Deutsche Geschichte. Ricarda Huch
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Название: Deutsche Geschichte

Автор: Ricarda Huch

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия: Sachbücher bei Null Papier

isbn: 9783962817725

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СКАЧАТЬ wer­den kön­nen. Das nor­di­sche Pa­tri­ar­chat soll­te nach Adal­berts Mei­nung zwölf Bi­stü­mer um­fas­sen, von de­nen noch kei­nes vor­han­den war. Die Be­keh­rung mach­te kei­ne nen­nens­wer­ten Fort­schrit­te. Es ge­hör­te zu Adal­berts Plä­nen, dass er selbst den Nor­den be­rei­sen und den Hei­den pre­di­gen wür­de; aber als Kö­nig Sven ihm riet, die Auf­ga­be ei­nem Ein­hei­mi­schen zu über­las­sen, der der Spra­che mäch­tig sei, ließ er sich leicht über­re­den. Als ein großer Träu­mer ba­de­te er sei­ne Stirn in Ruhm, ohne dar­an zu den­ken, dass der vor­ge­fühl­te Glanz durch Ar­beit und müh­se­li­ge Tage in die Wirk­lich­keit ge­lei­tet wer­den müs­se. Al­ler­dings nahm der Kö­nigs­dienst sei­ne Kraft und Zeit sehr in An­spruch: er be­glei­te­te Hein­rich III. auf al­len sei­nen Heer­fahr­ten und stand in den An­fän­gen Hein­richs IV. eine Zeit lang an der Spit­ze der Reichs­re­gie­rung. Wenn er den un­ge­nü­gen­den Mit­teln, die ihm zur Ver­fü­gung stan­den, schuld gab, dass er sei­ne Ge­dan­ken nicht ver­wirk­li­chen kön­ne, hat­te er nicht ganz un­recht; er sag­te ein­mal, es fehl­ten ihm zum herr­li­chen Aus­bau sei­ner Kir­che nichts als Geist­li­che und Stei­ne.

      Ein­mal je­doch be­geg­ne­te Adal­bert ei­nem Eben­bür­ti­gen, wenn auch im Cha­rak­ter ganz von ihm Ver­schie­de­nen, in dem Sla­wen Gott­schalk. Ein Obo­tri­ten­fürst war so weit für das Chris­ten­tum ge­won­nen wor­den, dass er sei­nen Sohn dem Mi­chaels­klos­ter in Lü­ne­burg zur Er­zie­hung übergab, wo er den Na­men Gott­schalk an­nahm. Als dem Jüng­ling die Kun­de zu­kam, dass sein Va­ter von den Sach­sen er­mor­det wor­den sei, floh er aus dem Klos­ter, um Ra­che zu neh­men. Tau­send Sach­sen soll­ten fal­len für einen Wen­den. Nach mör­de­ri­schem Wü­ten un­ter den Fein­den wur­de er von Her­zog Bern­hard von Sach­sen ge­fan­gen­ge­nom­men, der aus Ach­tung vor der Tap­fer­keit des Geg­ners ihm die Frei­heit schenk­te un­ter der Be­din­gung, dass er das Land ver­las­se. Gott­schalk ging nach Dä­ne­mark, be­freun­de­te sich mit Kö­nig Knut und be­glei­te­te ihn nach Eng­land. Dort wur­de er vom Chris­ten­tum, das er als Kna­be wie an­de­re Schul­auf­ga­ben ge­lernt hat­te, im In­ners­ten er­grif­fen und wünsch­te nun, sei­nem Vol­ke die­sen Glau­ben mit­zu­tei­len. Er kehr­te zu­rück, setz­te sich mit Adal­bert ins Ein­ver­neh­men und ent­warf mit ihm den Plan ei­nes Be­keh­rungs­ver­su­ches un­ter den Wen­den. Was Adal­bert an­griff, be­kam einen großen, schwung­vol­len Um­riss: ein christ­li­ches Wen­den­reich soll­te ge­bil­det wer­den, an des­sen Spit­ze Gott­schalk ste­hen soll­te un­ter dem Schut­ze des Erz­bi­schofs. Als ein­ge­bo­re­ner Fürst, der Spra­che kun­dig und von der Kraft des auf­rich­ti­gen Glau­bens durch­drun­gen, er­ziel­te Gott­schalk be­deu­ten­de Er­fol­ge; es konn­te ein Bis­tum Al­den­burg den Bi­stü­mern Meck­len­burg und Rat­ze­burg hin­zu­ge­fügt wer­den. Adal­berts Freund Sven Es­thrit­son trat in die Ver­bin­dung ein, in­dem er Gott­schalk sei­ne Toch­ter Si­grid zur Frau gab. Bre­mens be­herr­schen­der Ein­fluss über das be­nach­bar­te Sla­wen­land schi­en ge­si­chert zu sein.

      Da ver­riet ein furcht­ba­rer Auf­stand, zu dem der Sturz Adal­berts im Jah­re 1066 das Zei­chen gab, dass der Hass der Wen­den ge­gen die Chris­ten und ih­ren Gott nicht er­lo­schen sei: Gott­schalk wur­de er­schla­gen, eben­so die Bi­schö­fe von Meck­len­burg und Rat­ze­burg; wie Op­fer­tie­re wur­den sie den heid­nischen Göt­tern ge­schlach­tet.

      Adal­bert sang wie das Stand­bild der Sage einen Hym­nus des Le­bens, wenn die Son­ne des Glücks ihn be­rühr­te; dem Un­glück ge­gen­über hat­te er kei­ne Wi­der­stands­kraft. Um dem Bi­schof von Würz­burg gleich­zu­kom­men, der fast alle Graf­schaf­ten in sei­ner Di­öze­se und zu­gleich die Her­zogs­ge­walt be­saß, hat­te er mög­lichst vie­le Graf­schafts­rech­te auf­ge­kauft und den um­woh­nen­den Adel zu Va­sal­len ge­macht und war da­durch in Schul­den ge­ra­ten. Sei­ne kö­nig­li­chen Le­bens­ge­wohn­hei­ten auf­zu­ge­ben, war ihm un­mög­lich, lie­ber ver­kauf­te er die Kir­chen­schät­ze und gab da­durch sei­nen zahl­rei­chen Fein­den An­lass, ihn der Ket­ze­rei und Zau­be­rei zu be­schul­di­gen. Als es ih­nen ge­lun­gen war, ihn von Hofe zu ver­drän­gen, und er schutz­los den Über­grif­fen der Her­zö­ge von Sach­sen preis­ge­ge­ben war, flüch­te­te er aus der häss­li­chen Wirk­lich­keit tiefer in sei­nen Traum, der all­mäh­lich fast Wahn wur­de. Um die Ein­zel­hei­ten der Ver­wal­tung hat­te er sich nie küm­mern mö­gen, die Fol­ge war, dass er von al­len Sei­ten be­tro­gen wur­de. Sei­ne jä­hen Zorn­aus­brü­che, wenn er es er­fuhr, wur­den ver­lacht oder mach­ten ihn ver­hasst. Wenn er auch nach drei Jah­ren in sei­ne Wür­de wie­der ein­ge­setzt wur­de und Be­wei­se kö­nig­li­cher Gunst in Fül­le da­von­trug, so ver­moch­te er doch we­der sein Erz­bis­tum noch sei­ne ver­wil­der­te See­le neu zu ord­nen. Um ihn her­um brö­ckel­te al­les ab. An­statt dem Ver­fall ernst­lich zu weh­ren, raff­te er ge­walt­sam zu­sam­men, so viel er konn­te, und wenn er von nutz­lo­sem Auf­trieb er­mü­det war, wieg­te er sich mit Mu­sik und Mär­chen in Schlaf.

      Adal­berts groß­ar­ti­ge Ge­dan­ken in Be­zug auf ein nor­di­sches Pa­tri­ar­chat fan­den nach sei­nem Tode, als mit Gre­gor VII. eine dem deut­schen Rei­che feind­li­che Stim­mung zur Herr­schaft ge­kom­men war, kein Ver­ständ­nis mehr in Rom. Nun emp­fing Kö­nig Sven schmeich­le­ri­sche Brie­fe vom Papst mit Auf­mun­te­run­gen, die nor­di­schen Rei­che durch Grün­dung ei­nes ei­ge­nen Erz­bis­tums von den Deut­schen zu be­frei­en. Sven je­doch, dem die Ab­hän­gig­keit von Rom nicht lo­cken­der er­schei­nen moch­te als die vom Kai­ser, ant­wor­te­te nicht. Er starb fünf Jah­re nach Adal­bert. Sein Nach­fol­ger ver­hielt sich ge­gen­über wei­te­ren Be­mü­hun­gen Gre­gors, eine schwe­di­sche Na­tio­nal­kir­che zu grün­den, eben­so­we­nig zu­gäng­lich, erst Pa­scha­lis II. er­hob im Jah­re 1104 das Bis­tum Lund zum Erz­bis­tum und über­trug ihm die Lei­tung des gan­zen skan­di­na­vi­schen Nor­dens. Ei­ni­ge Jahr­zehn­te spä­ter trat in Erz­bi­schof Es­kil ein Mann auf, der den neu­en An­spruch ener­gisch ins Werk setz­te. So war denn im Nor­den eben­so wie im Süd­os­ten der deut­schen Kir­che der Ein­fluss ab­ge­schnit­ten, den sie an­fangs auf die heid­nischen Völ­ker aus­ge­übt hat­te, und Skan­di­na­vi­en wie Un­garn und Po­len un­mit­tel­bar dem Papst un­ter­wor­fen. Tat­säch­li­che Herr­schaft über die um­woh­nen­den Völ­ker aus­zuü­ben, hat­ten die Deut­schen nicht Kräf­te und Mit­tel ge­nug, und über­all be­geg­ne­ten ih­nen her­vor­ra­gen­de Män­ner, die ih­nen die Kraft des frem­den Volks­tums ent­ge­gen­setz­ten. In­ner­halb die­ser Wech­sel­wir­kung aber hat­te das deut­sche Volk, das Trä­ger des Wel­treichs­ge­dan­kens war, doch noch ein so großes Über­ge­wicht, dass es An­grif­fe nicht zu fürch­ten brauch­te und mit dem Glanz sei­nes ruhm­rei­chen Na­mens weit­hin wir­ken konn­te. Den sla­wi­schen Nach­barn ent­riss es so­gar in lan­gen, schwe­ren Kämp­fen so große Ge­bie­te, dass da­mit fast ein neu­es Reich dem al­ten hin­zu­wuchs.

      Zur­zeit Ru­dolfs von Habs­burg, also am Ende des 13. Jahr­hun­derts, schrieb Jor­da­nus von Os­na­brück ein Buch über das Rö­mi­sche Reich und sei­ne Über­tra­gung auf die Deut­schen; als Ver­fas­ser wird jetzt ein an­de­rer, aber auch ein West­fa­le an­ge­se­hen. Er er­zählt, wie Äne­as und Pria­mus, des großen Pria­mus Sohn, von Afri­ka nach Ita­li­en zo­gen, wo Äne­as blieb. Pria­mus sei nach Gal­li­en ge­gan­gen, habe die Gal­lier nach Wes­ten ge­drängt, habe am Rhein СКАЧАТЬ