Название: Mörder sind nicht zimperlich: 10 Krimis
Автор: Walter G. Pfaus
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783745214024
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“Macht sowas bei euch nicht mehr der Geheimdienst, wie früher?”
“Der Geheimdienst ist auch nicht mehr das, was er mal war.”
“Ihr habt hier inzwischen anscheinend alles privatisiert.”
“Wir sind bessere Kapitalisten geworden als ihr es im Westen je gewesen seid”, lachte Victor. Er schien an seiner Bemerkung selber viel Spaß zu haben und grinste über das ganze Gesicht. “Wie auch immer, der Typ in der Villa wird von allen nur Puppenspieler genannt. “
“Weil er die Fäden zieht?”, fragte ich. Genau genommen war das eine rhetorische Frage. Aber ich stellte sie trotzdem. Manchmal macht man so etwas. Das nennt sich dann Smalltalk und es soll angeblich der Pflege sozialer Beziehungen dienlich sein.
Es müsste mal untersucht werden, ob das tatsächlich der Fall ist und ob es dafür irgendeinen empirischen Beleg gibt.
Ich würde das sehr bezweifeln.
Aber wer fragt mich schon?
“Wie komme ich an den Puppenspieler heran?”, fragte ich.
“Du willst ihn allen Ernstes umlegen?”
“Ich muss.”
“Man muss gar nichts. Nur sterben.”
“Wir wollen das Ganze nicht in eine philosophische Diskussion ausarten lassen, oder?”
“Nein, du hast Recht”, sagte Victor.
“Also, was kannst du mir über den Puppenspieler noch sagen?”
“Er ist ein bisschen… verrückt.”
“Was heißt das genau?”
“Zum Beispiel hat er eine Garde von weiblichen Leibwächtern.”
“Wie Gaddafi in Libyen.”
“Oder der eine oder andere Bösewicht in einem James Bond Film.”
“Erzähl weiter.”
“Die Girls tragen einen knappen Bikini, dazu einen Dolch und eine Maschinenpistole.”
“Das ist schräg”, sagte ich.
Victor zuckte mit den Achseln. “So ist er eben, der Puppenspieler.”
“Kannst du mich mit ihm in Kontakt bringen, Victor?”
“Ich fürchte, früher oder später wird er herausbekommen, dass du seine Hacker-Armee in die Luft gesprengt hast. Und dann wird er von sich aus versuchen mit dir in Kontakt zu kommen. Und zwar früher, als dir lieb sein dürfte!”
“Was du nicht sagst.”
“Mein Rat an dich lautet: Verschwinde! Solange du noch kannst.”
Ich lächelte, trank meinen Drink leer. “Du weißt doch, ich halte nicht viel von Ratschlägen.”
“Ja, das hatte ich befürchtet.”
“Also?”
“Du bist verrückt.”
“Kannst du was für mich tun, Victor?”
Er seufzte.
Etwas genervt hörte sich das an.
“Ich werde mal sehen.”
“Ich habe nämlich einen Plan.”
“Und wie sieht der aus?”, fragte Victor in einem Tonfall, der so ziemlich das Gegenteil von Zuversicht signalisierte.
“Es müsste jemand dem Puppenspieler sagen, dass ich mich mit ihm treffen will.”
“Du bist verrückt!”
“Es müsste ihm jemand sagen, dass ich das, was ich getan habe, in Zukunft auch für ihn tun könnte.”
“Du bist nicht nur verrückt, du bist anscheinend lebensmüde!”
“Ich könnte mir denken, dass das interessant für ihn ist. Kennst du jemanden, der dafür sorgen könnte, dass er das erfährt?”
Victor atmete tief durch.
“Ich werde mal sehen, was sich machen lässt.”
“Okay. Mehr kann ich im Moment wohl nicht erwarten.”
“Nein, kannst du nicht.”
*
Mir war klar, dass ich die Sache nicht von heute auf Morgen erledigen konnte. Ich musste Geduld haben und abwarten. Und war schon klar, dass ich mich dabei quasi selbst als Köder anbot. Aber irgendwie musste ich ja den Puppenspieler aus der Reserve locken.
Victor würde schon die richtigen Drähte glühen lassen, um diesen Mistkerl zu erreichen.
Davon war ich überzeugt.
Ich ahnte nicht, wie recht ich behalten sollte.
Allerdings auf eine etwas andere Art, als ich ursprünglich geglaubt hatte.
Aber so ist das manchmal.
Es kommt nicht immer heraus, was man beabsichtigt hat.
In diesem Fall war das Ergebnis einfach furchtbar.
Ich hatte mich auf schreckliche Weise geirrt.
Aber davon ahnte ich in diesem Moment noch nichts.
*
Ich beobachtete die Villa. Ganze Tage verbrachte ich in einem Leihwagen den ich mir gemietet hatte und sah mir an, wer bei dem sogenannten Puppenspieler aus- und einging. Über ein Smartphone nahm ich Kontakt zu Major Phantom auf. So nennt er sich. Wie er wirklich heißt, weiß ich nicht. Und auch nicht, wo auf der Welt er sitzt. Ich weiß noch nicht einmal, ob er tatsächlich ein >Er< ist. Ich weiß nur, dass niemand besser darin ist, Dinge über das Netz zu erledigen. Egal ob Recherche oder sonstwas. Ich werde ihm wahrscheinlich nie begegnen. Aber ich vertraue ihm und nutze seinen Service.
In diesem Fall bestand der Service darin, mir sehr schnell Auskunft darüber zu geben, was das für Leute waren, die da ein- und ausgingen.
Für Major Phantom war das eine Kleinigkeit.
Die Klarnamen der Besucher waren schnell ermittelt. Ebenso ihre Biografien, ihre Ämter, ihr Vermögen, ihre Familienverhältnisse, ihre Affären, ihre kriminellen Machenschaften und die Leichen, die sie im Keller hatten. Es ergab sich dadurch sehr schnell ein umfassendes Bild. Der Puppenspieler war bestens mit СКАЧАТЬ