Deutsche Geschichte. Ricarda Huch
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Название: Deutsche Geschichte

Автор: Ricarda Huch

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия: Sachbücher bei Null Papier

isbn: 9783962817725

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СКАЧАТЬ sie wa­ren. Sie be­wun­der­ten ihre Klug­heit, hör­ten auf ih­ren Rat, ord­ne­ten sich ih­nen un­ter, hat­ten be­son­ders eine aber­gläu­bi­sche Ehr­furcht vor ih­nen, wenn sie ihre Se­her­ga­be, Zau­ber­kunst und Heil­kunst aus­üb­ten. Zur­zeit, als die Sit­ten schon be­deu­tend ge­mil­dert wa­ren, er­schei­nen in der Dich­tung Kriem­hild und Gu­drun in ei­ner Pracht der Per­sön­lich­keit, wie sie nur bei un­ge­kränk­tem Selbst­ge­fühl sich ent­fal­ten kann. Gu­druns ent­rüs­te­te Ab­leh­nung ei­nes Ge­mahls, der Va­sall ist, ver­an­lasst ver­hee­ren­den Krieg, und wil­den Stolz ver­leug­net das Kö­nigs­kind nie, nicht in To­des­ge­fahr, nicht un­ter Qua­len und De­mü­ti­gun­gen, nicht ge­gen­über der Schmei­che­lei. Als Bräu­ti­gam und Bru­der sie wie­der­ge­fun­den ha­ben und Be­frei­ung in Aus­sicht steht, ist ihr ers­tes Tun, dass sie mit ju­beln­dem Hohn die Wä­sche, die sie wa­schen muss­te, ins Meer wirft. In kö­nig­li­cher Groß­mut sucht sie die Fein­din, als sich der Sieg den Ihren zu­ge­wen­det hat, zu schüt­zen, fin­det es aber doch rich­tig, dass die Frau, die sie, die Hoch­ge­bo­re­ne, ge­zwun­gen hat, Magd­diens­te zu tun, mit dem Tode bü­ßen muss. Nicht sel­ten er­scheint der Ver­schwen­dung, den hoch­mü­ti­gen An­sprü­chen der Frau ge­gen­über der Mann als der Be­schei­de­nere, Maß­vol­le­re.

      Wie viel An­teil die Frau­en an den Staats­ge­schäf­ten nah­men, zeigt die Ge­schich­te. Ber­tra­da, die Mut­ter Karls des Gro­ßen, ver­an­lass­te sei­ne Hei­rat mit ei­ner lan­go­bar­di­schen Prin­zes­sin; ob­wohl an­de­re Wege ein­ge­schla­gen wur­den, blieb sie bis zu ih­rem Tode hoch­ge­ehrt von ih­rem Sohn und ih­rer gan­zen Fa­mi­lie. Eine ähn­li­che Stel­lung hat­te in Sach­sen die frän­ki­sche Oda, die Frau Lu­dolfs und Mut­ter der Her­zö­ge Brun und Otto, und ganz be­son­ders die Kö­ni­gin Mat­hil­de. Sie wur­de ei­ner Hei­li­gen gleich ge­ach­tet, ihr Name erb­te sich in der Fa­mi­lie fort, so­lan­ge sie be­stand. Nicht nur ihre ei­ge­nen er­wach­se­nen Söh­ne be­trach­te­ten sie als Ober­haupt, son­dern auch Ot­tos na­tür­li­cher Sohn Wil­helm, der Erz­bi­schof von Mainz. Nach dem Tode ih­res Man­nes be­schäf­tig­te sie sich mit der Sor­ge für Arme, Kran­ke und Pil­ger, was als vor­nehms­te Auf­ga­be der Frau an­ge­se­hen wur­de, aber auch mit Hand­ar­beit und Wis­sen­schaft; ihr Bio­graf be­tont, dass sie bei al­ler De­mut im­mer die kö­nig­li­che Wür­de be­haup­te­te. Sei­ner Schwes­ter Mat­hil­de, der Äb­tis­sin von Qued­lin­burg, ver­trau­te Otto der Gro­ße wäh­rend sei­ner Ab­we­sen­heit das Reich an; sei­ne Toch­ter Mat­hil­de, eben­falls Äb­tis­sin von Qued­lin­burg, hat­te großen Ein­fluss wäh­rend der Kind­heit Ot­tos III. Ot­tos Bru­der Hein­rich hat­te zwei ener­gi­sche und klu­ge Töch­ter, Ger­ber­ga, die Äb­tis­sin von Gan­ders­heim wur­de, und Ju­dith, die Gat­tin des viel äl­te­ren Her­zogs Burk­hard von Schwa­ben, wel­che letz­te­re ganz be­son­ders so­wohl des Va­ters Schön­heit so­wie sei­ne Herrsch­sucht und sein hef­ti­ges Tem­pe­ra­ment ge­erbt zu ha­ben scheint. Ihr Freund Ek­ke­hard II., den sie zu sich auf den Ho­hent­wiel be­fahl, um mit ihr den Vir­gil zu le­sen, und den sie mit Gna­den und Ge­schen­ken über­häuf­te, ge­noss die Gunst der her­ben Dame halb wi­der­wil­lig; so we­nigs­tens wird be­rich­tet. Un­ter der Füh­rung der Äb­tis­sin Ger­ber­ga und der Leh­re­rin Richar­dis bil­de­te sich im Klos­ter Gan­ders­heim, am Ran­de des Har­zes, die Dich­te­rin Hro­swi­tha, de­ren Werk, wenn es auch, wie der Kör­per von ei­ner Kut­te, durch die frem­de Spra­che ver­mummt ist, Ver­stand und Ge­schmack und eine fes­te Li­ni­en­füh­rung of­fen­bart. Dass Non­nen La­tein lern­ten, war nicht sel­ten. Nicht nur die Mäd­chen, son­dern auch die Kna­ben er­hiel­ten ih­ren ers­ten Un­ter­richt in den Frau­en­k­lös­tern. Un­ter den Frau­en der Sa­lier ragt Gi­se­la, die Wit­we des Her­zogs von Schwa­ben und Mut­ter des un­glück­li­chen Ernst, als be­deu­ten­de Per­sön­lich­keit her­vor. Sehr großen Ein­fluss scheint die Braun­sen­wei­ge­rin Ri­chen­za auf ih­ren Mann, den Kö­nig Lo­thar, ge­habt zu ha­ben, so­dass, wer et­was bei ihm er­rei­chen woll­te, zu­erst sie zu ge­win­nen such­te. Als sie mit Lo­thar in Ita­li­en war, be­such­te sie nicht nur die hei­li­gen Stät­ten, um zu be­ten, wie das üb­lich war, son­dern auch die durch Ge­schich­te und Kunst denk­wür­di­gen Orte. Nach dem Tode ih­res Man­nes war sie noch jah­re­lang die Füh­re­rin der Wel­fen im Kamp­fe ge­gen die Stau­fer; als sie starb, er­lahm­te die Be­we­gung. Auch die Frau Bar­ba­ros­sas, die Kai­se­rin Bea­trix, be­glei­te­te ih­ren Mann auf al­len sei­nen Feld­zü­gen; sie galt als klug und ge­bil­det, und man wuss­te, dass der Kai­ser sehr ab­hän­gig von ih­rem Ur­teil war. Moch­ten Geist­li­che ge­le­gent­lich die Schwach­heit der Frau im Mun­de füh­ren, so dach­te man doch nicht dar­an, der Frau ihr Ge­schlecht als Min­der­wer­tig­keit an­zu­rech­nen oder sie auf ein en­ges Feld der Be­tä­ti­gung ein­zu­schrän­ken, wenn die krie­ge­ri­sche auch für sie na­tür­lich nicht in Fra­ge kam. Wir hö­ren, dass im 9. Jahr­hun­dert Bi­schof Ans­gar zu­wei­len zu ei­ner säch­si­schen Ad­li­gen na­mens Li­ut­birg pil­ger­te, die im Bo­de­tal ein Ere­mi­ten­da­sein führ­te; sie un­ter­rich­te­te Mäd­chen im Be­ten, Sin­gen und Hand­ar­bei­ten. Dazu kam spä­ter wohl noch die Kennt­nis von Spra­chen und das Spie­len ver­schie­de­ner Mu­sik­in­stru­men­te. Je­den­falls wa­ren die Frau­en eher ge­bil­de­ter als die rit­ter­li­chen Män­ner; noch Ende des 15. Jahr­hun­derts konn­ten ein Burg­graf von Nürn­berg und ein Graf von Sayn nicht schrei­ben, viel­leicht konn­te es auch Ru­dolf von Habs­burg nicht: es ist an­zu­neh­men, dass die Frau­en, die sich so warm für Dich­ter und Dicht­kunst in­ter­es­sier­ten, das Le­sen ver­stan­den. Dass Non­nen oft schrift- und spra­chen­kun­dig wa­ren, ist selbst­ver­ständ­lich. Den Bür­ger­frau­en stand in Be­zug auf Ar­beits­be­tä­ti­gung ihr Ge­schlecht nur in­so­fern im Wege, als ih­nen zu man­chen Be­ru­fen die kör­per­li­che Kraft fehl­te. Der Ein­tritt in eine Zunft war ih­nen nicht ver­wehrt, ab­ge­se­hen da­von, dass oft Wit­wen das Ge­schäft des Man­nes fort­setz­ten. Be­son­ders ge­hör­ten ih­nen ge­wis­se Be­ru­fe, die eine zar­te, bieg­sa­me Hand er­for­der­ten, wie der der Schlei­er­wä­scher oder Gold­spin­ner oder Sti­cker, aber auch an­de­re, in de­nen sie seit der Zeit ge­schickt sein moch­ten, als der häus­li­che Haus­halt für die ei­ge­nen Be­dürf­nis­se auf­kam. Wie in der Früh­zeit üb­ten sie auch spä­ter die ärzt­li­che Kunst aus; es gab hier und da Stad­t­ärz­tin­nen.

      Dem Va­ter stand es zu, Söh­ne und Töch­ter ins Klos­ter zu schi­cken oder zu ver­hei­ra­ten; aus vie­len Bei­spie­len geht her­vor, dass er da­bei in der Re­gel die Wün­sche der Mut­ter be­rück­sich­tig­te. In vie­len ad­li­gen Fa­mi­li­en war es Sit­te, nur je ei­nes der Kin­der zu ver­hei­ra­ten, die üb­ri­gen geist­lich wer­den zu las­sen. Bei der Hei­rat wur­de haupt­säch­lich der Vor­teil in Be­tracht ge­zo­gen; aber es wird lie­be­vol­le El­tern ge­ge­ben ha­ben, die be­stimm­te Nei­gung oder Ab­nei­gung der Kin­der nicht un­be­ach­tet lie­ßen. Von der ei­gen­wil­li­gen Ju­dith er­zähl­te man, sie habe, weil sie kei­ne Lust hat­te, den ihr be­stimm­ten grie­chi­schen Prin­zen zu hei­ra­ten, dem grie­chi­schen Ma­ler ge­gen­über, der sie por­trä­tie­ren soll­te, ihr schö­nes Ge­sicht zur Gri­mas­se ver­zo­gen, um den Frei­er ab­zu­schre­cken, was ihr auch ge­lun­gen sei. Den Auf­ent­halt im Klos­ter zo­gen ge­wiss vie­le Mäd­chen der Ehe vor; sie ge­nos­sen dort Be­quem­lich­keit, Si­cher­heit und Ehre, und auch eine weit­ge­hen­de Frei­heit nah­men die ad­li­gen Frau­en als selbst­ver­ständ­lich für sich in An­spruch. Fan­den die Frau­en kein Glück in der Ehe, so wuss­ten sie sich zu ent­schä­di­gen, we­nigs­tens möch­te man das aus den häu­fi­gen СКАЧАТЬ