Pinien sind stumme Zeugen. Will Berthold
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Читать онлайн книгу Pinien sind stumme Zeugen - Will Berthold страница 10

Название: Pinien sind stumme Zeugen

Автор: Will Berthold

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9788711727003

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СКАЧАТЬ ich noch nicht sagen«, versetzt der Gouverneur. »Wir haben vor zehn Tagen den ersten Hinweis erhalten. Wir müssen bei unseren Nachforschungen äußerst behutsam vorgehen, um keine Panik auszulösen.«

      »Halten Sie es für möglich, daß die Blüten schon vor längerer Zeit in Umlauf gebracht wurden?«

      »Möglich – wir wissen es nicht.«

      »Was wissen wir überhaupt?« giftet der Staatschef.

      »Daß der gesamte Geldverkehr zusammenbricht, wenn wir die Geldfälscher nicht schleunigst zur Strecke bringen.«

      Es bleibt still. Die Teilnehmer mit den betretenen Gesichtern leisten keinen Widerspruch.

      »Es ist so«, schaltet sich erstmals FBI-Chef Hoover in das Gespräch. »Ein Anteil von 0,05 Prozent Falschgeld nimmt man in allen Ländern hin wie die Minimalverschmutzung in einem Hallenbad. Diese Fälschungen sind mehr oder weniger plump. Ich möchte sagen, wer sich Blüten andrehen läßt, ist selber schuld. Sie werden eingezogen, der unfreiwillige Verteiler hat den Schaden und paßt das nächste Mal besser auf. Falsifikate hatten bisher keine Chance. Spätestens am nächsten Bankschalter oder Postbüro werden sie erkannt und aus dem Verkehr gezogen. Beim Auftauchen neuer Blüten warnen wir natürlich die Öffentlichkeit, weisen auf Abweichungen in der Gravur oder in der Farbe oder im Papier hin. Der Fälscher macht immer den gleichen Fehler; wir kennen ihn also bereits, bevor wir wissen, wie er heißt. Hier stehen wir vor einer schrecklichen Fatalität: Die Fälscher arbeiten fehlerlos. Das hat es noch nie gegeben, und es könnte, wenn wir es nicht abstellen, den Staatsnotstand auslösen.«

      »Well, eine verdammte Geschichte«, erwidert der Präsident. »Selbstverständlich erhalten Sie von mir jede Unterstützung. Sie hätten mich deswegen«, setzt er mit leisem Tadel hinzu, »nicht aus dem Wahlkampf reißen müssen. Wie gesagt: Ich stehe voll hinter Ihnen, aber ich muß doch feststellen: Es ist Ihr Job, diese Falschmünzer zu kassieren, nicht der meine.«

      Es ist einer der Tiefschläge à la Truman, aber die Zuhörer zeigen Nehmerqualität und nicken zustimmend; sie hatten schon oft Gelegenheit, den gesunden Menschenverstand des Präsidenten zu bewundern.

      »Auch auf die Gefahr hin, mir Ihren Zorn vollends zuzuziehen, Mister President«, lenkt der CIA-Director die Aufmerksamkeit auf sich, »muß ich feststellen: Hier handelt es sich um keine der üblichen kriminellen Fälscherbanden. Wir müssen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einen politischen Hintergrund vermuten und …«

      »Wie kommen Sie darauf?« unterbricht ihn Truman.

      »Mr. Hoover und ich haben Mr. Partaker und seinen FBI-Kollegen Ginty gebeten, anhand aller Unterlagen und zugänglichen Informationen diesen Fall zu analysieren.« Er betrachtet den Präsidenten fragend. »Schießen Sie los, James«, sagt er, als Truman nickt.

      »Ich möchte Mr. Hoovers treffliche Ausführungen noch in einem Punkt ergänzen«, beginnt Hillenkoeters Hausgenie. »Nicht nur der US-Dollar, sondern auch das britische Pfund galten als absolut fälschungssichere Banknoten. Doch den Nazis war seinerzeit das Unmögliche gelungen: In jahrelanger Arbeit bildeten sie im Camp Oranienburg nördlich von Berlin ein erstklassiges Fälscherteam von Druckspezialisten, Papieringenieuren, Chemographen und so weiter aus, das nach mehrjährigen Versuchen in der Lage war, absolut identische Pfundnoten herzustellen und in großer Menge zu verbreiten. Die Falschgeldlawine war für Großbritannien eine tödliche Bedrohung. England hat sie vor der Öffentlichkeit – auch vor uns, ihren Verbündeten – verheimlicht und mußte nach dem Krieg für Milliardenverluste geradestehen. Die Briten waren gezwungen, alle Geldscheine – bis auf die Fünf-Pfund-Note – aus dem Verkehr zu ziehen und durch neue zu ersetzen …«

      »Das ist bekannt«, wirft der Präsident ein. »Und die Nazis haben wir doch zum Teufel gejagt.«

      »Nicht alle«, entgegnete Partaker, »und, soweit wir ihn nicht sicherstellen konnten, schon gar nicht ihren Nachlaß. Zum größten Teil haben ihn die Russen erbeutet, zum anderen die Partisanen in Italien, Frankreich und Jugoslawien. Auch Zufallsfinder oder besonders schlaue Hitler-Aktivisten haben davon profitiert, die an ihre Zukunft dachten und den Schatz auf die Seite schafften.« Partaker nimmt einen Schluck Wasser. »Wir wissen mit Sicherheit«, fährt er fort, »daß nach dem Kriegseintritt Amerikas der Befehl an das ›Unternehmen Bernhard‹ (unter diesem Decknamen lief Himmlers Falschgeld-Aktion) ergangen war, auch Dollars zu fälschen. Wir wissen weiter, daß nach großen Schwierigkeiten erstklassige Greenback-Blüten kurz vor Kriegsende fertiggestellt waren, doch durch den plötzlichen Zusammenbruch kamen sie wohl nicht mehr in den Verkehr. Gegen Ende des Krieges wurde das Fälscherteam nach Süden in die ›Festung Alpenland‹ evakuiert; aber Oranienburg liegt in der heutigen Sowjetzone, und Sie können sich darauf verlassen, Mister President, daß die Russen das zum Teil unzerstörte Barackenlager genau untersucht haben.«

      »Sie meinen, die Sowjets stecken hinter diesen Blüten?«

      »Ich meine gar nichts, Mister President«, entgegnet der Experte. »Ich möchte Ihnen nur die Möglichkeiten aufzählen, die sich aus diesen unumstößlichen Tatsachen ergeben können: erstens also die Russen, die bei der weltweiten Auseinandersetzung zwischen Kommunismus und Kapitalismus ein Motiv hätten, unsere Währung zu ruinieren.

      Zum zweiten könnten die Häftlingsfälscher selbst – soeben wurden vier von ihnen in Paris verhaftet – Klischees und Papier auf die Seite gebracht haben und nun auf eigene Faust und zum eigenen Nutzen das tun, wozu der Nazi-Staat sie seinerzeit gezwungen hatte.

      Der Vertrieb der Blüten lief über Norditalien. Hier waren die Partisanen sehr aktiv, und die stärkste Gruppe stellten die Kommunisten. Wie wir alle wissen, verfügt die Partita Communista über schier unbegrenzte Geldmittel. Niemand kann sagen, ob sie aus dem Mussolini-Goldschatz stammen, ober ob sich die Genossen zu späten Erben von Oranienburg gemacht haben und sich – vielleicht sogar ohne Wissen der Sowjets – die Taschen füllen.« Partaker sieht, wie gebannt ihm seine Zuhörer, einschließlich des Präsidenten folgen: Er hat sie mit seinen Schlüssen und Vermutungen überfahren.

      Wie hilfesuchend sieht sich der Präsident nach Craig Ginty um, nickt ihm zu.

      »Ich kann mich diesen Ausführungen nur voll anschließen«, stellt der FBI-Experte fest. »Ich kenne das ›Unternehmen Bernhard‹ aus eigenen Recherchen und aus den Akten. Mr. Partaker und ich haben uns durch einen Berg von dreißig Dossiers gegraben. Was James hier vorbringt, entspricht voll meiner Meinung.«

      »Fahren Sie fort, Mr. Partaker«, fordert ihn Harry S. Truman auf.

      »Eine mindestens genauso logische Möglichkeit ist kaum weniger gefährlich. Ich nehme an, es ist in diesem Kreis bekannt, daß wir während des Krieges die Hilfe der Mafia in Anspruch genommen haben, und zwar nicht nur bei den Gewerkschaften im Hafen von New York, sondern auch bei der Landung in Sizilien und den Feldzügen in Unteritalien. Wir haben die verhafteten Mafiosi auf der Halbinsel Farignana befreit und als Bürgermeister und Verwaltungschefs eingesetzt. Die Verbindungs-Offiziere waren Dagos: Amerikaner italienischer Abstammung. Einige von ihnen haben sich so mit ihren Landsleuten eingelassen, daß wir mitunter nicht mehr wußten, waren sie für die US-Army oder für die ›Ehrenwerte Gesellschaft tätig. Schließlich führte das dazu, daß wir sicherheitshalber US-Geheimdienstleute italienischer Abstammung aus dem Verkehr ziehen mußten, was in einigen Fällen ebenso unumgänglich wie in anderen eine schreiende Ungerechtigkeit war. Unter den Abgelösten gab es viel Empörung, und vielleicht ist der eine oder andere jetzt erst zur Mafia abgesprungen – und arbeitet womöglich nun für sie als Falschgeld-Manager.« Der Referent nimmt einen Schluck aus dem vor ihm stehenden Wasserglas und fährt fort:

      »Im Nachkriegs-Italien waren die Mafia und die Partisanen am besten organisiert. Wiewohl СКАЧАТЬ