Deutsche Geschichte. Ricarda Huch
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Название: Deutsche Geschichte

Автор: Ricarda Huch

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия: Sachbücher bei Null Papier

isbn: 9783962817725

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СКАЧАТЬ Deutsch­land dem Kai­ser zur Ver­fü­gung.

      Die zwei­te schwe­re Auf­ga­be, die den jun­gen Kö­nig er­war­te­te, war das Ver­hält­nis zum Papst und zu Ita­li­en zu ord­nen. Wie er das Ver­hält­nis zum Papst auf­fass­te, zeig­te er da­durch, dass er ge­gen den Wil­len des Paps­tes auf der Ein­set­zung des Bi­schofs Wich­mann von Zeitz zum Erz­bi­schof von Mag­de­burg be­stand und sie durch­setz­te.

      Das Ge­fühl des deut­schen Vol­kes war so be­lei­digt durch die Art und Wei­se, wie Hein­rich V. sei­nen Va­ter über­lis­tet und ver­ge­wal­tigt hat­te, dass es in ihm als dem ein­zi­gen in der Rei­he sei­ner Kai­ser nur den Bö­sen se­hen konn­te; aber wenn er auch ganz ohne die ge­müt­li­chen Züge war, die dem Deut­schen das Bild sei­ner Gro­ßen lie­bens­wert ma­chen, hat er doch tat­kräf­tig und fol­ge­rich­tig re­giert, und zwar ge­ra­de in Be­zug auf das Ver­hält­nis des Reichs zur Kir­che. Hein­rich V. hat­te sich mit päpst­li­cher Un­ter­stüt­zung ge­gen sei­nen Va­ter auf­ge­lehnt, um das Reich an sich zu brin­gen, nicht um ein Werk­zeug des Paps­tes zu wer­den. Da er als Kö­nig fort­fuhr, Bi­schö­fe ein­zu­set­zen, als ver­ste­he sich das von selbst, brach der Streit zwi­schen Kai­ser und Papst so­fort wie­der aus. Pa­scha­lis II. lieb­te die Deut­schen nicht, aber er war ein ehr­li­cher Geg­ner und rein in sei­ner kirch­li­chen Über­zeu­gung, zu ehr­lich, zu rein für einen Papst, der zu­gleich Be­herr­scher Ita­li­ens und der Welt sein woll­te. Als der Kö­nig den Papst fra­gen ließ, was denn aus ihm wer­den sol­le, und was denn die Grund­la­ge des Rei­ches bil­den sol­le, wenn ihm die In­ve­sti­tur der Bi­schö­fe ent­ris­sen wer­de, da ja die frü­he­ren Kö­ni­ge fast al­les der Kir­che über­ge­ben hät­ten, ant­wor­te­te der Papst: die Kir­che sol­le mit dem Zehn­ten und Op­fer zu­frie­den sein, der Kö­nig aber sol­le alle Gü­ter und Re­ga­li­en, die von Karl, Lud­wig, Otto, Hein­rich und sei­nen üb­ri­gen Vor­gän­gern der Kir­che über­ge­ben wor­den wä­ren, für sich und sei­ne Nach­fol­ger zu­rück­er­hal­ten. Er selbst wol­le die Gü­ter und Re­ga­li­en auf recht­li­che Wei­se der Kir­che neh­men. Es war eine Ant­wort, wie ein Kind sie hät­te ge­ben kön­nen, die ein­zi­ge Ant­wort, die dem Recht ent­sprach, ver­blüf­fend in der Ein­fach­heit und Schär­fe, mit der sie den un­lös­ba­ren Kno­ten des Kon­flik­tes durch­schnitt. Der Kai­ser, ein bes­se­rer Men­schen­ken­ner als der Papst, glaub­te nicht an die von je­nem er­öff­ne­te Mög­lich­keit; aber er konn­te da­bei nur ge­win­nen und stimm­te zu. Eine Be­rei­che­rung der Kro­ne, wie kein Kö­nig sie mehr zu den­ken wag­te, wäre die Rück­ga­be des Kir­chen­gu­tes ge­we­sen, von un­ab­seh­ba­ren, viel­leicht um­wäl­zen­den Fol­gen für das Reich. So wur­de im Jah­re 1111 die merk­wür­di­ge Ver­ein­ba­rung ab­ge­schlos­sen, bei wel­cher der Kö­nig auf die In­ve­sti­tur ver­zich­te­te, und der Papst eine Ur­kun­de auf­setz­te, um im Na­men der kirch­li­chen Wür­den­trä­ger die Re­ga­li­en, die sie seit Karl dem Gro­ßen er­hal­ten hat­ten, zu­rück­zu­ge­ben. Der ent­rüs­te­te Wi­der­spruch der ita­lie­ni­schen wie der deut­schen Bi­schö­fe zwang Pa­scha­lis, sein ge­ge­be­nes Wort zu­rück­zu­neh­men, wor­auf der Kö­nig um den Ver­rat zu rä­chen, mit ei­nem Heer Rom über­fiel und den Papst nebst ei­ni­gen Bi­schö­fen und Kar­dinälen ge­fan­gen­nahm. Al­lein er hat­te zu viel Fein­de, um in die­sem Strei­te sie­gen zu kön­nen: ein Teil der Bi­schö­fe, Bur­gund und Frank­reich tra­ten auf die Sei­te des Paps­tes, vor al­len Din­gen war es aber wie­der der Ab­fall der Sach­sen, der ihn nö­tig­te, sei­ne Macht ge­gen den Nor­den zu wen­den. Bei­de Tei­le sa­hen end­lich ein, dass sie vom Äu­ßers­ten ih­rer An­sprü­che et­was auf­ge­ben muss­ten, und so kam im Jah­re 1122 auf ei­nem Fürs­ten­ta­ge zu Worms das Kon­kor­dat zu­stan­de; der un­glück­li­che Pa­scha­lis war ei­ni­ge Jah­re vor­her ge­stor­ben. Der Kai­ser ge­währ­te al­len Kir­chen so­wohl im Kö­nig­rei­che wie im Kai­ser­rei­che die ka­no­ni­sche Wahl, näm­lich die Wahl der Bi­schö­fe durch das Ka­pi­tel, und über­ließ dem Papst und der Kir­che die In­ve­sti­tur mit Stab und Ring; der Papst, es war Ca­lix­tus II., er­teil­te dem Kö­nig das Pri­vi­leg, dass die Wahl der Bi­schö­fe und Äbte in sei­ner Ge­gen­wart voll­zo­gen wer­de, dass er bei strit­ti­ger Wahl das Recht des Schiedss­pruchs habe und dass in Deutsch­land der Ge­wähl­te vor dem Empfang der kirch­li­chen Wei­he mit den Re­ga­li­en zu be­leh­nen sei. Im Kai­ser­reich hin­ge­gen, das heißt in Bur­gund und Ita­li­en, sol­le die Wei­he der Be­leh­nung mit den Re­ga­li­en vor­an­ge­hen. Der Papst ließ den Text des Worm­ser Kon­kor­da­tes als In­schrift in ei­nem Ge­mach des La­te­r­ans an­brin­gen, ob­gleich er sich kaum ein­bil­den konn­te, er habe einen be­deu­ten­den Er­folg er­run­gen. Im Grun­de war das, wor­auf der Kö­nig ver­zich­te­te, ge­rin­ger, als das, was er ge­wann. Dass ei­ner be­deu­ten­den Per­sön­lich­keit die Mög­lich­keit blieb, einen be­herr­schen­den Ein­fluss auf die Bi­schö­fe aus­zuü­ben, zeig­te sich wäh­rend der gan­zen Re­gie­rung Fried­richs I.

      Von Fried­rich Bar­ba­ros­sa könn­te man viel­leicht sa­gen, dass er die Ge­nia­li­tät der Ge­sund­heit be­saß. Er war nicht her­vor­ra­gend be­gabt, aber doch ge­nug, um alle Ver­hält­nis­se gut be­ur­tei­len zu kön­nen, der ge­sun­de Men­schen­ver­stand er­setz­te, was ihm an Bil­dung fehl­te. Er sprach gut und gern; als er die ers­ten Pro­ben sei­ner Re­de­kunst gab, herrsch­te all­ge­mei­nes Er­stau­nen über dies Ver­mö­gen ei­nes Un­ge­lehr­ten. Man be­haup­te­te, wenn er nicht la­tei­nisch spre­che, un­ter­las­se er es nur, um als Deut­scher die deut­sche Spra­che zu eh­ren. Er konn­te lie­bens­wür­dig und fröh­lich sein, aber im­mer auf dem Grun­de des ge­sam­mel­ten Erns­tes, den sein ho­hes Amt for­der­te. An­de­rer­seits ließ er sich durch kei­nen Schick­sals­schlag, de­ren ihn so man­che tra­fen, ent­mu­ti­gen oder nur nie­der­drücken; nie­mand sah ihn je an­ders als auf­recht und zu­ver­sicht­lich. Das wur­de ihm durch sei­ne kräf­ti­ge Kör­per­lich­keit er­leich­tert. Er war wie in Dra­chen­blut ge­ba­det, ohne dass eine ver­letz­li­che Stel­le ge­blie­ben wäre; noch als äl­te­rer Mann war er im Tur­nier und in der Schlacht im­mer frisch, im­mer freu­dig bei der Sa­che, im­mer kö­nig­lich si­cher. In der Kraft sei­ner Per­sön­lich­keit be­saß er den Zau­ber, der das Glück und die Men­schen fes­selt.

      Im Be­ginn sei­ner Re­gie­rung hat­te der Kö­nig Ge­le­gen­heit, einen Vor­teil über den Papst da­von­zu­tra­gen. Schon zur­zeit sei­nes Vor­gän­gers mach­te die Stadt Rom den Ver­such, sich vom Papst un­ab­hän­gig und zu ei­ner selbst­stän­di­gen Re­pu­blik zu ma­chen. In Erin­ne­rung an ihre eins­ti­ge Grö­ße wur­de ein Se­nat ein­ge­setzt, der Kon­rad III. auf­for­der­te, zu kom­men und nach Be­sei­ti­gung des kle­ri­ka­len Wi­der­stan­des von ihm die Kro­ne zu emp­fan­gen. Kon­rad ant­wor­te­te nach län­ge­rem Zö­gern so, dass er für die Ein­la­dung dank­te und sein Kom­men in Aus­sicht stell­te, die ge­mel­de­te Neu­ord­nung aber un­er­wähnt ließ. So ging, ohne dass von kai­ser­li­cher Sei­te da­von No­tiz ge­nom­men wur­de, die rö­mi­sche Be­we­gung wei­ter und ver­band sich mit dem von re­li­gi­ösen Ide­en aus­ge­hen­den Kamp­fe des Ar­nold von Bre­s­cia ge­gen die welt­li­che Macht der Ku­rie. Was die­ser vom geist­li­chen Stand­punkt aus ver­lang­te, dass der Papst sich auf das Geist­li­che be­schrän­ke, woll­ten die Rö­mer, um von der päpst­li­chen Herr­schaft un­be­hin­dert ihre Stel­lung als herr­schen­der Welt­staat wie­der­ge­win­nen zu kön­nen. Papst Eu­gen IV. СКАЧАТЬ