Название: Stellaris Paket 4
Автор: Andreas Suchanek
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Perry Rhodan Stellaris
isbn: 9783845349251
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Plötzlich schlug Funartins Verhalten um. Er nahm das Kinn etwas hoch, die Schultern leicht zurück und war kein freundlicher Xenologe mehr, sondern ein arkonidischer Adliger wie aus dem Holobuch.
»Haben wir nicht Arkon III verloren?«, fuhr er den Ts'tanar an. »Spielen wir deswegen den wandelnden Gedenkstein? Nein – wir haben Gor'Ranton neu errichtet! Ihr suhlt euch wegen Dingen, die vor Jahrtausenden geschehen sind, in Selbstmitleid! Das harte Durchgreifen des Imperiums hattet ihr durch euren Aufstand selbst heraufbeschworen. Gewiss ist es traurig, dass der Robotregent eure Welt vernichtet hat – aber man möchte doch meinen, nach so langer Zeit wären selbst die Ts'tanur darüber hinweggekommen!«
Der Arkonide fuhr herum und rauschte aus der Messe.
»STELLATRICE, Aufzeichnung anhalten!« Gashi sah mich an. »Was findest du daran so bedrohlich, dass du es mir vorlegst?«
»Den Umschwung in Funartins Verhalten. Ich habe das Gefühl, dass er sich die ganze Zeit verstellt und uns erst jetzt sein wahres Gesicht gezeigt hat. Ich frage mich, was er noch alles vor uns verbirgt.«
Gashi wiegte den Kopf. »Da könnte etwas dran sein. Was hast du unternommen?«
»Ich habe den LPV beauftragt, Funartin zu beobachten.« Er ging in seine Kabine. Damit endete die Überwachung natürlich vorerst.
»Diese Ts'tanar – was hat es mit ihnen auf sich?«
»Ts'tanur«, warf ich ein. »Ts'tanar ist der Singular.«
Gashi blickte mich ungehalten an. Ich hob beschwichtigend die Schultern. Terraner fühlen sich von Präzision oft angegriffen.
»Ts'tanur sind vor allem in der Northside anzutreffen und verdingen sich oft als Spezialisten für Außenbordeinsätze. Sie treten als Mahner für die Vernichtung ihrer Heimatwelt auf und demonstrieren mit ihren Bronzeanzügen eine Unabhängigkeit von ihrer Umgebung, die darauf beruht, dass in den Anzügen alle Stoffe verlustfrei wiederaufbereitet werden und sie außer Reaktorbrennstoff keinerlei neue Materie aufnehmen müssen. Jeder Ts'tanar bezeichnet sich als autark – als Welt für sich. So viele Welten könne nicht einmal Arkon vernichten, lautet ihr Credo.«
»Wie kam es zur Vernichtung ihres Planeten?«
»Die Ts'tanur sind irgendwann vom Großen Imperium unterworfen worden. Als Arkon schwach wurde, befreiten sie sich in einem blutigen Aufstand. Im Jahr 1996 eurer alten Zeitrechnung statuierte der Robotregent an ihnen ein Exempel. Ihre Welt verging im Kernbrand, und nur wenige tausend Ts'tanur überlebten im Asteroidengürtel. Was das Imperium über sie wusste, ging bei der Vernichtung von Arkon III durch die Jülziish verloren. Die Spezies verschwand von der galaktischen Bühne, auf der sie ohnehin nie sehr präsent gewesen war, und trat erst ab dem ersten Jahrhundert NGZ wieder in Erscheinung. Von da an trug jeder Ts'tanar einen Bronzeanzug. Ständig gemahnen sie an die Vernichtung ihrer Welt. Sie reizen Arkoniden, wo sie können.«
»Und woher stammen diese Bronzeanzüge?«, fragte Gashi.
»Über die Anzüge ist so gut wie nichts bekannt. Ts'tanur verbringen ihr ganzes Leben darin und verlassen sie niemals. Sie sagen, von ihren Vorfahren haben nur die überlebt, die einen Raumanzug besaßen, und um ihr Andenken zu ehren, möchten sie sich nie mehr von einer Welt abhängig machen, die man ihnen nehmen könnte. Untersucht man den Anzug, stellt man eine aus überlappenden Lamellen bestehende Außenhaut fest, die das Licht auf eine besondere Weise bricht und den metallischen Eindruck erzeugt. Tiefer dringen Abtastversuche nicht, sie scheitern an einer hochwirksamen Ortungsschutzschicht.«
Das Interkom summte, und Gashi nahm den Anruf entgegen.
»Der nächste Rücksturz zur Orientierung steht an, Madam Kapitän«, sagte der weibliche Erste Offizier, Bifonia Glaud.
»Danke, Bifonia! Übernimm du das bitte.«
»Oje«, sagte Glaud. Der Holoschirm wurde dunkel und faltete sich zusammen.
»Was ist?«, fragte Kapitän Gashi.
Ich sah sie verdutzt an, dann erst fiel mir auf, dass ich in einem unaufmerksamen Augenblick missbilligend das Gesicht verzogen hatte. »Nichts«, antwortete ich.
»Du bist nicht besonders angetan von den Eigenarten meiner Besatzung, habe ich recht? Die Leute sind dir zu flapsig?«
»So möchte ich das nicht sagen ... zu unsachlich vielleicht.«
»Ich verstehe.« Gashi stützte das Kinn auf die gefalteten Hände. »Meine Leute machen ihre Arbeit. Niemand mag deinen Befehlston. Aus alten terranischen Sprachen sind schöne Dinge ins Interkosmo eingeflossen, und wenn man sie verwendet, kommt man mit Terranern gleich besser klar. Dazu gehören das Wörtchen ›bitte‹ und etwas, das man als den ›Konjunktiv der Höflichkeit‹ bezeichnet. Vielleicht möchtest du das einmal nachschlagen.«
Ich schluckte. »Gut, ich habe verstanden.«
Gashi lächelte milde. »Vergiss nicht, dass wir Zivilisten sind. Wir halten wie jeder Raumfahrer Disziplin, um im All zu überleben, aber wir sind nicht bei der Solaren Flotte ...« Sie suchte wieder meinen Blick. »... und keiner an Bord war je bei der USO.«
Ehe ich etwas entgegnen konnte, fiepte das Interkom.
»Was ist denn wieder, Bifonia?«
»Madam Kapitän, ich habe eine Meldung aus der Passagiermesse, dass Karilantoryn, der Ts'tanur ...«
»Ts'tanar«, unterbrach Gashi sie. »Ts'tanur ist der Plural.«
Glaud bekundete ihre Zustimmung, indem sie sich räusperte. »Nun, jedenfalls hat Karilantoryn in der Passagiermesse einen Anfall oder so was. Ich habe die Medostation verständigt.«
»Ich komme«, sagte Gashi und schaltete das Interkom ab.
Wir eilten aus dem Besprechungsraum und erreichten rasch einen Antigravlift. Kapitän Gashi aktivierte per Stimmbefehl den Turbotransport, und binnen Kurzem rannten wir das Deck mit der Passagiermesse entlang. Ich hob mein Armbandkom an den Mund. »STELLATRICE, wo ist Funartin?«
»Er hat seine Kabine noch nicht verlassen.«
»Benachrichtige mich – bitte! –, sobald er seine Kabine verlässt, und überwache ihn lückenlos.«
»Wird erledigt.«
»Und stell eine Verbindung zu Karilantoryns Anzug her!«, sagte Gashi.
»Bin schon dabei.«
Wir erreichten die Passagiermesse. Gashi öffnete das Schott.
Als wir eintraten, drehten sich mehrere Passagiere, die die Hälse gereckt hatten, zu uns um.
»Ist jemand von euch Arzt?«, fragte eine Ferronin.
»Wieso?«, fragte ich zurück.
»Weil Karilantoryn dort leblos dasteht.«
»Er steht leblos ...?«
»Anders СКАЧАТЬ