Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans Kneifel
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Читать онлайн книгу Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2) - Hans Kneifel страница 26

Название: Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2)

Автор: Hans Kneifel

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Atlan classics Paket

isbn: 9783845347400

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СКАЧАТЬ achtete nicht auf die hölzernen Hütten am Rande der Piste und die wenigen Arbeiter, die ihm verwundert nachblickten. Genauso wenig interessierten ihn die Waren, die sie verluden, um sie in die wenigen von den Krelquotten, den Ureinwohnern Cirgros, geduldeten Prospektorencamps in den Bergen zu schaffen, wo mit Nahrungs- und Genussmitteln gleichermaßen hervorragende Geschäfte zu machen waren.

      Tolden war das alles egal. Für ihn zählte nur mehr, dass er endlich alle Mühsal und Entbehrungen vergessen und Cirgro für immer den Rücken kehren konnte.

      Er hatte es geschafft – wie erst wenige vor ihm und vermutlich eine Vielzahl, die noch kommen würden. Seine Finger schlossen sich um den knapp zwei Zentimeter durchmessenden Glücksstein, den er an einer stabilen Kette um den Hals trug. Dieser Stein gehörte zu den schönsten, die er bisher zu Gesicht bekommen hatte, er glänzte in einem unbeschreiblichen, blutroten Feuer, aber er hatte auch ein kleines Vermögen gekostet. Alles, was Tolden nun noch sein eigen nannte, trug er in dem halb gefüllten Rucksack mit sich. Es war nicht viel – lediglich einige unerlässliche Dinge, die man eben so brauchte, um sich zivilisiert zu fühlen.

      Ein Sturm zog auf, der die schweren Gewitterwolken schneller herantrieb.

      Mehr als dreißig Jahre hatte Tolden auf Cirgro gelebt; sie würden nun bald der Vergangenheit angehören. Stets hatte er sich vorzustellen versucht, wie es wohl sein mochte, eines Tages nach Aklard zurückzukehren, der Heimat der Daila. Er selbst konnte sich nicht mehr erinnern. Er war kaum zwei gewesen, als seine Eltern verbannt worden waren. Verbannt wegen der parapsychischen Fähigkeiten, die sie und auch ihn zu Angehörigen einer unerwünschten Minderheit gemacht hatten. Tolden hatte nie verstehen können, weshalb das so war. Trotz seiner Mutanteneigenschaften fühlte er sich als Daila, und ihm wäre nie in den Sinn gekommen, seinem Volk zu schaden.

      Die Verbitterung, die er all die Jahre hindurch fühlte, war endlich verschwunden. Ebenso wie seine Psi-Kräfte und das quälende Heimweh nach Aklard. Seit jenem Moment, da er den Glücksstein trug.

      Tolden war überzeugt davon, dass er den Kauf nie bereuen würde. Er besaß zwar nur mehr eine Handvoll minderwertiger Münzen, aber es gab anderes, was ihm plötzlich wichtiger erschien als materieller Reichtum.

      Irgendwie würde er Cirgro verlassen, zumal dieses »Irgendwie« schon in Form eines aus vier rechtwinklig aneinandergefügten walzenförmigen Rümpfen bestehenden Raumschiffs vor ihm aufragte. Jede dieser Walzen durchmaß zehn Meter und war doppelt so lang. Trotz ihrer mattgrauen Farbe wirkten sie imposant.

      Der alte Frachter war das einzige Schiff, von dem Tolden hoffen durfte, mitgenommen zu werden. Das nächste würde frühestens in einem Monat hier draußen landen.

      Tief gebeugt stapfte der Daila gegen den Sturm an. Er erschrak, als er das dumpfe, sich steigernde Grollen vernahm. Im ersten Moment fürchtete er, dass die Triebwerke gezündet hatten, doch dann wiederholte sich der lang anhaltende Donner, begleitet von grellen Blitzen.

      Cirgro zeigte sich noch einmal von seiner ungemütlichsten Seite. Düstere Schatten überzogen die Piste. Dabei war es bis zur Abenddämmerung noch mehrere Stunden hin.

      Fremdartige Schriftzeichen in greller Farbe zierten das Schiff. Aus der Nähe betrachtet, waren sie wohl das einzige, was ständig gepflegt wurde, während ansonsten der Anstrich in dicken Fladen abblätterte, nicht zuletzt infolge der unzähligen Schweißarbeiten, die Teile des Rumpfes wie einen überdimensionalen Flickenteppich erscheinen ließen.

      Meteoriteneinschläge hatten deutliche Spuren hinterlassen, und Rost zerfraß die Struktur des Stahls zusätzlich.

      Ein Seelenverkäufer, der gleichwohl nach hundert wie erst nach tausend Lichtjahren den Geist aufgeben mochte. Um Toldens Mundwinkel zuckte es verhalten. Damit hatte er nicht gerechnet. Doch er wollte nicht zurück, da er alle Brücken hinter sich abgebrochen hatte. Wenn er Cirgro heute nicht verließ, dann würde er wohl während der nächsten Tage und Wochen in irgendeiner Spelunke verkommen, weil Gauner und Schacherer ihm den Glücksstein wieder abjagten. Es gab genügend lichtscheues Gesindel, das nur auf eine solche Möglichkeit wartete.

      Tolden spie aus. Trotz seiner einsneunzig Körpergröße fühlte er sich im Schatten des Schiffes winzig klein. Sämtliche Schleusen waren geschlossen, die Spuren schwerer Fahrzeuge im aufgewühlten Erdreich hatten sich längst mit brackigem Wasser gefüllt. Das bedeutete, dass die Ladung schon vor Stunden gelöscht worden war. Vielleicht stand der Start unmittelbar bevor.

      Unschlüssig fuhr der Daila sich mit der Rechten durch sein schulterlanges, verfilztes Haar. Er wusste selbst nicht genau, wonach er suchte – irgendeine Aufnahmeoptik, eine Vorrichtung, die es ihm erlaubte, sich der Besatzung des Raumers bemerkbar zu machen.

      Er fand nichts, nur eine dunkel gähnende Öffnung neben einer Mannschleuse in gut vier Meter Höhe. Blanke Kabelenden hingen daraus hervor. Das war alles.

      »He!«, rief Tolden. »Hallo! Hört mich jemand?«

      Er erschrak über den rauen Klang seiner Stimme, in der Furcht mitschwang. Die Furcht, übersehen und zu Atomen zerblasen zu werden. Denn keine fünf Meter entfernt hingen düster und drohend die Düsenöffnungen der Triebwerke über ihm. Ein irisierendes Leuchten umgab den molekulargehärteten, schwarzen Stahl, dessen Ränder ausgefranst wirkten.

      Du wirst nicht viel davon spüren, durchzuckte es den Daila, ohne dass er fähig war, den Gedanken zu unterbinden, der ihn schaudern ließ.

      »Hallo!«, brüllte er noch einmal aus Leibeskräften.

      Augenblicke später durchlief ein Ächzen den Schiffsrumpf, und Tolden warf sich der Länge nach in den Schlamm, die Hände schützend im Nacken verschränkt.

      Trotz aller Schnelligkeit hätte die instinktive Reaktion ihm wenig geholfen. Ärgerlich auf sich selbst rappelte er sich wieder hoch und versuchte vergeblich, die lehmverschmierte Kombination zu säubern. Der Dreck war zäh wie Klebstoff.

      Das aufgeweichte Erdreich unter einem der fünf Landeteller hatte nachgegeben, und das Schiff war tiefer eingesunken. Mehr war nicht geschehen.

      In dem aufgewühlten Boden fand Tolden etliche faustgroße Steine. Er hob einige auf und schleuderte sie der Reihe nach mit aller Kraft gegen das Schott. Jeder Treffer erzeugte einen dumpfen, hallenden Schlag. Abgesehen davon, dass Rost und Farbe in einer flirrenden Staubwolke herabrieselten, musste der Lärm durch das halbe Schiff hallen.

      Tolden wartete ergeben. Ihm blieb keine andere Wahl.

      Ein fürchterliches Krachen und Splittern, begleitet von ohrenbetäubendem Donner zerriss die Luft. Nahezu gleichzeitig flammten drüben am Waldrand mehrere vom Blitz getroffene Baumriesen auf.

      Dann öffnete der Himmel seine Schleusen. Es schüttete wie aus Kübeln, und die Sicht schrumpfte schlagartig bis auf wenige Dutzend Meter zusammen.

      *

      Der Daila erschrak, als er plötzlich das schrille, abgehackte Kreischen vernahm. Es übertönte sogar das nunmehr fast ununterbrochene Donnergrollen und das Plätschern des anhaltenden Wolkenbruchs. Der Lehmboden dampfte vor Nässe, und wie ein dichter Vorhang rann das Wasser vom Rumpf des Raumschiffs.

      Noch stand Tolden einigermaßen im Trockenen. Ihm war völlig entgangen, dass die Schleuse sich geöffnet hatte. Das Kreischen wiederholte sich in ungedämpfter Lautstärke. In der nahezu kreisrunden Öffnung stand ein seltsames Geschöpf, eine Mischung aus Vogel und Insekt. Knapp einen Meter fünfzig groß, wirkte dieses Wesen dennoch überaus zerbrechlich. Die beiden dreizehigen Beine waren dünner als die eines Säuglings. Sie trugen СКАЧАТЬ