Название: Chronik eines Weltläufers
Автор: Hans Imgram
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Karl May Sonderband
isbn: 9783780216243
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Samstag, 3. Oktober 1868:
Winnetou und ich machten uns deshalb auf den Weg und kamen schon am zweiten Tag an den Cedar Creek. Wo nun den Pedlar finden? Es gab in der Nähe ein Blockhaus, in dem ein weißer Ansiedler wohnte, bei dem wollten wir uns erkundigen. Erst als er tatsächlich wusste, wer wir waren, ließ er uns in seine Hütte, denn er befürchtete, von den Okananda-Sioux überfallen zu werden, die momentan in dieser Gegend ihr Unwesen trieben. Ein Gehilfe des Pedlars sollte heute Abend zurückkommen. An ihn könnten wir uns dann wegen des Verkaufs der Felle wenden. Als dieser eintraf, wurde ich das Gefühl nicht los, dass man ihm nicht ganz trauen könne, zumal er angeblich nicht wusste, wo sich Mr. Braddon, der Pedlar, momentan aufhielt. Da wir nicht in der Hütte schlafen wollten, legten Winnetou und ich uns hinaus zu unseren Pferden. Nachts wurden wir beide wach und sahen, dass einige Gestalten auf das Blockhaus zukrochen. Wir konnten uns eine schnappen. Es war der Häuptling der Okananda-Sioux selbst, für uns ein guter Fang. Durch Verhandlungen erreichten wir, dass die Indianer abzogen, ohne sich am Besitzer der Blockhütte zu vergreifen, der sich ohne ihre Erlaubnis hier niedergelassen hatte. Rollins, der Gehilfe des Pedlars, aber wollte ihnen nachgehen, um zu sehen, ob sie wirklich die Gegend verlassen würden.
Sonntag, 4. Oktober 1868:
Am Morgen ritten wir mit Rollins vom Blockhaus fort, um ihn zu Old Firehand zu führen, wo er sich die Felle ansehen wollte. Unterwegs trafen wir auf drei Fußgänger, die sich auf Stöcke stützten und angaben, von den Okananda-Sioux überfallen worden und jetzt nach Fort Randall unterwegs zu sein. Sie schlossen sich uns an. Und da mein Misstrauen gegen Rollins wieder aufgekommen war und Winnetou zudem die Meinung hegte, die drei angeblich von den Indianern Überfallenen schauspielerten nur, waren wir beide doppelt vorsichtig. Als es dunkel wurde und auch noch zu regnen anfing, lagerten wir nicht draußen auf der Prärie, sondern in einem nahe gelegenen Wäldchen. Winnetou schien plötzlich etwas zu bemerken, denn er setzte zu einem ‚Knieschuss‘ an, legte sein Gewehr dann aber wieder ab und wollte nun die Pferde inspizieren gehen. Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis er zurückkam. Zu spät bemerkte ich, dass sich ein völlig Fremder Winnetous Saltillodecke übergehängt hatte. Er schlug mich mit dem Gewehrkolben besinnungslos.
Montag, 5. Oktober 1868:
Als ich wieder zu mir kam, graute bereits der Morgen. Ich war gefesselt. Da vernahm ich eine Stimme, die ich kannte: Es war die Stimme von Santer, dem Mörder von Intschu tschuna und Nscho-tschi, dem Vater und der Schwester Winnetous. Winnetou, den man krummgeschlossen hatte, und ich befanden uns in einer sehr misslichen Lage, denn von Santer hatten wir beide keine Gnade zu erwarten, zumal dieser ja wusste, dass Winnetou immer hinter ihm her sein würde, um seinen Vater und seine Schwester zu rächen. Uns konnte nur eine List helfen, wir mussten Santers Habgier nach Gold und Reichtum wecken, um ihm vielleicht dadurch zu entkommen. Santer war der Pedlar, den wir gesucht hatten, und die drei hilfsbedürftigen Fußgänger waren seine Gehilfen, während Rollins angeblich nicht zu ihm gehörte und gestern Abend entkommen war. Als wir beide dann allein zusammenlagen, sprachen wir heimlich über den Goldschatz, den Winnetou angeblich nur eine Tagesreise von hier versteckt hatte, denn wir ahnten, dass Santer unser Gespräch belauschen würde. Seine Gier nach Reichtum und Gold schien momentan größer zu sein als die, uns zu töten, denn wir würden ihm ja sowieso wieder in die Hände fallen. Dann wurden die drei Helfer von Santer losgeschickt, die Umgegend nach Rollins abzusuchen und ihn zu fangen. Und sie brachten ihn tatsächlich nach einiger Zeit herbei. Santer und Rollins spielten ihre Rollen so, als ob sie gute Bekannte seien, die sich nach langer Zeit wieder einmal sahen. Sie taten schließlich so, als ob Rollins es durch seine Fürsprache fertig brächte, dass wir später mit allem, was wir besaßen, freigelassen werden sollten. Santer ritt mit den anderen fort und Rollins sollte uns am Abend befreien, sodass wir in der Nacht Santer nicht mehr folgen konnten. Als uns Rollins dann die Fesseln abnahm, ritten wir mit ihm in der Dunkelheit in Richtung der ‚Festung‘.
Dienstag, 6. Oktober 1868:
Am Morgen wurde eine kurze Rast gemacht und gegen Mittag wieder. Dann schnappten wir uns Rollins und banden ihn an einen Baum. Später, nach der Überwältigung Santers, wollten wir ihn hier abholen. Wir ritten etwas seitwärts zurück, denn wir wollten nun Santer abfangen, der uns bestimmt auf unserer Spur folgte. Es war noch anderthalb Stunden Tag, und bis dahin musste er uns eingeholt haben. Als wir etwas später in der Ferne einen Reiter sahen, der in die Richtung ritt, aus der wir Santer erwarteten, ahnten wir nichts Gutes. Ich ritt zurück und stellte fest, dass jemand Rollins befreit hatte und dass dieser Jemand, der Fußspur nach, kein anderer als Sam Hawkens gewesen sein konnte. Ich jagte zu Winnetou zurück und wir ritten nun auf unserer alten Fährte so weit, bis wir auf eine Spur von vier Reitern trafen, die mit einem anderen Reiter zusammengetroffen waren und eine andere Richtung eingeschlagen hatten. In der hereinbrechenden Dunkelheit mussten wir die Verfolgung aufgeben und ritten stattdessen zur ‚Festung‘, wo wir ankamen, als der Mond aufging. Da sich der Zustand von Old Firehand etwas verschlechtert hatte, bat mich Winnetou, hierzubleiben und nicht mit ihm Santer zu jagen, denn ich würde hier jetzt notwendiger gebraucht.
Mittwoch, 7. Oktober 1868:
Noch schien der Morgenstern hell, da ritten wir miteinander hinaus in den Wald, und gerade als es tagte, hielten wir an der Stelle, wo wir vor der neuen Fährte Santers umgekehrt waren. Ein Druck seiner Hände für mich, ein lauter, gellender Zuruf an seinen Rappen, und er jagte davon, dass sein langes, herrliches Haar wie eine Mähne hinter ihm herwehte.
Mittwoch, 28. Oktober 1868:
Ich war in das Lager von Old Firehand zurückgekehrt. Einige Tage später erfuhren wir von den Soldaten, die die Verbindung zwischen Fort Randall und der ‚Festung‘ aufrecht hielten, dass einige Jäger und Fallensteller einer Pelzhandelsgesellschaft im Fort angekommen waren und sich dort einige Zeit von den Strapazen der Jagd erholen wollten. Sie wären vermutlich bereit, Old Firehands Bestand aufzukaufen. Daraufhin ritt Sam Hawkens mit Dick Stone und Will Parker hinüber ins Fort, um die Abholung der Felle zu organisieren. Als alles zu Old Firehands Zufriedenheit erledigt war, konnte man an eine Abreise nach Osten denken, zumal sich sein Zustand rasch gebessert hatte. Gemeinsam ritten wir nach Fort Randall, wo wir uns vom ‚Kleeblatt‘ verabschiedeten, das nach Westen zu den Black Hills wollte.
Im Fort ging ich zum Store, um meine Munition zu ergänzen, und fand hier eine Gesellschaft von Männern, die um einen ‚Old Shatterhand‘ saßen und mit Begierde seinen Flunkereien lauschten. Ich fragte ihn, ob er wirklich Old Shatterhand sei, und als er die Frage bejahte, erklärte ich, dass ich der einzige Mann sei, der das Recht besitzt, diesen Namen zu führen. Da er mich hierauf einen Lügner nannte, führte ich den Beweis, dass ich die Wahrheit gesagt hatte: Ich gab ihm die Faust an den Kopf. Wie ich erfuhr, war er ein aus Iowa gebürtiger Fallensteller namens Stoke.5
Ich begleitete Old Firehand und Harry bis nach Omaha, wo sich Firehand bei seinem älteren Sohn erholen wollte. Eigentlich war es meine Absicht, in die Heimat zurückzukehren: doch wohin mit meinem Hatatitla? Da es hier oben bald Winter wurde, gedachte ich mir ein entsprechendes Quartier zu suchen. Mir fiel der Bärenjäger Baumann ein, dem ich ja versprochen hatte, irgendwann bei einer meiner Nordamerika-Reisen einmal wieder vorbeizukommen. Deshalb lenkte ich Hatatitla nach Westen zu.
Ende Februar 1869:
Der Winter brach kurzfristig herein. Ich hatte es gerade noch rechtzeitig zum Haus des Bärenjägers geschafft, das an einem Nebenflüsschen des СКАЧАТЬ