Название: Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband)
Автор: Andreas Brandhorst
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Perry Rhodan-Taschenbuch
isbn: 9783845331966
isbn:
Es gibt immer zu viele Piloten. Hängen den ganzen Tag ab, stöhnen über die Kälte oder die Hitze oder darüber, wie schlecht das Geschäft läuft. Ist immer das gleiche Gequatsche. Aber wenn ein Schiff landet, so einmal am Tag, mit viel Glück auch zweimal am Tag, dann kannst du was erleben! Mann! Da kannst du Dritte rennen sehen. Watschel, watschel, watschel wackeln sie zu ihren Schrotthaufen und rasen los. Und dann kämpfen sie um die paar Gestalten, die aus dem Schiff tröpfeln, bis das Fett spritzt. Wer kommt schon freiwillig nach Flake? Ist kein schöner Platz, außer für Flakies.
DOLSON: Und du hast die anderen Piloten ausgestochen. Wie hast du das angestellt?
YUN: Na ja, war'n besonderes Schiff. Irgendeine Liga-Delegation. Plötzlich stehen drei Dutzend Wichtigköpfe auf dem Landefeld und jammern, wie kalt es ist. Dabei war's ein echt uncolder Tag, beinahe 15 Grad unter null. Die Jammerlappen stanken nach Geld. Hatte null Chance, bei ihnen zu landen. Bin ja noch neu in dem Job. Kaum zwei Jahre. Man muss mindestens zehn dabei sein, damit die anderen dich an einen halbwegs fetten Terraner lassen. Da halten sie zusammen. Und Shon – was für ein Terranerchen. Dem stachen die Gräten beinahe durch die Klamotten, so dürr stand er in seinem geflickten Thermoanzug da. Und neben ihm diese sieben Monsterkoffer. Sah nach 'ner Menge Arbeit aus und wenig Geld. Wie die meisten, die auf Flake aussteigen. Trotzdem hätten die Piloten sich sonst um einen wie ihn geprügelt. Aber an dem Tag ... keiner wollt' ihn. Da hab' ich ihn mir gegriffen.
DOLSON: Besser einen Galax als keinen.
YUN: Klar. Prinzessin brauchte 'nen neuen Seitenstabilisator, der alte fing an zu stottern. Ich brauchte Bares, dringend. Prinzessin ist eigen. Nimmt nicht jedes Ersatzteil, das Teuerste ist ihr gerade gut genug. Aus dem Typ müsste wenigstens so viel rauszuholen sein, dass es für 'ne Anzahlung reicht, dacht' ich mir.
Aber das war nicht alles. Der Typ sah einfach interessant aus. Dacht' mir, es könnte spannend mit ihm werden.
DOLSON: Was meinst du mit »interessant«?
YUN: Na ja, er war anders als alle, die ich bis dahin habe ankommen sehen. Meistens sind es Touristen. Typen mit perfekter Ausstattung. Immer das pseudocoldste vom pseudocolden. Arkonidische Thermoanzüge, als Gepäck höchstens 'n Rucksack. Den tragen sie selber. Ist ihnen furchtbar wichtig. Keinen Meter lassen sie dich ihn schleppen. Drin haben sie Kram ohne Ende: Schlafsack, Proviant, Schneeschuhe, Pickel – das ganze Zeug eben, das du brauchst, wenn du kein Vierter bist und draußen auf dem Eis länger als 'ne Stunde durchhalten willst. Sie wissen immer schon genau, wohin sie wollen. Weit weg von den Leuten. Und zwei Wochen später holt man sie wieder ab. Wenn noch was zum Abholen übrig ist, mein' ich.
Ganz aufgedreht sind sie dann, hyper-hysterisch. Klopfen sich und dir ständig auf die Schulter. Wollen unbedingt ein Foto mit dir. Bevor sie wieder aufs Schiff gehen, schenken sie dir was von ihrem Zeugs und kommen sich übercold vor. Ja, übercold. Was, verdammt, soll ich mit 'nem Thermoanzug? Ich bin ein Vierter!
Und dann gibt's noch die Gestalten, denen das Verlierer-Schild auf der Stirn klebt, nur dass sie so tun, als wüssten sie's nicht. Sind so abgerissen wie Shon, als er ankam, aber sie haben nie viel Gepäck. Eine kleine Tasche, max. Die fliegt man fast nie wieder zurück zum Raumhafen. Keine Ahnung, was mit ihnen passiert. Ersticken in den Kuppeln am Gestank. Oder vielleicht fressen die Tring sie auf. Behaupten manche. Schätze aber eher, dass sie irgendwo da draußen einen auf Gefrierfleisch machen. Futter für Frostie.
DOLSON: Und Shon Leehan stand kein »Verlierer«-Schild auf der Stirn?
YUN: Nein. Ganz bestimmt nicht. Aber etwas stand da, auf seiner Stirn, in seinem Gesicht. Ich konnt's nur nicht lesen. Ist ja kein Wunder, bei der Fresse, die er hat. Also geh' ich hin, grins' ihn an. »Pilot gefällig?«, sag' ich. »Ich bringe dich, wo immer du hinwillst.«
Und er grinst zurück. Schief. Kann ja nicht anders, habe ich später rausgekriegt. Mit dem krumm zusammengewachsenen Kiefer. »Auch zu den Tring?«, fragt er.
»Zu den Tring kann man nicht fliegen«, rutscht mir da beinahe raus. Weiß ja jedes Kind. Zu den Tring fliegen! Der Typ ist komplett durchgeknallt, denk' ich mir. Und dass Prinzessin bestimmt sauer ist, wenn ich ihr keinen neuen Stabilisator auftreibe, und zickt. Zu den Tring fliegen. Ich meine: Wie uncold kann man sein?
»Na gut, wenn du mich nicht fliegen willst, wird sich sicher einer der anderen Piloten bereit finden ...«, sagt Shon da.
»He, langsam!«, sag' ich. Zu den Tring fliegen. Wieso eigentlich nicht?, denk' ich mir. Piloten sind dazu da, die Leute dahin zu bringen, wohin sie wollen. Und der Typ will ganz dringend, so wie's aussieht. Ist 'nen langen Weg nach Flake gekommen. Ich wär' ja ein mieser Pilot, wenn ich ihn hängen ließe. »Klar flieg' ich dich. Hab' nur nachgedacht, wo der beste Platz ist.«
»Und ist es dir eingefallen?«
»Ja.«
»Dann los.«
Also lad' ich seine Koffer ein. Ganz allein. Mir wird richtig hitzig. Komm' ins Hecheln. Aber Shon hilft mir nicht. Setzt sich einfach ins Cockpit von Prinzessin, als würd' sie ihm gehören. Kein Tourist, der Typ, denke ich. Gut.
DOLSON: Und war es gut?
YUN: Nein, besser. Wir waren noch nicht raus auf dem Eis, da wusst' ich schon, dass ich so lange wie möglich an dem Typ dranbleibe.
DOLSON: Hat er dich so gut bezahlt?
YUN: Das Geld war okay. Aber das war's nicht. Wir haben kaum abgehoben, da fängt Prinzessin an zu bocken.
Ich sag' zu Shon: »Ich brauch' 'nen Vorschuss.«
Er nickt und schiebt mir ein paar Galax-Scheine rüber. Ich lande bei meiner Stammwerkstatt. Einbau. Der neue, gebrauchte Stabilisator ziert sich. Zwei Stunden gehen rum, drei, vier. Und Shon? Hockt im Cockpit über seinem Notizbuch. Kein Mucks. Kein Murren. Ist mir noch nie passiert. Typen von außerhalb sind nicht wie wir Flakies. Wollen, dass immer alles nach Plan geht. Und turbo. 'n normaler Passagier hätte schon längst 'nen Schreikrampf gekriegt. Shon nicht. Shon ist cold. Lässt die Dinge auf sich zukommen. Macht, was angesagt ist, nicht, was er sich in den Kopf gesetzt hat. Meistens wenigstens. Später, bei den Tring, ist er einmal richtig ausgetickert. Ging aber okay. Wer bei den Tring nicht ab und zu austickert, ist kein Mensch.
DOLSON: Du hast Shon Leehan also zu den Tring geflogen?
YUN: [Klatscht sich auf den Schenkel.] Mann, du hörst mir auch gar nicht zu, was? Das geht nicht, jemand zu den Tring zu fliegen. Geht einfach nicht. [Lehnt sich glucksend zurück.] He, habt ihr noch mehr von diesen Eiswürfeln? Kriegt man echt Durst von dem vielen Reden!
Kapitel 6
Talina eroberte für Lifkom Tremter einen Platz auf einem Schiff der zweiten Welle. Keine Eroberung, nach der der Terraner sich gesehnt hätte, aber die Oxtornerin duldete keinen Widerspruch.
»Du bist der Botschafter der Liga. Also ist es deine Pflicht, dort zu sein, wo die wichtigen Dinge für Oxtorner passieren!«, hatte sie festgestellt, sich den Terraner unter den Arm geklemmt und einen Weg durch die Menge gepflügt, assistiert von Modesto, der mit seinem Drachen zielstrebig den Raumhafen angesteuert hatte.
Oxtorne besaß nur wenige Raumschiffe. Handels- und СКАЧАТЬ