Wachtmeister Studer. Friedrich Glauser
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Название: Wachtmeister Studer

Автор: Friedrich Glauser

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783843800075

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СКАЧАТЬ … Studer seufzte.

      Nun kam Sonja auf ihn zu, sie schien ihn als denjenigen wiederzuerkennen, der im Zug die Bemerkung über Felicitas Rose gemacht hatte, denn sie wurde rot, als sie Studer die Hand gab. Aber vielleicht hatte die Röte auch eine andere Ursache. Die friedliche Atmosphäre, die vorher in der Küche geherrscht hatte, war gestört. Es war eine Spannung da, die nicht nur von der Verlegenheit (oder war es Angst?) der kleinen Sonja Witschi erzeugt wurde – nein, Studer schien es, als habe sich auch die Haltung Frau Hofmanns verändert.

      Das Schweigen, das über der kleinen Küche lag, wurde nur vom Ticken der Uhr unterbrochen, einer weißen Porzellanuhr mit blauen Ziffern. Und während dieses Schweigens wurde Studers optimistische Stimmung zernagt, und langsam wuchs eine lähmende Mutlosigkeit in ihm. Vielleicht trug zum Wachsen dieser Mutlosigkeit auch das ungewohnte Gewicht bei, das in seiner hinteren Hosentasche lastete.

      – Es seien wohl noch andere Kunden dagewesen, meinte Studer plötzlich. – Nein, keine Kunden … Frau Hofmann schüttelte den Kopf. Zwei Herren seien da gewesen … – Zwei Herren? Wie sie geheißen hätten? – Der Gemeindepräsident und der Lehrer Schwomm. – Was die Herren denn gewollt hätten?

      Frau Hofmann schwieg verstockt. Studer blickte auf Sonja Witschi, die er bei sich Felicitas nannte. Aber das Mädchen zuckte nur die Achseln.

      – Ob sie mit den beiden Herren gekommen sei? fragte Studer das Mädchen.– Es habe die beiden geholt, als es den Wachtmeister habe in den Laden gehen sehen.

      Studer stand auf, kratzte sich die Stirne – das wurde ja immer komplizierter … Aus Frau Hofmann war wohl nichts mehr zu holen … Aber vielleicht aus dem Mädchen? …

      »Adieu, Frau Hofmann«, sagte Studer freundlich. »Und du, komm einmal mit. Wir wollen noch ein wenig zusammen reden …«

      Es hatte keinen Sinn, sich Schlumpfs Zimmer anzusehen. Das war sicher geputzt und gefegt worden, und die Sachen, die Schlumpf gehört hatten, waren verpackt und lagen irgendwo …

      Als Studer aus dem Hause trat, wusste er, dass er mit dieser Ansicht recht hatte. Am grünen Laden eines Fensters im oberen Stock baumelte ein weißes Kartonstück.

      Darauf stand in ungeschickter Schrift geschrieben:

      ›Zimmer zu vermieten.‹

      Der Wachtmeister wandte sich noch einmal an Frau Hofmann, zeigte auf die Ankündigung und fragte, ob sich schon Mieter gemeldet hätten.

      Frau Hofmann nickte.

      – Wer denn?

      Frau Hofmann zögerte mit der Antwort, doch schien ihr die Frage nicht gefährlich. Und sie sagte:

      »Der Lehrer Schwomm hätt’ das Zimmer gern gehabt für einen Verwandten, der einen Monat zu ihm kommen will. Dann ist der Gerber vorbeigekommen, der ist beim Coiffeur als Gehilfe … ja, das wären alle.«

      »Und Ihr habt die beiden in die Küche geführt und ihnen Kaffee angeboten?«

      Frau Hofmann wurde rot, sie rieb sich verlegen die Hände: »Wenn man den ganzen Tag allein ist, wisst Ihr …«

      Studer nickte, lüpfte den Hut und ging mit langen Schritten davon. An seiner Seite trippelte Sonja Witschi. Ihre Absätze klapperten auf dem Asphalt. Aber sie hatte die Strümpfe gewechselt. Wenigstens war über der Ferse des rechten Schuhes kein Loch mehr zu sehen …

      Das Haus stand abseits auf einer Anhöhe, inmitten einer kleinen Wohnkolonie, aber es war älter als die Bauten, die es umgaben. Die Ladentüre war neben der Eingangstüre, links; daneben lag eine Art offener Veranda, an deren Hinterwand sich ein gemalter See vor Schneebergen ausbreitete, und die Schneeberge waren rosa, wie wässeriges Himbeereis. Über der Türe prangte in verschnörkelter Schrift der Spruch:

      Grüß Gott, tritt ein, bring Glück herein!

      Unter den Fenstern des ersten Stockes in blauer Farbe der Name des Hauses:

      Alpenruh

      Über dem Schaufenster des Ladens, in dem bunte Maggiplakate verblassten, ein Schild, das ebenfalls verwittert war:

      W. Witschi-Mischler, Lebensmittelhandlung.

      Der Garten war verlottert, hohes Unkraut stand zwischen den Erbsen, die nicht aufgebunden waren. An einer Hausecke lehnte ein verrosteter Rechen.

      Auf dem ganzen Weg hatte Studer geschwiegen und gewartet, ob das Mädchen beginnen würde zu sprechen. Aber auch Sonja hatte geschwiegen. Nur einmal hatte sie schüchtern gesagt: »Ich hab heut’ morgen im Zug schon gedacht, dass Ihr von Bern kommt wegen dem Schlumpf, dass Ihr von der Polizei seid …« Studer hatte genickt, gewartet, was noch weiter kommen werde. »Und wie ich gesehen hab’ Ihr geht zu der Frau Hofmann in den Laden, hab ich den Onkel Aeschbacher geholt. Die Frau Hofmann ist eine gar Schwatzhafte …«

      Studer hatte schweigend die Achseln gezuckt. Die ganze Geschichte ließ sich plötzlich schlecht an. Er wünschte, er hätte mit dem Landjäger Murmann am Morgen eingehender gesprochen.

      Der Lehrer Schwomm und der Coiffeurgehilfe Gerber, dachte er – Gerber hieß also der Jüngling, der John-Kling-Romane las und sich Füllfederhalter schenken ließ –, diese beiden waren in der Küche der Frau Hofmann gewesen. Und Sonja … Und der Schlumpf natürlich.

      Wer hatte den Revolver versteckt? Warum war er gerade an diesem Platz versteckt worden? Hatte man gehofft, Frau Hofmann werde ihn finden und damit zur Polizei laufen? Angenommen, Frau Hofmann hätte ihn gefunden, dann hätte sie ihn natürlich in die Hand genommen und neugierig, wie Frauen einmal sind, untersucht. Dann wäre selbstverständlich kein Fingerabdruck mehr festzustellen gewesen. Also war es nicht so arg, so tröstete sich Studer, dass er den Browning so ohne Vorsichtsmaßnahmen einfach eingesteckt hatte … Schade, dass er Frau Hofmann nicht gefragt hatte, wann der Schlumpf am Dienstagabend oder vielmehr in der Dienstagnacht heimgekommen war … Aber eigentlich war diese Frage nicht nötig, die Antwort stand sicher in den Akten, richtig, Studer erinnerte sich an eine Seite, auf der stand:

      »Frau Hofmann gibt auf Befragen an, der Angeklagte sei in der Mordnacht erst gegen ein Uhr heimgekommen …« Studer schüttelte den Kopf. Merkwürdig, dass diese belastende Tatsache ihn so gar nicht interessierte. Es war alles zu einfach aufgebaut. Ein Vorbestrafter, der einen Mord begeht, der natürlich kein Alibi hat, bei dem das Geld des Ermordeten gefunden wird, der nicht reden will, aber seine Unschuld beteuert, der einen Selbstmordversuch begeht … Es schmeckte – ja, das Ganze schmeckte nach einem schlechten Roman …

      Aber natürlich, der unschuldig Schuldige, das war in diesem Fall eine recht reale Figur, ein Mensch, dem es schlecht gegangen war, der wieder eine Zeitlang auf den geraden Weg gekommen war, und der nun … Was hatte der Schlumpf in der Freizeit gelesen? Etwa auch Felicitas Rose? Oder John Kling? Eigentlich wäre das ganz interessant festzustellen. Das kleine Mädchen wusste es sicher, das Mädchen, das teure Füllfederhalter verschenkte … Hatte es eine Liebschaft mit dem Coiffeurgehilfen Gerber? Es sah eigentlich nicht so aus … Aber warum dann das teure Geschenk? … Der Füllfederhalter … Ja … Man trug den Füllfederhalter gewöhnlich in der linken Brusttasche des Rockes oder in der oberen Westentasche. Man nahm ihn mit, besonders wenn man Bestellungen sammeln ging. Hatte ihn der Wendelin Witschi am Dienstag auch mitgenommen? … Doch wann hatte er ihn seiner Tochter gegeben? … Die Taschen des Wendelin Witschi СКАЧАТЬ