Amerika Saga. Frederik Hetmann
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Amerika Saga - Frederik Hetmann страница 17

Название: Amerika Saga

Автор: Frederik Hetmann

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия:

isbn: 9783862870868

isbn:

СКАЧАТЬ Leben des Davy Crockett –

       Der Ritt nach Texas

      Es war Herbst geworden. Das Thermometer zeigte schon Frost an, als ich Frau und Kinder verließ. Ich zog einen sauberen Jagdanzug an, setzte eine Fuchspelzkappe auf, von der hinten der Schwanz herunterhing, und nahm mein Gewehr Betsey, das mir, wie jeder weiß, von den Bürgern von Philadelphia in Anerkennung meiner Verdienste im Kampf gegen tyrannische Maßnahmen der Regierung geschenkt worden war. So ausgerüstet, brach ich schweren Herzens in Mill Point auf und fuhr mit einem Dampfboot den Mississippi hinunter, einem neuen Land entgegen. Nach längerer Reise und manchen Abenteuern gelangte ich nach Nacogdoches, einer kleinen Stadt mit Poststation und Gericht in Louisiana, am rechten Ufer des Red-River. Hier lernte ich einen seltsamen Mann kennen. Er war Bienenjäger. Er war weit gereist und erklärte mir, dass er den weiten Ozean der Prärien gut kenne: Besonders in Texas fänden sich viele wilde Bienenschwärme, die einen Honig von ganz ausgezeichneter Qualität sammelten. Es gäbe Menschen, die einen besonderen Sinn für die Gewohnheiten dieser Tiere mitbekommen hätten und deshalb leicht jeden wilden Bienenstock aufspüren könnten. Diese Beschäftigung sei nicht nur bloßer Zeitvertreib, sondern recht einträglich. Allein das Wachs erziele in Mexiko drüben hohe Preise; da in den Kirchen überall Wachskerzen von der Länge und Stärke eines Männerarms brennen. Viele der Bienenjäger würden deshalb aus den Stöcken nur das Wachs entnehmen. »Es ist seltsam«, sagte mir der Mann, »fast nie finden sich Bienenstöcke in einem noch unberührten Landstrich. Für die Indianer sind Bienenschwärme die Vorboten des weißen Mannes. Und es scheint so, als ob sie mit der Grenze der Zivilisation immer weiter nach Westen wanderten.«

      Mit dem Bienenjäger und einem Mann namens Thimblerig setzte ich meine Reise fort, und als wir einige Tage über die endlos weite Prärie geritten waren, kam mich eine große Lust auf einen Jagdausflug an.

      Wir sprachen davon und der Bienenjäger schenkte mir noch eine Tüte Kaffee und Biskuits, die ihm sein Mädchen in Nacogdoches mitgegeben hatte. Wir tranken auf das Wohl der kleinen Kate und wünschten dem Bienenjäger, der voll Ungeduld auf den Tag wartete, da er sie zur Frau nehmen würde, viel Glück. Während wir tranken und sprachen und einige Einwände gegen meinen einsamen Ausflug geäußert wurden, bemerkte ich, dass der Bienenjäger in einem fort seine Blicke zum Horizont schweifen ließ. Plötzlich hielt er inne, sprang auf, rannte wie vom Wahnsinn gepackt zu seinem Pferd und preschte in die Prärie hinaus. Wir beobachteten, wie Pferd und Reiter kleiner und kleiner wurden und schließlich in der Ferne verschwanden. Ich war völlig verblüfft, und auch Thimblerig meinte, der gute Mann müsse wohl verrückt geworden sein.

      Kurz nachdem der Bienenjäger verschwunden war, hörten wir in der Ferne ein Geräusch, das wie das Grollen eines heraufziehenden Gewitters klang. Der Himmel war klar, kein Anzeichen für einen Sturm war zu bemerken; also schlossen wir, dass das Grollen wohl eine andere Ursache haben müsse. Als wir nach Westen schauten, sahen wir am Horizont eine gewaltige Staubwolke.

      »Was hat das zu bedeuten?«, fragte ich.

      »Du darfst meine Schuhe ins Feuer werfen, wenn ich es weiß«, sagte mein Gefährte und stülpte sich seinen Hut auf den Kopf.

      Wir starrten weiter in die Richtung, aus der der Lärm zu uns herüberdrang. Vielleicht war es ein Tornado, doch was immer es sein mochte, es kam genau auf uns zu. Unsere Pferde hatten aufgehört zu grasen und legten die Ohren an. Wir liefen zu ihnen, fingen sie ein und ritten zu einem Wäldchen – und immer noch schwoll das Geräusch an. Kaum dass wir die schützenden Bäume erreicht hatten, als das heulende und donnernde Etwas nahe genug heran war, um erkennen zu lassen, worum es sich handelte.

      Eine Herde Büffel, vier- oder fünfhundert Tiere, stürmte auf uns zu. Und es war, als seien alle Teufel der Hölle losgelassen. Die Tiere galoppierten am Wäldchen vorbei und wären wir ihnen draußen, auf der freien Prärie, begegnet, so hätten sie uns bestimmt totgetrampelt. Mein armes Pferd scheute. Es war so nervös wie ein Politiker, den man eben aus seinem Amt gejagt hat.

      An der Spitze der Herde, etwas voraus, lief ein schwarzer Büffelbulle, der das Leittier zu sein schien. Er kam wie ein Wirbelsturm angeprescht und sein Schwanz stand steil in die Höhe. Von Zeit zu Zeit bohrte er wütend seine Hörner in den Boden und warf Erdklumpen auf. Als er ganz nahe herangekommen war, nahm ich mein schönes Gewehr Betsey auf und schoss. Er brüllte und blieb dann plötzlich stehen. Die Tiere hinter ihm taten das Gleiche. Und es ist mir bis heute unverständlich, dass sie sich dem entstehenden Gewühl, nicht die Beine brachen. Der schwarze Bulle stand für ein paar Augenblicke regungslos da, dann warf er seinen schweren Körper herum und preschte davon.

      Die ganze Herde folgte ihm, und ich gestehe gern, dass ich bei all meinen Jagdabenteuern nie einen schöneren Anblick gesehen habe. Ich sah den Tieren ein paar Minuten nach, dann gab ich meinem Pferd die Sporen und ritt hinterher.

      Ich folgte den Spuren der Herde etwa zwei Stunden. Zuerst sah ich vor mir eine große Staubwolke, die sich nach und nach in eine kleine Wolke am Horizont verwandelte, als der Abstand wuchs. Ich war ganz gefangen genommen von der Erregung dieser Verfolgungsjagd, bis der Horizont auch dieses letzte Anzeichen der Herde verschluckte. Ich hielt an, ließ mein Pferd verschnaufen und ritt dann weiter nach Westen. Nach einer Stunde musste ich mir eingestehen, dass ich nicht mehr wusste, wo ich war. Ich sah mich um und erblickte vor mir, so weit das Auge sehen konnte, Felder, kleine Wäldchen und Weiden, die durch Bachläufe voneinander abgetrennt waren. Aber nirgends war hier der Ton einer menschlichen Stimme oder ein anderes Geräusch zu vernehmen, das von Menschen stammte. Da merkte ich, dass die ganze Szenerie nur eine Täuschung war, die mir die Luft und meine erregten Sinne vorgaukelten.

      Vorwärts, der Sonne nach, dachte ich, denn du hast keinen Kompass, und hier ist kein anderer Pfad als jener, den die Hufe deines Mustangs in den Boden graben. Und wahrlich, wenn ich hier auf einen Pfad oder eine Spur gestoßen wäre, hätte ich arge Zweifel gehabt, ob es klug sei, ihr zu folgen. Denn mein Freund, der Bienenjäger, hatte mir erzählt, dass er sich einst in der Prärie verirrt hatte und zufällig, ohne sie zu erkennen, auf seine eigene Spur gestoßen und auf diese Weise einen ganzen Tag im Kreis geritten sei. Ich entschloss mich deshalb, zuzureiten, bis ich an einen Fluss käme, und

      dann seinem Lauf zu folgen. Ich ritt eine weitere Stunde dahin, ohne auf die Spur einer menschlichen Behausung zu stoßen. Wild sah ich selten, und in Gedanken beschäftigte mich das Schicksal meines Gefährten, der ganz allein zurückgeblieben war; auch dachte ich über das mysteriöse Verschwinden des Bienenjägers nach. Und während meine Gedanken mit so unerfreulichen Überlegungen beschäftigt waren, wurde ich plötzlich von einer anderen Neuheit überrascht, die nicht weniger wunderbar war als jene, die mir kurz zuvor begegnet war.

      Ich war aus einem Wäldchen hervorgeritten, und vor mir lag eine ausgedehnte Prärie, die sich wohl mit einer üppigen Weide eines sehr reichen Ranchers vergleichen lässt, und als ob auch nichts fehlen dürfe, sah ich da eine Herde von nahezu Hundert der schönsten Pferde ruhig grasen. Es dauerte eine Weile, bis sich mein Verstand klargemacht hatte, dass dies nicht das Werk eines Menschen sei. Dann aber rief ich bewundernd aus: »Gott, wie viel wunderbare Werke hast du für den Menschen erschaffen, und wie wenig haben die Menschen für dich getan!«

      Jetzt hatten mich die Mustangs entdeckt. Sie hoben die Köpfe, schwärmten aus und umkreisten mich. Sie kamen zutraulich ganz nahe heran, und dies gefiel meinem eigenen Pferd. Es begann, mit den Wildpferden zu spielen. Hier biss es einen der Mustangs zärtlich am Hals, dort rieb es seine Nase an einem Fell. Mir war nicht ganz geheuer bei alledem. Ich versuchte mein Pferd aus der Herde herauszulenken, aber es war beharrlich und tat, was ihm gefiel. Als es schließlich ermüdete und meinem Willen gehorchte, folgte uns die ganze Herde, dicht gedrängt, mit erhobenen Köpfen und strömenden Mähnen und Schweifen.

      Mein Pferd schien Gefallen daran zu finden, die Herde anzuführen, es galoppierte an, und so begann, sehr wider meinen Wunsch und Willen, СКАЧАТЬ