Название: Hereinspaziert!
Автор: Johannes Reimer
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
Серия: Edition IGW
isbn: 9783862567614
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Eine solche Institutionalisierung kann im Rahmen der lokalen christlichen Gemeinde erfolgen. Damit würde die lokale Gemeinde sowohl dem Einzelnen als auch der Gemeinschaft als Ganzes dienen. Freilich setzt die Entscheidung, die Gemeinde im sozialen Raum zu verankern und im Sinne einer GWA aufzubauen, eine Reihe von wichtigen theologischen Vorbedingungen voraus. Ein solches Konzept verlangt nach einem distinktiven gesellschaftstransformativen Gemeindebegriff, der in die Missio Dei eingebunden ist. Zum anderen wird in einer solchen Gemeinde Mission und Evangelisation ganzheitlich verstanden. Das Evangelium wird hier in Wort und Tat verkündigt und meint immer den Aufbau des Reiches Gottes mit seiner Konzentration auf eine Kultur der Liebe, Annahme und Partizipation. Einer solchen Gemeindekultur widmen wir uns nun im weiteren Verlauf der Studie.
2 | Evangelisation – die ganze Gemeinde für den ganzen Menschen |
2.1Auf das rechte Verständnis kommt es an
Wer sich anschickt zu evangelisieren sollte wissen, was man da tut. Einig sind sich die Christen in dieser Frage jedenfalls nicht. Während die einen an die verbale Verkündigung mit dem Ziel der Überzeugung des Nichtgläubigen denken, sehen andere eine ganzheitliche Veränderung des Menschen in das von Gott gedachte Bild, die sowohl verbale als auch tatkräftige Verkündigung meint.27 Alle Christen sind sich auf jeden Fall einig, dass die Evangelisation mit der Vermittlung des Evangeliums, der guten Nachricht vom Heil in Jesus Christus, zu tun hat. Damit geht es in der Evangelisation um das Evangelium und die Art und Weise, wie dieses Evangelium zu den Menschen gebracht wird.
2.2Das Evangelium – Gute Nachricht vom Leben in der Kraft Gottes
Evangelisation macht das Evangelium bekannt, jene, wie George Peters sie nannte, „außergewöhnliche Botschaft“28, die Leben schaffen und verändern will. Es ist Gottes Vorstellung und Gottes Angebot des Lebens unter seiner Herrschaft. Und dieses Angebot ist uns Menschen durch Jesus Christus formuliert worden. In Ihm allein ist Heil (Apg 4,12). Er ist es, der Leben vermittelt. Jesus selbst spricht: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich“ (Joh 14,6). Leben aus der Hand Gottes gibt es demnach nur in Christus. Wer in Christus ist, der ist „eine neue Kreatur“ (2Kor 5,17). Im Wort von ihm ist Gottes Kraft zum Leben (1Kor 1,18). Und dieses Leben schließt alle Lebensbereiche ein. Der Mensch ist immer ganz gemeint. Das Evangelium von Jesus Christus ist ein Evangelium vom Reich, vom Leben unter der Königsherrschaft Gottes (Mt 4,15). Es verbietet sich, es theologisch zu verengen.29 Wer evangelisiert, der wird den ganzen Ratschluss Gottes, sein Lebensangebot in Wort und Tat weitergeben. Der wird Gott, seine Herrschaft und seinen Willen für den konkreten Augenblick verkündigen.30
Diese Heilsbotschaft gilt allen, weil Gott will, dass alle „zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“ (1Tim 3,16) und Versöhnung erfahren (2Kor 5,18–20). Wo immer das Evangelium gelebt und gepredigt wird, da wird die Versöhnung zwischen Gott und Mensch und zwischen Mensch und Mensch sichtbar und hörbar. Und damit die Botschaft vom Kreuz, dem Leidenstod Christi, der den Weg zur Versöhnung weit aufgemacht hat. Kein anderes Symbol beschreibt das Evangelium so treffend wie das des Kreuzes. Dem Kreuz gebührt die zentrale Stellung in unserer Theologie der Evangelisation.31 Die Evangelisation der Gemeinde kommt vom Kreuz und führt zum Kreuz. Hier macht sie den Ort fest, an dem Lebensveränderung möglich wird. Und es ist ein Ort, an dem der Mensch seine absolute Ohnmacht zur Versöhnung mit Gott und der Selbstbefreiung aus dem Netz der Sünde zugibt, zugleich aber sich vor Gott beugt, der ihm in Christus die Gnade erweist und Beistand leistet. Wo immer das Evangelium nun gelebt und gepredigt wird, wird es auch um Versöhnung zwischen Mensch und Gott und Mensch und Mensch gehen.
Damit erweist sich die evangelistische Botschaft als Rede von Gott, seinem Willen und Liebe, seinem Gericht und Gnade und seinem exklusiven und die ganze Existenz des Menschen umfassenden Heilsangebot in Jesus Christus.
Menschen, die dieses Angebot verstanden und angenommen haben, werden sich an Gottes Werten orientieren. Der Apostel Johannes schreibt: „Daran merken wir, dass wir ihn kennen, wenn wir seine Gebote halten. Wer sagt: Ich kenne ihn und hält seine Gebote nicht, der ist ein Lügner, und in dem ist die Wahrheit nicht. Wer aber sein Wort hält, in dem ist wahrlich die Liebe Gottes vollkommen. Daran erkennen wir, dass wir in ihm sind“ (1Joh 2,3–5). Evangelisation schließt die Nachfolge Jesu mit ein und die Nachfolge Jesu stellt einen Prozess der Transformation des Menschen in das von Gott gewollte und gedachte Ideal dar (Eph 4,12ff).
2.3Gemeinde Jesu – Gottes erwählter Evangelist
Das Evangelium kommt zu den Menschen durch Botschafter des Evangeliums. Es bedarf eines Evangelisten. Die „Präsenz“ des Evangeliums setzt die „Präsenz“ eines Evangelisten voraus.32 Nur wo ein solcher Botschafter ist, findet die Botschaft ihren Adressaten. Doch wer ist dieser Botschafter? Traditionell sah man besonders begabte Verkündiger als Träger der Evangelisation. Und sicher ist das nicht falsch.
Aber auf den begabten Prediger allein kommt es nicht an. Philip W. Keevil schreibt in seiner Untersuchung der Predigt in Zeiten amerikanischer Erweckungen: „Wenn die Predigt ein Teil der Bewegung des Geistes in den Gemeinden ist, die geistliche Vitalität verursacht und in supranaturalen Effekten resultiert, dann kann man Erweckung beobachten.“33 Der Geist Gottes wirkt also in der Gemeinde und er wirkt auch durch die Predigt, aber nicht nur. Das ganze Gemeindeleben ist hier gefragt. Leben und Wort gehören zusammen.
Gott ist der eigentliche Agent der Evangelisation in der Welt. Und die Gemeinde ist sein wichtigster Botschafter. Sie ist „die Übersetzerin und Verständlich-Macherin des Evangeliums.“34 Die Gemeinde ist der wichtigste Agent, durch den Gott in der Welt evangelisiert.35 Und Evangelisation ist „Herz und Leben der Gemeinde“, wie Hans Kasdorf es so treffend ausdrückte.36 Ihr Arbeitsplatz ist Evangelisation.37 Sie sollte deshalb immer von ihrem missionarischen Auftrag her gedacht und gebaut werden.38 So gesehen kann sie nur als missionale Gemeinde, eine Gemeinde, die von ihrem Wesen her missionarisch ist, geglaubt und gelebt werden. Als solche wird sie nicht einfach zu sich rufen, sondern zu den Menschen gehen, die Gott noch nicht kennen. Sie existiert in der „Geh- und nicht in der Komm-Struktur“39 Damit ist alles, was sie ausmacht, evangelistisch bestimmt. Wenn man will, hat das Evangelium in der Gemeinde seine Gestalt gefunden. Und zwar immer jene lokale Gestalt, die Gottes Wort Fleisch werden lässt und so den Menschen verständlich wird. Eine solche Gemeinde wird immer als gesellschaftliche Alternative, aber nie als Fremdelement40 wahrgenommen werden.
In dieser evangelistischen Gemeinschaft haben Menschen von Gott die besondere Begabung eines Evangelisten erhalten (Eph 4,11). Diese sollen „die Heiligen zurüsten zum Werk ihres Dienstes“ (Eph 4,12). Damit leiten sie die Evangelisation der Gemeinde im jeweiligen Kontext. Wichtig ist, dass es nicht um die Evangelisation einzelner Evangelisten in der Welt geht. Die Evangelisten sind eingebunden in das evangelistische Gesamtwerk der Gemeinde. Und jede selbstständige Gemeinde ist laut Henry Venn und Rufus Anderson eine selbst-proklamierende41 und damit selbst-evangelisierende Gemeinde. Sie wird sich zwar auch der Hilfe von außen erfreuen, bedarf dieser jedoch nicht direkt. Ein Gastevangelist oder auch Evangelisationswerk sind Hilfsinstrumente СКАЧАТЬ