Название: Deutsche Geschichte
Автор: Ricarda Huch
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
Серия: Sachbücher bei Null Papier
isbn: 9783962817725
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Das sieghafte Auftreten des Kaisers in Rom nahm den Papst mehr gegen als für ihn ein. Bald entstand gegenseitige Verstimmung: Friedrich war entrüstet, dass der Papst das Königreich Sizilien und das Herzogtum Apulien nebst Neapel, Amalfi und Salerno ohne ihn zu fragen dem Normannenherzog Roger zu Lehen gab; der Papst nahm es übel, dass Friedrich nichts zur Befreiung des dänischen Erzbischofs Eskil von Lund tat, der in Deutschland gefangengenommen war. Unversehens kam der von beiden Seiten noch zurückgehaltene Unwille zu erschreckendem Ausbruch. Der Kaiser hatte in zweiter Ehe Beatrix von Burgund geheiratet und dadurch, dass ihr Vater ohne Hinterlassung von Söhnen starb, Burgund und die Provence erworben, ein Gebiet, das zwar zum Reich gehörte, aber mit seiner überwiegend romanischen Bevölkerung sich mehr und mehr losgelöst hatte. Seine Absicht war, es dem Reiche wieder enger anzuschließen, und er hielt im Jahre 1157 in der alten Bischofsstadt Besançon einen Reichstag ab, um die dortigen Verhältnisse zu ordnen. Die angesehensten Herren von Burgund, der Erzbischof von Vienne, der zugleich Erzkanzler von Burgund war, der Primas von Lyon und andere leisteten bereitwillig die Huldigung, wie sich überhaupt zeigte, dass der junge König sich bereits im ganzen Abendlande Ansehen erworben hatte. Auf dieser Tagung erschienen zwei Abgeordnete des Papstes, Roland, Kardinalpriester von San Marco, und der Kardinalpriester von San Clemente, und überbrachten ein Schreiben des Papstes an den Kaiser mit Vorwürfen wegen der Gefangennahme des Erzbischofs von Lund, die als eine schändliche Untat von viehischer Wildheit bezeichnet wurde, an der der Kaiser dadurch, dass er sie nicht bestrafe, mitschuldig sei. Rainald las als Kanzler den Brief vor und verdeutschte ihn. Nachdem der Papst die Liebesbeweise aufgezählt hatte, durch die er den Kaiser seiner väterlichen Gesinnung versichert habe, kam die folgende Stelle: »Und es reut uns auch nicht im mindesten, in allem deinen Wunsch und Willen erfüllt zu haben, ja, bei dem Gedanken, was die Kirche Gottes und wir selbst durch dich an Vorteilen gewinnen könnten, würden wir uns mit Recht freuen, wenn es möglich gewesen wäre, dass deine Herrlichkeit aus unserer Hand noch größere Beneficia empfangen hätte.« Das Wort Beneficia hätte Rainald mit Wohltaten übersetzen können; aber er wählte das Wort Lehen. Als Friedrich das erste Mal in Rom war, sah er im Lateran ein Bild des Kaisers Lothar, wie er dem Papst den Steigbügel hält, und darunter einen Vers, der besagte, dass der Kaiser Lehensmann des Papstes geworden sei und die Krone von ihm empfangen habe. Er hatte vom Papst die Zusage verlangt und erhalten, dass das Bild mit der Inschrift entfernt würde. Dass trotzdem in manchen Kreisen Roms, namentlich in der Umgebung des Papstes, die Auffassung bestand, der Kaiser empfange in Rom Kaisertum und Krone als ein päpstliches Geschenk, wusste der Kaiser. In diesem Sinne klang das Wort Beneficia oder Lehen wie eine Herausforderung, und in den Reihen der anwesenden Fürsten äußerte sich laut und heftig der Zorn. Anstatt den Text des Briefes geschickt auszulegen, rief einer der Legaten frech in den Lärm hinein: »Von wem hat denn der Kaiser sein Kaisertum, wenn nicht vom Herrn Papst!«, damit die Bedeutung, die Rainald von Dassel in das Wort gelegt hatte, als richtig zugestehend. Der Pfalzgraf von Bayern, Otto von Wittelsbach, ein besonders treuer und verdienter Anhänger des Kaisers, zog sein Schwert, um die Beschimpfung des Reiches zu rächen; der Kaiser trat sofort schützend vor die Bedrohten und sorgte dafür, dass sie unverletzt in ihre Herberge gebracht wurden, befahl ihnen aber, unverzüglich nach Rom zurückzureisen. Den ganzen Vorgang schilderte der König den Fürsten in einem Rundschreiben, das mit den Worten schloss, er hoffe, ihre Treue werde nicht zulassen, dass die Ehre des Reiches, das seit der Gründung Roms und Einführung des christlichen Glaubens bis auf die gegenwärtige Zeit ruhmvoll bestanden habe, durch eine so unerhörte Neuerung und anmaßende Überhebung gemindert werde. »Ich selbst werde ohne Wanken eher in den Tod gehen, als unter unserer Regierung solch einen schmachvollen Umsturz dulden.« Der Papst hoffte, wenigstens die geistlichen Reichsfürsten auf seine Seite ziehen zu können; aber er musste erleben, dass sie einmütig zum Kaiser hielten. Sie teilten Hadrian in einem gemeinsamen Schreiben mit, der Kaiser habe ihnen auf ihr Ersuchen in geziemender Weise seinen Standpunkt erklärt. Zwei Rechtsquellen gebe es für die Reichsregierung, habe er ihnen geschrieben, die Gesetze des Kaisers und das Gewohnheitsrecht. Die Schranken der Kirche wolle er nicht überschreiten, dem Heiligen Vater wolle er gern die schuldige Ehrfurcht erweisen, aber die freie Krone seines Kaiserreiches halte er einzig für Gottes Beneficium. Bei der Wahl habe der Erzbischof von Mainz die erste Stimme, dann folgten die übrigen Fürsten, die Salbung zum Könige stehe dem Erzbischof von Köln zu, die höchste, die zum Kaiser, dem Papst, was darüber hinausgehe sei vom Übel. Er werde eher die Krone niederlegen, als zu einer Erniedrigung der Krone und zugleich seiner Person seine Zustimmung geben. Der Wiedergabe des kaiserlichen Schreibens fügten die Bischöfe die Bitte hinzu, der Papst möge ihre Schwäche schonen und den Kaiser besänftigen, damit die Kirche sich der Ruhe erfreue und das Reich seines Ruhmes genieße. Anders als vor hundert Jahren Heinrich IV. führte Friedrich I. das Zepter. Hadrian sah sich gezwungen nachzugeben, umso mehr, als er erfuhr, dass Rainald von Dassel und Otto von Wittelsbach, die feurigsten Ritter der kaiserlichen Ehre, bereits als kaiserliche Gesandte in Italien eingetroffen waren. Zwei Kardinäle mussten ein Schreiben nach Augsburg bringen, wo der Kaiser sich aufhielt, in dem er erklärte, dass er das Wort Beneficium nicht im Sinne von Lehen, sondern von Wohltat gebraucht habe.
Der Treue sämtlicher Fürsten sicher, führte Friedrich ein großes Heer nach Italien und erzwang die Unterwerfung Mailands. Seine Stellung verstärkte sich noch dadurch, dass der Tod zweier Kirchenfürsten ihm ermöglichte, die höchsten Reichswürden mit Männern von unerschütterlich reichstreuer Gesinnung zu besetzen: Rainald von Dassel wurde Erzbischof von Köln und einige Jahre später Christian, der nach Rainald Kanzler geworden war, Erzbischof von Mainz. Dass der mächtigste weltliche Fürst und die beiden höchsten geistlichen Fürsten, Heinrich der Löwe, Rainald von Dassel und Christian von Beichlingen, geniale Persönlichkeiten СКАЧАТЬ