Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry Rhodan
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Читать онлайн книгу Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2) - Perry Rhodan страница 32

Название: Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2)

Автор: Perry Rhodan

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Perry Rhodan-Erstauflage

isbn: 9783845353784

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      Sie zog die Augenbrauen hoch. »Wofür? Weil ich die Wahrheit ausspreche?«

      Der Gleiter hatte sie am Ufer des Meeres abgesetzt, wo sie einige Schritte gingen, den Blick auf die schroffen, roten Felsformationen gerichtet.

      Die Atmosphäre war etwas dünner als auf der Erde, und die Luft schmeckte kaum wahrnehmbar bitter. Sämtliche Analysen bestätigten, dass sich Terraner ohne Schwierigkeiten auf dem Mars aufhalten konnten ... ganz anders, als es auf dem Planeten des normalen Solsystems der Fall gewesen wäre. Die Durchschnittstemperatur lag weitaus höher als dort. Weil dieser Planet eine dichtere Atmosphäre hatte, speicherte er die Sonnenwärme besser.

      Der Mars in diesem Solsystem wies mehr Unterschiede zum Original auf – wenn man von einem Original sprechen konnte –, als alle sonstigen solaren Welten zusammengenommen. Das mochte mit dem mehrfachen Austausch und Wandel zu tun haben, den das Original mitgemacht hatte.

      »Zurück zu deiner Frage«, sagte er. »Noch fünf Minuten, bis wir zum Gleiter zurückgehen müssen, damit die Flugzeit passt und wir pünktlich am Punkt Skia ankommen, wo Gisso Appelles wartet.«

      Sie schmunzelte. »Hast du auch schon die Schritte gezählt? Nur um sicherzugehen, dass die Planung wirklich funktioniert?«

      »Habe ich nicht«, sagte er. »Mir genügt eine grobe Schätzung.« Tatsächlich hatte er einen Puffer von vier Minuten eingebaut, was ihm ausreichend erschien. »Notfalls soll die Residentin warten.«

      »Wirst du auf deine alten Tage rebellisch?«

      »Es wäre nicht das erste Mal«, sagte er. »Ich habe so einiges mitgemacht, weißt du?«

      »Ist dir schon aufgefallen, dass immer wieder dieses Thema im Hintergrund mitschwingt?«

      »Welches?«, fragte Adams.

      »Die ganzen Erfahrungen, die hinter dir liegen ... also dein Alter ... und damit der Zellaktivator.« Sie schnippte mit Daumen und Mittelfinger der rechten Hand. »Wir kommen ständig darauf zurück.«

      Er blieb stehen. »Ich war in meinen Sechzigern, als eine Zelldusche meinen Alterungsprozess stoppte.«

      »Wir müssen nicht ...«

      »Warum nicht?«, unterbrach er. »Ein wenig älter als du gerade – wobei es damals etwas ganz anderes bedeutete, über sechzig zu sein als heutzutage. Du bist jung, ich war ... nun, nicht unbedingt alt, aber am Altwerden. Die Zelldusche verlängerte mein Leben, ich blieb sozusagen so alt, wie ich eben war. Bis ich den Zellaktivator erhielt, sollten noch fast 350 Jahre vergehen. Ich trage ihn seit knapp drei Jahrtausenden, wenn es auch nicht mehr das Originalgerät ist.«

      »Eine seltsame Vorstellung. Nicht altern. Immer bleiben.«

      »Man gewöhnt sich daran.«

      »Du hattest zumindest genug Zeit dafür. Und jetzt sag mir – wie fühlt es sich an?«

      »Lass mich kurz nachdenken«, bat er.

      »Tu nicht so – du hast das längst erledigt.«

      »Aber ich kenne keine pauschale Antwort. Zunächst mal: Ich bin nicht unsterblich. Wenn ein plötzliches Erdbeben uns verschüttet, ist es in einer Minute vorbei. Sobald du eine Waffe ziehst und mich erschießt ... Ende.«

      »Werde ich nicht«, versicherte sie.

      Er winkte ab. »Du weißt, was ich meine. Es gibt für mich keine absolute Sicherheit. Ich habe es über einen ziemlich großen Zeitraum geschafft, aber die Zahlen sprechen gegen mich. Leider kann ich dir eine Menge Zellaktivatorträger nennen, die ich kannte und die gestorben sind. Und damit nähern wir uns einem der größten Probleme eines so langen Lebens.«

      Er wusste ihren Gesichtsausdruck nicht zu deuten. So hatte er sie noch nie erlebt. Sie wirkte unsicher.

      »Wir müssen zurück zum Gleiter«, sagte sie.

      Adams blieb stehen. »Ich habe viele Menschen verloren. Manchmal denke ich, ich weiß gar nicht mehr, wie man trauert. Weißt du, man wird nicht besser darin, nur weil man es oft durchmacht. Man kann es nicht üben. Stattdessen entrückt die Trauer weiter und weiter, wird von Mal zu Mal unwirklicher.«

      Sie schwiegen.

      »Und sobald ich eine Freundschaft eingehe, spielt dabei immer die Frage mit, wie es sein wird, wenn es endet«, sagte er, als sie sich dem Gleiter wieder näherten. »Du bist jung, Amalia, wenig über sechzig, du kannst noch hundert Jahre oder mehr leben, und trotzdem ... wenn es so läuft wie seit drei Jahrtausenden, stehe ich irgendwann an deinem Grab. Und daran ändert unsere Abmachung gar nichts – wir sind kein Liebespaar, aber du bist eine Freundin, und ich werde dich verlieren.«

      »Entschuldige«, sagte sie.

      »Was?«

      »Dass ich dich gezwungen habe, dich auf mich einzulassen.«

      »Hast du nicht.«

      »Ich bin gut darin, andere zu manipulieren. Und im Unterschied zu deinem Trauervorgang lernt man das sehr wohl. Meine Mitmenschen merken nichts davon.«

      »Ich lasse mich freiwillig auf dich ein«, versicherte er. »Und was ich dir eben gesagt habe ... ich glaube, das war mir noch nie so bewusst. Allein dafür schulde ich dir etwas.«

      »Ich verspreche dir etwas.«

      Er sah sie fragend an.

      »Wenn ich alt werde«, sagte sie, »gehe ich weg. Einfach so. Du musst nicht an meinem Grab stehen.«

      »Aber vielleicht will ich das.«

      »Ha!« Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Und wem soll ich das erzählen? Wisst ihr, ich treffe mich mit einem Mann, der mir gesagt hat, dass er an meinem Grab stehen will! Alle werden begeistert sein!« Sie ging los. »Und jetzt sollten wir uns beeilen, Gershwin – Punkt Skia wartet, und du willst doch die Residentin nicht ernsthaft verärgern, oder?«

      *

      Körperlich hatte Gisso Appelles, die Frau, in der Homer G. Adams von Anfang an das Potenzial gesehen hatte, der Menschheit an diesem Ort vorzustehen, eine herausragende Eigenschaft: Sie war groß. Wahrscheinlich fielen ihre 2,12 Meter noch stärker auf, weil sie außerdem sehr dünn war.

      Ihr Gesichtszüge waren sanft, das blonde Haar breitete sich offen und weit gefächert über den Rücken aus, wo es bis zur Taille reichte. Wie sie es hinbekam, dass die Frisur stets perfekt saß und die Schultern wie ein Tuch umschmeichelte, blieb ihr Geheimnis – Medienberichte munkelten, sie wäre eitel und trüge eine gestärkte Perücke.

      Die künstliche Haarpracht stritt sie ab, zu ihren Charaktereigenschaften äußerte sie sich niemals öffentlich. In ihrer Antrittsrede hatte sie gesagt: Es gibt Wichtigeres als die Frage, ob mich irgendwelche Berichterstatter mögen oder nicht.

      Homer G. Adams traf sie am Punkt Skia, und er kam pünktlich an, sogar eine Minute vor ihr.

      Den Namen für diesen Ort hatte er selbst erfunden – nach dem altgriechischen Wort für Schatten. Bislang kannte diese Bezeichnung niemand außer Amalia, die im Gleiter wartete. Er hatte sie eingeladen, am Treffen СКАЧАТЬ