Название: Mörderhände: 7 Strand Krimis
Автор: Cedric Balmore
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783745214512
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Er überlegte einen Moment. „Wenn du mir versprichst, dich nicht einzumischen, kannst du zu dem Patienten mitkommen, der in Köhlers Zimmer war. Der Arzt hat mir gestattet, ihn kurz zu befragen. Nicht länger als zehn Minuten, hat er gesagt. Der Mann erholt sich von einer Operation.“
Tjade Winkels war so schnell hochgeschossen, dass er fast vor Dröver an der Tür war. „Versprochen!“
Sie brauchten nur zwei Türen weiter zu gehen. Hier hatte man den Patienten jetzt untergebracht. Er war allein in dem Raum, das zweite Bett war leer.
Eine Schwester war mit den medizinischen Gerätschaften neben dem Kranken beschäftigt. Sie nickte ihnen zu und verließ den Raum.
Der Mann im Bett sah ihnen neugierig entgegen.
„Sie wollten mir ein Beruhigungsmittel verpassen, doch ich habe abgelehnt. Ich war früher bei der Marine in Wilhelmshafen und habe ganz andere Sachen erlebt.“
Kriminalhauptkommissar Dröver zeigte seine Marke. „Dröver, Kripo Aurich. Moin erstmal.“
„Moin, Herr Dröver.“
„Haben Sie etwas dagegen, wenn ich unser Gespräch aufzeichne? Wir schreiben es dann ab, und Sie können das Protokoll im Krankenhaus unterschreiben, so dass Sie nicht in die Dienststelle kommen müssen.“
„Nur zu.“
Dröver legte sein Smartphone auf den Nachttisch und schaltete es ein.
„Ich würde von Ihnen gern wissen, was genau Sie gesehen haben. Zunächst mal, wann war das?“
„Ich bin von einem Geräusch aufgewacht, das aus der Richtung des anderen Bettes kam. Ich weiß nicht genau, wie spät es war. Jedenfalls noch vor der Morgendämmerung. Ich habe mich nicht bewegt, sondern nur vorsichtig die Augen geöffnet. Dann sah ich den Schatten.“
Es folgte eine hochdramatisch erzählte Geschichte, die im Prinzip bestätigte, dass ihre bisherigen Vermutungen richtig waren, und die damit endete, dass der Schatten das Zimmer durch die Tür verließ. Fast lautlos, wie ein Geist. Nicht zu identifizieren. Was er genau getan hatte, war nicht zu erkennen gewesen.
„Von Walter Köhler habe ich nichts gehört, und dann muss ich wieder eingeschlafen sein. Ich bin erst wieder aufgewacht, als die Schwester nach meinem Nachbarn gesehen hat und einen erschrockenen Laut ausstieß.“
„Kontrolliert denn nachts niemand die Geräte?“ wunderte sich Dröver.
„Dazu gab es keine Notwendigkeit. Mit mir war alles nach der Operation in Ordnung, und der Herr Köhler sollte in zwei Tagen entlassen werden.“
Winkels konnte es jetzt doch nicht lassen, obwohl Dröver ihm einen warnenden Blick zuwarf.
„War es eher ein Mann oder eine Frau? Was glauben Sie?“
Der Kranke brauchte nicht lange zu überlegen. „Ein Mann, ganz sicher. Ich habe ihn einmal leise fluchen hören. Es war eindeutig eine männliche Stimme.“
Mehr war nicht herauszubekommen, und sie verabschiedeten sich. Als sie im Flur standen, konnte sich Winkels die nächste Bemerkung nicht verkneifen.
„Zwei Augen oder Ohren sehen und hören eben mehr als…“
Dröver grummelte etwas Unverständliches.
*
„Moin, Harm.“
„Wuff.“
„Wir müssen reden.“
„Wuff.“
„Ich brauche mal einen intelligenten Gesprächspartner.“
„Wuff.“
„Nicht so einen Döspaddel wie den Uwe.“
„Wuff.“
„Kriminalhauptkommissar Uwe Dröver. Wie der die Prüfungen schaffen konnte, ist mir bis heute unbegreiflich.“
„Wuff. Wuff.“
„Und wie der sich auch noch erfolgreich um meine Nachfolge bewerben konnte, verstehe ich auch nicht.“
„Wuff.“
„Vermutlich wegen der Quote für Schwerbehinderte: Doof und blind!“
„Wuff! Wuff! Wuff! Wuff!“
„Ja, ich weiß, dass ist völlig unsensibel und politisch unkorrekt, was ich da sage.“
„Wuff.“
„Und du hast Hunger.“
„Wuff! Wuff! Wuff!“
Tjade Winkels schüttete eine Handvoll Trockenfutter in den Fressnapf. Eine richtige Mahlzeit würde es erst am Abend geben. Harm saß neben dem Tisch wie festgewachsen und schien dem Geräusch des Futters zu lauschen, das in die Blechschüssel fiel.
„Nur Geduld“, murmelte Tjade. „Die brauche ich bei meinen Fällen auch. Du kannst dir nicht vorstellen, was gerade in unserer Stadt geschieht. Ein brutaler Mörder hat es auf Rentner abgesehen. Ich bin sicher, dass er einen Grund für seine Taten hat, aber noch tappe ich im Dunkeln. Vielleicht hast du eine Ahnung?“
„Wuff.“
Er stellte den Napf auf den Boden, und Harm widmete sich voller Konzentration dem Inhalt.
„Na, schön, ich frage dich später noch mal.“
Harm jaulte.
„Ja, wen soll ich denn sonst fragen?“
„Wuff.“
Winkels überlegte, was er als nächstes tun sollte. Den Notar aufsuchen? Nein, das war zu früh. Er brauchte mehr Informationen.
Dröver hatte ihm versprochen, die Ergebnisse der Obduktion von Walter Köhler mitzuteilen. Gleichzeitig hatte er aber verlangt, dass Winkels im Gegenzug seine Erkenntnisse an ihn weitergab.
Winkels beschloss, dass seine bisherigen Erkenntnisse noch nicht vollständig waren, so dass eine Weitergabe nicht in Frage kam.
Dann fiel ihm ein, dass Wilhelm Papendieck, das erste Opfer des Mörders, einen Sohn hatte, der mit seiner Familie nach Auskunft des Nachbarn in Wittmund lebte. Mit dem Sohn sollte er unbedingt reden.
Ein Anruf bei einem seiner alten Kollegen genügte, um die Adresse von Werner Papendieck herauszukriegen. Er hatte noch den ganzen Nachmittag Zeit, um nach Wittmund zu fahren. Die Strecke war nicht besonders lang, es handelte sich schließlich um die Nachbarstadt von Aurich. Sein Navi würde die Adresse problemlos finden.
So war es auch.
„Sie haben Ihr Ziel erreicht“, verkündete eine emotionslose weibliche Stimme einige Zeit später.
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