Der Dreißigjährige Krieg. Ricarda Huch
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Название: Der Dreißigjährige Krieg

Автор: Ricarda Huch

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия: Sachbücher bei Null Papier

isbn: 9783962818555

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СКАЧАТЬ ver­setzt, de­ren Blick teils gleich­gül­tig, teils mit feind­se­li­ger Dro­hung auf ihm ruh­ten. Wenn sie hier ein Bu­ben­stück­lein an dir ver­üben woll­ten, ging es ihm zu­wei­len durch den Sinn, so möch­te es wohl lan­ge wäh­ren, bis ein Hahn da­nach kräh­te; aber er ließ das nicht auf­kom­men, son­dern be­ru­hig­te sich da­mit, dass Gott den Khlesl schon nicht wer­de sin­ken las­sen.

      Eine Au­di­enz er­wirk­te Phil­ipp Lang, ge­mäß sei­nem Grund­satze, es mit Matt­hi­as nicht ganz zu ver­der­ben, der frü­her oder spä­ter doch den neu­en Kai­ser ab­ge­ben wür­de; frei­lich muss­te Khlesl ge­lo­ben, nichts, was dem Kai­ser emp­find­lich sein könn­te, vor­zu­brin­gen. Wäh­rend er durch lan­ge Gän­ge und über dunkle Trep­pen zu dem kai­ser­li­chen Vor­ge­mach ge­führt wur­de, ka­men ihm die selt­sa­men Gerüch­te über des Kai­sers schwarz­blü­ti­ge Ein­fäl­le zu Sin­ne nebst den be­klem­men­den An­wand­lun­gen, de­nen er sonst nicht un­ter­wor­fen war. Er er­in­ner­te sich, wie man­ches Mal er den Kai­ser in ver­trau­li­chen Ge­sprä­chen einen Bä­ren­häu­ter, Lü­gen­va­ter und Schmutz­fin­ken ge­nannt, ja dass er ihm Schwach­gläu­big­keit und man­geln­den ka­tho­li­schen Ei­fer vor­ge­wor­fen hat­te, und er dach­te, wie leicht er hier oben in ei­nem plötz­lich sich öff­nen­den Ver­lies für im­mer ver­schwin­den könn­te. Vor­wärts, Khlesl, raun­te er sich zu, die Furcht kommt vom Teu­fel! und sie wich denn auch mit ei­nem Schla­ge von ihm, als er dem Kai­ser ge­gen­über­stand, des­sen Blick sich in die Au­gen­höh­len zu­rück­zu­zie­hen schi­en und der ihm mit vor­neh­mer Lie­bens­wür­dig­keit die Hand reich­te. Lei­se und lang­sam sprach er da­bei sein Ver­gnü­gen aus, den be­rühm­ten Bi­schof ken­nen­zu­ler­nen, der so viel für die Wie­der­her­stel­lung der Kir­che ge­tan habe, und zeig­te sich über die­se Ver­hält­nis­se gut un­ter­rich­tet. Un­will­kür­lich duck­te sich Khlesl zu­sam­men, als wis­se er mit sei­ner großen, ma­ge­ren, stark­kno­chi­gen Per­son dem sanf­ten, ver­bor­ge­nen Man­ne vor ihm nicht bei­zu­kom­men, und be­gann von sei­ner An­häng­lich­keit an die Ma­je­stät zu spre­chen, wor­an er die Bit­te knüpf­te, der Kai­ser möge doch et­wai­gen Ver­leum­dun­gen kei­nen Glau­ben schen­ken, son­dern ihn als den er­ge­bens­ten sei­ner Die­ner be­trach­ten. Er hat­te je­doch den Satz kaum vollen­det, als er sich durch ein ge­lin­des Kopf­ni­cken und freund­li­ches Hand­win­ken des Kai­sers aus dem Zim­mer ge­scho­ben fühl­te und sich nach we­ni­gen Mi­nu­ten zwar un­be­schä­digt, aber ohne ir­gend­ein Er­geb­nis er­run­gen zu ha­ben wie­der vor die Burg ver­setzt sah.

      An eine zwei­te Au­di­enz war nicht zu den­ken, oh­ne­hin be­durf­te der Kai­ser meh­re­re Tage, um sich von der An­stren­gung die­ses Empfan­ges zu er­ho­len. Von der Falsch­heit und Rau­blust des Matt­hi­as nur de­sto mehr über­zeugt, blick­te er angst­voll nach je­man­dem aus, der ihn vor sei­nen Fein­den schütz­te. Durch die Do­nau­wör­ther Sa­che ver­pflich­te­te er sich den Her­zog von Bay­ern, be­reu­te es aber, so­wie es ge­sche­hen war, und hät­te es gern rück­gän­gig ge­macht. Wie hat­te er auf Kos­ten der Reichs­städ­te, de­ren stets ge­füll­te Kas­se ihm in so man­chen Ver­le­gen­hei­ten aus­ge­hol­fen hat­te, den ehr­gei­zi­gen, heim­tücki­schen, nur all­zu mäch­ti­gen Fürs­ten be­rei­chern kön­nen? Hät­te er es nicht lie­ber mit den Evan­ge­li­schen hal­ten sol­len, von de­nen er in sei­ner Um­ge­bung so oft hör­te, dass sie ihm er­ge­be­ner wä­ren als sei­ne Glau­bens­ge­nos­sen und dass sie nicht, wie die Je­sui­ten, den Kö­nigs­mord für eine er­laub­te Sa­che hiel­ten?

      Die be­dräng­te Lage des Kai­sers, die an den Hö­fen im Rei­che wohl­be­kannt war, brach­te den un­ter­neh­mends­ten un­ter den deut­schen Fürs­ten, Chris­ti­an von An­halt, auf den Ge­dan­ken, dass die Pro­tes­tan­ten sie be­nüt­zen müss­ten, um ihre Stel­lung durch An­schluss an das Reichsober­haupt zu be­fes­ti­gen. Die­ser Prinz, des­sen mun­te­ren, tap­fe­ren Geist die Sor­ge für sein klei­nes Land nicht aus­füll­te, hat­te eine Statt­hal­ter­schaft im pfäl­zi­schen Dienst an­ge­nom­men, die ihn in leb­haf­te­ren Zu­sam­men­hang mit den Welt­hän­deln brach­te. Rei­sen und Brief­wech­sel ver­mit­tel­ten ihm die Kennt­nis von al­lem, was vor­fiel, und lie­fer­ten ihm da­durch den Stoff zu stets neu­en An­schlä­gen im In­ter­es­se sei­ner Glau­ben­s­par­tei. Auch in Prag war er schon ein­mal ge­we­sen, hat­te dort Be­zie­hun­gen zum böh­mi­schen Adel an­ge­knüpft und war so­gar vom Kai­ser emp­fan­gen und mit Aus­zeich­nung be­han­delt wor­den. Mit der Über­zeu­gung, dass es sei­ner Kühn­heit und Schlau­heit nicht feh­len kön­ne, trat er die Rei­se an. Von den pro­tes­tan­ti­schen Her­ren in Prag wur­de er gut auf­ge­nom­men, und ihre Gast­freund­schaft ent­zück­te ihn; fast ver­wun­der­lich kam es ihm vor, dass sie so viel Wert auf den Bei­stand der Uni­on leg­ten, da doch die deut­schen Fürs­ten, an ih­rem Reich­tum ge­mes­sen, arme Schel­me wa­ren. Die re­for­mier­ten Her­ren Wen­zel von Bu­do­wa, Rup­pa und Eras­mus von Tschernem­bl, der be­deu­tends­te Stan­des­herr von Ös­ter­reich, hat­ten un­ge­mei­ne theo­lo­gi­sche Kennt­nis­se und wa­ren in der Po­li­tik al­ler Län­der be­wan­dert. Sie trau­ten alle dem Kai­ser durch­aus nicht, man könn­te ihn al­len­falls zwin­gen, Ver­spre­chun­gen zu ge­ben, nicht aber, sie zu hal­ten, er sei ein Rep­til, das über­all durch­schlüp­fe. Mit Matt­hi­as sei viel­leicht eher et­was aus­zu­rich­ten, er kön­ne die Hil­fe der Pro­tes­tan­ten durch­aus nicht ent­beh­ren, und wenn man nur den Khlesl ab­schaff­te, so wer­de er leicht zu re­gie­ren sein.

      Chris­ti­an von An­halt hör­te sol­chen Ge­sprä­chen, wo die Fürs­ten wie Wür­fel hin und her ge­spielt wur­den, ver­wun­dert und mit heim­li­cher Miss­bil­li­gung zu, ließ sich aber nichts mer­ken, auch weil er dach­te, dass es da­mit noch gute Wei­le habe. Das üp­pi­ge We­sen mit den Wei­bern, das in Prag im Schwan­ge war, miss­fiel ihm glei­cher­wei­se, und er hielt sich ei­ni­ger­ma­ßen da­von zu­rück. Er pfleg­te sich stets einen Raum in sei­nem Geis­te wie eine Ka­pel­le vor­zu­be­hal­ten, wo­hin Lärm, Schmutz und Un­ge­zie­fer der Welt­ge­schäf­te nicht drang, wo der kla­re Hauch des rei­nen Got­tes­glau­bens und ho­her Men­sch­lich­keit weh­te СКАЧАТЬ