Ekkehard. Joseph Victor von Scheffel
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Название: Ekkehard

Автор: Joseph Victor von Scheffel

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783966510820

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СКАЧАТЬ den irischen Mitbruder.

      Da gingen sie zusammen und der Leutpriester nahm seine Leimruten mit, im Rückweg den Vögeln des Waldes Nachstellung zu bereiten. Es war ein langer Weg durch den Tannenwald, lang und still.

      Wie sich das Gehölz lichtete, da stand in dunkler Masse der hohe Twiel und warf ihnen seinen Schatten entgegen. Moengal aber schaute mit scharfem Aug' den Waldpfad entlang durch die Lichtung der Tannen. Es streicht was durchs Revier, sprach er.

      Sie waren wieder etliche Schritte gegangen, da griff Moengal seinen Gefährten am Arm, stellte ihn, deutete vorwärts und sprach: Das sind keine Wildenten noch Tiere des Waldes!

      Es kam ein Ton herüber, als wenn fernab ein Ross gewiehert... Moengal sprang seitwärts, schlich sich ein gutes Stück im jungen Gehölz vorwärts, legte sich auf den Boden und spähte.

      Weidmanns Torheit, sprach Ekkehard und wartete seiner. Jetzt kam er zurück. Bruder, sprach er, liegt der heilige Gall in Fehde mit einem der Gewaltigen dieses Landes?

      Nein.

      Habt Ihr einen beleidigt?

      Nein.

      Sonderbar, sprach der Alte, es kommen drei Bewaffnete geritten.

      Es werden Boten der Herzogin sein, mich zu empfangen, sprach Ekkehard mit stolzem Lächeln.

      Hoiho! brummte Moengal, fehlgeschossen! Das ist nicht herzoglicher Dienstmannen Kleid, der Helm ist sonder Abzeichen. Und im grauen Mantel reitet kein Twieler!

      Er hemmte seinen Schritt.

      Vorwärts! sprach Ekkehard. Weß Herz ohne Schuld, den geleiten die Engel des Herrn.

      Im Hegau nicht immer! war des Alten Antwort. Es war keine Gelegenheit zu weiterem Zwiegespräch, Hufschlag tönte, der Boden klirrte, drei Reitersmänner kamen gesprengt, den Helm geschlossen, das Schwert gezogen...

      Folgt mir, rief der Leutpriester, maturate fugam! Er warf seine Leimruten zu Boden und wollte Ekkehard mit zur Seite ziehen. Der aber wandte sich nicht. Da sprang Moengal allein ins Buschwerk hinüber, die Dornen zogen ihm zu den alten Rissen ins morsche Gewand etliche neue, er wand sich los, mit den Sprüngen eines Eichhorns setzte er ins Dickicht. Er kannte die Schliche.

      Er ist's! rief der vorderste der Reiter, da sprangen die andern von den Rossen, stolz sah ihnen Ekkehard entgegen. Was wollt Ihr? – keine Antwort; er griff zum Kruzifix, das ihm im Gürtel hing. Im Namen des Gekreuzigten!... wollte er anheben, aber schon war er zu Boden geworfen, unsanfte Fäuste hielten ihn, ein Strick ward um seine Hände geschlungen, bald lagen sie geknebelt auf dem Rücken – eine weiße Binde umschloß seine Augen knapp und fest, dass es dunkel um ihn ward –

      »Vorwärts!« die Überraschung des Augenblicks beugte ihm die Knie, unsicher schritt er, da hoben sie ihn und trugen ihn ein Stück weit. Am Beginn des Waldes stunden vier Männer mit einer Sänfte, in die warfen sie den Betroffenen und weiter ging's durch die Ebene, am steten Hufschlag zur Seite merkte Ekkehard, dass die Reiter ihren Fang geleiteten.

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      Derweil Moengal durch den Wald floh, hüpften die Meisen so zutraulich auf den Zweigen, und heller Drosselschlag umtönte ihn, da vergaß er der Gefahr, und sein Herz kränkte sich, dass er die Leimruten fahren gelassen.

      Wie er aber auch noch die Wachtel ihr Quakkara! rufen hörte, klang ihm das geradezu herausfordernd, und er wandte seinen Schritt zum Platz des Überfalls. Es war still dort, als wäre nichts geschehen. In der Ferne sah er die Kriegsleute abziehen. Die Helme glänzten.

      Es werden aber viele, so die ersten waren, die letzten sein, sprach er kopfschüttelnd und las seine Leimruten zusammen. Zu einer Fürstin Saal gedachte er zu gehen und das Gefängnis nimmt ihn auf. Heiliger Gallus, bitt für uns!

      Weiter zerbrach sich Moengal den Kopf nicht. Derlei Vergewaltigung war häufig wie Schlüsselblumen im Frühling.

      Es schwamm einmal ein Fisch klaftertief unten im Bodensee, der konnt sich's gar nicht erklären, was den Cormoran zu ihm hinabführte, der schwarze Tauchervogel hatte ihn schon im Schnabel und flog mit ihm hoch durch die Lüfte weg: noch war's ihm unbegreiflich. So lag Ekkehard in der Sänfte, ein gebundener Mann; je mehr er über seines Geschickes Wendung nachsann, desto weniger mocht' er's fassen.

      Dräuend stieg der Gedanke in ihm auf, es möchte wohl einer im Hegau sitzen, ein Freund oder Blutsverwandter der Kammerboten, und jetzt am unschuldigen Jünger des heiligen Gallus Rache nehmen, denn Salomo, der Ursächer ihres schmählichen Todes, war zugleich Abt jenes Klosters gewesen. Für den Fall mochte sich Ekkehard auf das Schlimmste bereit halten, er wusste, wie manchen priesterlichen Standes nicht die Tonsur, nicht geistlich Gewand vor dem Ausstechen der Augen oder Abhauen der Hände geschützt, wenn's um Rache ging.

      Er gedachte ans Sterben. Mit seinem Gewissen war er versöhnt, der Tod trug ihm kein Schrecknis zu, aber tief im Herzen klang doch eine leise Frage: Warum nicht in Jahresfrist, nachdem mein Fuß den Twiel betrat? –

      Jetzt gingen die Träger der Sänfte langsamen Schrittes, es mochte einen Berg hinan gehen. Auf welches der Felsennester dieses Landes schleppen sie mich? Ein halb Stündlein mochten sie aufwärts gestiegen sein, da schlug der Huftritt der Reiter rasselnd und hohl auf, wie wenn sie über eine hölzerne Brücke ritten. Noch blieb's still, kein Wächterruf, – die Entscheidung konnte nimmer fern sein. Da kam ein starkes Vertrauen über Ekkehard, die Worte des Psalms traten vor ihn: »Gott ist unsere Zuflucht und Stärke, als Hilfe in Nöten mächtig erfunden. Darum fürchten wir nichts, ob auch die Erde wechselte und die Berge wankten im Herzen des Meers. Mögen brausen die Gewässer, die Berge beben bei seinem Ungestüm. Jehovah ist mit uns, unsere Zuflucht der Gott Jakobs, Sela...«

      Über eine zweite Brücke ging's. Ein Tor ward aufgetan, die Sänfte stand. Da huben sie ihren Gefangenen herfür, sein Fuß berührte den Boden, es war Gras; – ein Flüstern schlug an sein Ohr, als wär' viel Volk in der Nähe versammelt, der Strick um seine Hände ward gelöst. Nehmt Euch die Binde von den Augen! sprach einer seiner Begleiter, er tat's – Herz jauchze nicht! er stand im Schlosshof von Hohentwiel... Fröhlich rauschte es im Geäst der alten Linde, ein zeltartig Getüch war darein gespannt, Kränze von Eppich und Weinlaub hingen hernieder, der Burg Insassen standen gedrängt herum, auf steinerner Bank saß die Herzogin, der purpurdunkle Fürstenmantel wallte von den Schultern, mildes Lächeln umspielte die herben Züge – jetzt erhob sich die herrliche Gestalt, sie schritt Ekkehard entgegen: Willkommen in Hadwigs Burgfrieden! Er wusste kaum, wie ihm geschah, und wollte ins Knie sinken, huldreich hob sie ihn empor und winkte dem Kämmerer Spazzo, der warf seinen grauen Reitermantel ab, ging auf Ekkehard zu und umarmte ihn wie einen alten Freund: Im Namen unserer Gebieterin empfanget den Friedenskuss!

      Flüchtig zuckte in Ekkehard der Gedanke: soll hier ein Spiel mit mir gespielt werden? aber die Herzogin rief scherzend:

      Ihr seid mit gleicher Münze bezahlt. Habt Ihr vor drei Tagen die Herzogin in Schwaben nicht anders als getragen über des heiligen Gallus Schwelle kommen lassen, so war's billig, dass auch sie den Mann von Sankt Gallen in ihr Schloss tragen ließ.

      Und Herr Spazzo schüttelte ihm nochmals die Hand und sprach: Nichts für ungut, es war strenger Befehl so! – Er hatte erst den Überfall befehligt und wirkte jetzt zum herzlichen Empfang, beides mit gleich unveränderter gewichtiger Miene, denn ein Kämmerer muss gewandt sein und auch das Widersprechende in Form zu bringen wissen.

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