Pinien sind stumme Zeugen. Will Berthold
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Pinien sind stumme Zeugen - Will Berthold страница 6

Название: Pinien sind stumme Zeugen

Автор: Will Berthold

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788711727003

isbn:

СКАЧАТЬ war von der Berliner Prinz-Albrecht-Straße in die eineinhalb Zimmer eines umgebauten Kuhstalls des Prinzen Hohenlohe in Altaussee geschrumpft. Sie bestand aus dem SS-Obergruppenführer Kaltenbrunner, einem Telefon und einer Mätresse. Aber die Befehle des mächtigsten Mannes nach Himmler wurden noch immer weitgehend befolgt. Er beorderte den SS-Sturmbannführer Müller-Malbach zu sich, beauftragte ihn, die Falschgeldfabrik in Redl-Zipf zu schließen. Maschinen und Blüten zu vernichten und alle Spuren des ›Unternehmens Bernhard‹ zu beseitigen. Der SS-Major erschien am Schauplatz, präsentierte seine Sondergenehmigung, ließ die Pressen zerstören und Druckstöcke, Papier sowie die beträchtlichen Geldreserven auf sieben Lastwagen verladen. Die erste Panne passierte noch in Redl-Zipf, als die Blüten zweiter Wahl verbrannt werden sollten: Der Wind trieb sie über die Felder, und die Bauern hatten eine seltsame Frühjahrsbestellung …«

      Partaker hört konzentriert zu. Er zügelt seine Ungeduld, schneller kann man ihm die Zusammenhänge nicht erläutern.

      »Die Kolonne rollt in Richtung Toplitzsee, um dort die brisante Fracht zu versenken. Am Steilufer der Enns blieb der erste Laster mit gebrochener Achse liegen. Bevor Bewacher und Häftlinge in verschiedene Richtung auseinanderstoben, warfen sie noch gemeinsam die Kisten mit der Blütenpracht in den Fluß, der Hochwasser führte. Die Behälter zerschellten am felsigen Ufer, und so kam die erste wunderbare Pfundvermehrung zustande. Die Hauptkolonne war inzwischen weitergerollt. Wann immer sie hielt, gingen abwechselnd Bewacher und Häftlinge stiften; fuhr der SS-Major an der Spitze, folgte ihm die Kolonne in den berstenden Straßen nicht; bildete er das Schlußlicht, türmten die vorderen um die Wette. Schließlich hatte er nur noch drei Lastwagen, aber nur zwei erreichten am Ende den Toplitzsee, und ihre Fracht wurde dort, wie Zeugen beobachteten, auf Grund gesetzt. Die Fahrt der anderen vier Laster konnten wir so nach und nach rekonstruieren: Alle waren in Seen oder Flüssen gelandet …«

      »Was ist aus diesem Sturmbannführer Müller-Malbach geworden?«

      »Den haben wir geschnappt und bis zum Geht-nicht-Mehr ausgepreßt. Übrigens suchten ihn auch die Russen oder Polen.«

      »Wurde er ausgeliefert?« fragt Partaker erregt.

      »Das weiß ich nicht«, erwidert Ginty.

      »Das hätte uns noch gefehlt«, entgegnet der CIA-Vice.

      Er steht auf, läuft erregt im Raum auf und ab wie in einem Käfig. Dann legen die beiden eine kurze Pause ein, gehen in Partakers Büro zurück, trinken Kaffee und stellen fest, daß die CIA-Leute verblüffend rasch gearbeitet hatten.

      Auf einmal ist auch Worthmiller, der persönliche Referent, zur Stelle, wiewohl er heute frei hat. Er ist jung, ehrgeizig, auf dem Sprung wie ein Jagdhund, der sich das Hecheln abgewöhnt hat, einer der neuen Leute, die sich der Drahtzieher der unsichtbaren Front herangezogen hat.

      »Der Personalakt Captain Steels liegt vor«, schießt Partakers Referent los. »Der Mann ist 34, kommt aus Tucson in Arizona, ist aber in New York aufgewachsen. Sein Großvater, ein Österreicher, wanderte um die Jahrhundertwende nach Amerika ein. Steels Vater war ein gefragter Architekt, seine Mutter ist geborene Schweizerin. Die Eltern sind früh gestorben und haben ihrem Sohn ein beträchtliches Vermögen hinterlassen …«

      »Was heißt das?« unterbricht ihn Partaker unwirsch. »Ich will wissen, wieviel es war, genau auf Dollar und Cent, Worthmiller!«

      »50 000 Dollar in Wertpapieren, etwa 30 000 Dollar in bar und Grundstücke und Immobilien im Wert von mindestens 200 000 Dollar.« Der Gerügte wirft die Informationen aus wie ein Automat die Münzen.

      Partaker nickt befriedigt, weniger weil Captain Steel betucht ist, sondern weil seine Leute so präzise recherchiert haben.

      »Steel arbeitete zunächst als junger Anwalt in New York, wurde dann zur Armee eingezogen und wegen besonderer Tapferkeit vorzeitig zum Offizier befördert. Er war an dem Handstreich auf die Brücke von Remagen beteiligt und erhielt dafür den ›Silverstar‹.«

      »Weiter!« drängt der CIA-Vice.

      »Er spricht hervorragend Deutsch und Italienisch; deshalb wurde er aus der Kampfgruppe herausgezogen und dem CIC-Geheimdienst der Armee zugeteilt. Als damals die Pfundnoten auftauchten, avancierte er sofort zum Leiter einer Sonderkommission …«

      »Und wo ist der Mann jetzt?«

      »In Urlaub«, entgegnete Worthmiller, »und zwar in der Schweiz, Zürich, Hotel ›Zum Storchen‹. Er wird von dort nach New York fliegen, um offiziell – unter Beförderung zum Major – aus der US-Army entlassen zu werden.«

      »Sorgen Sie dafür, daß dieser Akt nicht in New York, sondern in Washington stattfindet«, ordnet der CIA-Vice an. »Und sehen Sie zu, daß der Minister of Defence die Zeremonie nach Möglichkeit mit einigen anderen Offizieren persönlich vornimmt – und daß wir zu einem anschließenden Lunch eingeladen werden.«

      »Respekt, Skinny«, sagt der FBI-Dezernent anerkennend. »Du hast wirklich noch nichts verlernt.«

      Bevor sie in den Aktenraum zurückkehren, ruft Partaker seinen Mann in Bern an und reißt ihn aus dem Schlaf: »Listen, Frank«, sagt er, »Im Hotel ›Zum Storchen‹ in Zürich ist CIC-Captain Steel – vom Headquarters in Frankfurt – abgestiegen.«

      »Den kenne ich«, erwidert Gellert rasch. »Der Mann ist – er ist …«

      »Spitze«, unterbricht ihn der CIA-Vice unwillig. »Dann weißt du auch, daß du verdammt vorsichtig sein mußt. Ich möchte, daß du Steel nicht aus den Augen läßt. Er darf es unter keinen Umständen merken; ich will nicht, daß man ihn verärgert. Also, denk dir aus, wie du das anstellst, Frank!«

      »Was wollen Sie eigentlich von ihm, Sir?«

      »Fragen stelle ich«, erwidert Partaker arrogant und legt auf.

      Der Posten steht immer noch vor dem Dokumentenraum; einen Moment lang sieht der CIA-Vice an der endlosen Aktenreihe entlang und schüttelt ungläubig den Kopf.

      »Jedenfalls siehst du, daß wir nicht geschlafen haben«, stellt Ginty fest, greift wieder nach dem Schlußbericht und erklärt Zusammenhänge. Weder in dieser noch in den nächsten Nächten ist an Schlaf zu denken.

      Der Passagier kommt aus Zürich, ein US-Offizier, der wie ein Zivilist wirkt und mehr einem Europäer als einem Amerikaner gleicht. Jedenfalls hat er sich auf dem Kontinent vorzüglich akklimatisiert; er trägt einen tadellos geschnittenen Sportsakko zur Hose mit scharfen Bügelfalten. Die Haare sind länger, als sie die Yankees sonst tragen.

      Der Reisende wirkt nicht wie ein Stutzer, doch wie ein Mann, der auf sein Äußeres bedacht ist. Von London aus will er mit der ›Super Constellation‹ nach New York weiterfliegen. Die Reise mit der Viermotorigen wird sich bis morgen hinziehen, aber ein künftiger Globetrotter muß sich daran gewöhnen, viel Zeit zu haben. Der Flug über den Atlantik von der Alten in die Neue Welt ist zwar kein Abenteuer mehr, aber durch die Zwischenlandungen noch immer umständlich und zeitraubend.

      »Thank you, Mr. Steel«, sagt die Uniformierte am Abfertigungsschalter der Fluglinie höflich und schiebt dem Überseereisenden das Ticket wieder zu. »Have a good flight.«

      Der Mann im sportiven Reisedreß nickt lächelnd, geht durch den Zoll und dann sofort an die kleine Bar. Für den Kaffee ist es zu spät, für den Whisky noch zu früh, doch in solchen Fällen entscheidet sich der Captain der US-Army meistens für einen Bourbon, einen doppelten. Leber und Geldbörse gestatten ihm das ohne weiteres, und künftig wird nicht schon am frühen Morgen СКАЧАТЬ