Название: Tarzan – Band 1 – Tarzan und die weiße Frau
Автор: Edgar Rice Burroughs
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Tarzan bei Null Papier
isbn: 9783962817930
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Als sie sahen, dass die Tür offen stand, krochen sie langsam, vorsichtig und geräuschlos heran. Da gab es kein Knurren und keine Wutschreie, denn sie durften den schwarzen Stock nicht wecken.
Sie kamen näher und näher, bis Kerschak selbst an der Tür war und heimlich hineinguckte. Hinter ihm waren zwei Männchen und dann Kala, die ihr totes Kleines noch immer fest an ihre Brust drückte.
In der Hütte sahen sie den seltsamen weißen Affen halb über dem Tisch liegen, die Arme um den Kopf gestreckt, und auf dem Bette lag eine mit einem Segeltuch bedeckte Gestalt, während von einer kleinen, einfachen Wiege das Wehklagen eines Säuglings herkam.
Kerschak war geräuschlos eingetreten und hielt sich zum Angriff bereit.
Da erhob sich John Clayton plötzlich und sah ihn an.
Er wurde starr vor Schrecken bei dem Anblick, der sich ihm bot: innerhalb der Tür standen drei große Affen, und hinter ihnen kamen deren noch mehr zum Vorschein, — wie viele, wusste er nicht.
Clayton sah, dass er verloren sei, denn seine Revolver und seine Gewehre hingen weit hinten an der Wand, und Kerschak ging zum Angriff vor.
Der riesige Affe stürzte sich auf den Wehrlosen, umfasste ihn und erdrückte ihn. Es war das Werk einer Minute.
Als er den schlaffen Körper des Leblosen losließ, wandte er seine Aufmerksamkeit der kleinen Wiege zu. Dabei kam Kala ihm aber zuvor. Das Wimmern des Säuglings hatte in ihrer Brust die Gefühle der Mutterschaft geweckt, und da sie diese an ihrem toten Kinde nicht mehr stillen konnte, ließ sie dieses in die Wiege fallen und nahm dafür den lebenden Säugling der Alice Clayton.
Als Kerschak das Kind ergreifen wollte, hatte sie es ihm schon weggeschnappt, und ehe er dazwischen fahren konnte, war sie zur Tür hinausgerannt und auf einen hohen Baum geflüchtet.
Hier liebkoste sie das schreiende Kind an ihrem Busen, und der Instinkt, der in diesem wilden Weibchen ebenso vorherrschte, wie in der Brust der zarten, schönen Mutter, der Instinkt der Mutterliebe, erstreckte sich auch auf das kleine Menschenkind.
Der Hunger hob allen Unterschied auf, und so wurde der Sohn eines englischen Lords und einer englischen Lady an der Brust von Kala, der großen Äffin, genährt.
Inzwischen untersuchten die Affen vorsichtig den Inhalt des Hauses, in das sie eingedrungen waren.
Als Kerschak sich von dem Tod Claytons überzeugt hatte, wandte er seine Aufmerksamkeit der Gestalt zu, die auf dem Bette lag und mit einem Stück Segeltuch bedeckt war. Bedächtig hob er einen Zipfel des Leichentuches auf, aber als er den Körper der Frau darunter sah, riss er das Tuch mit einem Ruck von ihr weg und packte den stillen weißen Hals mit seinen riesigen behaarten Händen an.
Einen Augenblick drückte er seine Finger tief in ihr kaltes Fleisch ein, aber als er erkannte, dass sie schon tot sei, ließ er von ihr ab, um den Inhalt des Zimmers zu mustern.
Das Gewehr an der Wand zog zuerst seine Aufmerksamkeit auf sich. Das war jener seltsame, todbringende Donnerstock, den er nun schon seit Monaten in der Hand des weißen Affen gesehen hatte und dessen er sich so gern bemächtigt hätte, und nun, da er ihn ergreifen konnte, hatte er nicht den Mut, ihn anzufassen.
Vorsichtig näherte er sich dem Ding, jeden Augenblick bereit, zu fliehen, sobald das Mordwerkzeug losgehen würde. Er erinnerte sich noch sehr wohl, welch lauten Knall es von sich gab, wenn der wunderbare weiße Affe sich seiner bediente, sobald er angegriffen wurde, und wie dann jedes Mal einer seines Stammes tot zurückblieb.
Ein dunkles Bewusstsein sagte ihm allerdings, dass der Donnerstock nicht von selbst losgehe und dass er nur gefährlich wurde, wenn einer ihn in die Hand nahm.
Dennoch wagte er nicht, ihn zu berühren. Er ging vielmehr auf und ab, drehte dabei den Kopf, aber so, dass er den Gegenstand seiner Wünsche nicht aus dem Auge verlor. Der große König der Affen gebrauchte seine langen Arme, wie ein Mensch sich der Krücken bedient; bei jedem Schritt rollte er seinen schweren Rumpf weiter, knurrte oder stieß auch einen jener ohrenbetäubenden Schreie aus, die das Schreckenerregendste im ganzen Dschungel waren.
So ging er auf und ab.
Auf einmal machte er Halt vor dem Gewehr. Langsam streckte er die Hand danach aus, bis er den glänzenden Lauf beinahe berührte, zog sie abermals zurück und setzte seine eiligen Schritte im Zimmer fort.
Und doch schien es, als ob das große Tier zeigen wollte, dass es keine Furcht kenne und durch sein wildes Brüllen seine Wut bis zu dem Punkte steigern wolle, dass es das Gewehr in die Hand zu nehmen wagte.
Abermals blieb Kerschak stehen, und diesmal gelang es ihm, seine widerstrebende Hand an den kalten Stahl zu führen, um sie aber augenblicklich wieder zurückzuziehen.
Von Zeit zu Zeit wiederholte er diesen seltsamen Griff, aber jedes Mal mit wachsendem Vertrauen, bis er schließlich das Gewehr vom Nagel herunterriss.
Da er sah, dass ihm kein Leid geschah, untersuchte er es genauer und befühlte es von einem Ende zum anderen, schaute in die schwarze Mündung hinein, betastete das Visier, den unteren Teil, den Schaft und schließlich den Hahn.
Während er so mit der Waffe hantierte, saßen die anderen Affen, die mit ihm hereingekommen waren, in der Nähe der Tür zusammengedrängt und beobachteten ihren Herrn, während die da draußen sich drückten und drängten, um wenigstens etwas von dem zu erblicken, was da drinnen vorging. Plötzlich bewegte Kerschak den Hahn. Da gab es einen fürchterlichen Knall in dem kleinen Raum, und die Affen, die innerhalb und außerhalb der Tür waren, stolperten einer über den anderen in wilder Angst davon.
Kerschak war ebenfalls erschrocken und zwar so sehr, dass er ganz vergaß, dieses merkwürdige Ding, das den schrecklichen Knall von sich gegeben hatte, beiseite zu werfen, und dass er, es fest in der Hand haltend, zur Tür hinauspolterte.
Beim Hinausstürmen stieß er mit dem Gewehr an die offene Tür, sodass sie hinter ihm zuflog.
Als Kerschak in kurzer Entfernung von der Hütte Halt machte, ließ er das Gewehr СКАЧАТЬ