Wo der Wind weht. Frederik Hetmann
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Wo der Wind weht - Frederik Hetmann страница 4

Название: Wo der Wind weht

Автор: Frederik Hetmann

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783862871360

isbn:

СКАЧАТЬ zu erreichen. Um diese Zeit begann der Küfer zu klagen, die Wasservorräte gingen zur Neige. Wir hatten gerade noch so viel, um unsere große Familie – es waren an die 330 Seelen an Bord – für einen Monat zu versorgen.

      dass das Wasser so rasch knapp wurde, machte unserem Kapitän Kummer, und er beriet sich mit den Offizieren, was dagegen zu unternehmen sei.

      Wir befanden uns nun – nach Aussagen aller, die etwas davon verstanden, – sehr nahe der westlichen Inseln. Funchal würde wahrscheinlich als erstes in Sicht kommen, und der Kapitän beschloss, dort anzulegen, um unsere Wasservorräte zu ergänzen, zumal es dort einen für diesen Zweck gut geeigneten Hafen gab. Dies war eine gute Nachricht für die Passagiere, die sich immer freuen, wenn Land in Sicht kommt.

      Bei Tagesanbruch des 14. Oktober zeigte sich uns die Bergspitze dieser Insel, der höchste ins Auge fallende Punkt unter den Landmarken, die ich je Matrosen habe erwähnen hören, vielleicht mit Ausnahme von Teneriffa.

      Wir hielten direkt auf den Hafen zu und orientierten uns an dem Berg, der sich ungefähr eine Meile östlich der Stadt erhebt.

      Wir grüßten zum schloss, und man antwortete uns, und Kapitän John Tatam, unser Landsmann, tat desgleichen an Bord seines guten Schiffes John. Er war eben aus Brasilien zurückgekehrt, stand im Dienst des Königs von Portugal und fuhr mit reicher Fracht nach Portugal zurück. Auf seinem Schiff befand sich als Passagier auch eine vornehme Dame.

      Die englischen Kaufleute aus der Stadt kamen bald an Bord unseres Schiffes und hießen uns freundlich willkommen. Sie schenkten uns Früchte und Fleisch. Der Kapitän unseres Schiffes nahm an dem Essen teil, außerdem Kapitän Tatam, der dann so freundlich war, uns für den folgenden Tag auf sein Schiff zum Dinner zu bitten. Nach diesem Essen gingen wir in einen Obstgarten und pflückten uns Pfirsiche. Ich nahm doppelt soviel wie die anderen und kam im Verlauf der Nacht noch einmal dorthin zurück, so groß war mein Appetit auf diese Früchte.

      Am nächsten Morgen besichtigten wir die Insel und fanden das schloss wohl befestigt, besonders auf der dem Meer zugewandten Seite. Der Gouverneur war äußerst entgegenkommend und erklärte, er habe kürzlich von Ihrer Majestät, dem König von Portugal, Befehl erhalten, alle Schiffe, die dem König von England gehörten, und Schiffsbesatzungen, die seiner Sache ergeben seien, mit besonderer Zuvorkommenheit zu behandeln. Wahrlich, wir konnten uns über den Empfang nicht beklagen …

      Am 22. Oktober verabschiedeten wir uns von unseren Gastgebern und Funchal. Wir hatten einen Vorrat an schwarzen Schweinen für Frischfleisch und viele Pfirsiche mitgenommen. Wir fuhren aus bei östlichem Wind, der uns bald in eine Passatströmung brachte, in der wir fünfzig bis sechzig Meilen in 24 Stunden zurücklegten, bis wir auf der Höhe der Bermudas waren. Es ist eine allgemeine Feststellung unter Seeleuten, dass die See in diesen Breiten rau geht und stürmisches Wetter herrscht.

      Es war mein Glück, dass ich mich immer neugierig umschaue. Der wachhabende Offizier zeigte mir, dass an einer bestimmten Stelle so etwas wie eine Fontäne höher als gewöhnlich aus den Gedärmen der See hervorzubrechen schien, und zwar mit einer Kraft und einer Gewalt, die unser Schiff ohne weiteres aus dem ihm angemessenen Element in die Luft schleudern und es Purzelbäume hätte machen lassen können. Durch Gottes Vorsehung entgingen wir dieser Gefahr.

      Der Anblick der Insel war uns allen willkommen. Die Seeleute berechneten daraus unsere Entfernung von Kap Hatteras, und die Passagiere waren erleichtert, dass sie nun bald an Land kommen würden.

      Der Wind hielt an bis zum 8. November. Dann merkten wir, wie sich das Wasser veränderte, und als wir das Blei auswarfen, zeigte das Lot 35 Faden. Eine frohe Nachricht, denn an allen Dingen, deren es zum täglichen Leben bedarf, herrschte schon Mangel.

      In der Nacht hielt ich es nicht mehr in meiner Behausung aus. Also besuchte ich Maat Putts auf Wache. Ich wollte ihm Brandy einschenken, aber er weigerte sich, etwas zu trinken, sofern ich nicht auch Tabak für ihn hätte, was nicht der Fall war. Er sagte, es gehe gegen Tagesanbruch und er wolle nachsehen, welche Veränderung im Wasser zu bemerken sei.

Foto

      Kaum war er auf dem Deck, als er unter Stampfen und Lärmen seinen Kameraden zurief:

      »Alle Mann nach oben. Brecher! Brecher von beiden Seiten!«

      Die Matrosen waren nach diesem nach Unglück klingenden Ruf bald alle an Deck, aber statt sich daran zu machen, das Schiff zu sichern, fielen sie auf die Knie und taten so, als habe unweigerlich ihr letztes Stündlein geschlagen. Der Kapitän kam auf den Lärm hin auch, um zu sehen, was da los sei, aber als er sich davon überzeugt hatte, wie es stand, verließ auch ihn der Mut. Maat Putts aber, ein kräftiger Seemann, fasste sich wieder ein Herz.

      »Ist denn da niemand, der sich ums Ruder kümmert und ein Segel losschlägt?« rief er.

      Aber unter der gesamten Besatzung gab es nur zwei Vormastmänner, Thomas Reasin und John Smith, die – ob ihres Mutes bei verschiedener Gelegenheit – mir mit ihren Namen in Erinnerung bleiben sollten und auch jetzt diesem Befehl gehorchten.

      Einer von ihnen kletterte hinauf und löste das Vortoppsegel, der andere stellte sich ans Ruder und korrigierte den Kurs, denn das Schiff stand im Begriff, in einen Brecher hineinzulaufen.

      Und obwohl sonst immer während der Reise Klagen zu hören gewesen waren, das Schiff laufe aus dem Ruder, geschah in diesem entscheidenden Augenblick ein Wunder. Die Ruderbewegung machte sich sofort bemerkbar, und wir entkamen dieser Gefahr. Aber das bedeutete nicht, dass wir auch nur einen Augenblick hätten aufatmen können. Denn kaum waren wir den Brechern von Steuerbord entgangen, da kamen sie von Backbord her über das Schiff. Die Mannschaft, angespornt durch den Mut, den Reasin und Smith bewiesen hatten, war unterdessen an der Arbeit, und auf die Ruderbewegungen hin hielt das Schiff wieder aus den Brechern heraus.

      Es wurde nun hell und wir sahen, dass unsere Situation kaum hätte gefährlicher sein können. Wir waren von Brechern umgeben, und nirgends zeigte sich so etwas wie eine Durchfahrt, um ihnen aus dem Weg zu gehen.

      In dieser traurigen Situation schlug das Schiff auch noch auf Grund.

      Kaskaden von Wasser und Sand brachen auf den Hauptanker nieder, so dass jede Hoffnung auf Rettung vergebens schien. Aber die Matrosen, die jetzt alle Beherrschung wiedergefunden hatten, taten alles, um das Fahrzeug wieder flottzumachen.

      Tom Reasin steuerte dorthin, wo es am wahrscheinlichsten schien, dass wir wieder freies Wasser erreichen würden. Und nachdem wir auf diesem Kurs noch etwas vorangekommen waren, gab es unter uns, entgegen aller Erwartung, mehr Wasser, als das Schiff brauchte. Als das Lot wieder ausgeworfen wurde, zeigte es uns, dass wir 18 bis 20 Fuß Wassertiefe hatten. Wir hielten uns auf diesem Kurs, und es gelang den Steuermannsmaaten, im Licht des Morgens das Schiff wieder so weit unter Kontrolle zu bekommen, dass wir dank der wunderbaren Gnade Gottes aus der Brandung bei Kap Hatteras freikamen und das offene Meer erreichten.

      Kaum war das geschehen, als die Seeleute einander anschauten und sich wie Fremde die Hände schüttelten oder wie Männer, die, einer anderen Welt entstiegen, nun kaum glauben können, dass sie Wesen von Fleisch und Blut sind. Nachdem sie sich etwas erholt hatten, setzten sie alle verfügbaren Segel, um aufs Meer hinaus- und voranzukommen.

      Der Wind kam frisch aus Nordwest, und bald entwickelte sich ein tosender Sturm und trennte uns vom Land mit einer Geschwindigkeit von acht Meilen pro Wache.

      Der Kapitän meinte, wir müssten etwas dagegen unternehmen. Er befahl den Offizieren, das Schiff herumzunehmen, alle Segel zu bergen und nur das Besansegel stehenzulassen.

      Die СКАЧАТЬ