Название: Emma
Автор: Jane Austen
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788726479874
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»Jetzt hat er meinen Brief«, sagte sie leise. »Ich möchte wissen, was sie nun alle tun . . . ob er es seinen Schwestern sagt . . . Wenn er unglücklich ist, werden sie auch unglücklich sein. Hoffentlich nimmt er’s sich nicht so zu Herzen.«
»Komm, laß uns lieber an einen abwesenden Freund denken, der etwas Erfreulicheres zu tun hat«, rief Emma. »Vielleicht zeigt Mr. Elton in diesem Augenblick dein Bild seiner Mutter und seinen Schwestern und erzählt ihnen, wieviel schöner noch das Original ist, und wenn sie ihn fünf- oder sechsmal gefragt haben, dürfen sie auch deinen Namen erfahren, deinen einzig geliebten Namen.«
»Mein Bild? Aber er hat doch mein Bild in der Bond Street gelassen.«
»So, meinst du? Dann müßte ich Mr. Elton sehr verkennen. Nein, meine liebe, bescheidene kleine Harriet, verlaß dich drauf, das Bild wird nicht in die Bond Street gebracht vor morgen, kurz bevor er wieder zu Pferde steigt. Es wird ihm heute den ganzen Abend über Gesellschaft leisten, sein Trost, sein Entzücken. Es enthüllt seiner Familie, was er vorhat, es führt dich bei ihnen ein, es erregt die schönsten Empfindungen, die es für uns Frauen gibt – sie brennen jetzt vor Neugier und sind dir schon im voraus herzlich zugetan. Wie fröhlich, wie lebhaft, wie geschäftig mag ihre Phantasie jetzt arbeiten und sich in Vermutungen ergehen!«
Da lächelte Harriet wieder, und ihr Gesicht erhellte sich mehr und mehr.
Achtes Kapitel
Diese Nacht schlief Harriet in Hartfield. Seit ein paar Wochen hatte sie mehr als die Hälfte ihrer Zeit dort verbracht, und allmählich war man dazu übergegangen, ihr ein eigenes Schlafzimmer einzurichten. Emma hielt es in jeder Hinsicht für das Beste, Sicherste und Freundschaftlichste, sie gegenwärtig soviel wie möglich bei sich zu behalten. Am nächsten Morgen mußte sie für ein oder zwei Stunden zu Mrs. Goddard gehen, dann aber sollte vereinbart werden, daß sie zu einem regelrechten Besuch von ein paar Tagen nach Hartfield käme.
Während ihrer Abwesenheit kam Mr. Knightley und saß eine Weile bei Mr. Woodhouse und Emma, bis ihr Vater, der einen Spaziergang vorgehabt hatte, sich von ihr überreden ließ, ihn nicht aufzuschieben, und auf die Bitten beider – freilich gegen seine Höflichkeitsbedenken – schließlich Anstalten machte, sich von Mr. Knightley zu verabschieden. Mr. Knightley in seiner unzeremoniellen Art bot mit seinen kurzen, bündigen Antworten einen amüsanten Kontrast zu den endlosen Entschuldigungen und umständlichen Artigkeiten des andern.
»Nun gut, wenn Sie mich entschuldigen wollen, Mr. Knightley, und mich nicht für einen Grobian halter, will ich Emmas Rat befolgen und ein Viertelstündchen ausgehen. Da die Sonne herausgekommen ist, will ich meine drei Runden machen, solange sie scheint. Ihnen gegenüber bin ich ganz unzeremoniell, Mr. Knightley. Wir gebrechlichen Leute meinen immer, wir dürften uns Privilegien herausnehmen.«
»Mein lieber Mr. Woodhouse, behandeln Sie mich doch nicht wie einen Fremden.«
»Ich lasse Ihnen einen vortrefflichen Stellvertreter in meiner Tochter hier. Emma wird es eine Freude sein, Sie zu unterhalten. Und so will ich Sie denn bitten, mich zu entschuldigen, und meine drei Runden machen, meinen Winterspaziergang.«
»Sie können nichts Besseres tun, Sir.«
»Ich würde Sie um das Vergnügen Ihrer Gesellschaft bitten, Mr. Knightley, aber ich gehe sehr gemächlich, bei meinem Schritt würden Sie sich langweilen; und außerdem haben Sie ja bis Donwell Abbey noch einen weiten Weg vor sich.«
»Danke, Sir. In ein paar Minuten muß ich selber aufbrechen, und ich glaube, je eher Sie gehen, desto besser. Ich will Ihren Mantel holen und Ihnen das Gartentor öffnen.«
Endlich war Mr. Woodhouse gegangen. Aber Mr. Knightley, statt sich ebenfalls gleich auf den Weg zu machen, setzte sich wieder und schien geneigt, noch ein Weilchen zu plaudern. Er fing von Harriet an und sprach so lobend über sie, wie Emma ihn nie gehört hatte.
»Ich bin von ihrer Schönheit nicht so berückt wie Sie, aber sie ist ein hübsches kleines Geschöpf und mit guten Anlagen, möchte ich glauben. Ihr Charakter hängt zwar von den Menschen ab, mit denen sie umgeht, aber in guten Händen wird sie sich zu einer wertvollen Frau entwickeln.«
»Ich freue mich, daß Sie so denken; und an guten Händen fehlt es ja wohl nicht.«
»Kommen Sie«, sagte er, »Sie sind auf ein Kompliment erpicht; so will ich gern sagen, Sie haben sie gefördert. Sie haben ihr das Schulmädchengekicher ausgetrieben; sie macht Ihnen wirklich Ehre.«
»Danke. Es wäre mir auch bitter, wenn ich glauben müßte, ich hätte ihr nicht genützt. Aber wer lobt einen denn, wenn man einmal ein Lob verdient? Sie wenigstens überhäufen mich nicht oft damit.«
»Sie erwarten sie noch heute vormittags zurück, sagten Sie?«
»Jeden Augenblick. Sie bleibt schon länger aus, als sie wollte.«
»Wer weiß, was sie aufgehalten hat? Vielleicht hat sie Besuch bekommen.«
»Stadtklatsch von Highbury! Diese langweiligen Schwatzbasen!«
»Nun, Harriet findet vielleicht nicht jeden langweilig, der Sie langweilt.«
Emma wußte zu gut, wie recht er hatte, um ihm zu widersprechen, darum sagte sie nichts darauf. Mit einem Lächeln fuhr er fort:
»Ich will mich nicht auf Zeit und Ort festlegen, aber ich muß sagen, ich habe guten Grund anzunehmen, daß Ihre kleine Freundin bald etwas hört, was für sie vorteilhaft ist.«
»So? Wieso denn? Was ist es?«
»Etwas sehr Ernstes, glauben Sie mir.« Er lächelte immer noch.
»Etwas sehr Ernstes? Dann kann es meines Erachtens nur eins sein. Wer ist in sie verliebt? Wer macht Sie zu ihrem Vertrauten?«
Schon war Emma voller Hoffnung, Mr. Elton habe eine Andeutung fallen lassen. Mr. Knightley war für jedermann eine Art Freund und Ratgeber, und sie wußte, daß Mr. Elton zu ihm aufsah.
»Ich habe Grund zu glauben, daß Harriet Smith bald einen Heiratsantrag bekommt, und von allerbester Seite. Robert Martin ist der Mann. Ihr Besuch in Abbey Mill letzten Sommer hat ihm offenbar den Rest gegeben. Er ist bis über beide Ohren in sie verliebt und will sie heiraten.«
»Sehr liebenswürdig von ihm«, sagte Emma. »Aber ist er denn sicher, daß Harriet ihn heiraten will?«
»Na ja, er will ihr einen Antrag machen. Genügt das nicht? Vor zwei Tagen kam er abends zur Abbey, um sich mit mir darüber zu beraten. Er weiß, daß ich ihn und seine ganze Familie von Grund aus schätze, und ich glaube, er betrachtet mich als einen seiner besten Freunde. Er wollte mich fragen, ob ich es unklug fände, wenn er so früh einen eigenen Hausstand gründete, und ob ich sie für zu jung halte, kurzum, ob ich seine Wahl im ganzen billige. Vielleicht war er etwas besorgt, man könnte finden, daß sie gesellschaftlich über ihm steht (besonders seit Sie soviel von ihr hermachen). Alles, was er sagte, hat mir sehr gefallen. Ich kenne keinen Menschen, der so verständig ist, so das Herz auf dem rechten Fleck hat wie Robert Martin. Er bleibt bei der Sache, redet offen und geradezu und hat ein sicheres Urteil. Er hat alles mit mir besprochen, seine Verhältnisse, seine Pläne, und wie sie sich alle im Fall seiner Heirat einrichten wollen. Er ist ein wohlgeratener junger Mann, sowohl als Sohn wie als Bruder. Ich habe ihm ohne Bedenken zugeraten zu heiraten. Er hat mir bewiesen, daß er dazu in der Lage ist, darum СКАЧАТЬ