Die Faxen Dicke. Reiner Hänsch
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Название: Die Faxen Dicke

Автор: Reiner Hänsch

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги о Путешествиях

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isbn: 9783862870943

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СКАЧАТЬ den Eingeborenen mit der vorsichtigen Frage, ob denn noch mit jemandem zu rechnen sei, der sich auch um uns Gestrandete kümmern und uns zum Beispiel bei den Koffern helfen könne.

      „Wann Minnit, pliess!“, sagt der thailändische junge Mann lächelnd zu mir und widmet sich erst mal wieder den aufständischen Bayern.

      Steffi sieht mich an und knurrt böse. Tja, bevor die Koffer ganz durchgeweicht sind und wir auch die nächsten Tage keinen trockenen Faden am Leib haben, gehe ich also wieder hinaus in die tropische Katastrophe und rette so viele Koffer wie möglich, während Steffi sich um Max kümmert, der inzwischen fest eingeschlafen ist und zwischendurch ein paarmal heftig niest und, verdammt noch mal, immer noch Temperatur hat.

      Ermattet sinke ich nach dem letzten Koffertransfer in einen der aufgestellten Korbsessel, stiere glasig in das Prasseln des gnadenlosen Regens hinaus, schütte den wässrigen Orangensaft, den eine plötzlich aus dem unheimlichen Nichts doch noch aufgetauchte, lächelnde thailändische Fee mir reicht, in mich hinein wie ein Verdurstender, sehe meine arme, kleine Familie traurig an, weil ich es so endlos bereue, sie in eine solch bedauernswerte Lage gebracht zu haben, und mache mich ergeben an das Ausfüllen der Anmeldeformulare.

      Das Ehepaar Leichenhalle ist verschwunden. Die Lotzes auch.

      Dann warten wir nur noch etwa fünfzehn Minuten auf das Ausstellen der „Bläckfäss-Kuhponns“, Breakfast Coupons, ohne die wir am nächsten Morgen zweifellos verhungern würden, wie man uns versichert, und als die freundliche Frau uns die Coupons mit den Worten „Wällkamm to Pelledei!“, Welcome to Paradise!, überreicht, haben wir es geschafft und sind dem Koma nahe.

      Wir nehmen noch schemenhaft wahr, wie aus dem undurchdringlichen, lärmenden Grün eine hölzerne Hütte vor uns auftaucht, wie drei Betten vor uns erscheinen, ich registriere noch, wie ich automatisch in die Tasche greife, um dem Helferlein, das uns dann doch noch die Koffer hinterhergeschleift hat, einen weiteren grünen Schein in die Hand drücke, dessen Wert ich immer noch nicht kenne – und dann brechen wir kraftlos zusammen.

      Es ist Heiligabend, die Matratzen sind bretthart und unser schönes Sauerland ist ganz weit weg. An den Rückruf bei Ulli habe ich auch nicht mehr gedacht.

       25.12. Zweiter Tach: Well done

      „Ts, ts, ts“, macht der Vorwurfsvogel. Er sitzt direkt vor meinem Fenster auf der Rückenlehne einer abgewetzten Sonnenliege und sieht mich frech und erwartungsvoll an. Ich weiß nicht, wie lange er mir schon Vorwürfe macht, bis ich endlich wach geworden bin, und ich weiß auch nicht warum, aber jetzt hat er es endlich geschafft, mich aus dem finsteren Totenreich der Langstreckenurlauber zurückzuholen. Ich sehe ihn ebenso interessiert an wie er mich. Er sieht prächtig aus, eigentlich besser als ich, ist recht groß, hat schwarzes Gefieder, das um die Beine herum weiß ist und an den Wangen fetzige, gelbe Streifen hat. Ich habe noch nicht einmal weißes Gefieder an den Beinen.

      Um ihn besser zu sehen, muss ich gegen die Sonne anblinzeln. Ja, die Sonne. Es muss die Sonne sein, von der wir so lange geträumt haben. Die tropische, warme, glücklich machende Sonne. Sie blitzt durch das dichte, grüne Blätterwerk, das uns am Abend zuvor noch so unheimlich und abweisend vorkam, so als wollte der mächtige Urwald uns lästige, widerliche Eindringlinge wieder angeekelt ausspucken oder gar verschlingen. Diese Sonne entwickelt selbst durch die zerkratzten und ungeputzten Scheiben der kleinen Fenster unserer Hütte eine enorme Kraft.

      Das Paradies? Haben wir es wirklich gefunden?

      Max hustet im Schlaf. Er liegt in einem Bett, das quer zu unserem Doppelbett an der gegenüberliegenden Wand unserer Behausung steht. Es ist eng, winzig und schäbig hier.

      Wo sind wir? Strafgefangenenlager oder tropisches Obdachlosenasyl? Der optimistische Reisekatalog hat diese Behausung als SupHiBung, Superior Hillside Bungalow, angepriesen. Hört sich doch weitaus besser an, als es aussieht.

      Max’ Husten hört sich jetzt allerdings schon fast so an wie das Bellen eines Seehundes, und das ist gefährlich. Wir kennen diese bösartige Art von Husten nur zu gut von hunderten durchwachten Nächten mit heißen und kalten Umschlägen, Tröpfchen, Zäpfchen, Säftchen und Wärmfläschchen. Oh, nein, bitte nicht. Bitte, nicht jetzt, wo wir doch im Paradies sind. Dieser Husten gehört ins Sauerland.

      Steffi sitzt augenblicklich aufrecht im Bett. Den frechlauten Vorwurfsvogel hat sie nicht gehört, aber ihr Kind kann sie hören, wenn es am anderen Ende der Welt hustet. Sie fühlt ihn husten. Das war schon immer so. Während ich meistens aufwendig geweckt werden musste, wenn Max in seiner früheren Kindheit solche Hustenanfälle bekam, und mir dafür oft schwere Vorhaltungen machen lassen musste, war Vogelmama Steffi immer sofort da, wenn ihr Junges sie brauchte. Er ist eben immer noch ein Teil von ihr, weil er ja mal in ihr drin war. Das Ei. Ein großes Wunder. Mein Anteil an diesem Wunder ist da wohl eher zu vernachlässigen.

      Steffi springt auf und der Vorwurfsvogel verschwindet ärgerlich krächzend.

      „Der arme Kerl“, sagt sie. „Jetzt kriegt er auch noch diese Pest. Ausgerechnet jetzt. Warum sag ich denn immer, er soll den obersten Knopf zumachen, wenn er rausgeht, warum sag ich denn immer, er soll mit nassen Haaren überhaupt nicht rausgehen, warum sag ich das denn alles, wenn mir sowieso keiner zuhört?“

      „Ach, wird schon wieder“, sage ich, aber das ist nicht unbedingt das Richtige.

      „Wird schon wieder, wird schon wieder! Was Besseres fällt dir dazu auch nie ein“, schimpft sie weiter, und ich weiß, dass ich jetzt besser erst mal eine Weile die Klappe halte. Wenn sie in diesem Zustand ist, sollte ich lieber gar keine eigene Meinung haben. Das könnte sehr gefährlich werden. Für mich, für uns, für alle. Das kann für einen Außenstehenden schon mal so aussehen, als sei der Weiterbestand der ganzen Familie Knippschild, jetzt Nipsi, in Gefahr, was natürlich niemals so ist.

      Steffi wühlt auch schon wütend in ihrer mitgebrachten Apothekentasche, die allein schon fast einen der riesigen Schrankkoffer füllt, und sucht das geeignete Gegengift für diesen verdammten Urlaubsversauer.

      „Mist, ich hab doch an alles gedacht, aber den hab ich doch glatt vergessen. Der dämliche Prospan-Saft steht bestimmt noch auf der Kommode im Bad. Wenn man nicht an alles denkt!“

      Steffi müsste jetzt eigentlich noch sagen: „Und du denkst sowieso an nichts“, aber das sagt sie dann nicht.

      Sie blickt aus dem Fenster und sieht die Sonne. Und da wird sie still und verwandelt sich augenblicklich in ein staunendes, hübsches, kleines Mädchen. Ach, ich liebe sie doch sehr. Sie sieht die Sonne, nach der wir uns schon so lange gesehnt haben, die den finsteren, alles verschlingenden Dschungel vor dem Fenster in einen prachtvollen, tropischen Garten verwandelt hat.

      „Ja, schön, nä“, sage ich, während ich sie so beobachte und lächle zufrieden und ziemlich blödsinnig dahin.

      „Ja, schöön.“

      Max bellt wieder und wacht auf.

      „Cool“, sagt er statt „Guten Morgen“, als er aus dem Fenster blickt und bellt gleich noch mal. Wir verziehen die Gesichter und zucken bei jedem Huster rhythmisch zusammen.

      Max bekommt erst mal irgendeinen Saft und eine Pille, und dann sieht sich die Familie Nipsi erstmalig in ihrem neuen Asyl um, das sie ja gestern Nacht überhaupt nicht wahrgenommen hat. Und man muss schon voller Anerkennung sagen: Es sieht absolut erbärmlich aus. Klein, eng, windschief mit enormem Renovierungsstau, einem rostigen, gefährlich eiernden und ächzenden Ventilator unter der Decke und vielen, vielen Ritzen in den dünnen Bretter- und Bambuswänden, СКАЧАТЬ