Название: Sinfonie der Lust | Erotischer Roman
Автор: Ayana Hunter
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Erotik Romane
isbn: 9783862774975
isbn:
Aber als er am Abend nach Hause kam, führte ihn sein erster Weg wieder an den neuen Computer. Clara war erneut online. Hatte sie vielleicht bereits auf ihn gewartet? Kaum dass er sich eingeloggt hatte, erhielt er eine Nachricht von ihr:
28.05. 19:05
Betr.: Hallo JohnnyB
Da bist du ja endlich ;-)
Clara
Schon wieder machte sich diese irrationale Freude breit. Er musste das Gefühl einfach in den Griff kriegen. Trotzdem schrieb er ihr eine überschwängliche Nachricht:
28.05. 19:25
Betr.: Ein Kompliment
Es ist schon verrückt, ich kenne dich gar nicht, aber wenn ich deine Beiträge lese, fühle ich, dass ich in dir eine verwandte Seele gefunden habe.
Unser Musikgeschmack liegt so ziemlich auf der gleichen Welle. Du liebst klassische Klaviermusik, leichten Jazz und du verschmähst auch nicht gut gemachte Popmusik. Wenn du zu bestimmten Themen etwas schreibst, hat das immer Hand und Fuß und oft ist es sogar so, dass du genau das sagst, was ich denke.
Deine Meinung in dem unmöglichen Anti-Klassik-Thread zum Beispiel oder deine Empfehlungen für vergessene Klavierstücke (denen ich auf jeden Fall nachgehe) oder wie du in dem Metal-Thread diesem »Hammer« Paroli geboten hast … Ich freue mich sehr darauf, mit dir meine Gedanken auszutauschen. Deinen Beitrag in dem Thread »Hatte Robert Schumanns Frau was mit dem jungen Brahms?« fand ich sehr interessant. Ich sehe das wie du, es war sicher nur eine platonische Liebe und in einer anderen Zeit hätte Clara Schumann möglicherweise tatsächlich etwas mit ihm angefangen. Ist meine Vermutung richtig, dass dein Spitzname von ihr stammt? Oder heißt du im wahren Leben auch so? Man merkt aber, du hast eine große Hochachtung vor dieser Frau, die es mit ihrem extravaganten Gatten nicht immer einfach hatte.
So, jetzt werde ich aber noch ein wenig stöbern. Ich freue mich auf deine Antwort.
JohnnyB
Hatte er jetzt vielleicht ein wenig übertrieben? Er vertrieb aber diesen Gedanken schnell wieder und beschloss, sich erst einmal von der Fixierung auf Clara zu lösen. Er schaute sich noch ein wenig in dem Bereich des Forums um, der mit »Ich spiele selbst« überschrieben war. Er antwortete einem Anfänger des Klavierspiels auf simple Fragen zur Spieltechnik. Im wahren Leben hätte er sich nie dazu berufen gefühlt, anderen etwas von seiner Erfahrung mitzuteilen. Als Lehrer war er eigentlich nicht geeignet. Aber hier war das etwas anderes.
Eine neue Nachricht befand sich in seinem Postkasten. Aufgeregt klickte er auf die Antwort:
29.05. 20:42
Betr.: Re: Ein Kompliment
Lieber JohnnyB,
ich habe mich über deine lange Nachricht sehr gefreut und musste bei der Erwähnung des Users »Hammer« richtig schmunzeln. Leider habe ich von dir noch nicht so viel lesen können, aber du scheinst recht zu haben, wir haben offensichtlich wirklich einen ähnlichen Musikgeschmack. Es ist schön, wenn man im Forum auf Gleichgesinnte trifft. Zumal ich momentan kaum jemanden kenne, mit dem ich mich privat über Musik austauschen kann. Du willst wissen, ob mein Name Clara ist? Na, mehr oder weniger schon ;-). Vielleicht löst du das Geheimnis ja irgendwann einmal … Clara Schumann ist mein größtes Vorbild, ich hätte sie gerne persönlich gekannt, und wenn man ihr Leben mit meinem vergleicht, so gibt es wirklich gewisse Parallelen. Aber reden wir nicht davon, das macht mich nur unnötig traurig. Sprechen wir von etwas Unterhaltsameren: »Hammer« ist schon ein wahrer Prachtkerl von Macho. So etwas hatten wir, soweit ich mich zurückerinnern kann, noch nie im Forum. Wenn du wüsstest, was er mir schon für anzügliche Nachrichten geschickt hat … Eigentlich hätte ich ihn einfach der Forumsleitung melden sollen. Andererseits finde ich seine direkte Art, die Dinge anzugehen, sogar auf eine gewisse Weise interessant. Es macht Spaß, sich mit ihm Schlagabtausche zu liefern. Dadurch wird mein eintöniges Leben irgendwie etwas bunter. Aber mal ganz im Ernst, ich glaube, wenn man »Hammer« im wahren Leben begegnet, würde er wohl schnell auf ein ziemlich normales Maß zusammenschrumpfen. Wahrscheinlich ist er ein kleines, verbittertes Männlein, das keine Frau abbekommen hat ;-). So, es klingelt, ich muss arbeiten. Vielleicht bis später?
Höchst erfreute Grüße von
Clara
Marc musste lauthals auflachen, als er Claras Theorie über Ben las. Sollte er sie darüber aufklären, dass er »Hammer« alias Ben ziemlich gut kannte? Und was er für ein Baum von einem Mann war, der sich im Forum genau so präsentierte, wie er wirklich war? Nein, es war wohl besser, wenn sie ihn nicht mit ihm in Verbindung brachte. Außerdem wollte er, dass ihre Aufmerksamkeit künftig ganz allein ihm gehörte. Er wollte für sie im besten Licht erscheinen. Da konnte er sich einen groben Klotz wie Ben nicht leisten.
Er schrieb Clara noch ein weiteres Mal zurück, äußerte sein Unverständnis in Bezug auf »Hammer« und bestärkte sie in ihrer Meinung. Dann leitete er wieder zu musikalischen Themen über. Er hatte in ihrem Profil gelesen, dass sie ebenfalls Klavier spielte, und erkundigte sich nach näheren Einzelheiten. Aber sie hatte angekündigt, dass sie arbeiten müsse. Es war spät am Abend. Was konnte sie da arbeiten? Er rechnete eigentlich nicht mehr mit einer Antwort, aber gerade in dem Moment, als er seinen ersten Ausflug in das Forum »Opus« beenden wollte, färbte sich das E-Mail-Symbol wieder rot.
Freudig erregt öffnete er die neue Nachricht. Sie berichtete von ihrer Tätigkeit als Klavierlehrerin und erzählte ihm offenherzig von ihrer gescheiterten Pianistinnen-Karriere. Offenbar schmerzte sie der Gedanke daran noch immer. Clara fragte ihn dann noch nach der großen Miles-Davis-Tribute-Show, die in Kürze in der Max-Schmeling-Halle stattfinden sollte. Sie wollte von ihm wissen, ob er Genaueres über das Programm wüsste und welche Künstler daran beteiligt sein würden. Was sollte er dazu schreiben? Seit seinem Absturz vom Felsen hatte er sich nicht mehr um die Konzertszene gekümmert. Clara hatte ihn auf dem falschen Fuß erwischt. Diese Show hatte es schon im vorigen Jahr gegeben. Die Konzertkarten, die er damals für Juliette und sich gekauft hatte, hingen aber immer noch am Kühlschrank. Sie waren verfallen, ohne dass einer von ihnen anwesend gewesen war. Eigentlich hätte das ein toller Abend werden sollen, aber wieder einmal hatte sie ihn kurzfristig versetzt. Er hatte dann auch keine Lust gehabt, allein dort hinzugehen, zumal das eigentlich mehr ihre, als seine Musik war. Nein, auf absehbare Zeit war das Thema für ihn tabu. Er antwortete ihr in knappen Worten, dass er ihr da leider nicht helfen könne.
Es war spät geworden. Er fuhr den Rechner herunter und begab sich in sein Bett. Aber der Schlaf wollte sich nicht einstellen. War er zu schroff zu ihr gewesen? Vielleicht hatte er Clara durch seine kurz angebundene Antwort verärgert? Die Unterhaltungen mit ihr könnten für ihn eine willkommene Ablenkung sein. Vielleicht konnte er seine hoffnungslose Liebe zu Juliette dadurch vergessen? Marc war neugierig, was für eine Person sich hinter dieser Clara verbarg. Er rätselte immer noch, was sie damit meinte, dass ihr Forumsname mehr oder weniger auch mit ihrem richtigen übereinstimmte. Er war der Lösung aber keinen Schritt näher gekommen. Würde sie noch mehr von sich preisgeben? Oder war diese Chance bereits vertan? Nein, vielleicht konnte er das noch korrigieren. Er schwang sich nochmals auf, begab sich zu seinem Schreibtisch und schaltete das Notebook ein.
***
Lara hatte gerade den Geschirrspüler ausgeräumt und noch eine Maschine Wäsche angestellt, bevor sie entschied, dass es für heute genug war. Als sie die Rollos herunterließ, war es draußen schon СКАЧАТЬ