Название: Fürstenkrone Staffel 10 – Adelsroman
Автор: Marisa Frank
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Fürstenkrone Staffel
isbn: 9783740973469
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Sie hatte eine zierliche Figur, die Taille, durch den Gürtel des sportlichen Kleides besonders betont, erschien so schmal, daß man sie leicht mit beiden Händen umspannen konnte. Schlank und lang waren die Beine, schwarzes glänzendes Haar fiel aufgelöst bis über die Schultern, und der schon stärker aufgekommene Wind spielte damit wie mit einem Vorhang.
»Das schöne Kind scheint lebensmüde zu sein«, brummte Allan. Er hatte bereits auf die Bremse getreten und den Wagen unmittelbar neben dem Mädchen zum Stehen gebracht.
Er lachte gutmütig, als das Mädchen sich erschrocken umwandte und wie erwachend in den Wagen starrte, der so dicht neben ihr stand, daß der Stoff ihres Kleides die Karosserie berührte.
»Würden Sie wohl die Freundlichkeit haben« sagte Allan lachend, »und dieses Auto ausnahmsweise einmal vorbeifahren lassen? Es handelt sich zwar um eine Fahrstraße, aber ich habe vollstes Verständnis dafür, daß Sie gerade hier Ihren Spaziergang machen wollen.«
Edina – sie war es natürlich – schüttelte mit einem Schwung das Haar aus dem Gesicht, daß es wie eine Mähne nach hinten flog.
»Sie dürfen sich Ihre Ironie sparen«, entgegnete sie kühl. »Selbstverständlich habe ich einen Fehler gemacht, ich hätte mehr auf der Seite gehen müssen. Also bitte ich um Entschuldigung, wenn ich Sie behindert haben sollte.«
Sie nickte kurz und fast schon ein wenig herablassend, wandte sich ab, ging zum Fahrbahnrand und setzte dort ruhig ihren Weg fort, als wäre sie nicht aufgehalten worden.
»Hast du so etwas schon gesehen?« fragte Allan Noraway und wandte sich verblüfft seiner Mutter zu. »Da denkt man, einem kleinen Mädchen das Leben gerettet zu haben, und da entpuppt sie sich als stolze, unnahbare Schönheit mit königlicher Haltung.«
Auch Gwendolyn Noraway war beeindruckt.
»Wirklich, eine erstaunliche junge Dame«, sagte sie. »Sollte man gar nicht glauben, hier in der Wildnis so etwas anzutreffen.«
»Na, Wildnis, ich weiß nicht recht, Mutter.«
»Ach, du brauchst mich nicht schon wieder zu belehren. Du weißt, wie ich über diese Landschaft denke. Natürlich ist es reine Geschmackssache, das gebe ich zu.«
»Eben.«
Allan hatte den Wagen wieder in Gang gesetzt, er fuhr langsam an Edina vorbei, die überhaupt nicht auf das Fahrzeug achtete.
»Wo das Mädchen nur hin will?« sagte er laut. »Hier gibt es keine Häuser, das weiß ich von meinen früheren Fahrten hier auf der Straße. Bis zur nächsten Ortschaft sind es gut zehn Kilometer.
»Du lieber Himmel, diese Strecke will die Kleine doch wohl nicht laufen? Sieh nur, sie hat Sandaletten an, die für einen solchen Fußweg gewiß nicht geeignet sind.«
Echtes Mitleid schwang in der Stimme der Amerikanerin. »Wollen wir sie nicht fragen, ob sie mitfahren will?«
Allan nickte, er war aber skeptisch.
»Na, die junge Dame sieht mir kaum nach Anhalterin aus. Aber du hast recht, Mutter, wir können sie nicht einfach hier allein auf der Straße lassen. Sie scheint auch ein bißchen durcheinander zu sein, denn eben lief sie wie eine Schlafwandlerin mitten auf der Fahrbahn. Sie war sich gewiß nicht der Gefahr bewußt, in der sie sich befand, denn es gibt ja auch noch andere Autos, wenn der Verkehr hier auch nicht allzu stark ist.«
Allan hatte den Wagen inzwischen bereits wieder angehalten, und nun wartete er, bis Edina herangekommen war.
»Wollen Sie ein Stück mitfahren, gnädiges Fräulein?« fragte er höflich.
»Ich wüßte nicht, Sie darum gebeten zu haben«, antwortete Edina eisig.
»Selbstverständlich nicht. Und es ist sonst auch nicht meine Art, junge Damen zum Mitfahren aufzufordern. Aber zufällig weiß ich, daß es hier weit und breit kein bewohnbares Haus gibt. Sie haben also auf jeden Fall noch einen weiten Fußmarsch vor sich. Wäre es da nicht angenehmer, ein Stück zu fahren, meine Dame?«
Nun beugte sich auch Gwendolyn Noraway aus dem Fenster, und es störte sie gar nicht, daß dabei der kostbare Blumenhut verrutschte und sogar das lila getönte Haar in Unordnung geriet.
»Seien Sie doch nicht so stolz, Fräulein«, sagte Gwendolyn mit echter Herzlichkeit. »Mein Sohn ist kein Mädchenverführer, das weiß ich genau. Und im übrigen bin ich ja auch noch da. Sie können ganz beruhigt sein.«
Obwohl Edina eben noch überzeugt gewesen war, in ihrem ganzen Leben nie mehr lächeln oder gar lachen zu können, mußte sie nun doch unwillkürlich lächeln.
Die beiden Fremden, der junge Mann und seine aufgeputzte, aber darum doch nicht unsympathische Mutter, waren nett, und das Angebot war bestimmt gut gemein.
Der Weg bis zur Anlegestelle, wo sie das Boot zurückgelassen hatte, war wirklich noch weit, und sie sehnte sich nach nichts so sehr wie nach der Stille ihres Zimmers. Dort wollte sie ausruhen und nachdenken.
Außerdem war sie müde. Es wäre schön, fahren zu können.
»Sie sind sehr freundlich«, erklärte sie zögernd.
Doch da hatte Frau Noraway schon die Wagentür geöffnet und zog Edina neben sich.
»Kommen Sie, Kind!« sagte sie mütterlich. »Sie sehen ganz müde und erschöpft aus. Warum machen Sie sich auch auf einen so langen Weg? Fahr zu, Allan, es ist alles ihn Ordnung.«
Allan hatte sich umgewandt. Lieber hätte er die schöne Unbekannte neben sich gehabt, doch seine Mutter, die übrigens immer darauf bestand, hinten zu sitzen, war schneller gewesen. Nun mußte er sich mit einem Blick in den Rückspiegel begnügen.
Irgendwie kam ihm das Mädchen bekannt vor, obwohl er es ganz sicher noch nie gesehen hatte.
Wieder schaute er, während der Wagen bereits fuhr, in den Rückspiegel. Darin erschien das Gesicht des Mädchens neben seinem eigenen, und – das war doch zu komisch – Allan fiel eine frappierende Ähnlichkeit zwischen ihnen beiden auf. Der gleiche Gesichtsschnitt, das gleiche dunkle Haar, die charakteristische Nase, die geschwungenen Lippen.
Bei dem Mädchen war natürlich alles viel feiner, zierlicher.
Ach, das war ja verrückt! Er sollte seine Aufmerksamkeit lieber der Straße zuwenden, das war gescheiter.
»Ich heiße Gwendolyn Noraway, und das ist mein Sohn Allan«, sagte seine Mutter gerade. »Wir sind Amerikaner und machen hier einen Besuch.«
Edina nickte freundlich, gab aber keine Antwort. Es war nicht einmal ersichtlich, ob sie überhaupt zugehört hatte.
Noch immer war sie wie betäubt über das, was der Aufseher ihr arglos mitgeteilt hatte.
Erst die schriftliche Ankündigung der Verlobung des Fürsten und nun das… Der Schock war zu plötzlich gekommen.
Edina, die so lange geträumt und in einem Wolkenschloß gelebt hatte, konnte so schnell nicht in die Wirklichkeit zurückfinden.
Wollte sie es überhaupt?
Ach, sie СКАЧАТЬ