Название: Die bekanntesten Werke von Edgar Allan Poe (100 Titel in einem Band)
Автор: Эдгар Аллан По
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788027211630
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All dies und mehr – viel mehr – würde ich höchst bereitwillig auseinandersetzen. Aber, um es kurz zu sagen, ich muß meinen Lohn haben. Ich lechze nach der Rückkehr zu meiner Familie und meiner Heimat, und als Preis für weitere Mitteilungen meinerseits muß ich – in Anbetracht dessen, daß ich die Macht besitze, auf viele bedeutende Zweige der physikalischen und metaphysischen Wissenschaft ein bedeutsames Licht zu werfen – durch Vermittlung Eurer ehrenwerten Persönlichkeit um Verzeihung für ein Verbrechen ersuchen, dessen ich mich durch die Tötung meiner Gläubiger beim Verlassen Rotterdams schuldig gemacht habe. Das also ist der Zweck vorliegender Zuschrift. Ihr Überbringer, ein Mondbewohner, den ich mit genauen Weisungen versehen und bestimmt habe, mein Bote nach der Erde zu sein, wird Eurer Exzellenzen gütige Verfügungen entgegennehmen und mit der bewußten Verzeihung zu mir zurückkehren, sofern diese irgendwie erreicht werden kann.
Ich habe die Ehre usw. … und verbleibe Eurer Exzellenzen untertäniger Diener
Hans Pfaall
*
Als Professor Rubadub die Lektüre dieses höchst eigenartigen Dokumentes beendet hatte, soll ihm vor Erstaunen die Pfeife entfallen sein, und Mynheer Superbus van Underduk nahm seine Brille von der Nase, wischte sie ab, steckte sie in die Tasche und vergaß sich und seine Würde so weit, daß er vor unerhörter Verwunderung und Bewunderung sich dreimal auf dem Absatz herumdrehte. Kein Zweifel – die Verzeihung sollte gewährt werden. So wenigstens verschwor sich Professor Rubadub, und so dachte auch der berühmte van Underduk, als er jetzt seinen Bruder in der Wissenschaft beim Arme nahm und, ohne ein Wort zu sagen, den Heimweg antrat, um die zu ergreifenden Maßnahmen zu überlegen. Als man aber vor der Tür des Bürgermeisterhauses angekommen war, tat der Professor die Äußerung: da der Bote es vorgezogen habe, zu verschwinden – offenbar von der befremdlichen Erscheinung der Burghers von Rotterdam zu Tode entsetzt –, so werde die Verzeihung nicht viel Zweck haben, da keiner als höchstens ein Mondmensch eine so weite Reise unternehmen würde. Der Bürgermeister schloß sich der Wahrheit dieser Bemerkung an, und die Sache war somit erledigt. Nicht so aber das Gerede und die Mutmaßungen. Der Brief, der veröffentlicht worden war, gab Veranlassung zu allerlei Geschwätz und Meinungsaustausch. Ein paar Überkluge machten sich sogar lächerlich, indem sie die ganze Sache für eine Fopperei erklärten. Ich meine aber, diese Art Leute hat eben für alles, was über ihr Begriffsvermögen geht, immer nur die Bezeichnung »Fopperei« zur Hand. Ich meinesteils kann nicht einsehen, mit welchem Recht sie die Sache so abtun dürfen. Hört nur, wie sie es begründen! Sie sagen:
Erstens, in Rotterdam gäbe es ein paar Spaßvögel, die gegen gewisse Bürgermeister und Astronomen eine gewisse Antipathie hätten.
Zweitens, ein verrückter kleiner Zwerg und Zauberkünstler, dem als Strafe für irgendeine Büberei beide Ohren dicht am Kopf abgeschnitten worden waren, sei seit einigen Tagen aus der benachbarten Stadt Brügge verschwunden.
Drittens, die Zeitungen, mit denen der kleine Ballon um und um bedeckt war, seien holländische Zeitungen gewesen und könnten daher nicht vom Monde stammen. Es seien schmutzige – sehr schmutzige Blätter gewesen, und Gluck, der Drucker, wolle auf die Bibel schwören, daß sie in Rotterdam gedruckt wären.
Viertens, Hans Pfaall selber, der betrunkene Wicht, und die drei faulen Kumpane, seine Gläubiger betitelt, seien alle erst vor zwei bis drei Tagen in einer Vorstadtschenke gesehen worden, wohin sie, die Taschen voll Geld, von einem Ausflug übers Meer zurückgekehrt wären.
Und letztens, es sei eine sehr verbreitete Ansicht – oder solle es sein –, daß das astronomische Kollegium der Stadt Rotterdam gerade wie alle andern Kollegien in allen andern Weltgegenden – von Kollegien und Astronomen im allgemeinen überhaupt ganz zu schweigen – zumindest nicht um ein Haar besser oder größer oder gescheiter sei, als eben nötig wäre.
König Pest
King Pest
Unter der Regierung des ritterlichen Königs Eduard III. ereignete es sich eines Mitternachts im Oktober, daß zwei Matrosen des Handelsschooners »Frei und Leicht«, der regelmäßig zwischen Sluys und der Themse hin und her fuhr und nun in diesem Fluß vor Anker lag, sich zu ihrem eigenen Erstaunen in der Trinkstube eines Bierhauses der Gemeinde St. Andreas in London sahen – eines Bierhauses, das als Wahrzeichen einen lustigen Matrosen im Schilde führte.
Das dürftig eingerichtete, rauchgeschwärzte Zimmer mit der niedrigen Decke, das auch in allem anderen durchaus den Charakter wahrte, wie er zur damaligen Zeit solchen Lokalen eigen war, schien den sonderbaren Gästen, die in Gruppen herumsaßen, für seine Bestimmung ganz geeignet.
Von diesen Gruppen bildeten unsere zwei Schiffer wohl die interessanteste.
Der eine, der der ältere zu sein schien und den sein Genosse bezeichnenderweise »Bein« nannte, war bei weitem der größere von beiden. Er mochte sechseinhalb Fuß haben, und ein gewohnheitsmäßiges Vornüberbeugen war wohl die notwendige Folge einer so gewaltigen Länge. Dies Zuviel einerseits wurde jedoch durchs anderweitige Zuwenig mehr als ausgeglichen. Er war auffallend mager und hätte, wie seine erten, als Wimpel an der Mastspitze hängen oder auch als Klüverbaum diesen können. Doch diese und andere ähnliche Scherze hatten anscheinend auf die Lachmuskeln des Matrosen nicht die geringste Wirkung auszuüben vermocht. Mit seinen starken Backenknochen, der großen Hakennase, dem zurücktretenden Kinn, dem hängenden Unterkiefer und den großen hervorquellenden Augen blieb der Ausdruck seines Gesichts allen Neckereien zum Trotz ernst und feierlich – um nicht zu sagen gleichgültig gegen alles.
Der jüngere Seemann war in seiner äußeren Erscheinung das gerade Gegenteil seines Gefährten. Seine Höhe betrug keine vier Fuß. Ein paar stämmige, krumme Beine trugen seine gedrungene, schwerfällige Gestalt, während seine ungewöhnlich kurzen und dicken Arme, an deren Enden viel zu kleine Fäuste saßen, СКАЧАТЬ