Название: Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2)
Автор: Perry Rhodan
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Perry Rhodan-Erstauflage
isbn: 9783845353784
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»Ohne dich hätte ich nie den Mars gesehen, Gershwin«, sagte Amalia.
Homer G. Adams blickte gemeinsam mit ihr durch die Panoramafront des ehemaligen Touristengleiters, der inzwischen als offizieller Regierungskreuzer fungierte und ihm zur Verfügung gestellt worden war. Vor ihm breiteten sich eine rote Sandebene und ein karstiges Gebirge aus, das aussah wie erstarrtes Feuer. Dahinter lag ein blaugrüner Ozean. Er erstreckte sich, so weit das Auge reichte, und verschmolz am Horizont mit den Farben des Himmels. Niemand könnte sagen, wo das Wasser endete und das Farbenspiel der Luft begann.
»Ich glaube eher, ich hätte ihn ohne dich nicht gesehen«, sagte er.
»Lügner. Jemand wie du kommt überall herum.«
»Aber ich hätte ihn nicht so wahrnehmen können, wie ich es jetzt kann. Du hast mich gelehrt, anders hinzuschauen.«
Sie schwieg, und er wusste nicht, ob sie sich ärgerte oder geschmeichelt fühlte. Sie redeten nicht über solche Dinge, die in die Nähe von romantischen Gefühlen führten.
»Wir verbringen Zeit miteinander«, hatte sie damals bei ihrer Entlassung aus der Klinik gesagt, als er ihr marsianische Fenchelminze überreicht hatte, »aber wir sind kein Liebespaar.« So lautete ihre Vereinbarung, und Homer G. Adams war jemand, der sich sehr korrekt an Absprachen hielt.
Klare Regeln funktionierten fast so gut wie Zahlen. Beide waren logisch und ermöglichten, nach einem wohlgeordneten Muster zu handeln, und das wiederum vereinfachte die Dinge. Und Amalia war längst Teil seines Musters, wenn er nicht seinen Geschäften und sonstigen Pflichten nachgehen musste. Besser gesagt, sie webte kräftig an diesem Muster mit und formte es dadurch.
»Geh tiefer!«, befahl er dem Robotpiloten. »Such eine der Delfinschulen.«
»Delfine?«, fragte Amalia.
»Selbstverständlich ist es nicht die richtige Bezeichnung, weil sie sich völlig unabhängig entwickelt haben, aber sie ähneln diesen irdischen Tieren so sehr, dass ich ...«
»Ich verstehe, was du meinst«, unterbrach sie.
»Natürlich.«
»Eine Sichtung dreißig Kilometer südlich«, meldete die Positronik des Gleiters. »Ich korrigiere den Kurs entsprechend. Ankunft in etwa vier Minuten. Oder soll ich stärker beschleunigen?«
»Nicht nötig«, entschied Adams.
Die beiden schwiegen, während sie über den Ozean hinwegzogen. Das Meer lag fast bretteben da, nur vereinzelt bildeten sich weiße Schaumkronen auf kleinen Wellen. Dank der Kurskorrektur lag nun das rote Gebirge am Horizont.
»Du hast Sorgen, Gershwin«, sagte Amalia, und es war keine Frage.
»Muss ich das nicht, wenn unsere neue Residentin ...«
»Nein«, fiel sie ihm ins Wort. »Musst du nicht.«
Er wollte ihr sagen, dass sie sich irrte, aber erstens hätte das sowieso nichts gebracht, und zweitens ... nun, stimmte es wohl. Was half es, sich zu sorgen? Seine Gefühle änderten nichts an der Gesamtlage. Die Dinge entwickelten sich davon völlig unbeeindruckt weiter, egal wie sehr er sich mit den Umständen quälte.
»Lebst du auch nur einen Atemzug länger, wenn du dich grämst und negativ auf die Welt schaust?«, fragte sie.
»Sagt ausgerechnet die Frau, die mir am Tag unserer ersten Begegnung mitgeteilt hat, dass sie lieber gestorben wäre.«
»Ganz so war es nicht. Und außerdem ... als Tote würde ich mir bestimmt keine Sorgen mehr machen.«
»Du hast immer eine Antwort parat, oder?«
Sie hob die Schultern. Ihre Haare färbte sie seit dem Unfall schwarz. Sie trug sie zu einem Knoten im Nacken gebunden. Es ließ sie älter aussehen, fand er, nicht wie einundsechzig. »Erzähl mir trotzdem von dem, was dich bedrückt. Auch wenn es nicht nötig wäre, interessiert es mich.«
»Du weißt, dass ich Gisso Appelles von Anfang an gefördert habe. Seit sie zur Residentin gewählt worden ist, hat sie ...«
»Bereust du deine Unterstützung?«
»Nein«, antwortete er spontan, dachte nach und wiederholte: »Nein. Ich glaube immer noch, dass sie die Beste für diesen Posten ist. Aber das Amt überfordert sie. Zu viel Verantwortung. Kein Wunder – wir wurden in einen fremden Kosmos geworfen und müssen uns zurechtfinden. Und sie bildet die Speerspitze. Sie verantwortet alle Entscheidungen, für Terraner und all die Fremdwesen, die auf Terra waren und denen sie genauso als Residentin vorsteht. Wusstest du, dass es nur einen einzigen Fligoraner auf der Erde gibt? Kannst du dir vorstellen, wie er sich fühlt? Und dass er Rechte einfordert, als Vertreter seines Volkes?«
»Zu viel Verantwortung für einen einzelnen Menschen«, wiederholte Amalia einen Teil seiner Worte.
»Eben.«
»Ich spreche nicht von Gisso Appelles. Sondern von dir. Du packst dir eine Menge auf den Rücken. Kein Wunder, dass du gekrümmt gehst.« Sie legte ihm die Hand auf die Schulter. Sie fühlte sich warm an. »Gisso ist die Residentin, nicht du, vergiss das nicht.«
»Das ist die Gewohnheit, schätze ich«, sagte Adams. »Man fühlt sich verantwortlich. Das bringt das Tragen eines Zellaktivators mit sich.«
»Und deshalb, Gershwin, könntest du mich mit so einem Ding jagen. Ist dir übrigens aufgefallen, dass wir über vieles sprechen, aber nie darüber, wie es sich anfühlt, unsterblich zu sein? Also, von diesem Geplänkel eben abgesehen. Das zählt nicht.«
»Vielleicht wird es Zeit für dieses Thema«, meinte er, fragte sich allerdings, was er ihr sagen sollte.
»Später«, wiegelte sie ab. »Schau, dort unten!« Sie deutete durch die Sichtscheibe auf die Delfine, die keine Delfine waren, sich darüber aber keine Gedanken machten und munter aus den Wellen sprangen.
*
Ein Besuch auf dem Mars war durchaus machbar, wenn auch nicht mehr so alltäglich wie vor dem Wechsel in ...
... wo immer sie sich befanden. Andere Reisen, die früher selbstverständlich gewesen waren, stellten die Menschheit nun vor gewaltige oder gar unüberwindliche Probleme. Die extrem erhöhte Hyperimpedanz degradierte die meiste Triebwerkstechnologie zu nutzlosem Schrott. Ein ganzes Heer an Ingenieuren arbeitete an diesem Problem, und es zeichneten sich erste Erfolge ab, doch bis Ersatztriebwerke wirklich zum Einsatz kommen konnten, würde geraume Zeit vergehen. Von einer Serienreife war längst nicht zu sprechen.
Homer G. Adams war nicht zum reinen Privatvergnügen zum Mars gereist, aber es war ihm gelungen, Amalia mit auf diese Dienstreise zu nehmen und sich ein Zeitfenster zu schaffen, in dem er keine anderen Verpflichtungen hatte.
Dennoch, die Uhr tickte.
»Wie viel Zeit bleibt dir?«, fragte Amalia.
»Manchmal bist du mir unheimlich«, meinte er. »Genau darüber habe ich gerade nachgedacht.«
»Falls du Angst hast, ich könnte ein Telepath sein, der dich ausspioniert – vergiss es. Ich kann mich СКАЧАТЬ