Mord auf Antrag - Roland Benito-Krimi 2. Inger Gammelgaard Madsen
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Название: Mord auf Antrag - Roland Benito-Krimi 2

Автор: Inger Gammelgaard Madsen

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Roland Benito

isbn: 9788711572955

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СКАЧАТЬ wissen also überhaupt nicht, was Ihre Mutter an diesem Tag vorhatte? Sie wohnten in Silkeborg – wollte sie nach Aarhus?«

      Sebastian sah Mikkel nach, der still umherging und sich in der Wohnung umsah. Er hatte kein Wort gesagt und Roland hatte nichts dagegen. Mit seiner direkten Art fand er nicht immer die richtigen Worte. Aber nun kam er mit einem Foto in der Hand zu ihnen ins Wohnzimmer.

      »Ist das Ihre Mutter?«, fragte er. In seiner Stimme lag Mitgefühl, das Roland dazu zwang, ihn verwundert anzusehen. Sebastian nickte und sah schnell weg. Die Frau auf dem Bild war ungefähr Ende zwanzig. Nur ein paar Jahre jünger als zum Zeitpunkt ihrer Ermordung. Es gab keinen Zweifel, wem der Sohn ähnlichsah. Die besonderen Augen hatte er von ihr.

      »Ich wurde damals vernommen, aber wie ich schon sagte, ich war in der Schule und sie hat mir nie erzählt, was sie vorhatte. Sie war oft auf Krankenbesuch – was weiß ich.«

      Das Wort Mutter war wieder aus dem Wortschatz des Sohnes verschwunden, jetzt umschrieb er sie als sie auf eine beinahe feindliche Art. Aber es war nur verständlich, dass das Verschwinden der Mutter für einen Achtjährigen einem Versagen gleichzusetzen war. Er kannte ihr Schicksal ja noch nicht.

      Sebastian betrachtete den Apfel in seiner Hand, als ob er eine Kristallkugel wäre, die ihm erzählen könnte, warum seine Mutter verschwunden war.

      »Sie haben gesagt, sie sei bestimmt mit einem Mann durchgebrannt und ich wäre ihr egal.« Seine Stimme war heiser.

      »Wer hat das gesagt, Sebastian?«

      »Alle. Auch die Polizei, als etwas Zeit vergangen war und sie sie nicht gefunden hatten.« Der intensive Blick traf ihn erneut, jetzt lag darin auch ein Vorwurf.

      »Glauben Sie das auch?«, fragte Mikkel, der sich auf die Tischkante gesetzt hatte. Sebastian schüttelte den Kopf und sah nicht, dass Mikkel seinem Chef vielsagend zunickte. Es war sicher an der Zeit zu erklären, warum sie gekommen waren.

      »Es tut mir leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass wir Ihre Mutter gefunden haben. Sie ist tot.«

      Von Sebastian kam ein halberstickter Schluchzer. Er ließ den Apfel fallen und verbarg das Gesicht in seinen Händen. Der Apfel kullerte unter den Tisch.

      7

      Das Schlafzimmer sah genauso aus, wie sie es in Erinnerung hatte. Das Fenster war offen und die weißen Spitzengardinen wellten sich leicht in der Brise. Undeutlich konnte sie die Spitze des Doms wie einen verschleierten Schatten zwischen den dünnen Gardinen sehen. Eine Fliege saß auf dem Fensterrahmen und putzte ihre Flügel. In der Kirche hatte auf der Rückenlehne der Bank vor ihr auch eine Fliege gesessen, als der Pfarrer schöne Worte über ihre Oma sprach, die mit all den Blumen in dem weißen Sarg lag, als ob sie sich nicht trauen würde, den Kopf zu drehen und sie anzusehen. Es war vorher schon schwer genug gewesen, die Tränen zurückzuhalten.

      Die Tür zu dem angrenzenden Wohnzimmer war geschlossen, aber die leisen Stimmen drangen trotzdem hindurch, manchmal ein lautes Lachen, das ihr unpassend und anstößig erschien. Sie knüllte das Taschentuch in ihren Händen fest zusammen. Es war unbenutzt. Als ob keine Tränen mehr übrig wären. Sie hatte jede Nacht geweint, seit sie die Todesnachricht erhalten hatte. Unbemerkt und lautlos, damit Peter es nicht hörte. Er würde nur glauben, dass sie sich immer noch nicht eingewöhnt hätte.

      Sie ließ den Blick über die wohlbekannten Dinge im Schlafzimmer schweifen. Jedes Einzelne rief Erinnerungen hervor. In der Wohnung war die Zeit stehengeblieben. Nichts hatte sich verändert, seit sie als Kind alle ihre Ferien hier verbracht hatte. Die Hand glitt wie abwesend über die Bettdecke, die ihre Oma aus weißer Baumwolle gehäkelt hatte. Sie hatte lange an dieser Decke gearbeitet. Und im Bett nebenan – Opas Bett – hatte sie geborgen neben ihrer Oma geschlafen nach langen, spannenden Märchen, die sie in eine Traumwelt mit guten Feen und Prinzessinnen versetzten. Das Foto ihres Großvaters stand auf dem Nachttisch in einem Silberrahmen. Er sah sie milde an, aber sie konnte sich nicht an ihn erinnern. Er starb, als sie erst zwei war. Aber Oma hatte ihr so viel über ihn erzählt, dass er in ihren Gedanken leibhaftig vor ihr stand. Ihre Brille lag ebenfalls auf dem Nachttisch, als ob sie irgendwann zurückkommen und sie holen würde. Aber Tatsache war, sie würde sie nie wieder brauchen und nie mehr zurückkommen. Ihr Gesicht lächelte hinter dem Glas in einem Rahmen an der Wand beim Fenster. Die alten, klugen Augen sahen sie beinahe entschuldigend an, als ob es ihr leidtäte, sie verlassen zu haben. Sie spürte wieder einen Kloß im Hals. Natürlich hatte Peter Recht damit, dass Elina eine alte Dame geworden war, die in ihrem langen Leben viel erlebt hatte. Aber sie vermisste sie deswegen nicht weniger. Selbst wenn sie in letzter Zeit nicht so oft nach ihr gesehen hatte, nachdem sie mit Peter nach Italien gezogen war, hatte ihr das Wissen, dass sie zu Hause in Dänemark war und sie sie anrufen und mit ihr über alles reden konnte, eine Sicherheit – ein Netz – gegeben, das nun verschwunden war. Als ob ein Band gekappt worden wäre. Ein Band, das etwas bedeutete. Ein Band, das sie auch mit ihrer Mutter verband.

      Ihr Blick blieb an einem anderen kleinen Bild auf dem Nachttisch hängen. Sie nahm es und ließ einen Finger über das Gesicht hinter dem Glas gleiten. Außer durch dieses Foto und wenige andere, die es gab, erinnerte sie sich nicht an sie. Jetzt, da sie erwachsen war, konnte sie die Ähnlichkeit mit sich selbst sehen, über die alle anderen sprachen. Das dunkle Haar wellte sich um ein schmales Gesicht und die braunen Augen lächelten. Das Foto war gemacht worden, bevor ihre Mutter krank geworden war. Als der Krebs von ihrem Körper Besitz ergriffen hatte, war es schnell gegangen. Sie war im Dezember gestorben. In diesem Jahr hatten sie Weihnachten nicht zusammen erlebt. Während sie das Foto betrachtete, schien es ihr, als ob sie sich erinnern könnte. Sich erinnern, wie etwas Wichtiges aus ihrem Leben verschwunden war und an die Einsamkeit, die sie zum ersten Mal erlebt hatte. Dass nichts mehr dasselbe war. Sie stellte das Foto gerade zurück auf den Nachttisch, als sie hörte, wie die Tür zum Schlafzimmer aufging.

      »Ach hier steckst du, Sabrina! Sie sind alle gegangen. Jetzt konntest du dich nicht verabschieden.« Ihr Vater setzte sich schwer auf das Bett neben sie, sodass sie gegen ihn fiel, als die Matratze unter seinem Gewicht nachgab. Er legte einen Arm um ihre Schulter und rieb ungeschickt ihren Arm. Sein Blick verweilte kurz auf dem Foto seiner Schwiegermutter an der Wand, aber es lag keine Liebe darin. Sabrina betrachtete sein gequältes Gesicht, die Augen waren nun auf den Boden gerichtet. Es sah aus, als ob er jede einzelne Schlinge in dem bunten, alten Flickenteppich zählte.

      »Was ist zwischen dir und Oma passiert?«, fragte sie vorsichtig. »Warum habt ihr euch gehasst? Hat das etwas mit Mama zu tun?«

      Gustav Hjort sah in die bekümmerten Augen seiner Tochter. Die auffallende Ähnlichkeit mit ihrer Mutter zu sehen schmerzte ihn. Es war viele Jahre her, seit er Sabrina zuletzt gesehen hatte. Er hatte diese Augen und ihre Mutter fast vergessen, aber jetzt spürte er wieder den bedrückenden Krampf im Bauch und musste sich ein paar Mal räuspern, ehe er antwortete. »Wir haben uns doch nicht gehasst, Sabrina. Das darfst du wirklich nicht glauben.« Er sah wieder auf den Teppich. Ihre braunen Augen irritierten ihn zu stark. Sie hatten die gleiche intensive Glut wie Josefines. Sie konnten ihn auf die gleiche vorwurfsvolle Weise ansehen, wie ihre es getan hatten. Unruhig saß er im Bett, löste den verdammten Schlips und wusste nicht, wie er es erklären sollte. Warum fragte sie nach all den Jahren plötzlich danach?

      »Du weißt doch, dass Schwiegermütter manchmal eine Plage sein können, oder? Elina war so eine.« Er versuchte, zu lachen und es wie einen Witz klingen zu lassen, aber das Lachen klang hohl.

      Sabrinas Augen wurden noch dunkler und blank. »So war Oma nicht, das weiß ich doch. Wie kannst du gerade heute so etwas über sie sagen!«

      Sie stand auf und glättete den schwarzen Rock. Es ärgerte sie, dass sie sich schon wieder mit СКАЧАТЬ