses Bild wurde dann das erste Iron-Maiden-Cover.“

      Eddie war so oft zu sehen, dass er sich zu einem Allzweckmaskottchen ent­wickelte, einem unsterblichen Glücksbringer für die langlebigen Iron Maiden. Auf späteren Bildern verließ er die Straße und stieg in die Handlung von Songs ein, zum Beispiel als fahneschwenkender englischer Rotrock in „The Trooper“, als Pilot der Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg in „Aces High“ und als ägyptisches sphinxartiges Gebilde in „Powerslave“. Die Kraft von Eddies Image rief ein gan­zes Bataillon anderer Heavy-Metal-Maskottchen auf den Plan, darunter den Raumfahrer von Y&T, den Voivod von Voivod, Sergeant D. von S.O.D. oder auch Sacred Reichs Mutanten mit der Gasmaske, Flossie, das Meerungeheuer von Flotsam & Jetsam, und Vic Rattlehead von Megadeth. Der Band ein Alter Ego zu geben war einer der wenigen Kunstgriffe, die Metallica nicht von den sonst sehr ergiebigen Iron-Maiden-Mustern übernahmen.

      Als bei Iron Maiden später überladene, wilde Instrumentals die kurzen Heavy-Metal-Ausbrüche ersetzten, prangten auf ihren Albumcovers Szenen, die an die psychedelischen Traumlandschaften des Art-Rock der Siebziger erinner­ten. Eddies beruhigende Anwesenheit half Iron Maiden zweifelsohne, den Hörern diesen Wandel nahe zu bringen. Wie die Verkaufszahlen der Merchan­dise-Produkte und die Verbreitung von Imitationen belegten, gehörte Eddie zur Volkskultur – wie eine Art untote Mickymaus.„In England sägte jemand einen riesigen Eddie aus einer Holzplatte aus und befestigte ihn so am Hausdach, dass er mit ausgebreiteten Armen hoch über den First ragte. Es war der Eddie von Number Of The Beast, und er war ungefähr fünfzehn Meter groß. Ich habe ihn auf Kühlerhauben gesehen, als Tätowierung oder als Geisterbahnfigur, und es gab eine spanische Rockband, die einfach das Number Of The Beast-Cover kopiert und für ihr eigenes Album benutzt hat. Die bekamen eine Menge Ärger mit Maiden.“

      Neben den T-Shirts der Bands gab es noch einige andere Schmuckstücke für den alltäglichen Gebrauch, die für die Fans zum Metal-Abenteuer dazugehörten. „Man muss СКАЧАТЬ