Название: Bullseye - Bull & Tiger
Автор: Monica James
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Dark Revenge Dilogie
isbn: 9783864439735
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Meine Tränen tropfen auf Damians Wangen, während ich ihn fest umarme. Ich blicke in den sternenlosen Himmel hinauf, schreie das Universum an, bettele, dass jemand Gnade mit meinem Bruder hat, weil er es nicht verdient, zu sterben. Wenn jemand verdient, zu sterben, dann ich.
Wenn ich ihm nur nicht gefolgt wäre, wenn ich nur bei Gary geblieben wäre, dann wäre das alles nicht passiert.
„Es tut mir leid“, wiederhole ich immer wieder und schaukele meinen röchelnden Bruder. Ich bin mit seinem Blut bedeckt. Es ist klebrig und warm, und mir wird davon übel.
Ich versuche, die Blutung aus seinem Hinterkopf zu stoppen, indem ich meine Hand auf die klaffende Wunde lege, aber ich spüre nur Matsch. Mir wird klar, dass dieser Matsch sein Gehirn ist. Dieser Bastard hat ihm den Schädel eingeschlagen.
„Ich verspreche dir, dass ich brav sein werde. Nur stirb bitte nicht“, bettele ich Damian an und sehe ihm in die Augen. „Ich liebe dich, Bro. Verlass mich nicht. Bitte, bitte, verlass mich nicht.“
Seine Silberkette liegt ein Stück entfernt. Die Feiglinge haben sie fallenlassen, als sie geflohen sind. Ich strecke einen Arm aus und greife danach. Ich kann jetzt alles Glück brauchen, das ich finden kann.
Mein Bruder wird nicht sterben. Er ist stark. Ein verdammter Superheld. Das sieht man daran, was er getan hat. Obwohl sie ihn so zusammengeschlagen haben, fand er die Kraft, sich aufzurichten, um mich zu beschützen. Wenn er nicht eingegriffen, sich vor mich gestellt und den Schlag abgefangen hätte, der für mich bestimmt war, dann würde jetzt ich auf dem kalten Boden liegen und verbluten. Jemand wie Damian stirbt nicht, nicht mit siebzehn, nicht, wenn sein ganzes Leben noch vor ihm liegt. So grausam kann das Leben nicht sein, oder?
Als ich jedoch Lyndsay einen hysterischen Klagelaut ausstoßen höre, begreife ich, dass das Leben tatsächlich so grausam ist. Es hat mir meinen Bruder genommen. Es hat mir den einen Menschen genommen, der es nicht verdient hat, zu sterben.
Ich senke langsam den Blick und sehe in die leblosen Augen meines Bruders, denn er ist tot … tot … wegen mir.
Ich schnelle hoch, bin schweißbedeckt.
Ich taste verzweifelt nach der Nachttischlampe, schalte sie an und atme erleichtert auf, als mir klar wird, wo ich bin. Es war nur ein Traum oder, genauer gesagt, der Albtraum, der mich seit vierzehn Jahren quält.
Ich streiche über die kurzen Stoppeln auf meinem Kopf, werfe die Laken zur Seite und setze mich auf die Bettkante. Ich lege die Hände um mein Gesicht, senke den Kopf und atme tief durch. Damians Medaillon brennt auf meiner Haut.
Mit Damians Tod begann der Niedergang meiner Familie.
Als die Sanitäter eintrafen, bestätigten sie, was ich bereits wusste. Damians Todesursache war stumpfe Gewalteinwirkung auf seinen Kopf – was nichts anderes hieß, als dass ein verfluchter Stein seinen Schädel wie eine Melone aufplatzen lassen hatte.
Die Polizei kam kurz darauf, nahm von allen die Aussagen auf, was aber keine Hilfe war, da niemand den Mord gesehen hatte. Außerdem gerieten sie in Panik.
Einige kannten die Kerle, die in die Party reingeplatzt waren, aber niemand war bereit, sie zu verraten. Die Mordwaffe hätte jeder der hundert Steine sein können, die dort herumlagen. Und ohne Beweise oder zuverlässige Zeugenaussagen, und da ein Verbrechen, wie es an meinem Bruder begangen wurde, in Detroit jeden Tag passierte, blieb der Fall ungelöst.
Niemand wurde zur Rechenschaft gezogen, das heißt, niemand wurde für den Mord an meinem Bruder bestraft. Wo blieb da die Gerechtigkeit? Ich erzählte der Polizei immer wieder, wie die Täter aussahen, aber ohne einen Namen – und der Spitzname Jaws reichte nicht – und ohne Spuren, war Damian nur eine weitere Nummer in der Statistik.
Die Polizisten sahen in mir nur ein weiteres nutzloses Balg.
Meine Mutter erlitt einen Nervenzusammenbruch, während mein Vater keine Gefühle mehr zuließ. Sie sagten mir, dass es okay und nicht meine Schuld sei, aber als man meinen Bruder in sein Grab senkte – seine Leiche lag in einem weißen Sarg – war es klar, dass sie wünschten, sie würden mich begraben, nicht meinen Bruder.
Danach waren Mom und Dad nie wieder dieselben. Sie schienen einander zu hassen und sich gegenseitig die Schuld an Damians Tod zu geben, dabei hätten sie mich beschuldigen sollen. Doch das taten sie nicht. Sie machten etwas Schlimmeres. Sie vergaßen, dass es mich gab.
Doch das trieb mich nur an, das zu tun, was die Polizei nicht tat. Ich würde diese Arschlöcher finden und sie dafür bezahlen lassen.
Die spärlichen Informationen, die ich hatte, besagten, dass sie zu einer Gang gehörten. Also durchstreifte ich die Straßen und hielt nach ihnen Ausschau. Aber ich war ein Außenseiter, ein privilegiertes weißes Kind, dass da war, wo es nicht hingehörte. Monatelang suchte ich nach ihnen, doch niemand redete mit mir. Es war, als hätten sie sich in Luft aufgelöst.
Verzweifelt und voller Schuldgefühle begann ich, Drogen zu nehmen, Alkohol zu trinken und mich mit Mädchen herumzutreiben – alles, um meinen Schmerz zu betäuben. Ich schmiss die Schule und ließ mich auf die falschen Leute ein, die genauso verkorkst waren wie ich. Ich bedeckte meinen Körper mit Tattoos und Piercings, weil der Schmerz mich etwas fühlen ließ. Dennoch war ich innerlich tot.
Ich wollte die Sünden auf meiner Haut darstellen, damit jeder sehen konnte, was ich getan hatte. Ich zog aus, gammelte überall herum und interessierte mich nicht wirklich dafür, ob ich lebte oder starb. Ich war so verdammt allein, aber ich verdiente es. Damian würde immer allein sein, also schwor ich mir, es auch zu sein.
Zwei verfluchte Jahre war ich kaum am Leben, glitt ins Leben hinein und hinaus, als wäre ich ein Fremder in meiner eigenen Haut. Ich hatte meine Eltern monatelang nicht gesehen, und auch wenn sie vorgaben, mich zu vermissen, war klar, dass ich sie nur an das erinnerte, was sie verloren hatten. Als ich ging, fragten sie nie, ob ich zurückkommen würde.
Eines Nachts war ich unterwegs, um etwas Gras zu kaufen, als sich meine Nackenhärchen aufrichteten. Ich wusste nicht, warum, aber als ich über die Schulter sah, war es, als würde ich nach zwei Jahren zum ersten Mal wieder zum Leben erwachen.
Ich sah ihn. Das rückgratlose Arschloch, das am Tod meines Bruders beteiligt gewesen war. Ich würde ihn nie vergessen – sein Gesicht hatte sich in meine Seele eingebrannt. Ich hatte ihn um Hilfe gebeten, und er war weggerannt. Er hatte eine Chance gehabt, sich reinzuwaschen, aber jetzt hatte er dieses Glück nicht mehr. Vielleicht hatte er meinen Bruder nicht geschlagen, aber er war an seinem Tod beteiligt gewesen.
Ich erinnerte mich an meinen Schwur, ihn umzubringen und wie die Sanitäter mir die Leiche meines Bruders aus den Armen zogen, und das belebte mich mit einem Feuer, das ich seit Ewigkeiten nicht mehr gespürt hatte. Ich war siebzehn und kurz davor, offiziell als Erwachsener zu gelten. Doch ich war schon lange vor meinem achtzehnten Geburtstag erwachsen.
Ich wusste nicht, wie ich die ständige Trauer loswerden sollte. Ich wusste nicht, wie ich damit fertig werden sollte, bis ich ihn sah.
In diesem Moment wusste ich, was ich tun musste.
Ich glaubte, dass Auge um Auge alles besser machen würde. Ich würde die Ehe meiner Eltern retten und meinen Bruder rächen. Wenn ich dieses Arschloch tötete, würde alles wieder wie vorher werden, glaubte ich. Ich war wie besessen und machte es mir zur Aufgabe, alles über einen der Männer, die meinen Bruder getötet hatten, herauszufinden.
Er hatte die Nachtschicht in СКАЧАТЬ