Nonni erzählt: Erlebnisse und Geschichten vom frohen Öresund.. Jón Svensson
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СКАЧАТЬ Tages hatte ich hierin besonderes Glück:

      Ich hatte mich ans Meeresufer begeben, das ganz nahe an unser Haus heranreichte, und betrachtete dort die grossen ruhigen Wellen, die ununterbrochen an den Strand schlugen, um gleich darauf eines jähen Todes zu sterben, und ich schaute dort den Wasservögeln zu, die in den Lüften und auf den Wellen ihr fröhliches Spiel trieben.

      Da auf einmal kam ein kleiner Junge zu mir hergelaufen. Ich kannte ihn gut; er gehörte einer Familie der Stadt an.

      „Nonni“, rief er mir zu, „du sollst sofort zu einem Fest bei dem Amtmann Havstein kommen; es sind sechs Knaben und sechs Mädchen eingeladen. Wir beide gehören dazu. Wir sollen dort Schokolade trinken.“

      „Aber was ist das für ein Fest?“ fragte ich.

      „Man will den Geburtstag der beiden kleinen Kopenhagener feiern, die seit einigen Tagen beim Amtmann als Gäste wohnen.“

      Hocherfreut über diese feine Einladung und über das Glück, zwei kleine Dänen aus Kopenhagen sehen und sprechen zu dürfen, lief ich schnell nach Hause, um mich in Ordnung zu bringen. Der kleine Bote kam mit.

      Meine Mutter wusste schon Bescheid und erlaubte mir gern, die Einladung anzunehmen.

      Als ich mich gewaschen und meine Kleider gereinigt hatte, gingen wir zum Amtmann. Sein Haus war das schönste und grösste in der ganzen Stadt. — Wir traten ein. Die jungen Eingeladenen waren schon fast alle zur Stelle. Es war eine überaus frische und lustige Kindergesellschaft. — Die kleinen Dänen bildeten den Mittelpunkt der ganzen Versammlung. Es waren ein elfjähriger Junge und seine um ein Jahr ältere Schwester, beide Kinder eines sehr reichen Kaufmanns aus Kopenhagen, der auf seinem eigenen Schiffe mit ihnen den langen Weg von Dänemark nach Island gemacht hatte.

      Wir wurden alle den jungen Fremden vorgestellt und suchten mit ihnen einige Worte in ihrer Sprache zu wechseln. Es ging aber schwer. Sie konnten kein Wort Isländisch und wir nur wenig Dänisch. Es gelang mir aber doch, in mangelhaftem Dänisch ihnen mitzuteilen, dass ich bald zum ersten Mal nach ihrer Vaterstadt Kopenhagen reisen solle.

      Das interessierte sie lebhaft. Sie kamen gleich auf mich zu, nahmen mich in ihre Mitte und erzählten mir allerlei von der grossen Stadt, die sie aus und ein kannten. Leider hatte ich Mühe, alles zu verstehen, denn sie sprachen sehr schnell, wie es alle Dänen tun.

      Ihre Freundlichkeit aber und ihre feinen Manieren gefielen mir ausserordentlich gut. Ja sie waren so liebenswürdig, dass ich es gar nicht beschreiben kann. — Von unserem Geplauder habe ich noch Folgendes behalten können:

      Der kleine Knabe sagte:

      „Aber du musst uns unbedingt besuchen, wenn du nach Kopenhagen kommst.“

      „Das werde ich sicher tun“, antwortete ich. „Aber wie kann ich euch dort finden?“

      „O das ist ganz leicht. Wir wohnen in der Kvästhusstrasse. Jedermann kennt dort unsern Namen.“

      „Und wir werden dich mitnehmen ins Theater, wenn ein Kinderstück aufgeführt wird“, sagte das kleine Mädchen.

      „Und in den Lustgarten ‚Tivoli‘, wo es so vieles zu sehen gibt“, fügte der Knabe hinzu.

      „Und auch auf einen Kinderball“, fuhr das kleine Mädchen fort. „Du kannst doch tanzen?“

      „Ja, aber nur Polka. Hier haben wir nur ganz selten einen Kinderball. Ich habe nur Polka gelernt.“

      „O das ist aber auch genug. Dann wirst du mit mir Polka tanzen.“

      Wie sie sprechen und plaudern konnten, diese dänischen Kinder! Und wie sie fröhlich waren! Und wie sie sich fein und nett benahmen! Ich war erstaunt und musste zugestehen, dass sie in jeder Beziehung viel feiner und geschliffener waren als wir. Ich schaute zu ihnen hinauf mit der grössten Verehrung, wie zu Wesen aus einer andern Welt.

      „Aber wie heisst ihr?“ fragte ich jetzt.

      „Ich heisse Dagmar“, antwortete das kleine Mädchen.

      „Und ich Eskil“, sagte der Knabe.

      „Und wie heisst du?“ fragten sie dann mich.

      „Ich heisse Jón Svensson. Und mein Kindername ist Nonni.“

      „Nonni! Den Namen wollen wir uns merken. Der klingt schöner und ist leichter zu behalten als der andere.“

      „Aber Kinder!“ rief jetzt plötzlich Amtmann Havstein der Kinderschar zu, „wollt ihr nicht irgend etwas spielen, bevor ihr ins Speisezimmer geht?“

      „Gewiss, gewiss!“ tönte es von allen Seiten zurück.

      Die kleinen Dänen machten ein paar Schritte rückwärts und warteten bescheiden, dass wir irgend ein Spiel anfingen.

      Doch wir schauten uns unschlüssig an, und keiner wagte, etwas vorzuschlagen. Die feinen kleinen Dänen, dachten wir, kennen sicher unsere isländischen Spiele nicht.

      Es entstand eine kurze Verlegenheitspause.

      Da schlug der Amtmann vor:

      „Aber Eskil und Dagmar, ihr kennt so viele hübsche dänische Kinderspiele. Fangt doch irgend etwas an. Die andern werden schon mittun.“

      Da hätte man aber die Geschicklichkeit und Überlegenheit der kleinen Dänen sehen sollen! Sie erklärten sich sofort bereit und waren nun lauter Beweglichkeit und Leben.

      Leicht und rasch wie Schmetterlinge flatterten sie hin und her, stellten uns in Reihen und Kreise auf, gaben jedem seinen Platz, und nun wurden Reigen aufgeführt, alles unter ihrer Leitung. Es wurde fröhlich gesungen, gelacht und getanzt, bis unsere Wangen förmlich glühten in den schönsten, gesundesten Farben.

      Dann wurden wir ins Speisezimmer geführt, wo wir auf das beste bewirtet wurden, und wo unter der mütterlichen Anleitung der Frau Amtmännin sogar ein paar kleine, kindliche Tischreden in gutem Isländisch und mangelhaftem Dänisch zu Ehren der fremden Gäste gehalten wurden. Diese antworteten und dankten auf die ungezwungenste und liebenswürdigste Weise. Sie sagten unter anderem: am liebsten würden sie uns alle auf ihrem Schiffe nach Kopenhagen mitnehmen.

      Wie verstanden sie es doch, durch ihre echt dänische Freundlichkeit alle Herzen für sich zu gewinnen!

      3. Tapfere Dänen

      Schneller, als wir es haben wollten, war das Fest zu Ende, und wir mussten Abschied nehmen.

      „Auf Wiedersehen in Kopenhagen, Nonni!“ sagten die beiden dänischen Kinder zu mir, als ich ihnen die Hand reichte.

      „Auf baldiges Wiedersehen!“ antwortete ich.

      Dann gingen wir alle nach Hause.

      Ich war entzückt über die Bekanntschaft, die ich da gemacht hatte, und die Dänen stiegen immer höher in meiner Achtung.

      Als ich nach Hause kam, erzählte ich meiner Mutter, wie ausnehmend gut die dänischen Kinder mir gefallen hatten.

      „Das will ich schon glauben“, sagte sie mit einem freundlichen СКАЧАТЬ