Abb. 60: Eine unsichtbare Linie im Ozean führt dich ins Gestern oder ins Morgen.
Streckenweise verläuft sie noch nicht einmal geradlinig. Forschungen am Londoner University College haben ergeben, dass sich bei Profisportlern beiderlei Geschlechts – etwa im Tennis oder beim Baseball – die Wahrnehmung von Geschwindigkeit (Zeit) verändert, wenn sie hochkonzentriert auf den nächsten Aufschlag bzw. Wurf warten. In diesem Zustand verarbeiten sie visuelle Informationen schneller, sodass die Zeit für sie langsamer zu vergehen scheint als für das Publikum auf der Tribüne. Wie hat er diesen Ball bloß abfangen können? Wie konnte sie so eine Angabe parieren? Die Antwort lautet: Indem die Spieler die „Zeit“ unbewusst verlangsamten und die Realität anders wahrnahmen. Große Fußballer scheinen mehr „Zeit“ als andere zu haben, sagt man – den Grund dafür haben wir eben kennengelernt. Für Außenstehende vergeht die „Zeit“ gemäß ihrem eigenen Decodierungsvorgang; doch in der Wahrnehmung des Spielers verlaufen die Ereignisse langsamer. Im Film „Matrix“ ist dieser Effekt in der Szene dargestellt, in der Neo den Kugeln ausweicht, die auf ihn abgefeuert werden (Abb. 61).
Abb. 61: Illusionäre Zeit im Film „Matrix“: Neo weicht den Kugeln aus.
Als Torwart habe ich während eines Spiels einmal erlebt, wie sich die Zeit so weit verlangsamte, dass sie fast stehen blieb. Damals hatte ich keinen blassen Schimmer, was geschehen war. Das verstand ich erst Jahre später, als mir die wahre Natur der Realität aufzugehen begann. Ein Spieler trat den Ball mit solcher Wucht, dass ich ihn eigentlich unmöglich hätte aufhalten können – und er nahm direkt Kurs aufs obere linke Eck. Doch von dem Augenblick an, als er den Ball schoss, verlief für mich alles wie in maximaler Zeitlupe. Noch immer kann ich den Ball vor mir sehen, wie er ganz langsam zu meiner Linken in die Höhe steigt, während ich mich ihm entgegenstrecke. Schließlich werfe ich mich – immer noch in Zeitlupe – dem Ball entgegen und kann ihn im letzten Moment ablenken, kurz bevor er den Schnittpunkt von Torpfosten und Querlatte erreicht. Während der gesamten verlangsamten Sequenz herrschte völlige Stille, die erst endete, als meine Hand den Ball berührte. Augenblicklich stellten sich sowohl die normale Geschwindigkeit als auch die Geräusche wieder ein. Es war die beste Parade meines Lebens. Doch ich lag am Boden und dachte nur: Was ist gerade passiert? Hatte ich einen dieser unerklärlichen, mysteriösen Vorfälle erlebt, von denen man immer wieder hört? Keineswegs! Mein Verstand hatte die Realität lediglich vorübergehend anders decodiert. Das war alles.
Sportler berichten davon, dass sie ihre Höchstleistungen vollbringen, wenn sie sich in der „Zone“ befinden. Sie beschreiben sie als einen Zustand, in dem absolute Stille herrscht und die Ereignisse häufig verlangsamt ablaufen. Die Erklärung der „Zone“ könnte so aussehen: Gewöhnliche Fokussierung („Beobachtung“) lässt die wellenförmige Realität in eine Teilchen- bzw. holografische Realität kollabieren; durch die im Sport häufig gegebene extreme Konzentration erfährt der Decodierungsprozess jedoch eine Erweiterung um eine zusätzliche Dimension. Auch Menschen, die einen Autounfall oder ähnlich traumatische Ereignisse durchlebt haben, sprechen davon, dass alles wie in Zeitlupe vonstatten ging. Richtiger müsste man sagen, dass der Verstand der Betroffenen die eintreffenden Informationen aufgrund der traumabedingten außergewöhnlichen Wachheit schneller decodiert hat, sodass der Eindruck einer Verlangsamung entstand.
Nahe der Lichtgeschwindigkeit verlangsamt sich die „Zeit“, weil sich die Wahrnehmung des Beobachters verändert. Bei der Lichtgeschwindigkeit handelt es sich nicht wirklich um eine „Geschwindigkeit“. Vielmehr haben wir es mit einem Wahrnehmungsprogramm zu tun, das im kollektiven Bewusstsein der Menschheit codiert ist. Die „Lichtgeschwindigkeit“ ist nicht „da draußen“, sondern „hier drinnen“. Auch das mysteriöse Verhalten zweier sogenannter „verschränkter“ Teilchen, die „Milliarden Kilometer“ voneinander entfernt sein können und doch ohne zeitliche Verzögerung aufeinander reagieren, lässt sich erklären. Das Phänomen ist nicht die Folge einer irrwitzig schnellen Kommunikation über enorme Distanzen, sondern ergibt sich aus der Tatsache, dass die Teilchen nur innerhalb des Decodierungsprozesses des Beobachters existieren. Sie sind nicht „Milliarden Kilometer“ voneinander entfernt, sondern befinden sich beide innerhalb eines wenige Kubikzentimeter umfassenden Bereichs des Gehirns – dort, wo die visuelle Realität decodiert wird. Zudem handelt es sich bei den beiden Partikeln um decodierte Ausdrucksformen desselben Wellenfeldes, das als Einheit und nicht als Anhäufung separater Teilchen reagiert. Daher spielt es keine Rolle, welche scheinbare Distanz zwischen den Letztgenannten zu liegen scheint.
Ein weiterer Aspekt wird im Folgenden noch außerordentlich bedeutsam werden. Würden Sie sich mit Lichtgeschwindigkeit fortbewegen, wären Sie überall im Universum gleichzeitig – im JETZT. Nichts anderes berichten Nahtoderfahrene über den Moment, in dem ihr Gewahrsein die engen Wahrnehmungsschranken des Körpers überwand. Der springende Punkt mit der Lichtgeschwindigkeit ist der, dass der Körper / Intellekt außerstande ist, die Realität schneller als mit dieser Geschwindigkeit zu decodieren. Der Decodierungsvorgang enthält einen Blockierungsmechanismus, der dazu dient, uns – aus Gründen, die bald deutlich werden – in einer Wahrnehmungsfalle gefangen zu halten. Der letzte Satz enthält eine ungemein wichtige Aussage bezüglich des himmelschreienden Zustands, in dem sich die Menschheit heute befindet.
Raum existiert ebenso wenig wie Zeit. Zahllose Sterne und Planeten, scheinbar in gewaltigen Entfernungen, erfüllen die unermesslichen Weiten des Nachthimmels. Doch ich wiederhole: Alles, was Sie in der Gestalt sehen, die Sie wahrnehmen, existiert so nur in den wenigen Kubikzentimetern im hinteren Abschnitt Ihres Gehirns – dort, wo die visuelle Realität decodiert und konstruiert wird (Abb. 62).
Abb. 62: Das große, universelle Panorama existiert so, wie wir es „sehen“, nur in einem kleinen Bereich im hinteren Bereich des Gehirns.
Ein Computerspiel, dessen Szenen fortwährend wechseln, scheint über eine eigene Zeit zu verfügen und aufgrund von Perspektive und Tiefe auch Raum zu besitzen. Doch alles, was der Spieler auf dem Bildschirm erblickt, besteht lediglich aus Computercodes, die auf einem Speichermedium abgelegt sind und in Bilder umgewandelt (decodiert) werden. Die „Ayahuasca-Stimme“ sagte damals zu mir: „Warum fliegst du von Punkt A nach Punkt B, wenn du doch Punkt A und Punkt B bist – und alles dazwischen?“ „Raum“ ist, genauso wie die „Zeit“, nur ein Bestandteil jenes illusionären Konstrukts, mit dessen Hilfe der Verstand die holografische Realität absteckt.
Im Prozess der Decodierung vermeintlicher Objekte aus der Schwingungsebene wirkt die Illusion des Räumlichen naturgemäß sehr real. Doch bedenken Sie, dass das, was wir „Raum“ nennen, kein Objekt ist, sondern ausschließlich durch holografische Bilder in unserem Kopf definiert wird. Von einem mit Gegenständen (Bildern) vollgestopften Raum sagen wir, darin sei nicht viel Platz. Doch bei den Great Plains, den Prärien des amerikanischen Mittelwestens, in denen die einzelnen „Objekte“ weit voneinander entfernt zu sein scheinen, sprechen wir von „unermesslichen Weiten“. Raum im Sinne einer eigenständigen Entität ist eine Illusion, die durch den holografischen Decodierungsprozess entsteht. Er wird nicht durch sich selbst definiert, sondern durch die wahrgenommenen Entfernungen zwischen holografischen Gebilden. Wie können Raum und Distanz real sein, wenn sich die wahrgenommenen Distanzen – und damit auch der „Raum“ – durch wechselnde Bedingungen (beispielsweise Geschwindigkeit) verändern? Auch Alkohol und Drogen vermögen die räumliche Wahrnehmung zu beeinflussen, da sie auf den Decodierungsprozess einwirken. Ein Nahtoderfahrener sagte über die außerkörperliche Realität: „Dort gibt es keine Zeit, keine Abfolge von Ereignissen, keinerlei Begrenzungen – weder bei Entfernungen СКАЧАТЬ