Название: Totkehlchen
Автор: Thomas Matiszik
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Kommissar Modrich
isbn: 9783942672719
isbn:
Doktor Klaus Gahmen, Chef der Spurensicherung, beugte sich gerade über den abgetrennten Kopf des Opfers, während Modrich und Frobisch sich entsetzt dem Rest der Leiche näherten. „Moin Peer“, sagte Gahmen, als er den Kommissar erblickte.
„Hi Klaus“, erwiderte Modrich. Als er Gahmens fragenden Blick in Richtung Frobisch bemerkte, fuhr er fort.
„Stimmt ja. Du warst vorhin gar nicht dabei. Darf ich dir Gregor Frobisch, unseren neuen Polizeichef vorstellen? Herr Frobisch löst Kurt ab, der … Na ja, du weißt das ja alles.“
„Es ist mir nicht entgangen“, nickte Gahmen und reichte Frobisch seine Hand.
„Auf gute Zusammenarbeit. Oh, ich hoffe, Sie finden es nicht unhöflich, dass ich den Handschuh nicht abstreife. Keine Sorge, ich habe die Leiche bislang nicht berührt.“
Frobisch schienen Gahmens Worte nicht sonderlich zu interessieren. Stattdessen gab er ihm nur flüchtig die Hand, um sich sogleich zum Kopf der Leiche herunterzubeugen.
„Da scheint jemand sehr wütend auf den Zoodirektor gewesen zu sein“, nuschelte Frobisch. Gahmen sah zu Modrich hinüber, der ratlos mit den Schultern zuckte. „Wut war sicher im Spiel“, bestätigte Gahmen, „darüber hinaus aber auch noch Kraft, Technik und eine gewisse Präzision.“
Modrich war froh, dass Klaus Gahmen wieder zurück im Team war. Er schätzte den Chef der Spurensicherung für seine schnellen und präzisen Analysen. Gahmen war fast zwei Jahre wegen eines schweren Herzinfarktes dienstunfähig geschrieben und konnte nie vollwertig ersetzt werden. Nun, nach einem lebensrettenden, fast sechsstündigen operativen Eingriff, war er wieder im Vollbesitz seiner Kräfte und lieferte den Ermittlern bisweilen entscheidende Hinweise auf den Tathergang und ein mögliches Motiv. Mit Guddi konnte Modrich vorerst nicht rechnen, deshalb war es umso wichtiger, dass er Gahmen wieder an seiner Seite wusste. ‚Mal sehen, was der Neue so draufhat‘, dachte Peer und blickte zu Frobisch, der immer noch den Kopf des Opfers inspizierte.
„Chef, was ist denn so interessant an dem Kopf?“, fragte Modrich. „Oder hoffen Sie, dass er noch eine Aussage macht?“
Frobisch ignorierte Modrichs Anmerkung und beugte sich noch ein wenig tiefer herunter. Gahmen sah Peer abermals irritiert an und wollte gerade etwas sagen, als Frobisch herumschnellte und die beiden triumphierend anlächelte. „Der Täter ist offenbar Raucher. Sehen Sie hier.“
Gahmen und Modrich hockten sich nun neben Frobisch und begutachteten den Kopf. Auf der linken Wange war eine Brandwunde zu sehen, die die Größe eines Centstückes hatte. „Offenbar war auch eine Menge Hass und Verachtung im Spiel“, ergänzte Frobisch. Gahmen nickte. „Das sieht in der Tat aus, als hätte der Täter nach der Enthauptung in Ruhe zu Ende geraucht und den Glimmstängel im Gesicht seines Opfers ausgedrückt.“
Modrich erhob sich und resümierte. „Dann müssen wir ja nur noch die Kippe finden und die DNA analysieren. Und schwupps, haben wir den Täter.“
Gahmen wiegelte ab. „Gut möglich, Peer. Aber so leicht wird das dann eventuell doch nicht. Die Tat scheint nicht von einem Amateur begangen worden zu sein. Ein Hieb mit einer solchen Präzision kann nur von jemandem ausgeführt werden, der Erfahrung im Umgang mit Schwertern oder ähnlichen Waffen hat. Der Täter wusste exakt, wie er sein Werkzeug zu führen hatte. Die eigentliche Tat hat vermutlich nur wenige Sekunden gedauert. Das war kein Anfänger, und es würde mich sehr erstaunen, wenn der Typ so blöd ist und einfach seine Kippe liegen lässt. Es sei denn, er will, dass wir ihm auf die Schliche kommen.“
Frobisch nickte zustimmend. „Ich sehe das ganz ähnlich. Trotzdem sollten wir hier alles absuchen. Letzten Endes müssen wir herausfinden, ob die Brandwunde im Gesicht des Opfers tatsächlich von der Zigarette des Täters stammt. Dafür müssen wir sie aber erst einmal finden. Und wenn er uns wirklich auf seine Fährte locken will, sollten wir diese Einladung, höflich wie wir nun einmal sind, nicht ausschlagen.“
„Vielleicht ist es aber auch weniger eine Einladung, sondern vielmehr eine Falle!“, konterte Peer und dachte an den ‚Erlöser‘-Fall, bei dem Guddi und er sich leichtsinnig in akute Lebensgefahr gebracht hatten.
In diesem Moment bekam Peer eine SMS. Verdammt, er musste sich endlich angewöhnen, das Ding stumm zu schalten, solange er im Einsatz war. Es war Guddi.
‚Bin jetzt im Krankenhaus. Geht gleich los. Drück uns die Daumen. Melde dich, wenn du kannst!‘
„Kommissar Modrich, geht es Ihnen nicht gut?“, fragte Frobisch besorgt.
Peer fuhr sich nervös durchs Haar und schüttelte hektisch den Kopf. Es machte den Eindruck, als wollte er dunkle Gedanken loswerden.
„Alles gut soweit“, erwiderte er, „ich müsste nur heute Nachmittag dringend nach Aachen. Der Sohn meiner Kollegin wird gerade ein weiteres Mal operiert.“
Frobisch schien keinen Plan zu haben, wovon Peer sprach.
„Gudrun Faltermeyer. Sie ist seit unserem letzten Fall beurlaubt. Sie wissen nichts darüber, richtig?“
Frobisch schüttelte den Kopf. „Um ehrlich zu sein, hatte ich genug eigene Baustellen, um mich eingehend in die Vitae meiner neuen Mitarbeiter einzulesen. Frau Faltermeyer ist für mich noch ein unbeschriebenes Blatt. Im Vergleich zu Ihnen, Modrich!“
„Dann sollte ich Ihnen das beizeiten alles erzählen. Ich finde, Sie sollten wissen, wer zu Ihrem Team gehört und warum dieses Team im Moment nicht vollzählig ist.“
Frobisch sah Peer zustimmend an. „Sie haben recht. Was halten Sie davon, wenn ich Sie heute Abend abhole und wir in die Kneipe Ihres Vertrauens gehen? Was ich so gehört habe, sind Sie da ein Mann vom Fach.“ Frobisch huschte ein Lächeln übers Gesicht. „Und manchmal auch fürs Grobe!“, ergänzte er.
Peer runzelte die Stirn. Sein Ruf eilte ihm wieder einmal voraus. „Halb acht würde bei mir passen. Meine Adresse haben Sie sicher, oder?“
Frobisch nickte. „Was halten Sie davon, wenn ich hier für Sie weitermache und Sie jetzt schon zu Ihrer Kollegin fahren?“
Peer schaute einigermaßen verdattert.
„Ich meine das durchaus ernst, kann es mir aber auch gern wieder anders überlegen. Also: Sehen Sie zu, dass Sie hier wegkommen. Bis heute Abend.“
11
„Es gibt vermutlich nichts Schlimmeres für einen Jungen als das Gefühl, nicht gut genug zu sein. Wenn dein Vater dich spüren lässt, dass du für ihn ein Versager bist, ist es so, als würde jemand den Stecker bei dir ziehen.“
Johannes Baldauf wachte langsam auf. Die Betäubung ließ ihn nur ganz allmählich das wahrnehmen, was um ihn herum passierte. Sein Nacken schmerzte höllisch, was offenbar daran lag, dass er rücklings auf dem Ehebett lag und sein Kopf am Fußende des Bettes herabhing. Seine Erinnerungen an die letzten Stunden waren mehr oder minder ausgelöscht. Jemand hatte an der Wohnungstür geklingelt. Das war’s, was Baldauf noch wusste.
Die Schmerzen hielten ihn nur für eine kurze Zeit davon ab, den Kopf zu heben. Schließlich wollte er wissen, woher die Stimme kam. Vor allem aber musste er möglichst schnell herausfinden, warum Kopf und Hals die einzigen Teile seines Körpers waren, die er spürte.
Musik erklang. Jemand hatte СКАЧАТЬ